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Gekochte Borkum-Funde

Begonnen von peter-h, Juni 29, 2010, 18:06:55 NACHMITTAGS

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peter-h

Ein Rückblick zur Kornrade 7,

da hatte doch ein kleines Gläschen vom feinen Wattschlick, danke Kathleen,  schön schwarz und herrlich duftend, ganz verlassen auf dem ersten Tisch gestanden. Jeder der wollte durfte sich bedienen.   :D
Und der Rest ?
Ich konnte die Finger nicht vom schwarzen Schlick lassen und bin nun endlich nach 14 Tagen zur ersten Kochstunde gekommen. Nach welcher Rezeptur aber ?  Diesmal brutal !
Also Knabberwasser , Piranhasäure oder auch Peroxomonoschwefelsäure genannt angesetzt und mit dem Schlick gekocht  :o
Bitte nicht ohne entsprechende Ausrüstung und Kenntnisse nachahmen !!!
Nach 1 Stunde bei leichtem köcheln dann abgekühlt und ein erster Waschgang. Jetzt erst grob gefiltert ( 250µm Sieb).

Merkwürdige kleine weiße Stückchen ?  Also nicht gleich verworfen, sondern unters Stemi.



Und diese Reste haben 1 Stunde die heiße Säure überlebt ! Ich dachte nur SiO2 hält das aus  ???
Wer tiefer eintauchen möchte, hier eine große Version.:
http://www.mikroskopie-ph.de/10-06-29-Borkum-Reste.jpg  Achtung 2,8 MB !

10 Bilder mit HeliconFocus gestackt. Ges. Bildbreite 11 mm.

Viel Spaß beim Betrachten
Peter Höbel


Mila

Hallo Peter,

wunderschön sind die weißen "Stückchen", da hat sich unsere Wattwanderung ja wirklich gelohnt, nicht wahr, Kathleen? :)

Herzliche Grüße, vor allem an die MAB-Mitglieder ;)
Mila

Kathleen

@Mila:
Zitatda hat sich unsere Wattwanderung ja wirklich gelohnt,
Jaaa, ganz offensichtlich ;D ;D!!  Und ich bin schon sehr gespannt auf die Fundstücke << 0,25mm... (wie bekommt man hier eigentlich Sonderzeichen wie zB. griechische Buchstaben eingefügt?)

@Peter: Nun bin ich aber sehr erstaunt! So etwas habe ich in meinen Schlickproben noch nicht entdeckt. Es lohnt sich also, auch den oberen Siebfraktionen Beachtung zu schenken.
Schön wäre es, wenn ein kundiger Mikroskopiker Deinen Fundstücken einen Namen zuordnen könnte!

Eine gute Nacht wünscht
Kathleen



TPL

Lieber Peter,
Schneckenschalen bestehen aus einem dünnen, äußeren, hornigen Periostrakum und einer inneren i.a. dickeren Schicht aus Aragonit (orthorhombisches CaCO3) -Lagen. Aragonit ist in Säuren ähnlich löslich wie Kalzit. Deshalb vermute ich, dass Deine Behandlung dieses Cocktails mit den Sulfiden, die dem Wattschlick die dunkle Farbe und den fauligen Geruch geben, zu irgendeiner lustigen Reaktion geführt haben, bei der das Karbonat teilweise erhalten blieb (das wissen vielleicht die Chemiker?). Vielleicht, weil die Säure anderweitig beschäftigt war? Auf den Schalen scheinen Gipsnädelchen (CaSO4) gewachsen zu sein - ein bisschen so sehen die klaren kleinen Kristalle auf Deinem Bild jedenfalls aus.

Brachystomina sieht etwa so aus, aber es gibt noch einige andere Gattungen, die ähnlich sind (z. B. Assiminea, Hydrobia).

Schönen Gruß, Thomas

peter-h

Hallo Thomas,

die feinen Nadeln sind optisch aktiv, also vermutlich Gips. Mehr kann ich jetzt nicht prüfen.
Eine neue Probe werde ich aber in anderer Weise (herkömmlich) aufbereiten und sehen was dann als Rückstand bleibt.
Und ein weiterer Versuch wird nur mit H2O2 und etwas Soda gekocht. Das könnte dann mehr Klarheit bringen.

Viele Grüße
Peter

TPL

Hallo Peter,
ich nehme an, Du meinst doppelbrechend?
Vorsicht mit H2O2 bei Proben, die Sulfide enthalten: Ein Chemker müsste es korrekt erklären, aber ganz grob kann ich Dir vorhersagen, dass dabei ebenfalls Schwefelsäure oder schweflige Säure entsteht, die Karbonatschalen normalerweise an- oder auflöst. Wir haben in solchen Fällen einfach ein bisschen Schreibkreide zur Probe gegeben. (Für Untersuchungen auf kalkiges Nannoplankton sind die dann natürlich nicht mehr zu gebrauchen ;)).

Viel Erfolg mit den duftenden Proben, Thomas

treinisch

Hallo Thomas,

bin zwar Chemiker, wüsste so ad hoc aber nicht, wie da Schwefelsäure entstehen sollte,

Eher wird sowas in die Richtung passieren:

S2- + 2 H2O2 -> SO22- + 2H2O

Die H-Atome an direkt benachbarten Kohlenstoff-Atomen wären dann wohl leicht sauer. Es könnte aber auch
durchaus sein, dass der ganze Sulfon-Kram der da entsteht ganz passable Ca-Komplexe bildet! Gegen beides
würde die Kreide helfen!

Viele liebe Grüße

Timm
Gerne per Du!

Meine Vorstellung.

peter-h

Als kleinen Abschluß.

Es ging bei der Behandlung auch "Etwas" durch das Sieb.  :o
So sieht der Rest nach einem Sieb mit 80µm aus. Durch die falsche Erstbehandlung konnte sich vermutlich reichlich Gips bilden, der nun als Hauptbestandteil die Probe unbrauchbar macht.


Mit Polfilter und Hilfsobjekt sieht man dann auch die Verteilung der doppelbrechneden Stücke sehr deutlich.



Dann doch lieber nach einem bewährten Verfahren  ;D

Schöne Grüße
Peter

TPL

Lieber Peter,
ich nehme an, dass hier die Fraktion kleiner 80µm abgebildet ist (als "Rest" oder Rückstand bezeichnet man den Anteil, der nicht durchgeht).
Auch wenn das Hilfsobjekt die Bestimmung stört und Fernansprachen grundsätzlich heikel sind: ich erkenne in diesen Bildern nur ein Korn, das nach Gips aussieht oberer Bildrand, Mitte). Außer den paar Diatomeen werden die ungerundeten, überwiegend isometrischen Partikel mit den gelben, grünen und blauen Interferenzfarben überwiegend Quarz- Feinstsand und -Schluff sein (die Grenze liegt bei 63µm). Außerdem scheint auch Glimmer dabei zu sein (die großen plattigen Partikel). Die unregelmäßigen "Bollen" kann ich ohne höhere Vergrößerung, Tischdrehung und Standardbedingungen (KEIN Hilfsobjekt!) nicht identifizieren, aber insgesamt sieht das nach einer recht gewöhnlichen Zusammensetzung für eine Probe aus der Deutschen Bucht aus. Wenn Du mir ein Schmierpräparat oder eine Spatelspitze voll davon schickst, arbeite ich mich gern daran ab ;).

Schönen Gruß, Thomas

peter-h

Lieber Thomas,

Du hast natürlich Recht, es ist die Fraktion < 80 µm. Was letztlich diese Partikel auch sein mögen, ich kann sie bei der Aufbereitung für Diatomeen Streupräparate nicht gebrauchen. Daher ist die Probe schon längst im Müll. Du kannst also Deine Freizeit besser nutzen  ;D

Allerdings sind die Rückstände > 250 µm recht nett anzusehen. Ein weiteres Beispiel aus der Schlickprobe.
Einfache Behandlung mit H2O2 über 2 Stunden, auswaschen und unter dem Stemi gut erhaltene Stücke selektieren.



Das kleine Gehäuse hat die Maße 1,7 x 1,2 mm , Aufn.: Plan 2,5/0,08 , Dunkelfeld , 70 Bilder gestackt.
Bestimmung ?

Viele Grüße
Peter