Botanik: Graupappel (Populus canescens), Spross einer sehr jungen Pflanze *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, Juli 06, 2010, 14:29:24 NACHMITTAGS

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Hans-Jürgen Koch

Guten Tag zusammen !

Steckbrief  Grau-Pappel
wissenschaftlicher Name Populus canescens
deutscher Name   Grau-Pappel
   
Familie   Weidengewächse
(Salicaceae)
Gattung   Populus
Art   canescens
Herkunft   einheimisch
Wuchshöhe    ca. 30 Meter
Fruchtart   Kapselfrüchte
Wurzelsystem   Tiefwurzler
Frosthärte    –32°C
Bestäubung   Fremdbestäubung
Windbestäubung
Blattanordnung     wechselständig
Blattaufbau   einfach
Blattform   eiförmig
Blattrand   gezähnt
   


Beschreibung:
Die Grau-Pappel ist ein sommergrüner Laubbaum, der Wuchshöhen von bis zu 35 Metern und Stammdurchmesser über 1,5 m erreichen kann. Sie ist besonders durch ihre erst weißlich glatte bis später borkig schwarze Rinde mit tiefen Furchen bekannt. Die Rinde der Zweige ist gelblich bis hellgrau. Die Laubblätter sind rundlich bis dreieckig oder seicht fünflappig und etwa 7 × 7 cm groß. Sie sind beim frischen Austrieb dicht silbrig behaart. Später sind die Blätter oberseits dunkel glänzend graugrün, auf der Unterseite jedoch bleibend dicht behaart und dadurch grauweiß. Der Blattstiel ist etwa 5 cm lang, flach und behaart.
Die Grau-Pappel ist wie fast alle Arten der Gattung zweihäusig getrenntgeschlechtig (diözisch). Die Blütezeit ist im April. Die männlichen Kätzchen sind grau bis rötlich und während des Stäubens für einige Tage gelb. Die weiblichen Blütenstände sind grünliche Kätzchen, jedoch seltener zu sehen, da die Mehrzahl der Bäume männlich ist. Aus den weiblichen Kätzchen entwickeln sich weißwollige Samen.
Beschreibung des Holzes:


Frisch geschnitten hat dieses Holz einen säuerlichen Geruch. Der bedeutendste Verbraucher der Pappelhölzer ist die Sperrholzindustrie. Die aus ihm hergestellten Sperrholz und Tischlerplatten sind leicht.
Weiterhin wird dieses Holz für Kisten, Spankörbe, Schindeln, Zündhölzer, Zeichnungsbretter, Holzwolle, als Blindholz, in der Holzschnitzlerei und in der Zellulosefabrikation verwendet. Sein Heizwert ist sehr gering.
    
Pappelholz ist ein helles, weißliches, rötlichbraunes bis bräunliches, zerstreutporiges Laubholz. Die Gefäße werden durch das ganze Jahr sehr gleichmäßig gebildet. Früh- und Spätholz ähneln sich, das Holz ist daher gleichmäßig aufgebaut. Trotzdem sind deutlich Jahresringe erkennbar, da das Spätholz zu den Jahresringgrenzen ein schmales dichteres Band bildet. Bei den Pappeln sind Splintholz und Kernholz deutlich getrennt.
Das Kernholz  der Grau-Pappel ist dunkel, rötlichgelb bis gelblichbraun.
Splintholz ist das junge, physiologisch aktive Holz unterhalb des Kambium im Stamm eines Baumes. Seine Kapillaren leiten Wasser und Nährsalze in die Baumkrone und speichern Zucker und Stärke im Parenchym. Mit zunehmendem Alter verliert das Splintgewebe an Lebenskraft und verwandelt sich bei manchen Baumarten in Kernholz. Diesen Vorgang nennt man Verkernung.

Bild 01


Bild 02

Holzschuhe wurden in den Niederlanden meist aus Pappelholz gefertigt

Schnitt: Schlittenmikrotom Reichert-Jung Hn 40 mit schräg gestelltem Messer,30 µm.

W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau) modifiziert

Arbeitsablauf :
1. Schneiden des frischen Jungtriebes mit 70 % Ethanol
2. Fixieren in 70 % Ethanol über Nacht
3.  Alkoholreihe bis zum 30%igen Ethanol
4. Wasser entmin. 3x wechseln je 1 Minute
5.  Vorfärbung  Acridinrotlösung      20 Min.
6. Auswaschen mit Aqua dest.  15 Sek.
7.  Acriflavinlösung     15 Sekunden
8. Auswaschen mit Aqua dest.  15 Sek.
9.  Nachfärbung  Astrablaulösung   mit Wasser  verdünnt    1 : 2         3 Min.
10.  Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben
11.  Entwässern mit 2x  gewechseltem Isopropylalkohol    99,9 % !!!!
12.  Als letzte Stufe vor dem Eindecken Xylol einzusetzen
13.  Einschluss  in nicht fluoreszierendes synthetisches Eindeckmittel(z.B.  Entellan )

Ergebnis :
Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot. Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot
Zellwände der innenliegenden Hypodermis  tiefrot, Suberin und Cutin hellrosa.

Nikon D5000
Bildbearbeitung – keine

Bild 03
Spross einer sehr jungen Pflanze
Makroaufnahme
(Populus canescens)


Bild 04
Querschnitt  Übersicht Graupappel  (Populus canescens)


Bild 05 + 06
Vergrößerung        Spross
(Populus canescens)




Bild 07
Fluoreszenz-Auflicht
Übersicht



Bild 08
Fluoreszenz-Auflicht
Vergrößerung



Freundliche Grüße
Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

Eckhard

Hallo Hans Jürgen

das ist sehr schön geworden und die Färbung ist Dir sehr gut gelungen.  

Beim Bild 6 habe ich den Eindruck, dass Du die Fokusebene nicht richtig erwischt hast.

Herzliche Grüsse
Eckhard

Edit: Muss Bild 5 heissen
Zeiss Axioscope.A1 (HF, DF, DIK, Ph, Pol, Epifluoreszenz)
Nikon SE2000U (HF, DIK, Ph)
Olympus SZX 12 (HF, DF, Pol)
Zeiss Sigma (ETSE, InLens SE)

www.wunderkanone.de
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Klaus Herrmann

Lieber Hans-Jürgen,

eine schöne sorgfältige Dok. und sehr gute Schnitte. Die Färbung finde ich auch gelungen!

Hast Du bei Bild 6 etwas Pol zugemischt? Bei dem Bild finde ich die Siebzelle in der Mitte schön getroffen!

# Eckhard:

ZitatBeim Bild 6 habe ich den Eindruck, dass Du die Fokusebene nicht richtig erwischt hast.

  meintest Du nicht Bild 5? Das scheint mir in der Tat leicht unscharf.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Eckhard

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Detlef Kramer

Hallo,

ich finde die Fotos auch sehr gelungen, auch das letzte. Allerdings, Klaus, ich wundere mich, dass Du mitten im Xylem eine Siebzelle entdeckst (?).

Ich schlage vor, dass es sich um eine Strahlzelle mit einseitig behöften Tüpfeln handelt, also eine Zelle des Strahls, der aus lebenden Zellen besteht und für die radiale physiologische Verbindung im Stamm sorgt.

Angesichts der Bedeutung der Pflanzenanatomie im Forum denke ich über eine theoretische Auffrischung bei K 8 nach!

Herzliche Grüße

Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

Vorstellung: Hier klicken

Eckhard

Lieber Detlef,

ZitatAngesichts der Bedeutung der Pflanzenanatomie im Forum denke ich über eine theoretische Auffrischung bei K 8 nach!

Das ist eine grossartige Idee.

Herzliche Grüsse
Eckhard
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Fahrenheit

Liebe Freunde,

zunächst einmal danke für die schöne Doku mit gelungenem Schnitt und sauber differenzierter Färbung an Hans-Jürgen.

Die Siebzelle habe ich auch lange gesucht und beim Runterscrolen zum Antworten dann Detlefs Kommentar gesehen.
OK - alles klar.  ;D
Bei den schön getüpfelten Zellen des Markstrahls und auch bei den großen Tracheen lohnt sich in der Regel der Einsatz des 100er-Objektives mit ein wenig Öl. Die Tüpfel sind oft so groß, dass sie schön im Detail angesehen werden können.

Pflanzenanatomie auf der K8 - sehr schön, das würde mir auch gefallen.

Herzliche Grüße
Jörg
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Und hier zur Webseite des MKB: Klick !

Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Hans-Jürgen Koch

Lieber Klaus,

ja, bei dem Bild 06 ist etwas Pol. zugemischt.

Gruß

Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

Rolf-Dieter Müller

Hallo Herr Koch,

ich kann mich nur den vorangegangen Anworten anschließen, Färbung und Aufnahmen sind gelungen. Die Färbung gewinnt sogar noch durch den verbliebenen Hintergrund.

Ein Tipp noch zur Schärfeinstellung, was ja gerade bei gering vergrößernden Objektiven nicht leicht ist. Ich nehme alle Einstellungen im Live-View-Modus vor und fotografiere auch damit. Der Sucher wird mit der mitgelieferten Okularabdeckung bedeckt und die Schärfe stelle ich mit Hilfe der der Lupenfunktion ein.

@Detlef: Eine Auffrischung in Pflanzenanatomie wäre richtig gut und danach schneiden und färben.

Viele Mikrogrüße
Rolf-Dieter Müller