Botanik: Der sandige Sandfreund - Gewöhnlicher Strandhafer (Ammophila arenaria)*

Begonnen von Fahrenheit, Juli 22, 2010, 22:45:44 NACHMITTAGS

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Jürgen Boschert

Liebe Freunde,

es gibt beide Begriffe:

bulliform kommt von Lat. bulla, die Blase
bulbiform kommt von Lat. bulbus, die Zwiebel.



Beste Grüße !

JB
Beste Grüße !

JB

Jürgen Ibs

Hallo Detlef,

an neueren Darstellungen, die auch die neueren Erkenntnisse über die C-4 und Cam-Pflanzen einigermaßen umfassend berücksichtigt, kenne ich nur
U. Lüttge, M. Kluge, C. Bauer.,Botanik;
E. Jäger, St. Neumann, E. Ohmann, Botanik, 5. Aufl.
und - noch am besten -P. H. Raben, R. F. Evert, S. E. Eichhorn, Biologie der Pflanzen, ab 4. Aufl.
Nur im letzteren taucht der Begriff auch im Register auf - so jeden Falls eine kurze Durchsicht.

Viele Grüße

Jürgen
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http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34.0

Detlef Kramer

Lieber Jürgen,

den Lüttge-Kluge-Bauer kenne ich notgedrungen; Du kannst ja mal schauen, wie oft Du meinen Namen darin findest. Aber zu den bulliformen Zellen sagt der nichts.

Raven et al.; das ist interessant. Ich habe ihn persönlich nicht, aber da werde ich nachschauen. Aber, auch das wird nicht erklären, woher sich das "bulbiform" in meinem Hirn eingebrannt hat.

Egal, die Sache ist aufgeklärt - es lebe das Forum!

Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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Fahrenheit

Liebe Freunde,

vielen Dank für die Erläuterungen zu den bulli- und bulbiformen Zellen. Lieber Detlef, Dein "Gang nach Canossa" wäre nicht nötig gewesen - aber er hat zu einer für mich lehrreichen Diskussion geführt.  :)

Natürlich war ich jetzt richtig neugierig und habe mal ein wenig genauer gesucht.

Zu den bulbiformen Zellen kann ich den Link auf ein PDF beisteuern: Feinstruktur der Chloridzellen von Eintagsfliegenlarven. Es handelt sich damit um eine bestimmte Ausformung eines Zelltyps, der der Salzregulation bei im Wasser lebenden Insektenlarven dient (den Zelltyp gibt es beispielsweise auch bei einigen Milbenarten).
Form und Funktion der Chloridzellen werden in dem File beschrieben.

Auch im Eschrich bin ich fündig geworden (Stichwort Gelenkzellen im Index): Eschrich, Funktionelle Pflanzenanatomie, 1995:
- Seite 59, Kapitel 2.12 Bulliforme Zellen
  Sinn und Funktion der bulliformen Zellen werden erläutert. Der Einrollmechanismus funktioniert aber auch ohne diesen Zelltyp
  durch Tugorverlust im Assimilationsparanchym (z.B. bei Stipa tenacissima)
  Dazu gibt es einige interessante Querschnittszeichnungen von verschiedenen Gräsern mit und ohne bulliforme Zellen:
- Seite 62, Abb 2.29 Toagras (Aristida ciliata)
- Seite 62, Abb 2.30 Kurzhängendes Moskitogras (Bouteloua curtipendula)
- Seite 64, Abb 2.32 Espartongrases (Stipa tenacissima - auch Halfagras).
  Dieses Gras ist als Federgras oder Engelshaar im Handel, die Blätter erreichen laut dem Maßstabsbalken der Zeichnung im Eschrich
  einen Durchmesser von etwa 3 mm. Es sollte leicht zu schneiden sein und bietet auch einen interessanten Querschnitt.
  Auffällig hier die einzelnen Stränge aus Phloemgewebe, die neben den regulären geschlossen kollateralen Leitbündeln vorhanden sind.
  Vielleicht hat das ja jemand im Garten?  ;)
 
Im Raven habe ich gestern den ersten Hinweis auf die bulliformen Zellen gefunden - das Buch hat mir so gut gefallen, dass ich es gleich bestellt habe (z.B. Amazon).

Zur Cuticula im Beitrag zur Mäusegerste aus "Le Naturaliste": ich glaube, in der Übersicht auf dem äußeren Blatt eine Cuticula zu erkennen - sie ist orange, wie bei der Färbung mit Etzold grün zu erwarten. Allerdings an den Blattspitzen deutlicher als in der Blattmitte. Am inneren Ring (wohl der Halm) kann ich aber ebenfalls keine Cuticula erkennen.
Ob die Pflanze an dieser geschützten Stelle wohl eine (zumindest bei dem gewählten Abbildungsmaßstab) erkennbare Cuticula ausbildet?
Bei der Qualität des Beitrags möchte ich nicht glauben, dass der Autor diese irrtümlicher Weise wegretuschiert hat.

Herzliche Grüße
Jörg

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Detlef Kramer

#19
Lieber Jörg,

wenn Du das Extrem in dieser Hinsicht suchst, musst Du das Blatt von Deschampsia cespitosa, der gewöhnlichen Rasenschmiele, schneiden. Ein häufiges Gras, das aber nicht leicht zu erkennen ist. Es sei denn, man hält das Blatt gegen das Licht: es ist von fast völlig durchscheinenden Längsrillen durchzogen.

Stipa-Arten findest Du bestimmt im Bot. Garten.

Vielen Dank für Deine Recherchen. Im Eschrich hatte ich nur im Sachverzeichnis geschaut, da fehlen die bulliformen Zellen, jedenfalls in meiner Ausgabe - dabei hat er dem Thema ein ganzes Kapitel gewidmet.

Mit der weggezauberten Cuticula habe ich nicht den Beitrag im französischen Forum gemeint; nein, das hat sich hier bei uns zugetragen.

Es stimmt: der Raven et al. ist ein sehr gelungenes Buch. Du solltest Dir aber auch den neuen Lüttge, Kluge, Thiel anschauen. Er wird im September erscheinen und einige Zeit zum Subscriptionspreis zu bekommen sein: http://www.wiley-vch.de/publish/dt/books/forthcomingTitles/LS00/3-527-32030-X/?sID=s9kfd33khea4vtpnrn0apb8ot4

Herzliche Grüße und schönes Wochenende,

Detlef
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Fahrenheit

Lieber Detlef,

danke für den Hinweis auf die Rasenschmiele. Ich hoffe, mir gelingt die Bestimmung.

Unser örtlicher Pflanzenmarkt hatte jede Menge Gräser, aber leider kein Engelshaar. Und ich hatte mir extra ein Döschen mit AFE mitgenommen. Aber im Botanischen Garten Bonn war ich sowie so schon länger nicht mehr ...  ;)

Im Eschrich habe ich gestern auch nach dem Stichwort "bulliforme Zellen" gesucht - und nichts gefunden. Abends hatten wir Freunde zu Gast und wir waren auch ein Stündchen am Mikroskop. Dabei wurde auch im Eschrich geblättert und mir viel der Querschnitt des Espartongrases ins Auge - Bildunterschrift gelesen und bingo.  :)

Den Beitrag hier im Forum, auf den Du anspielst, kenne ich. Ich wollte sagen, dass ich aufgrund der sorgfältigen Herangehensweise nicht glaube, dass der Autor im "Le Naturaliste" die Cuticula auf diese Weise wegretuschiert hat. 

Den Lüttge, Kluge, Thiel hat mir Frau Dr. Ritzerfeld-Verhaert empfohlen - er wird in der Biologie von Nonnenwerth genutzt. Der ist nächsten Monat dran.  :)
Eben sehe ich, dass die Autoren alle an der TU Darmstadt gelehrt haben - da ist klar, dass Du das Buch "notgedrungen" kennst.  ;D

Herzliche Grüße und auch Dir eine schönes Wochenende!
Jörg
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Jürgen Ibs

Lieber Detlef,

du hast hast natürlich recht. Speziell sagt euer Buch dazu überhaupt nichts, ich habe nur ohne Überprüfung die Titel genannt, die in meiner Kartei etwas genaueres zu Xerophyten, C-4 und CAM- Pflanzen sagen. Es war übereilt.

Grüße

Jürgen
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Detlef Kramer

Hallo Jörg, hallo Jürgen

Vorsicht: das Buch, welches in Nonnenwerth benutzt wird, ist sicherlich der Lüttge-Kluge-Bauer, von dem auch Mila begeistert ist. Der neue Lüttge-Kluge-Thiel baut darauf auf, ist aber viel ausführlicher (Zielgruppe: Botanik-Hauptfach-Studierende). Und er soll im August gedruckt werden.

Lüttge und Kluge haben beide in ihrer aktiven Zeit mit unterschiedlichen Methoden und Zielsetzungen am CAM und anderen ökophysiologischen Fragestellungen gearbeitet und da war ich natürlich auch etwas eingebunden und das erklärt auch, warum dieses Thema in dem LKB so ausführlich behandelt wird. Dieses Buch wird in seiner nächsten Auflage wahrscheinlich als preiswerte Paper-Back-Version erscheinen.

Herzliche Grüße

Detlef
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Rawfoto

Guten Abend

Leider kann ich die Bilder nicht sehen, sind die nicht mehr online?!?

:-)

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Fahrenheit

#24
Lieber Gerhard,

ja, sie sind zur Zeit offline. www.fotos-hochladen.net scheint ein Problem zu haben. Die Kopfseite lässt sich auch nicht öffnen.

Dafür läd der Thread jetzt so schön schnell. ;D ;D

Herzliche Grüße
Jörg

p.s.:
nu sind sie wieder da ...  ;)
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Fahrenheit

Lieber Detlef,

Du hast Recht, in Nonnenwerth haben sie den Vorgänger. Und ich habe mich schon gewundert, warum es bei einer Neuauflage einen Subscriptionspreis gibt.  :-[

Nun, ich warte auf alle Fälle bis August, da der 'Neue' - wie Du sagst - ja einen deutlich größeren Umfang haben soll. Paperbacks mag ich nicht so gerne, gerade bei solch dicken Büchern. Die Bindung hält einer halbwegs häufigen Nutzung oft nicht stand.

Herzliche Grüße
Jörg
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Rawfoto

Gerhard
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Fahrenheit

Lieber Gerhard,

auch Dir vielen Dank!

Wobei sich mit einer besser adaptierten Kamera über eine Trinotubus fotografisch sicher noch mehr herausholen ließe.

Herzliche Grüße
Jörg
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Muschelbluemchen

Hallo Jörg

Einfach wirklich grandios deine Schnitte - die Färbung toll gelungen. Ich bin da etwas neidig, da ich - weil ich über kein Rohmaterial mehr verfüge -
gar keinen neuen Schnitte von Strandhafer mit Etzold Grün oder Wacker machen kann.
Und ich bin froh hier was ausgelöst zu haben.
Wirklich eine Augenweide deine Fotos!

mit lieben Mikrogrüßen
Leopold

Muschelbluemchen

Hallo

Im Buch "Esaus Pflanzenanatomie"  http://books.google.at/books?id=KNvjhzboJ2cC&lpg=PP1&dq=esaus%20pflanzenanatomie&pg=PP1#v=onepage&q&f=true werden Bulliforme Zellen Seite 222, Kapitel 9.5.2 behandelt. Leider ist diese Seite in der Google Vorschau nicht vorhanden.
Teilweise kann man in der englischen Ausgabe das Kapitel über die Bulliformen Zellen durchlesen: http://books.google.at/books?id=0DhEBA5xgbkC&lpg=PP1&dq=esau's%20plant%20anatomy&pg=PA241#v=onepage&q&f=false

mit freundlichen Mikrogrüßen
Leopold