Liebe Pflanzenschnibbler,
nach dem Hinweis von Klaus möchte ich die Beschreibung zum Zuschneiden von Möhren für den Einschluss von Blättern aus dem
Strandhafer-Thread hier noch mal im "Wissensbunker" ablegen.
Lieber Eckhard, vielleicht stellst Du noch die von Dir entwickelte "Bohrlochmethode" für Sprosse und andere runde Pflanzenteile dazu, die Du uns auf der letzten Kornrade gezeigt hast, das würde das Thema abrunden.
Um flache Proben, wie zum Beispiel Blätter mit dem Handzylindermikrotom oder auch freihand zu schneiden, eignet sich die Möhre gut als Einschlussmittel, das die Probe stützt und einen sauberen Schnitt ermöglicht.
Wichtig ist es dabei, die Probe nicht zu quetschen, aber doch in der Schnittebene sicher zu halten. Dazu verwende ich den folgenden kleinen Trick:
Aus der Mitte der Möhre wird ein Quader passender Größe geschnitten und diesen mittig geteilt. Wichtig ist, dass der Quader nicht nur aus dem Zentralzylinder besteht, sondern auch umliegendes Gewebe enthält. Lässt man die beiden Stücke eine Weile liegen, krümmen sie sich durch den verdunstungsbedingten unterschiedlichen Volumenverlust der beiden Gewebearten nach außen. Der stabilere Zentralzylinder schrumpft dabei weniger als das umliegende Gewebe. Das Prinzip ist dabei das gleiche, wie bei den Rollblättern des Strandhafers.

Nun legt man beide Stücke mit den Außenseiten nach innen zusammen. Zwischen diesen kann nun die Probe eingelegt und ins Mikrotom geklemmt werden.
Durch die Krümmung wird gerade an der Schnittstelle immer ein wenig Druck auf die Probe ausgeübt, ohne das Material zu quetschen.
Dabei fallen Krümmung und Druck um so stärker aus, je mehr Parenchym der Quader enthält.
Zur Verdeutlichung schnell ein paar Bilder:
Bild 1: ein passendes Stück aus der Möhre schneiden, auf senkrechte Schnittführung achten.

Bild 2: den Quader in der benötigten Größe zuschneiden, auch hier wieder auf senkrechte Schnittführung achten. Dies erleichtert später das Ausrichten der Probe zwischen den beiden Backen bzw. im Mikrotom.

Bild 3: in der Mitte teilen und einige Minuten liegen lassen. Ja, auch hier soll der Schnitt senkrecht geführt werden.


Bild 4: nun beide Teile umgedreht zusammenlegen. Man kann die leichte Krümmung erkennen. Im Beispiel bestand der Quader hauptsächlich aus dem Zentralzylinder der Möhre, es hat sich also nur eine geringe Krümmung für den Schnitt empfindlicher Probematerialien gebildet.

Bild 5: Die Probe in den beiden "Mörhrenbacken" eingespannt im Zylindermikrotom

Um die Lage deutlicher darstellen zu können, ragt die Probe weiter aus den "Möhrenbacken" hinaus, bei einem tatsächlichen Schnitt würde man sie tiefer platzieren.
Auch das gesamte Päckchen muss dann weiter unten in den Klemmbacken des Mikrotoms eingespannt werden, um kein Material zu verschwenden und den Anschnitt nicht unnötig zu erschweren. .
Herzliche Grüße
Jörg