Botanik: Der Eidechsenschwanz (Houttuynia cordata) *

Begonnen von Fahrenheit, August 01, 2010, 23:08:35 NACHMITTAGS

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RZ Andreas

Bei der gezeigten DZ handelt es sich möglicherweise um einen Ölidioplasten.  :)

Für weitergehende Informationen: http://www.springerlink.com/content/v1217075228x6458/fulltext.pdf

Detlef Kramer

Danke für die Info! Aber bitte Ölidioblasten. Blasten sind immer Zellen; Plasten Plastiden (Chloroplasten, Leucoplasten, Amyloplasten usw.).

Herzliche Grüße

Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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Fahrenheit

Liebe Freunde,

vielen Dank für Euer Lob, das mir immer wieder Ansporn ist!

Liebe Mila,

schön, dass Du gestern Abend mit mir an den Stomata-Typen gerätselt hast und danke für Deinen Fund. Die Nebenzellen sind hier so klein, dass ich sie zunächst glatt übersehen habe.

Psst! Das REM im Keller ist mein Geheimnis, immer wenn die beiden Hochvakuumpumpen anlaufen, bricht bei mir im Dorf fast das Stromnetz zusammen. Nicht, dass die lieben Nachbarn sich mal mit Forken und Fackeln vor unserem Haus versammeln ...  ;D 

Lieber Bernhard, lieber Joachim und lieber Leopold,

ich muss gestehen, ich war auch sehr überrascht von der Qualität dieser einfachen Kleber-Abzüge. Ich finde die Aufnahmen faszinierend.
Allerdings bin ich mir nun ziemlich sicher, dass den Berlinern in ihrem sehr gut gemachten Script ein kleiner Fehler unterlaufen ist. Die Verdünnung des UHU Hart sollte mit Essigester (Essigsäureethylester) erfolgen und nicht mit Essigether (Ethansäureethylester).
Der Ester ist aber nicht nur als Verdünnung geeignet: auf die Dauer braucht man auch etwas zum Reinigen der Pinsel ...  :)

Lieber Andreas,

vielen Dank für den Link auf die Arbeit von Annemarie Ziegler. Ich denke, die von ihr beschriebenen Öldrüsenzellen (Ölidioblasten) sind die Lösung. Könntest Du bitte noch die Quelle nennen? Die kann man beim Aufruf des Links leider nicht erkennen.

Die Größenangaben auf Seite 542 und 543 passen gut und die von Frau Ziegler beschriebene Anatomie konnte ich bei einem(!) meiner Präparate an einer einzigen Stelle nachweisen. Hier war es klar von Vorteil, den Schnitt nicht mit Klorix gebleicht zu haben. Der Vorgang hätte die Reste der Ölblase im Zellinneren zerstört.

Bild 21a/b: Ölidioblast im Spross, quer angeschnitten, 21b mit Beschriftung; Vergrößerung 400x, Stapel aus 5 Bildern


Der Stack besteht aus 3 Bildern, die das Gewebe gut abbilden und zwei zusätzlichen, tiefer liegenden Frames, die es ermöglichen, die in der angeschnittenen Zelle liegende Hülle des Öltröpfchens ebenfalls scharf darzustellen.
Der Idioblast erreicht im Anschnitt eine Größe von ca. 64 * 56 µm, die Austrittsscheibe in der Epidermis hat einen Durchmesser von ca. 25 µm und die leere, hängende Hülle erreicht eine Länge von ca. 58 µm.

Bild 22: Einzelaufnahme der Hülle, Vergrößerung 400x, Bildausschnitt

Hier noch ein Ausschnitt aus einem Einzelbild des oben verwendeten Stapels mit Fokus auf der Hülle.

Übertragen auf die von Frau Ziegler als größer beschriebenen Idioblasten auf der Blattunterseite ergibt sich meines Erachtens ebenfalls ein stimmiges Bild. Nur dass das von mir mit "DZ?" bezeichnete Gebilde nicht aus einer Zelle besteht, sondern aus sechs Epidermiszellen mit dem darunter liegenden Idioblasten, der in der Mitte die Epidermis durchstößt.

Bild 23: Ölidioblast mit umgebenden Epidermiszellen, Markierung auf Basis von Bild 18a

In der Mitte orange umrahmt der Idioblast, soweit er die Epidermis durchbricht (Durchmesser ca. 35 bis 40µm), umgeben von hier 6 Epidermiszellen (rot umrandet).

Allen herzliche Grüße
Jörg


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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Fahrenheit

#18
Liebe Freunde,

es war mir nun nicht mehr möglich, den Artikel von Annemarie Ziegler aus Andreas' Posting aufzurufen, statt dessen landete ich auf einer Seite mit den Quellenangaben und kann so die fehlenden Informationen zu der Arbeit ergänzen:

Zur Anatomie und Protoplasmatik der Ölidioblasten von Houttuynia cordata
Annemarie Ziegler
aus der Zeitschrift Protoplasma Volume 51, Number 4 / Dezember 1959, S. 539-562
Springer Wien, ISSN: 0033-183X (Print) 1615-6102 (Online)

Der Artikel ist über den folgenden Link bei Springer Online erhältlich: Inhaltsverzeichnis der Protoplasma-Ausgabe bei Springer Online

Herzliche Grüße
Jörg
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Fahrenheit

#19
Liebe Freunde,

heute habe ich auf die Schnelle noch Flächenschnitte von der Blattunterseite gemacht und als Frischpräparate photografiert. Anhand ihrer Bilder vermute ich, dass Frau Ziegler ähnlich vorgegangen ist.

Die Bilder bestätigen Andreas' Vermutungen, es handelt sich um Ölidioblasten:

Bild 24a: Die Ölidioblasten (Vergrößerung 200x, Stapel aus 7 Bildern) ...


Bild 25a: ... liegen unterhalb der beobachteten blumenartigen Zellgruppe (Vergrößerung 200x, Stapel aus 7 Bildern)


Bild 24b/25b: Hier noch einmal die gleichen Aufnahmen mit Beschriftung:


Der Ölidioblast hat bei einer Breite von 57 µm eine Länge von 82 µm. Der Öltropfen ist mit einem Durchmesser ca. 35,5 µm
wirklich kreisrund.
In der Mitte des ca. 28 µm messenden Scheibchens ist der liegt der Ansatzpunkt des Stielchens.


Die Beschreibung aus dem Artikel von Frau Ziegler und ihre Bilder decken sich mit den hier gezeigten Aufnahmen. Sogar der Ansatzpunkt des Stielchens in der Mitte des die Epidermis durchstoßenden Scheibchens ist erkennbar. Jede Zugabe von Alkohol zerstört das Ölbläschen, die Darstellung ist also nur als Frischpräparat möglich.

Herzliche Grüße
Jörg
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-JS-

Lieber Jörg,
die Übereinstimmung der Morphologie in Deinen heute gezeigten Aufnahmen zu Deinen 'UHU-Bildern' ist
wirklich schon und durchaus beeidruckend.
Selbtst die Cuticularfältelung ist nachvollziehbar zu betrachten.
Dann haust Du uns auch noch den Ansatzpunkt des Stielchens um die Ohren (naja, Augen dürfte eher
zutreffen).
Wann dürfen wir mit der Veröffentlichung Deines Lehrbuches zur Pflanzenanatomie rechnen??  ;D
..Nein...kein Scherz: ich möchte hier einmal ein ganz unumwundenes wenn aber auch durchaus
neidisch umwölktes Lob loswerden.
Leicht grün umwölkter Gruß,
Joachim
... bevorzugt es, ge_Du_zt zu werden ...

RZ Andreas

Da muss ich mich natürlich für den Rechtschreibfehler bezüglich der Ölidioblasten sowie die fehlenden Quellenangaben entschuldigen (habe den freien Zugriff auf diese Arbeit über die Universitätsdatenbank nicht bedacht), bin aber froh trotzdem ein wenig geholfen zu haben.

Fahrenheit

Lieber Andreas,

nochmals Danke für den Link auf den Artikel von Frau Ziegler. Ohne diesen wäre ich nicht auf das interessante Detail der Ölidioblasten gestoßen und die Vermutung "Öldrüse" wäre vermutlich ohne Konkretisierung im Raume geblieben.

Lieber Joachim,

vielen Dank für Dein Lob!
Aber von ein paar schönen Bildern mit ein bisschen Text in einem Forum bis zu einem Lehrbuch ist es denn doch ein sehr weiter Weg.  :)

Im letzten Beitrag habe ich noch zwei Bilder (24 b und 25b) mit Beschriftung ergänzt und einige Maße zu dem Idioblasten und dem Ölbläschen genannt, um den Beitrag abzurunden.

Herzliche Grüße
Jörg
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-JS-

Lieber Jörg,
Zitatvielen Dank für Dein Lob!

Bitte... de rien... :D

ZitatAber von ein paar schönen Bildern mit ein bisschen Text in einem Forum bis zu einem Lehrbuch ist es denn doch ein sehr weiter Weg.

Jörg, das ist mir durchaus bewusst. Ich wollte damit auch nur zum Ausdruck bringen, dass Beiträge wie die von Dir gezeigten für manches Lehrbuch eine wie wirkliche Bereicherung wären. Um nun nicht gleich wieder Haue zu bekommen: Dies trifft natürlich auch für viele andere Beiträge hier im Forum zu UND ich möchte natürlich nicht die Qualität der rezent gültigen Lehrbücher global kritisieren.
Allerdings bin ich der Meinung, dass 'Hingucker', wie hier von Jörg gezeigt. eben noch nicht so und vor Allem in dieser eindrucksvollen Form sehr oft zu finden sein dürften.
Sich aus diesem Gedanken entwickelnden Ideen sind zweifellos OT, aber durchaus nachdenkenswert und meiner Meinung nach einer Vertiefung wert. Natürlich ist mir klar, dass Weitergehendes das Ziel des Forums sprengen dürfte, demzufolge möchte ich an dieser Stelle auf die Möglichkeiten der PM verweisen.

@ Detlef Kramer
ZitatDanke für die Info! Aber bitte Ölidioblasten. Blasten sind immer Zellen; Plasten Plastiden (Chloroplasten, Leucoplasten, Amyloplasten usw.)

Lieber Detlef, sorry, aber irgendwie muss das jetzt sein:
eingedenk der 'Rennpappe' fehlt ein wichtiger Term in Deiner Aufzähling: Trabbiplaste(n)  ;D ;D

Lieben (blastisch-plastischen) Gruß
Joachim
... bevorzugt es, ge_Du_zt zu werden ...