Eine Arcella discoides

[Wolfgang Bettighofer]

Liebe ForumleserInnen,

zur Adventszeit kommen ja immer Sterne oder ähnliches gut, ich steuere nun einen Vollmond in Form einer Arcella discoides bei. Diese Schalenamöbe lebte im Dosenmoor in meiner Nachbarschaft (http://www.iz-dosenmoor.de/). Die Schalen der Arcellen sind aus Pseudochitin ohne Einlagerung von Fremdkörpern aufgebaut, zur Verstärkung dient die Wabenstruktur, wie sie am Rand der Schale auch zu sehen ist. Man sieht, dass der Schalenraum nicht ganz gefüllt ist. Der Zellkörper ist mit Scheinfüßchen an der Schale befestigt. Der innere Ring stammt vom Pseudostom, wo die Scheinfüßchen austreten, Nahrung aufgenommen und Reste wieder ausgestoßen werden. Ich konnte sie leider nicht abbilden. Vom Zellinhalt ist eine ganze Menge zu sehen. Die grünen Teile sind phagocytierter Detritus (ggf. Pflanzenteile), wir sehen sehr schön die zwei Zellkerne (oben auf 1 Uhr und unten auf 7 Uhr), weiter sieht man 3 kontraktile Vakuolen gut (4 Uhr, 6.30 Uhr neben den unteren Nucleus und 11 Uhr), zwei weitere sind andeutungsweise zu sehen (rechts oben neben dem oberen Kern und unten so bei ca. 5.30 Uhr. Dann gibt stark leuchtende Stellen, 4 sind gut zu sehen, eine (weil nicht passend im Fokus "kurz vor" 9 Uhr) geht etwas unter. Diese Gebilde stellen, so erzählte mir Martin Schneider, Gasblasen dar. Die Arcella kann diese Gasblasen füllen oder entleeren und hat damit beispielsweise die Möglichkeit, sich zu drehen, falls sie auf den "Rücken" gefallen ist.



Planapo 40/1,0 Öl, DIK, Luxeon 3W, Olympus C7070.
Da die Schärfentiefe naturgemäß bei der Apertur von 1,0 zu gering für all die Details ist, die ich darstellen wollte, habe ich mittels Handstacking aus 8 Aufnahmen gewisse Zonen unterschiedlicher Höhe zusammengefasst.

Tschüß, Wolfgang Bettighofer

[Jürgen Ibs]

Ich gratuliere Ihnen zu dem Bild - brillant!
Ich kann mich gar nicht satt sehen.

Jürgen Ibs

[Klaus Herrmann]

Das sehe ich auch so:
lieber Wolfgang ein echter Hingucker. Da kannst Du REM glatt vergessen, mal abgesehen davon, dass es so nicht aussehen würde!

[Bernhard Lebeda]

Hallo Wolfgang

zunächst schliesse ich mich der Begeisterung meiner Vorredner an, ein sehr schönes Bild!!!


Eine Frage zum handstacken hätte ich aber. Lag mir schon lange auf der Zunge, jetzt bietet sie sich an:

Wenn ich Dich richig verstanden habe, gibt es Deinerseits schlechte Erfahrung mit Stacking SW was die GENAUE Auswahl und Kombination der von DIR gewünschten Schärfeebenen (insbesondere bei schwierigen Objekten) anbelangt. Wenn ich weiter richtig verstanden habe, gehst Du nun hin und wählst manuell scharfe Bereiche der Einzelbilder aus und fügst die dann über verschiedene Ebenen zusammen. Nun könntest Du doch auch (so wie ich es mache) aus einem Bilderstapel GEZIELT die Bilder raussuchen, die eben die von Dir gewünschten Schärfeabschnitte zeigen, und dann eben nur diese stacken. Es muss ja nicht immer der ganze Stapel sein. Und ich hab eigentlich noch nie erlebt, dass bei einem genügend grossen Stapel gar nichts geht. Hängt meist von der Kombi der Einzelbilder ab und braucht gelegentlich ein paar Anläufe,  geht aber immer noch schneller als 3-4 h!! Es sei denn Dir macht das einfach Spass, dann vergiss die Frage bitte! 



Viele Grüsse


Bernhard

[Jürgen Boschert]

Hallo Herr Bettighofer,

herrliche Aufahme, Gratulation !

Wurde dei Arcella eigentlich auch am IM35 gemacht ?

Noch einen schönen Rest-2.-Advent !

JB

[Wolfgang Bettighofer]

Hallo Mikrofreunde,

schön, dass das Bild gefällt, mir gefällt es auch. Das sage ich deshalb, weil es bei der Bildmontage (ob mit Automationsunterstützung oder manuell) ja immer wieder spannend ist, ob man es hin bekommt, den bei der Beobachtung gewonnenen Eindruck des Lebewesens adäquat wiederzugeben.

Die neue Forumsoftware sperrt sich bezüglich der einfachen Zuordnung der Antworten auf die Fragen, deswegen nun mit Zitaten:

Eine Frage zum handstacken hätte ich ...

Wenn ich Dich richig verstanden habe, gibt es Deinerseits schlechte Erfahrung mit Stacking SW was die GENAUE Auswahl und Kombination der von DIR gewünschten Schärfeebenen (insbesondere bei schwierigen Objekten) anbelangt...

Bernhard

Hallo Bernhard,

es geht um mehrere Sachen.
a) hohe Detailauflösung, aber oft matschige Kanten bei den Fotos, welche mit hochaperturigen Immersionen gemacht worden sind
b) inhaltlich unwichtige Sachen mit guten Kanten drängen sich in den Vordergrund.

Das sind so meine Hauptprobleme beim Stacken von Fotos, die mit Immersionsobjektiven gemacht worden sind. Letztlich komme ich ja von Zeichnen her und bin nur deswegen auf die Mikrofotografie umgestiegen, weil mir das, was Rupert Lenzenweger mit links macht, mir eben nicht so leicht fällt. Meinem hohen Anspruch an mich als Zeichner (detailgetreu, Erzeugung eines 3-dimensionalen Eindrucks) habe ich versucht, gerecht zu werden, einige nette Sachen sind rausgekommen (MK 95, Heft 4, 2006), aber ich komme für mich persönlich mit der Photographie und der nachfolgenden Bildbearbeitung weiter.
Und ich will nicht, das habe ich zunehmend beim Autostacking als störend empfunden, auf dem Ergebnis wie ein Schießhund nachprüfen müssen, wo das Programm wieder mal Phantasie entwickelt hat.

Fazit: Ich kriege solche Ergebnisse mit Stacking-SW einfach nicht hin. Das bedeutet ja nicht, dass es nicht geht, aber ich kann es eben nicht. Ich bin nicht versessen auf die 3-4h pro Bild. Ich hätte auch keine Langeweile, wenn ich in dieser Zeitspanne 3 Bilder fertig machen könnte. Dann würde ich meine Foto-Rohlinge, die teilweise noch aus 2007 stammen, schneller abgearbeitet bekommen. Aber: Es ist ja Hobby. Also arbeite ich mich nicht dran ab 

Wurde dei Arcella eigentlich auch am IM35 gemacht ?

JB

Guten Tag Herr Boschert,

nein, das war noch vor meiner IM-Zeit. Die A. discoides ist ja angenehm flach, ansonsten wäre es mit der sauberen Kerndarstellung beim "guten alten" Zeiss-DIK, welcher ja bekanntlich keine Trennschärfen-Rakete ist, schwierig geworden.

Tschüß allerseits,
Wolfgang Bettighofer