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Pedicellus

Begonnen von Jürgen H., August 22, 2010, 20:13:03 NACHMITTAGS

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Jürgen H.

Liebe Mitmikroskopiker,

seit einiger Zeit bemühe ich mich, Klarheit über den Aufbau des Johnstonschen Organs meiner Stelzmücke zu bekommen. Ein paar Bilder hatte ich in der Vergangenheit schon einmal gezeigt.  Da die Schnitte immer nur über einige Details Auskunft geben können, außerdem sehr häufig ein eher zertrümmertes Bild bieten, habe ich mich einmal bemüht, das, was ich bisher habe ermitteln können, in einer Zeichnung wiederzugeben. Dabei zeigt die zeichnerische Beschäftigung mit dem Objekt, wieviele Detailfragen für mich noch völlig ungeklärt sind.

Hier ist zunächst die Zeichnung:



Gezeigt ist der Pedicellus, das zweite Antennenglied in einer seitlichen Sicht. Unten - nicht gezeichnet - würde sich der Scapus an den Pedicellus anschließen. In ihm befindet sich Muskulatur zum Verstellen des Pedicellus und damit der ganzen Antenne. Oben im Bild folgt hingegen das dritte Antennenglied (3.AG), ein chitinöser leicht tonnenförmiger Hohlkörper, der in den Pedicellus eingelassen ist. Am Fuß ist das dritte Antennenglied, wie gezeichnet, verstärkt; dort bildet sich ein ringförmiger Abschluß, auf dem das dritte Antennenglied aufsitzt. Ein ringförmiger Abschluss ist deshalb gegeben, damit durch den Pedicellus ins dritte Antennenglied sowohl eine ? oder zwei? Tracheen zur Sauerstoffversorgung gelangen können als auch ein Antennennerv aus der Antenne durch den Pedicellus ins Körperinnere gelangen kann, um vor allem die mit der Antenne wahrgenommenen Geruchssingnale zum Gehirn zu leiten.

Das dritte Antennenglied ist mit dem Pedicellus nicht völlig fest verbunden. Vielmehr scheint eine flexible Verbindung vorhanden zu sein, die Schwingungen der Antenne zulassen, sie aber wohl auch dämpfen. Die Koppelung des Pedicellus mit dem 3. Antennenglied stellt sich nämlich folgendermaßen dar:

In den ebenfalls chitinösen anähernd halbkugeligen Hohlkörper des Pedicellus ist an der Oberseite ein ebenfalls chitinöser äußerer Ring (äR) mit einem geringen Abstand zum oberen Rand des Pedicellus eingelassen. Er befindet sich in einer offenbar weichteiligen Masse, die zwischen dem 3. Antennenglied und dem oberen Rand des Pedicellus eingelagert ist. Im inneren Bereich ist diese weichteilige Masse zwischen dem chitinösen äußeren Ring und dem dritten Antennenglied mit einer großen Anzahl Löchern durchsetzt, die einen Löcherring um das dritte Antennenglied bilden (LR). Die Löcher selbst laufen anscheinend noch unten hin spitz zu, bzw. weiten sich noch oben hin.

Die weichteilige Masse wird vielleicht mit einer Art feinsten Bändern (B) an der Unterseite, möglicherweise auch an der Oberseite, am Platz gehalten. Diese Bänder entspringen am Pedicellusrand und verlaufen bis zum 3. Antennenglied, vorzugsweise zwischen den Löchern. Jedenfalls zeigt sich in einer Azangeidiesfärbung die weichteilige Masse leicht blau, mit stark blau gefärbten Strichen, wie dargestellt.

Durch diese Konstruktion wird einerseits die Antenne mit der nötigen Festigkeit am Pedicellus festhalten, andererseits aber auch Schwingungen, in die die Antenne durch Töne gerät, nicht allzusehr gedämpft. Diese Schwingungen werden durch die Scolopidien (Sc) in elektrische Signale umgewandelt, die durch einen weiteren Nerv, der sich mit dem Antennennerv vereinigt,  ins Gehirn zur weiteren Verarbeitung der Tonsignale geleitet wird.

Die Scolopidien sind noch dünn mit Bleistift eingezeichnet. Denn bisher ist mir noch nicht klar geworden, wo die Stränge der Scolopidien genau inserieren. Es scheint mir so zu sein, als setzen sie in der Nähe der Löcher an (obwohl dies nicht unbedingt Sinn machen würde, oder? Die Scolopidien würden auf Zug reagieren und würden darum am ehesten am inneren Rand des dritten Antennengliedes unten angreifen müssen?) Außerdem müssen die Insertionsstellen schon deshalb unterschiedlich sein, weil die Scolopidien ebenfalls ringförmig in mindestens Dreierreihen im Inneren des Pedicellus angeordnet zu sein scheinen. (Andeutungsweise beim oberen SC gezeichnet)

Ein Präparat, die genau die Insertionsstelle zeigt, ist mir bisher nicht gelungen, ist in Paraffintechnik mit meinen Mitteln eventuell auch nicht erzielbar.

Für Anregungen und Kommentare bin ich dankbar

Mikrogrüße

Jürgen