Botanik: Frauenflachs (Linaria vulgaris) *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, August 25, 2010, 16:24:00 NACHMITTAGS

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Hans-Jürgen Koch

Liebe Pflanzenfreunde,

Bild 01
Illustration (Linaria vulgaris)


Bot. Systematik:
Ordnung: Lippnblütlerartige  (Lamiales)
Familie: Wegerichgewächse (Plantaginaceae) Braunwurzgewächse, Rachenblütler (Scrophulariaceae)
Gattung: Leinkräuter (Linaria)
Art: Echtes Leinkraut
Wissenschaftlicher Name: (Linaria vulgaris)
englischer Name: Toadflax
volkstümliche Namen:
Abnehmkraut, Flachskraut, wilder Flachs, Frauenflachs, Froschmaul, Harnkraut, Hasenmäuler, Kathrinenblume, Kathrinenkraut, gelbes Löwenmaul, Marienflachs, Maulaffen
Sammelzeit: Juli bis September

Verwendete Pflanzenteile: blühendes Kraut

Inhaltsstoffe:
Glykosid Linarin, Gummi, organische Säuren, Ameisensäure, Gerbsäure, Apfelsäure, Zitronensäure

Das Leinkraut steht am Wegrand und blüht als wäre es eine kleine Orchidee.
Bild 02
Frauenflachs (Linaria vulgaris)


Die Pflanze ist immer in kleinen Pflanzengruppen anzutreffen. Dies ist u. a. durch die vegetative Vermehrung bedingt.
Vegetative Vermehrung erfolgt durch Ausläufer und Wurzelsprosse. Das Gemeine Leinkraut ist ein bis zu einem Meter tief wurzelnder Wurzelknospen-Kryptophyt  .
Die mehrjährige, krautige Pflanze kann Wuchshöhen von 20 bis 75 Zentimetern erreichen. Die Stängel stehen aufrecht. Die Laubblätter sind lineal-lanzettlich.
Die Blüten stehen in einem traubigen, zuweilen einseitswendigen Blütenstand zusammen. Die Blüten besitzen einen langen Sporn. Die Blütenfarbe ist gelb mit einem orangegelben Fleck auf der Unterlippe. Die Blütezeit reicht von Mai bis Oktober.
Es werden Kapselfrüchte gebildet. Die Fruchtreife erfolgt zwischen Juli und September.

Vorkommen :
Das Echte Leinkraut ist häufig an warmen Böschungen zu finden. Es handelt sich bei dieser Art um eine typische Schuttpflanze, sie liebt lockeren, steinigen und sandigen Boden.
Das Echte Leinkraut ist in Mitteleuropa ein sogenannter Apophyt  (Pflanzenarten, die auf menschengeschaffene Standorte wechseln und bis zu einem gewissen Grad oder sogar gänzlich auf den Menschen angewiesen sind), da die ursprünglich in der Küstenvegetation heimische Art auf anthropogene Standorte wechselte, als in Mitteleuropa vor etwa 7.000 Jahren Wälder durch Menschen gerodet wurden, um Platz für Äcker zu schaffen. Diese Standorte waren offener als die meisten natürlichen und sie wurden regelmäßig gestört und boten damit dem Echtem Leinkraut optimale Lebensbedingungen.

Ökologie :
Die Blüten sind ,,Echte Maskenblumen" und reich an Flavonen  (gelbe Pflanzenfarbstoffe). Sie sind hellgelb mit orangefarbenen Saftmalen auf der Unterlippe. Diese ist durch ein federndes Gelenk an die Oberlippe gepresst und so nur von größeren Wildbienen zu öffnen (,,Kraftblume"). Die Haarwülste der Unterlippe sind eine Abdichtung und Führungslinie zum Nektar im Kronblattsporn (=Safthalter). Die Blüten sind homogam, aber selbststeril. Besucher sind besonders Hummeln und andere langrüsselige Bienen. Auch Schmetterlinge gelangen mit Hilfe ihres schmalen Rüssels an den Nektar.
Die Früchte sind Porenkapseln. Es ist ein Wind- und Tierstreuer, auch Ameisenausbreitung kommt vor. Die Samen sind flach und hautrandig. Sie verbreiten sich als Segelflieger. Auch Wasserhaftausbreitung findet statt. Es erfolgt eine reiche Samenproduktion von bis zu 32000 Samen pro Pflanze.

Geschichtliches:
Sowohl der Gattungsname Linaria als auch die deutsche Bezeichnung Leinkraut wurden auf Grund der dem Lein ähnlichen Blätter geprägt. Die Kräuterbücher des 15. und 16. Jh. beschreiben das Leinkraut und nennen als Hauptanwendungsgebiete Leber- und Milzleiden sowie Harn- und Stuhlverhalten. Im Volksglauben galt die Pflanze längere Zeit als Schutz gegen Hexenzauber und Verwünschungen für kleine Kinder.

Schnitt:
Stängel, quer
Schlittenmikrotom Reichert-Jung Hn 40 mit schräg gestelltem Messer, 45 µm.
Original Färberezept siehe Seite von Herrn Armin Eisner   http://www.aeisner.de/

Arbeitsablauf :
Den Stängel habe ich zuerst geschnitten (45 µm), dann mit 70 % Ethanol fixiert. Das Gewebe ist sehr weich.

W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau) modifiziert.
Bei der Nachfärbung mit Astrablau habe ich eine geringe Spur Acrflavin beigemischt.
Ergebnis :
Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot. Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot
Zellwände der innenliegenden Hypodermis  tiefrot, Suberin und Cutin hellrosa.

Fotos erstellt mit Nikon D5000
Bild 03
Übersicht  (Linaria vulgaris)

Die Farben in meinem Übersichtsbild  sind nicht optimal.
Objektiv: Zeiss Plan 2,5/0,08  160/-
Damit die Leuchtfeldblende nicht sichtbar wird (schwarzer Rand), muss ich bei meinem Zeiss Phasenkontrast-Kondensor die Hilfslinse  ausklappen.
Ergo:  Die Farben des Präparates verändern sich negativ ( fehlende Leuchtkraft), so als wenn ich die Kondensorblende  zu sehr schließe.
Gibt es hierzu einen Verbesserungsvorschlag ?

Bild 04 (Linaria vulgaris)
Rotgefärbter Sklerenchymring


Bild 05 (Linaria vulgaris)
Xylem


Bild 06 (Linaria vulgaris)
Leitbündel


Bild 07 (Linaria vulgaris)
Vergrößerung – A


Bild 08 (Linaria vulgaris)
Vergrößerung – B


Mit freundlichem Gruß
Hans-Jürgen



Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

peter-h

Das Problem der Farbveränderung durch unterschiedliche Kondensorapertur kenn ich auch. Es stört aber nur bei Objektiven mit geringer Vergrößerung, also 2,5/0,08 oder 4/0,16. Hier gehe ich zum nächsten Objektiv z.B. 10/0,32 und erstelle Teilbilder, welche dann durch eine Software, z.B. autostitch wieder zusammengefügt werden. Klingt aufwändig, geht aber sehr schnell. Positiver Effekt : das resultierende Bild hat eine höhere Auflösung !

Gruß
Peter

Hans-Jürgen Koch

Hallo Peter,

danke für den Tipp. Ich habe mir das Programm "autostitch" heruntergeladen, und werde es testen.

Gruß

Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

peter-h

Hallo Hans-Jürgen,

unbedingt die Anleitung hier befolgen, sonst kommt großer Mist heraus.

http://microscopiumsimplex.blogspot.com/2010/03/mikrobilder-stitchen-mit-autostitch.html

Es gibt aber auch andere gute Programme.

Gruß
Peter