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Optische Täuschung

Begonnen von Peter V., September 05, 2010, 08:15:38 VORMITTAG

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Peter V.

Hallo!

Nachem ich eine Testaufnahme eines Medikamentenblisters an einem Stemi angefertigt hatte, welches das Bild im Fotoausgang seitenverkehrt wiedergibt, stellte ich verwundert fest, dass der Bildeindruck anders war als beim Blick durch das Okular.
Ein Drehen des Bildes in Photoshop um 180 Grad sorgte wieder für ordentliche Verhältnisse:



und in PS um 180 Grad gedreht:



Das gleiche Ergebnis erbrachten die nacheinander durchgefürhten Operationen "Vertikal spiegeln" und "Horizontal spiegeln".

Wer möchte, kann ja auch mal seinen Monitor auf den Kopf stellen  ;)

Übrigens: "Richtig" ist das zweite Bild; die schmalen Stege liegen tiefer.

Hezrliche Grüße
Peter


Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Chipart

Coole praktische Darstellung dieser optischen Taeuschung!

Ich habe leider vergessen, wie dieser Effekt heisst (müsste ich nachher mal googeln). Auslöser ist, dass das Gehirn "gelernt" hat, dass Licht in der Regel von Oben kommt - da ist ja schliesslich die Sonne wenn man sie sieht. Also wird jedes Schräglicht-Relief so interpretiert, als wäre die Lichtquelle oben gewesen.

Gruss,
Chip

Klaus Herrmann

Lieber Peter,

wirklich ein gutes Beispiel für diese "Erfahrungsprägung" des menschlichen Gehirns. Chip hat das korrekt erklärt - ob es einen Fachausdruck dafür gibt weiß ich auch nicht.

Ich hatte das Problem bei meinen Lackfehleruntersuchungen schon oft. Was ist es denn nun: eine "Delle = Krater" oder eine Erhebung.
Der Unterschied ist gewaltig: im ersten Fall hat man eine Benetzunsstörung durch Silikon oder sonst eine "Ärgersubstanz" im 2. Fall ist es ein Schmutzeinschluss. Die Abhilfemaßnahmen sind auf jeden Fall völlig unterschiedlich.

Dass es auch ohne Drehen geht, zeigen die beiden Bilder im AL-DIC. Da habe ich einfach den DIC-Kontrast etwas verändert und schon ist die Verwirrung komplett. Dass das nicht durch drehen des selben Bildes passiert ist, sieht man an den schön sichtbaren Haarkratzern, die im DIC gut kontrastiert werden.

Klären lässt sich durch "Stapeln": wenn man den Mittelpunkt bei hoher Vergrößerung scharf stellt, muss man entweder rauf oder runter fahren um den "Dellen"-Rand scharf zu bekommen.

Verdrehte Grüße

Klaus



Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Siggi O.

Hallo Zusammen,

ich glaube man spricht in solchen Fällen von der "Visuellen Illusion".

Viele Grüße
Siggi
Gerne per Du!
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Klaus Herrmann

Hallo Siggi,

das ist der Oberbegriff, aber für viele Phänomene gibt es spezielle Namen, oft vom Erstbeschreiber des jeweiligen Phänomens.
Ich habe im Netz noch kein Beispiel der Art die Peter und ich gezeigt haben gefunden.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Chipart

Kognitiv gesehen haben wir es hier streng genommen mit zwei sehr unterschiedlichen Fällen zu tun:

Während im ersten Bild je nach Stellung "nur" die falsche Lichtrichtung angenommen wird, geht beim DIC-Bild geht die erfahrungsbasierte "Fehlinterpretation" ja noch viel weiter: Wir glauben, eine schräg Beleuchtete Erhebung oder Vertiefung der Oberfläche zu sehen, weil ein solches Bild eine ähnliche Helligkeitsverteilung hätte. In Wirklichkeit wird bei der DIC-Abbildung ja aber gar nichts schräg Beleuchtet, sondern ein eher abstrakter Messwert graphisch dargestellt. Die sich daraus ergebende räumliche Vorstellung hat aber eher zufällig was mit den geometrischen Gegebenheiten zu tun. Darum hat es in diesem Fall sogar Vorteile, dass es eine solche optische Täuschung gibt: Sonst könnten wir DIC-Bilder kaum Intuitiv beurteilen!

Gruss,
Chip

Klaus Herrmann



ZitatDie sich daraus ergebende räumliche Vorstellung hat aber eher zufällig was mit den geometrischen Gegebenheiten zu tun.

Das ist absolut richtig und man kann in meinem ersten Bild die "Täuschung" sehr schön sehen: die hell kontrastierten Kratzer wirken erhaben, obwohl es sicher (vertiefte) Kratzer sind.

Mit einem Querschliff konnte ich das Rätsel übrigens lösen: es war tatsächlich eine Delle!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Nomarski

Hallo,

ich würde mal sagen, das kommt darauf an, wo der dunkler Bereich als Schatten liegt.
Wenn er unten liegt und der helle Bereich darüber, wird es im ersten Moment als Erhebung wahrgenommen. Wenn man länger draufstarrt, kommt irgendwann der Punkt, wo man sich nicht so recht entscheiden kann.

liftboy

Hallo in die Runde,
das ist zwar ein bischen OT, aber googelt mal unter "Escher".
Der Mann hat optische Täuschungen zustande gebracht, da ist so eine Delle nichts gegen.
Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

RainerTeubner

Hallo,

eine sehenswerte Site zu diesem Thema: http://www.michaelbach.de/ot/index-de.html (wenn nicht schon bekannt)

Viele Grüße und viel Vergnügen!

Rainer Teubner
Mikroskop: Carl Zeiss Standard Universal
Bildbearbeitung: Gimp, Helicon focus und picolay
Kamera: Canon EOS 5D II