Einschlaglupe - hinterlistige Täuschung

Begonnen von Werner, September 09, 2010, 23:04:46 NACHMITTAGS

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Werner

Liebes Forum!
In der Bucht habe ich eine hochwertig erscheinende Lupe gefunden.
http://cgi.ebay.de/LUPE-Lupen-TRIPLET-10-x-21-mm-Chrom-Super-/130428769409?pt=Briefmarke&hash=item1e5e291481
Ein Triplett für diesen Preis - sofort geordert.
Nach Erhalt fiel die für ein Triplett zu schlechte Bildqualität auf. Ich schraubte die Fassung auf und drin war kein verkittetes Triplett, sondern eine am Rand nur grob geschliffene dicke Einzellinse. Brennweite etwa 25mm, also 10fache Vergrößerung, wie angegeben - allerdings nur in der Mitte brauchbar.

Das Teil wurde warscheinlich von Schlitzaugen gefertigt, in jedem Fall aber von Schlitzohren vermarkted!

Beim genaueren Hinsehen war TRIPLET(R) ein eingetragenes Warenzeichen, die kurze Recherche danach blieb aber ergebnislos.
Auf den ebay-Foto ist das (R) auch nicht zu sehen.
Ist eigentlich eine geniale Geschäftsidee: Man läßt sich den Namen "Triplet" schützen, suggeriert hochwertige Optik und verkauft unter diesem Firmennamen Schund.
Oder man läßt es sich nicht schützen und druckt das (R) nur mit dazu drauf.

Ich habe das Teil nicht zurückgeschickt, kann ich als Halter für bessere Objektive nützen. Außerdem gefällt mir die Plastikschachtel.

Viele Grüße   -   Werner

treinisch

Hallo Werner,

die Idee ist genial!

Macht vieles möglich! zB ein Auflicht® Mikroskop mit Dunkelfed® Kondensor mit
Tri®-Tubus zum Anschluss einer Spiegelreflex®-Kamera (im Lieferumfang).

Viele liebe Grüße

Timm
Gerne per Du!

Meine Vorstellung.

Peter V.

#2
Hallo!

Hmmm..eine hochwertige verkittete Triplett-Einschlaglupe für 6,50 EUR wäre auch erstaunlich....

Der Trick mit dem Markennamen ist aber Klasse! Mal sehen, ob die Marke "Planapochromat" noch frei ist... ;)

Was aber erstaunt: Bei so vielen Verkäufen dieser Lupen ein 100% positives Kundenecho ( siehe Bewertungsprofil ). Ist die Lupe wirklich quasi "Müll" ???

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

beamish

Hallo,

Daß ein "Triplet" nicht unbedingt ein Triplet sein muß, kann man auch hier nachlesen:
http://www.baertierchen.de/jun2007.html

Herzlich,

Martin

der auch die weiteren (früheren/späteren) Seiten vom Bärtierchenjournal empfielt...
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

Chipart

Tja, der VK bewegt sich hier in einer rechtlichen Grauzone, die ob des relativ kleinen Wertes im Einzelfall wahrscheinlich nie richtig ausgeräumt wird.

Fakt ist: Triplet ist, als Markenname in Deutschland nicht schützbar, da es eine technische Eigenschaft beschreibt. Genaus kann man sich auch "Diesel-", "Solar-", "Öko-", "Hybrid-", etc. nicht als Markenzeichen schützen lassen, um dann stinkende Zweitakter als ebensolche Autos zu verhökern. Da dieser Markenname aber existiert - man kann vom Mitarbeiter im Patentamt auch nicht erwarten, dass er jeden technischen Fachbegriff in jedem Gebiet kennt - müsste man relativ umständlich ein Löschungsverfahren einleiten. Wer macht das schon für ne 5 EUR Lupe...

Gruss,
Chip

Hugo Halfmann

Hallo zusammen,

auf Flohmärkten werden auch immer wieder mal - meistens von Russen  - Einschlaglupen, Fadenzähler o.ä. angeboten. Neuware, der man die gruselige Qualität und schlunzige Fertigung erst bei näherer Betrachtung ansieht.
Scheinbar gibt´s aber auch für diesen Murks eine Nachfrage  ??? ::)

Mal eine (doofe ?) Frage am Rande: Bekommt man solche Lupen nicht bei jedem besseren Augenoptiker (vielleicht nicht bei Brille...F...mann, aber bei inhabergeführten Läden) ? Oder überläßt auch diese Branche alles außer Brillen dem Internethandel ?
Viele Grüße aus dem Bergischen Land

Hugo Halfmann

peter-h

Liebe Lupenfreunde,

wenn es nicht ein Mercedes (vom Preis) für eine gute Lupe sein soll, dann ist ein Blick auf eine FOUR ELEMENTS 10x-21mm von einer Firma aus Holland hilfreich.
Ich habe so eine achrom. aplan. Lupe in Händen und es ist tatsächlich ein Linsensystem aus 2 verkitteten Achromaten. Ordentliches Bild, saubere Verarbeitung und für meine Begriffe stimmt der Preis.

Gruß
Peter Höbel

Alfons Renz

Liebe Exkursionslupenfreunde,

Die beste Lupe ist immer noch diejenige, die man wirklich dabei hat, wenn man eine brauchen könnte. So schön die achromatisch-aplanatischen Lupen der renommierten Hersteller sein mögen, ihr stolzer Preis ist da eher hinderlich. Da lässt man das gute Stück zuhause, neben der Binokularlupe, wo man eine weitere Lupe gewiss nicht braucht.

Aus Neugier habe ich ebenfalls eine "Triplet" Lupe auf einem Flohmarkt für 6 Euro gekauft, sogar eine mit Doppellupe 10x und 20x (12 mm, 'Five Elememts'). Trotz des betrügerischen Titels und des lumpigen Baus (es ist jeweils nur eine einzige Linse) ist die Lupe durchaus brauchbar. Randschärfe und chromatische Aberration spielen bei der Freilandbeobachtung keine so entscheidende Rolle. Und das, was man erkennen möchte, sieht man auch. Was ich mehr vermisse, ist eine Öse für das Trageband und eine Arretierung, die verhindert, dass sich die Lupe selbst aufklappt.

Was mir allerdings (nicht nur) bei den Studenten auffällt: Kaum noch Jemand weiss mit so einer Lupe umzugehen und schon allein aus diesem Grunde würden die Meisten auch mit der besten Lupe nichts rechtes sehen.

Deshalb die Empfehlung: Freut euch über diese billigen Lupen und nehmt sie auch eifrig mit ins Feld. Dann gibt es keine Tränen, wenn eine ins Wasser fällt oder verloren geht. Und wer Qualitätsfanatiker ist, wird sich später schon noch ein stolzes Teil zulegen - oder sich in stiller Bescheidenheit üben. Meine Lieblingslupe ist übrigens eine ganz einfache Linse aus einem zerlegten Photometer, mit eher schwacher, ca. 5facher Vergrößerung.

Mit herzlichen Grüßen,

Alfons

Peter V.

Lieber Alfons,

jetzt hast Du mich aber neugierieg gemacht:

ZitatKaum noch Jemand weiss mit so einer Lupe umzugehen und schon allein aus diesem Grunde würden die Meisten auch mit der besten Lupe nichts rechtes sehen.

Was kann man denn dabei falsch machen? Die Frage soll nicht lakonisch klingen, sie ist wirklich ernst gemeint!

Nun muss ich zugeben, das ich Lupen nicht zur erbaulichen Betrachtung verwende, sondern eher pragmatisch. dabei haben mich perösnlich Randunschärfe und -verzeichung aber nie gestört.

Herzliche Grüße
Peter
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A. Büschlen

Liebe Hand-und Einschlaglupen-Freunde,

wenn ich unterwegs bin muss mein kleiner roter Beutel fast immer mit. Darin habe ein Taschenmesser, eine Maglite, eine weit über 20 jährige Eschenbach Lupe 10x (die Kleine), eine Projektionslinse von einem ausgedienten Super 8 Projektor. Diese Linse bringt in Retrostellung ein hervorragendes Bild und dann ist noch eine weitere  gebrauchte Einschlaglupe dazu gekommen. Zur näheren Betrachtung von Blüten, Moosen, Flechten, Ascomyceten und Insekten ist eine Einschlaglupe unentbehrlich.
Ein Handybeutel eignet sich gut um eine Lupe zu schützen.



Viel Spass beim "Lupen"  ;)

Gruss Arnold Büschlen

Schwerpunkt z.Z.:
- Laub- und Lebermoose.
- Ascomyceten als Bryoparasiten.
- Nikon Optiphot I mit HF, DIC.
- Nikon Microphot mit HF, Pol.
- Zeiss Standard Universal mit HF, Ph, Pol.
- Wild M3Z mit Ergotubus.
- Nikon SMZ-U Zoom 1:10 mit ED Plan Apo 1x.

Frank D.

Zitat von: Hugo Halfmann in September 10, 2010, 17:17:37 NACHMITTAGS
Hallo zusammen,

auf Flohmärkten werden auch immer wieder mal - meistens von Russen  - Einschlaglupen, Fadenzähler o.ä. angeboten. Neuware, der man die gruselige Qualität und schlunzige Fertigung erst bei näherer Betrachtung ansieht.

Hallo Herr Halfmann,

um auf besagten Flohmärkten schnell die Spreu vom Weizen zu trennen, war nur ein kurzes "Handwiegen" notwendig.
Denn, obwohl von aussen nicht zu unterscheiden, verbargen sich hinter dem Gewindering zwei verschiedenen Linsensysteme.
Der orthoplanatische Typ nach Steinheil -zwei Flintglasmenisken umschließen eine Kronglaslinse- , war durch sein höheres Gewicht schnell aussortiert.
Das fragende Gesicht der Flohmarktverkäufer beantwortete ich immer mit einem Schulterzucken.



Mit freundlichem Gruß
Frank Donat

Bernhard Lebeda

Zitat von: Peter V. in September 10, 2010, 18:31:18 NACHMITTAGS


ZitatKaum noch Jemand weiss mit so einer Lupe umzugehen und schon allein aus diesem Grunde würden die Meisten auch mit der besten Lupe nichts rechtes sehen.

Was kann man denn dabei falsch machen? Die Frage soll nicht lakonisch klingen, sie ist wirklich ernst gemeint!



Hallo Peter

nun, die Lupe muss immer dicht ans Auge gehalten und das Objekt an die Lupe geführt werden.  Das weiß heute nicht mehr jeder Sherlock Holmes!

Viele Grüsse

Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

beamish

Die von Herrn Donat gezeigte Lupe (Belomo 10x) ist meine Lieblingslupe und liegt preislich (etwas über 20 Euro im Internethandel) doch wirklich im Rahmen einer anständigen Ausrüstung. Dieses "echte" Triplet wird - soweit ich weiß - in einer "joint venture" -Zusammenarbeit mit Zeiss hergestellt. Egal, ich mag sie (auch wenn die Gehäuseschrauben locker werden mit der Zeit....) . Sie baumelt jedenfalls immer um meinen Hals, wenn ich pilzlich unterwegs bin.

Herzlich,

Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

Alfons Renz

Hallo Peter,

Den ersten Rat hat Bernhard schon gegeben: Mit der Lupe so nahe ans Auge wie möglich.

Nämlich genau nicht so, wie Sherlock Holmes immer portraitiert wird:



Mit der Lupe am Objekt und in der anderen Hand die Pfeife - so funktioniert das nicht!

Also gerade umgekehrt. Und die andere Hand hält auch nicht die Pfeife, sondern das Objekt. Um dieses möglichst stabil und ohne zu zittern im Focus der Lupe zu plazieren (das sind nur wenige cm vor der Lupe bzw. dem Auge!), ist es sinnvoll, die Finger der einen Hand mit der anderen Hand in Kontakt zu bringen uns so eine feste Verbindung zu schaffen. Also das Objekt nicht wie den Blumenstrauß für die Schwiegermutter frei vor sich halten, sondern alles ganz nahe am Auge in direkten Körperkontakt bringen.

Ist im Grunde ganz einfach und leicht, aber bei der ersten Verwendung einer Lupe machen es doch alle falsch!

Meine Lieblingslupe (aus dem Photometer) sitzt in einer schwarzen Röhre auf einer Grundplatte, die zugleich eine Aussparung für die Nase hat: So ist das Auge auch gleich gegen Fremdlichteinfall geschützt, was die Brillianz mehr erhöht als alle Dupletten und Tripletten.

Lupenreine Grüße,

Alfons

the_playstation

#14
Hallo,
Aus aktuellem Anlaß muß Ich diesen alten Thread mal wider herausholen. Auf der Suche nach brauchbaren Lupen bin Ich auf sehr viele Lupen mit irreführenden Bezeichnungen gestossen:
Z.B. (alle) "Triplet (c)" Lupen http://www.lupenhandel.de/index.php?cat=c56_Triplet--Lupen-Einschlaglupen-----Triplet-Lupen.html
Wahrscheinlich auch die Lupe http://www.lupengigant.de/Einschlaglupen/Einschlaglupe-20x-5-Linsen-Optoview
Also nicht nur bei Ebay findet man derartige Billiglupen. Z.T. sollen auch höhere Preise Qualität suggerieren.

Was mich auch noch sehr verwundert hat, ist die Angabe der Vergrößerung. Z.B. steht in der Beschreibung (vom Shop) 10x, auf der Lupe aber 20x oder 30x oder 40x.

Ich hatte auch (dummerweise) welche gekauft. Und dachte, meine Augen hätten einen Schaden. Einmal, was die Farbreinheit und Auflösung am Rand betrifft und einmal, was die angebliche Vergrößerung angeht. Ich bin tief erschüttert. Wie soll man da noch echte Qualität finden.

Klaus Henkel hat mir dann netterweise Lupen mit echten Tripet-Linsensystem oder Achromaten gezeigt.

P.S. Am höheren Gewicht erkennt man die guten leider nicht. Das Gewicht spielt keine Rolle, da die, einfachen, bikon. Linsen sehr dick sind und das Metallgehäuse auch mit in die Rechnung eingeht.

Liebe Grüße Jorrit
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.