Hauptmenü

Kristalline Spindeln

Begonnen von Ernst Hippe, Oktober 04, 2010, 10:55:50 VORMITTAG

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Hyperion

Ich habe auch nicht bezweifelt, dass es für den Herrn einen Nutzen hat.

Trotzdem würde mich interessieren um WAS genau es sich denn hier nun handelt, darum ging es mir mit meinem Post.

Ernst Hippe

Es ist jedenfalls ein Gemisch mehrerer Substanzen. Näheres hat der Erfinder leider bisher nicht preisgegeben.
Gruß Ernst Hippe
Vorstellung:Hier klicken

Horst B.

Hallo liebe Polfreunde,

eigentlich hatte ich nicht vor, mich in die laufende Diskussionen einzumischen. Ich möchte aber kurz einige klärende Worte sagen. Bei den Internationalen Mikroskoptagen in Emden wurden diese Systeme erstmals von mir vorgestellt. Ebenfalls etwas Theorie und eine spezielle Präparationstechnik zur Herstellung dieser Strukturen. Wie mir Prof. Kauer mitteilte, wird der Vortrag fast vollständig ins Netz gestellt. Aufbauend auf dieser Technik, die aus thermodynamischen Gründen ,,nur" zu sog. Supergittern mit geringer Schichtanzahl führen können, wurde dort auch die aktuellste Entwicklung gezeigt. Es ist eine  hochkomplexen 3D-Strukturierungsmethode, die ebenfalls zu optisch netten, bisher nicht bekannten Strukturen führt. Und genau das ist mein Ziel: Strukturen zu erzeugen, die in Form und  Farbe eine Identität haben. Die uns erfreuen und uns zum Nachdenken anregen. Mehr wird nicht gefordert. Irgendeine wirtschaftliche Verwertung verfolge ich nicht, lehne ich auch ab. Dafür bin ich bereit, viel Zeit und Geld zu investieren.
Also: Warten wir geduldig ab, was Prof. Kauer demnächst ins Netz stellt. Und der Mikrokosmos braucht vermutlich auch etwas Unterstützung.

                                                                                   Gut Licht 
                                                                                                    Horst B.

                   

Ernst Hippe

Ich kann mir nicht verkneifen, noch ein Bild nachzuschieben. Es gefiel mir besonders gut und illustriert die Anmerkungen von Horst Binder sehr schön. Dieses Mal mit Obj. 20x aufgenommen:



Also dann, noch viel Spaß!
Gruß Ernst Hippe
Vorstellung:Hier klicken

rekuwi

Lieber Ernst,

das ist wieder mal ein Knüller - immer wieder schön wie die Polarisation Farben hervorzaubert.

Liebe Grüße
Regi

Miner

Schönen Abend.
Das Bild gefällt mir wohl auch. Aber darf ich mal fragen, woher man weiß, dass diese Spindeln kristallin sind? Nicht dass das ihren Reiz schmälerte...
Ole

Ernst Hippe

Hallo Ole,
ganz klar ist mir das auch nicht. Sie wachsen aber genau so wie Kristalle und sind doppelbrechend. Horst Binder nennt sie "Eutektone". Nur er könnte genaueres dazu sagen.
Gruß Ernst Hippe
Vorstellung:Hier klicken

Miner

Jetzt habe ich gerade nochmal die frühren Beiträge gelesen, und nun bin ich verwirrt: Wachsen die Spindeln nun in einem Gel oder einer Schmelze? Und darf das Rezept preisgegeben werden?
Ole

Ernst Hippe

Das Ausgangsmaterial ist gelartig und wird geschmolzen. Die glasklare Schmelze wird nach dem Abkühlen etwas gequetscht und  schiebend gezerrt durch ein aufgelegtes Glas, das dann wieder abgehoben wird. Dann bilden sich in der unterkühlten Schmelze bald diese Spindeln und wachsen in wenigen Tagen auf bis zu 2mm Länge. Viele werden aber nicht so groß, wie auch die zuletzt gezeigten.
Das Rezept kenne ich nicht, es besteht jedenfalls aus mehreren Komponenten.
Gruß Ernst Hippe
Vorstellung:Hier klicken

Horst B.

Liebe Polfreunde,
nun muß ich Herrn Hippe mit seinen farbtriefenden Fotos meine Anerkennung aussprechen.  Spitzenklasse!
Bei den gezeigten Bildern handelt es sich typische Schichtstrukturen, die in Phasensystemen entstehen können. Dabei stapeln sich die Moleküle – je nach Mischung- in verschiedenen Varianten aufeinander. Dafür gibt es zahlreiche beschriebene  Beispiele.
Stichworte sind : Calamitische Kristalle, smektische Phasen.
Damit dürfte auch die Frage der Zusammensetzung weitgehend geklärt sein.  Da wir dort keine Fernordnung  der Moleküle haben, sind es keine Kristalle im klassischen Sinne. Ich nenne diese Strukturen daher Quasikristalle.  Diejenigen von uns, die den einen oder anderen Vortrag vom mir anhören mussten, wissen, dass ich mit speziellen Mischungen arbeite und diese Vorträge mit erheblichen technischen Aufwand vorbereite. Daher bitte ich um Verständnis, dass gewisse ,,Kleinigkeiten" nicht immer erwähnt werden.

                                                                           Gut Licht   wünscht  Horst B.

Klaus Herrmann

Hallo Horst,

ZitatDiejenigen von uns, die den einen oder anderen Vortrag vom mir anhören mussten

ehrlich gesagt so eine richtige Zumutung waren Deine Vorträge eigentlich nicht - mit 2 bis 3 doppelten Cognacs habe ich die Frustration, dass die Bilder nicht von mir stammen, immer gut im Zaum halten können ;) :D
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

olaf.med

#26
Wie eigentlich immer bei Herrn Hippe: WAHNSINNSBILDER  :) :) :) Herzlichen Dank.

Noch ein paar Bemerkungen zu den Objekten:

Mit smektischen Phasen ("Flüssigen Kristallen") setzt man sich ja schon sehr lange auseinander und heute spielen sie ja eine überragende Rolle bei technischen Produkten (Flachbildschirme etc.). Einer der ersten, der praktisch sein ganzes Lebenswerk diesen eigenartigen Phänomenen gewidmet hat, war der Physiker und Mineraloge Otto Lehmann:

http://www.histech.org/00009_00084_otto_lehmann___fluessige_kristall.htm

Seine Publikationen über die flüssigen Kristalle sind sehr interessant und manchmal ziemlich philosophisch, aber auch sehr agressiv gegen diejenigen Kollegen, die seinen Ergebnissen kritisch gegenüber standen. Eine bebilderte Publikation über einen Vortrag über Flüssigkristalle findet man hier:

ftp://ftp.min.rub.de/pub/Medenbach/Forum/Lehmann,%201910/

Natürlich sind die Abbildungen nicht so schön wie die von Herrn Hippe,  aber es gibt auch andere schön kolorierte Publikationen von Lehmann, die ich aber z.Zt. nicht als Kopie zur Hand habe. Auf Wunsch kann ich die aber auch gerne abfotographieren und einstellen.

Für seine Untersuchungen hat Lehmann zahlreiche spezielle Mikroskope entwickelt, die vor allem von den Firmen Voigt & Hochgesang in Göttingen (später von Dr. Steeg & Reuter in Bad Homburg übernommen) und Zeiss gebaut wurden. Sie sind sehr exotisch mit angebauten Mikro-Bunsenbrennern (Gasführung in Stativfuß!) für die Erhitzung der Phasen, Wasserkühlung für die Objektive und spezieller Lichtführung zur Erzeugung polarisierten Lichts ohne wärmeempfindliche Polarisationsprismen zu benutzen. Hier sieht man ein solches "Lehmannsches Kristallisationsmikroskop" von Voigt & Hochgesang nebst den zugehörigen Präparaten:





Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Ernst Hippe

Hallo Olaf,
vielen Dank für die interessanten Links! Ich hatte inzwischen auch etwas gegugelt und über diese Zusammenhänge mit den Flüssigkristallen gelesen, alles in allem doch eine sehr komplexe Materie. Die beiden letzten Links konnte ich bisher nicht aufrufen. Aber mir fehlen auch die chemischen Grundlagen für ein genaueres Studium, und so bleibt es hauptsächlich bei der Ästhetik. Vielleicht ist sie ja manchen etwas zu bunt ("farbtriefende Fotos"), trotzdem Herrn Binder nochmal großen Dank für die unscheinbaren Gelklümpchen!
Gruß Ernst Hippe
Vorstellung:Hier klicken