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Sinnesgrube

Begonnen von Jürgen H., Oktober 07, 2010, 20:27:22 NACHMITTAGS

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Jürgen H.

Liebe Mitmikroskopiker,

Zwei Objektträger liegen schon längere Zeit bei mir herum. Unbeschriftet. Grund: Vor der Xylolstufe war das Präparat unzureichend entwässert. Die Folge: Unzählige kleine Bläschen, die beim nachfolgenden Xylolbad entstanden. Ein ärgerlicher Anfängerfehler.

Heute fand ich die OT s wieder, und dabei fiel mir doch eine - wie ich meine - sehenswerte Stelle auf, die frei von Blasen geblieben ist.

Dargestellt ist das dritte Glied eines Maxillarpalpus einer Mücke im Sagitalschnitt. Wahrscheinlich handelt es sich um eine Wintermücke, sicher bin ich aber nicht, da ich aus Ärger versäumt habe, das Präparat zu beschriften. Die gezeigte Stelle zeigt eine Sinnesgrube, in der mehrere Sinneshaare zu einer Sinneseinheit zusammengefasst sind.



Nach links geht die Flugrichtung des Insekts.

R    Offenbar eine Reuse, deren Behaarung vermeidet, dass Fremdkörper in die Sinnesgrube gelangen können.
TH  Wahrscheinlich Tasthaare an der Unterseite des Palpus Maxillaris. Angeschlossen sind blau die entsprechenden
     Sinneszellen, nach rechts direkt unter der Chitinhülle verluft ebenfalls blau gefärbt ein dünner Nervenstrang
     körperwärts.
K    Ein längerer Kanal, der zur Sinnesgrube führt.
SH  Die Sinneshaare in der eigentlichen Sinnesgrube, keulenförmig ausgebildet.
G    Die Sinneshaare erwachsen offenbar aus einer kleinen Grube

Die ganze Sinnesgrube ist solide chitinös ausgekleidet, was wohl schon aus Stabilitätsgründen erforderlich sein dürfte.

Der Lage des Organs nach zu urteilen, dürfte das Insekt das Organ im Flug nutzen. Dann strömt die Luft gegen die Flugrichtung zum Palpus, wird von der trichterförmig weiten Öffnung des Kanals gefangen und zur Sinnesgrube geleitet. Zum Betasten von potentieller Nahrung hingegen scheint mir der Trichter, der längere Kanal und die tief in den Palpus eingesenkte Sinnesgrube ohne Nutzen für das Insekt. Zu vermuten ist daher, dass es sich um ein Geruchsorgan handelt, mit dem die Mücke im Flug olfaktorisch Signale aufspüren kann.

Ich hoffe, das es gelingt, das Präparat insgesamt zu retten, indem ich das Decklas im Xylolbad ablöse, neu entwässere und neu eindecke.

Mikrogrüße

Jürgen


Fahrenheit

Lieber Jürgen,

die Sinnesgrube ist ja wirklich perfekt getroffen. Danke für das interessante Bild und die guten Erläuterungen.
Ich hoffe, Dir gelingt die Restaurierung des Präparates.

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM