Fluoreszenzmikroskopie in Würzburg

Begonnen von Klaus Herrmann, Oktober 11, 2010, 22:16:43 NACHMITTAGS

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Klaus Herrmann

Hallo zusammen,

am letzen Samstag war an der Uni in Würzburg das 2 Treffen dieses Jahres. Wie immer ein bunter Reigen an interessanten Vorträgen - in einem halben Jahr sammelt sich schon so einiges. Der Vormittag war der Fluoreszenzmikroskopie gewidmet. Eingeführt von Johannes Mathyl, der uns die - historisch ältere - Durchlichtvariante eindrucksvoll an vielen histologischen Schnitten aus Botanik und auch menschlichem Gewebe demonstriert hat. Er konnte sehr schön zeigen, dass eine HE-Färbung in der Durchlichtfluoreszenz deutlicher zu kontrastieren ist und dadurch noch mehr zu sehen ist.
Eine Anregung für die Histologen unter uns!
Ich habe dann life mit 2 Mikroskopen verschiedene Techniken gezeigt aber in der heute fast ausschließlich angewandten Auflicht-Fluoreszenz. Da Johannes Mathyl schon ausreichend schöne Bilder gezeigt hat, legte ich den Schwerpunkt auf eine Vorführung der verschiedenen Anregungsmöglichkeiten. Dabei habe ich bewußt die HBO (Quecksilberdampflampe) ausgelassen, weil die teuer und nicht so einfach in der Bedienung ist. Es wurden gezeigt; LED in der Variante 455 nm (royal blue); Xenonlampe 30 W aus einer Autobeleuchtung; und eine 100 W Halogenleuchte.
Alles geht, aber natürlich keine UV-Anregung. Wobei es inzwischen auch LED gibt mit Emission im UV, die schon ordentliche Leistung bringen.
Dass es mit der Halogenleute geht habe ich erst relativ spät gemerkt: ich hatte früher die falschen Filter, die zu weit Richtung UV liegen und damit ging natürlich gar nichts - ausser natürlich mit der HBO!

Bei den Präparaten habe ich mal Anwendungen aus der Technik gezeigt: Lackfehleruntersuchung. Im Lackquerschnitt einer Feuerwehrhelm-Lackierung sieht man in der feuerhemmenden Schicht einen Fremdpartikel, der mit anderen lichtmikroskopischen Methoden nicht zu detektieren ist.

In der Prüfung von ferromagnetischen Werkstücken wird eine Prüfung auf Mikrorisse mit der Magnetpulverprüfung gemacht. Ein magnetisches Pulver wird mit einem Fluoreszenzfarbstoff verbunden und in einem Mineralölgemisch suspendiert. Das Ganze in Sprühflaschen abgefüllt.

Ein rissverdächtiges Werkstück wird nun einfach mit der Suspension eingesprüht und mit einer Fluoreszenzlampe in einem dunklen Raum angestrahlt. Die Magnetpartikel sind im Öl beweglich und lagern sich bevorzugt an Rissen an, weil dort die höchsten Magnet-Flußdichten sind.

Die Firma Pfinder in Böblingen stellt verschiedene Varianten dieser Prüfsubstanzen her und vertreibt sie weltweit wie die vielsprachigen Aufdrucke zeigen. Ich habe mal Auflichtfluoreszenz der armen Mannes gemacht: der Prüfkörper lag unterm Stemi und ich habe mit einer sehr schwachen 4 W-UV-Lampe einfach draufgeleuchtet. Bei 20 facher Vergrößerung ist das Ergebnis überzeugend.


Diese drei unermüdlichen Senioren dürften einigen bekannt sein:




Aber auch die Jugend wächst nach und ist sehr interessiert! Hier am Standafrd 25 unendlich(!) mit einem Fluoreszenzkondensor IV FL der aus der endlichen Standardzeit stammt. Ich habe ihn unendlich gemacht durch Entfernen der beiden Telanlinsen.



Die Feuerwehrhelm-Lackierung mit dem "Hubbel" aus einem Fremdpartikel:



Und zum Schluss noch die Magnetrissprüfung mit Pfinder 150




Fazit: die Durchlichtfluoreszenz ist am einfachsten zu realisieren und bringt sehr schöne Ergebnisse. Geringe Schichtdicken sind dabei von Vorteil, deshalb eignen sich Robin Wackers Präparate mit seiner W 3A-Färbung besonders gut!

Bei technischen Proben, die normalerweise undurchsichtig sind, geht allerdings nur die Auflichtfluoreszenz und da ist sie ein wichtiges Hilfsmittel der Fehlersuche.







Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Bernhard Lebeda

Hallo Klaus

sehe ich das richtig, dass mein ex-Ploemopak voll im Einsatz ist?

Weiter so!  ;D

War bestimmt ein spannender Tag. Schade dass Würzburg nicht so ganz um die Ecke liegt von Bochum


Viele Mikrogrüsse

Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

Klaus Herrmann

Lieber Bernhard,


Zitatsehe ich das richtig, dass mein ex-Ploemopak voll im Einsatz ist?


nein das siehst Du falsch! Den habe ich damals frustriert vertauscht. Dieser ist ziemlich "neu" nachdem ich neulich mit anderen Filterblöcken entdeckt habe, dass das doch geht. Aber die Blöcke laufen ins Geld! Ist doch kein billiges Feld!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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peter-h

Hallo Klaus,

aus bekannten Gründen konnte ich leider nicht in Würzburg sein  :(
Die Anregung der DL-Fluoreszenz ist wirklich mit einfachsten Mitteln zu realisieren. Es geht sogar mit einer weissen LED. Allerdings zusätzlich mit einem kräftigen Blaufilter. Man muß also keine "Lampe" umbauen.


Hier das Motiv, Clematis mit W3A Färbung


1. Beispiel mit einem Gelbfilter als Sperrfilter


2. Beispiel mit einem Orangefilter ( Schott OG550 )


Kamera DFK72 von Imaging Source. Es war noch reichlich Reserve in der Belichtungszeit !

Sicher eine Anregung mit einer sehr einfachen Methode die Welt der Fluoreszenz kennen zu lernen.

Viele Grüße
Peter