Jochalge Mesotaenium und parasitische Pilze

Begonnen von Bernd, Oktober 16, 2010, 16:31:26 NACHMITTAGS

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Bernd

Liebes Forum,


Anfang Oktober hatte ich bei einem Spaziergang einen alten Baumstamm gefunden, der mit Moos bewachsenen war. In dem Moos befand sich eine zähe, grüne Gallerte, die ich mit nach Hause genommen und mikroskopiert habe.



Neben einigen Blaualgen und Grünalgen fand ich in dieser Gallerte auch zahlreich Jochalgen, die ich als Mesotaenium chlamydosporum (richtig, Prof. Lenzenweger?) bestimmt habe.





Diese Jochalgen dienten auch als Opfer für einen Pilz. Zuerst einige Übersichtsaufnahmen von dem Pilzmyzel mit zahlreichen abgetöteten Algenzellen.



Der Pilz dringt mit einer Hyphe in die Mesotaenium-Zelle ein und zerstört den Zellinhalt so vollständig, daß normalerweise kein Chlorophyll mehr in den Wirtszellen zu sehen ist.







Die Frage, die mich besonders interessiert, die ich aber leider nicht beantworten kann, ist: Um was für einen Pilz handelt es sich hier? Ich habe zuerst an Polyphagus euglenae gedacht, aber laut den mir vorliegenden Beschreibungen und Abbildungen kann das nicht stimmen. Die größte Ähnlichkeit glaube ich bisher zu Zoophagus insidians gefunden zu haben, der aber laut Literatur (nur?) Rädertiere frißt. Ich würde mich über jede fundierte Vermutung, um was für einen Pilz es sich handeln könnte, freuen.

Alle Mikrofotos DIC, mit 100x-Objektiv (Bild 4 20x), alle Pilzfotos mit Helicon Focus gestackt.


Viele Grüße
Bernd

Holger Adelmann

Hallo Bernd,

danke für die sehr interessanten Bilder und Beiträge zu den algenpathogenen Pilze. Ich sammle diese zusammen mit meinen eigenen Untersuchungen und anderen aus dem Forum,
Vilelleicht können wir mal mit den Kollegen eine Synopsis zum Thema algenpathogene Pilze machen ?

Herzliche Grüsse
Holger


Ernst Hippe

Hallo Bernd,
leider kann ich nur den Zoophagus ausschließen, denn ich kenne ihn gut. Er saugt wirklich nur Rädertiere und Bauchhärlinge aus, die er mit seinen kurzen Seitenästen ködert, so daß sie von sich aus "andocken".
Eine Bestimmung würde erleichtert, wenn man wirklich wüßte, ob die Alge ein Mesotaenium ist. Bei Sparrow, Aquatic Phycomycetes, gibt ein Register für spezifische Beuteoganismen. Bei Mesotaenium (andere Art) paßt allerdings die Abbildung nicht.
Gruß Ernst Hippe
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Bernd

Hallo Ernst,

ich habe die Algen nach Rabenhorst´s Kryptogamenflora, 13. Band, Conjugatae (1937) S. 173 ff bestimmt. Hier eine kurze Auflistung der charakteristischen Merkmale: Zellwand aus einem Stück bestehend, ohne Oberflächenskulptur. Chromatophor plattenförmig. Die Ränder können verschiedenartig eingeschnitten oder umgeschlagen sein. Chromatophor einzeln oder zu zweien. Ein oder zwei Pyrenoide im Chloroplasten. Zellkern zwischen den Chromatophoren oder ihnen seitlich anliegend. Chromatophor neben der Achse liegend und die Zellwand nicht erreichend. Zellen kurz oder lang zylindrisch, mit abgerundeten Enden oder elliptisch. Zellen in geschichteter Gallerte eingeschlossen. L. 16 – 33 µ, Br. 9 – 13 µ. Bildet lebhaft grüne Gallertlager an feuchtem Moos, an Sandsteinfelsen, Baumstümpfen, auf nassen Wegen. Atmophytische Alge, die ein niedriges pH bevorzugt. Meidet daher Kalk.
Das Ergebnis war dann Mesotaenium chlamydosporum. Vielleicht kann Prof. Lenzenweger meine Bestimmung kommentieren.

Im Sparrow habe ich auch schon gesucht, aber nichts wirklich passendes gefunden. Als Parasit von Mesotaenium ist da nur Zygorhizidium verrucosum aufgelistet, was aber nun wirklich nicht paßt.

Viele Grüße
Bernd