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Anfängerfragen

Begonnen von Wieandt, März 22, 2012, 11:52:04 VORMITTAG

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liftboy

Hallo in die Runde,

wie ich sehe, herrscht doch scheinbar Interesse.
So will ich denn beim nächsten mal die Augen offenhalten und einen Karton mitnehmen.
(In der Zwischenzeit geht der Hausmeister Kaffee holen, den ich bezahlt habe :-)  )

Gruß
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

Robert Götz


Die Schnitte und Ausstriche werden archiviert, was aber bald weggeschmissen wird ("zeitnah entsorgt" muss das heute wohl heißen),
ist das überschüssige Material, d.h. das, was übrig bleibt, nachdem die Präparate angefertigt wurden.
Denkbar wäre also, dass eine Laborkraft daraus zusätzliche Präparate für jemand - ohne Eingangsnummer und Patientenname- herstellt.
Dazu müsste man die Leute aber gut kennen.

Gruß
Robert

Peter V.

#17
Hallo,

leider sind solche kleine zwischenmenschlichen Gefälligkeiten im Jahr 2012 völlig unmöglich geworden. Vor 30 Jahren bekam die Müllmänner zu Weihnachten ein paar DM als Dankeschön, im Gegenzug wurde dafür auch mal ausnahmsweise ein neben der Tonne stehender zusäzlicher Müllbeutel mitgenommen. Heute ist in den meisten Kommunen den Müllwerkern die Annahme von Trinkgeldern streng verboten. Schließlich sind wir ja keine Bananenrepublik, alles ist streng geregelt, jede gegengseitige Gefälligkeit wird sofort als Vorteilsannahme und -gewährung verfolgt und alle Prozeduren sind durch ein QM mittels zertifizierter Arbeitsanweisungen streng geregelt.
Vor 30 Jahren bin ich als Oberstufenschüler in ein Krankenhauslabor gegangen und habe dort nach Erklärung des Vorhabens ("für den Biounterricht") eine Ampulle Blut mitnehmen dürfen (damals kannte man auch noch kein HIV ). O.k., aus heutiger Sicht (Infektionsgefahr)  ist DAS wirklich nicht mehr möglich, und das ist auch gut so.
Allerdings würde die Welt sicher nicht untergehen, wenn mal ein zu entsorgendes Paraffinblöckchen oder ein entsprechend alter Schnitt nach Wegwischen der Eingangsnummer (die ohnehin nur das Institut selbst entschlüsseln kann), nachdem man sich von der Ernsthaftigkeit des Fragenden übezeugt hätte, abgeben würde. Oder wenn eine MTA für ein kleines Dankeschön halt mal ein paar Schnitte ohne Nummerierung für einen Hobbyisten zusätzlich anfertigen würde. Aber - wie gesagt - im Jahre 2012 hat niemand mehr "ein Herz" für solche Anliegen und vermutlich traut sich auch niemand mehr, so etwas zu machen. Und sei es nur, weil er befürchten muss, dass die Blöd-Zeitung zwei Wochen später über "Gewissenlosen Organhandel in deutschen Pathologien" berichten würde.... ;)
Tempora mutantur.

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Ulf Titze

Lieber Peter,

ich würde nicht sagen, daß es solche Gefälligkeiten überhaupt nicht mehr gibt. Aber in Zeiten, wo jede noch so vertrauliche Information schnurstracks via Internet und anderer Medien einem sehr breiten Publikum zugänglich gemacht werden kann, überlege ich mir sehr, sehr genau wem ich einen solchen Gefallen tue. Wenn da irgendein Oberstufenschüler ankommt und bedürftig kuckt, reicht mir das halt nicht.

Alles eine Sache des Vertrauens.

Grüße

Ulf
"Do not worry about your problems with mathematics, I assure you mine are far greater." (A. Einstein)

"Komm wir essen Opi!" - Satzzeichen können Leben retten!!!

CMB

Hallo Peter,
diese Beobachtung kann ich nur aus leidvoller Erfahrung auch aus dem Wissenschaftsbetrieb bestätigen. Möchte man Probenmaterial zum Beispiel für Arbeitsgruppen  haben, wird  einem immer häufiger dieses unter Hinweis auf einen der vielen öffentlichen Geldgeber und seine QM Bestimmungen verweigert, geht der Lehrstuhlinhaber in Pension wird das Material vom Nachfolger häufiger umstandslos entsorgt.

Oder: Ich wollte für einen Arbeitsabend im Naturwissenschaftlichen Verein von einer wissenschaftlich renommierten Institution einen der vielen, für die studentische  Ausbildung vorhandenen Präparatekästen mit Präparaten von Krankheitserregern für einen Tag ausleihen. Ich hätte den Kasten persönlich abgeholt und wieder abgegeben. Der Kasten wurde auch in  dieser Woche nicht benötigt, da keine Ausbildung in dieser Zeit stattfand. Gleichwohl wurde mir die Ausleihe aus grundsätzlichen Erwägungen verweigert.

Oder: Ein Kollege ist anerkannter Spezialist für Kotkäfer. In einer Genehmigung einer Naturschutzbehörde wurde ihm gestattet, tote Käfer aufzuheben, lediglich vor Ort zu untersuchen und sie danach in den Naturhaushalt an dergleichen Stelle wieder zurückzugeben.

Noch kommt man gelegentlich entlang langjähriger Kooperationen an zu entsorgendes Material oder kann auch wissenschaftliches  Material nutzen, aber es wird immer schwieriger. Im Gegensatz dazu funktioniert die Kooperation mit Institutionen im Ausland nach meiner Erfahrung geradezu problemlos.

Da schaut man aber eher darauf ,was einer kann und weniger darauf, welchen Titel  er führt.

Freundliche Grüße in die Runde

CMB

Peter V.

#20
Zitat von: Ulf Titze in März 25, 2012, 10:28:00 VORMITTAG
Lieber Peter,

ich würde nicht sagen, daß es solche Gefälligkeiten überhaupt nicht mehr gibt. Aber in Zeiten, wo jede noch so vertrauliche Information schnurstracks via Internet und anderer Medien einem sehr breiten Publikum zugänglich gemacht werden kann, überlege ich mir sehr, sehr genau wem ich einen solchen Gefallen tue. Wenn da irgendein Oberstufenschüler ankommt und bedürftig kuckt, reicht mir das halt nicht.

Alles eine Sache des Vertrauens.

Grüße

Ulf

Lieber Ulf,

ich habe ja nicht gesagt, dass ich die Motivation derer, die so "vorsichtig" geworden sind, nicht verstehe. Ich habe ja nur bedauert, dass sich die Zeiten so entwickelt haben (dass Journalistinnen selbstverständlich eine Übernachtung bei einer Freundin gegen Rechnung bezahlen  :D)
Ohne zu sehr abschweifen zu wollen: Sicherlich habe ich z.B. unseren ehemaligen BuPrä auch ambivalent gesehen, aber mit einem Satz hatte er für mein Empfinden Recht: Dass er in einem solchen Land nicht leben wolle. Absolute Transparenz, ausartende Regelungswut, lückenlose Überwachung  - das nimmt auch viel "Menschliches".
Wie oft habe ich schon in den letzten Jahren gehört, dass alte Geräte (u.a. auch Mikroskope!!!) nicht -vernünftigerweise - an Interessierte verschenkt oder gegen eine "Spende" abgegeben wurden, sondern tatsächlich entsorgt (und damit zum Teil wirklich zerstört) werden mussten, weil eben ein QM auch einen Nachweis der ordnungsgemäßen Entsorgung aller Betriebsmittel durch einen Entsorgungsfachbetrieb vorsieht. Weil eben jede Kleinigkeit bis ins Letzte lückenlos nachgewiesen und verfolgt werden muß.
Jedenfalls ist in den letzten 20 - 30 Jahren viel "Menschlichkeit" verloren gegangen und durch gedanken- und seelenloses, dafür QM-gesteuertes, zertifiziertes und Transpareny International-konformes Handeln ersetzt worden. Ich persönlich bedaure das!*

Herzliche Grüße
Peter

* wie auch das Schicksal des noch recht "schönen" alten VW-Käfers, den ich letztens in gutem Zustand auf einem Schrottplatz entdeckte. Der auf die Zerlegung und die Presse wartet, weil er für die Abwrackprämie(!!!) dort abgegeben wurde und deshlab nur noch gesetzestreu zerlegt, aber nicht mehr restauriert und erhalten werden darf  :'(  :'(  :'(
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

treinisch

Hallo Safari,

Zitat von: Safari in März 25, 2012, 20:38:52 NACHMITTAGS
Das mag ja alles Schade sein, speziell für die Hausmeister die sich durch den Verkauf der Geräte ein gutes Nebeneinkommen verschafft haben, auf der anderen Seite muss man aber auch sehen was geklaut wird um danach bei eBay aufzutauchen.

da sprichst Du mir aus der Seele! Vielleicht wären die Regularien ja nicht so streng, wenn die Mitarbeiter (wiss. u. nwiss.) nicht über Dekaden geklaut hätten
wie die Raben.

Zitat
In den Entwicklungslaboren der Industrie wird seit Jahren alles konsequent vernichtet, oder am Projektende eingelagert. Es tut zwar weh zu sehen wie ein 400.000,-- Euro Messgerät zerstört wird, aber damit wird sichergestellt das diese Geräte nicht mit einem Restwert abgeschrieben werden müssen.

Genau im Gegenteil. Wenn das Gerät vernichtet wird, kann es sofort vollständig abgeschrieben werden. Ein 5 Jahre altes Laborgerät
die 10000€ gekostet hat, wäre noch mit rund 4000 € in den Büchern. Vernichte ich sie habe ich eine Steuerersparnis von etwa
1300€.

Viele Grüße

Timm
Gerne per Du!

Meine Vorstellung.

treinisch

Hallo Safari,

ich glaube wir meinen das selbe, mir ging es nur um die
Präzisierung in der kaufmännischen Terminologie.

Es geht mir um diesen Satz:

,,Es tut zwar weh zu sehen wie ein 400.000,-- Euro Messgerät zerstört wird, aber damit wird sichergestellt das diese Geräte nicht mit einem Restwert abgeschrieben werden müssen."

Abschreiben bedeutet die Verringerung des Restwertes.

Wenn das Gerät zerstört wird, ist es unmittelbar mit dem Restwert abzuschreiben und das ist gerade das Gute für das Unternehmen.
Die Abschreibung mit dem Restwert wird also nicht verhindert, sondern angestrebt. Nach der Abschreibung steht es dann eben genau mit
0€ (manchmal auch 1€) in den Büchern.

Viele Grüße

Timm

P.S. Die Höhe des Anlagevermögens per se ist steuerlich bei allen Rechtsformen unerheblich.
Gerne per Du!

Meine Vorstellung.