Farbkorrektur bei weißen LEDs (Billiglösung!)

Begonnen von Hugo Halfmann, Oktober 29, 2010, 19:09:53 NACHMITTAGS

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Hugo Halfmann

Guten Abend allerseits,

hier http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=7195.0 wurde letztens (zu Recht !) die unnatürliche Farbtemperatur von Energiesparlampen , LEDs beanstandet.
Da ich an meinem Zeiss WL nunmehr auch eine LED Beleuchtung habe und das harte Weiss als unangenehm empfand, habe ich ein wenig mit Farbkorrekturfiltern aus meiner Foto - Sammelsurium - Kiste herumexperimentiert.

Ergebnis : mit einem KR 3 Filter (alternativ auch KR 6 oder KR 9) wird der Farbton deutlich in Richtung "Glühstrahlergelb" korrigiert. KR 1,5 ist nicht so wirksam.
Die Transmissionskurven findet man hier: http://www.schneiderkreuznach.com/pdf/filter/bw_filter_transmissonskurven.pdf , rechte Seite, 2. von oben.

Ein solches Filter bekommt man für wenig Geld (~ 5 - 10 Euronen ) im bunten Auktionshaus.

Wer´s perfekt möchte, kann das Glas auch aus der Fassung nehmen und sich beim Optiker für kleines Geld passend schleifen lassen.

Vermutlich ist das aber ein alter Hut...  8)





Viele Grüße aus dem Bergischen Land

Hugo Halfmann

TPL

Hallo Hugo,
wenn Du mit der Wirkung zufrieden bist - gut.
Aber das KR 3-Filter wird auch nichts Anderes sein, als die anderen Rot-Korrekturfilter in der B&W-Darstellung, nämlich ein einfaches Kantenfilter. Deshalb kann es zwar die Farbtemperatur insgesamt verschieben, aber es kann nicht die Zwei- oder Mehrgipfeligkeit des Spektrums korrigieren.
Schönen Gruß, Thomas

Hyperion

Also sowohl Energiesparlampen als auch LED gibts es shcon im 5.000 - 6000 K Bereich, das ist doch natürliches weiss!

TPL

#3
Zitat von: Hyperion in Oktober 29, 2010, 23:07:26 NACHMITTAGS
Also sowohl Energiesparlampen als auch LED gibts es shcon im 5.000 - 6000 K Bereich, das ist doch natürliches weiss!

...immer wieder schön zu sehen, dass Marketingtricks doch verfangen. Was bedeutet bei einem Linienspektrum, bzw. bei einem stark zweigipfeligen Spektrum denn die Farbtemperatur?

Schönen Gruß, Thomas

reblaus

Hallo -

nun ja, bei den guten alten, dicken Leuchtstoffröhren hat man es offensichtlich auch geschafft ein Spektrum hinzukriegen, das einigermaßen gleichmäßig verläuft - bis auf die Hg-Linien, die immer noch etwas durchdringen.
Das entspricht auch dem Gefühl, dass diese Leuchtstoffröhren ein einigermaßen befriedigendes Licht liefern, während dies bei den dünnen Fluoreszenzröhrchen der Energiespar-Leuchtstofflämpchen überhaupt nicht und bei den LEDs (noch)?) nicht ganz der Fall ist.
Besonders heterogen ist übrigens das Licht einer "weißen" Seite von meinem LED-Monitor - da fällt das aber anscheinend weit weniger auf, wie bei der Beleuchtungswirkung einer Lampe.

Zeit, dass diese Phänomene mal wirklich ernsthaft untersucht werden. Da könnten sich Physiker, Biologen, Physiologen, Psychologen, Mediziner .....  dran beteiligen. Ein Sonderforschungsbereich der DFG wäre wirklich keine Verschwendung.

Nun haben aber die Politiker bereits mehrheitlich beschlossen, dass das Licht der neuartigen Lichtquellen dem Glühlicht gleichwertig ist.

Ein Experte hat denen halt erzählt, dass die Farbtemperatur kein Problem bereitet.


Viele Grüße

Rolf

(i.A. zufriedener Mikroskop-LED-"user")

Hugo Halfmann

Zitat von: TPL in Oktober 29, 2010, 22:23:22 NACHMITTAGS
Hallo Hugo,
wenn Du mit der Wirkung zufrieden bist - gut.
Aber das KR 3-Filter wird auch nichts Anderes sein, als die anderen Rot-Korrekturfilter in der B&W-Darstellung, nämlich ein einfaches Kantenfilter. Deshalb kann es zwar die Farbtemperatur insgesamt verschieben, aber es kann nicht die Zwei- oder Mehrgipfeligkeit des Spektrums korrigieren.
Schönen Gruß, Thomas

Hallo Thomas,

wieder an Land ?  8)

Ja, ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis.
Zugegebenermaßen, meine Augen sind recht empfindlich. Der einzige Sinn dieses Filters war und ist auch nur eine Farbtemperaturkorrektur in Richtung rot. Da mir das "harte" Weiss der LEDs nicht gefiel, hab´ich ein wenig ´rumprobiert und fand den Filtereffekt ganz ansprechend.
Die LED möchte ich auf keinen Fall mehr missen, für mich ist das jetzt perfekt.
Viele Grüße aus dem Bergischen Land

Hugo Halfmann

Hyperion

Zitatimmer wieder schön zu sehen, dass Marketingtricks doch verfangen. Was bedeutet bei einem Linienspektrum, bzw. bei einem stark zweigipfeligen Spektrum denn die Farbtemperatur?

Was weiss ich... Ich weiss nur, dass ich lieber ein Mikroskop mit einer 5600 K LED habe als mit einer 3000 K Halogenlampe, weil erstere mehr meinem Eindruck von Sonnenlicht entgegenkommt. Über irgendwelche Spektren habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.


Werner Jülich

Ja, das war zu erkennen. Ich meine das mit dem Gedanken machen. Wir hatten das Thema ja schon häufiger, es gibt sehr gute Argumente pro LED und dieser gehört auch unzweifelhaft die Zukunft, aber daneben gibt es genug kritische Anwendungen bzw. Anwender, die den typischen Einbruch in der Intensitätskurve nicht gebrauchen können. Auf die geeigneten Filter wird man noch etwas warten müssen, denn noch sind die Intensitätskurbven der LED noch zu typabhängig.

Werner Jülich

Hyperion

Und was wäre dann so eine kritische Anwendung bei welcher man ein gleichmäßiges Spektrum braucht?

Ich frage nur weil ich an einem pathologischen Referenzzentrum arbeite und es hier seit 2-3 Jahren nur noch Mikroskope MIT LED gibt und die Leitung für viel Geld alle Leuchtmittel hat tauschen lassen....

Detlef Kramer

In der Pathologie vermutlich nicht. Aber in der Mineralogie, Thomas' Fachgebiet!

D.K.
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

Vorstellung: Hier klicken

Guy Marson

#10
Hallo´le,

Zitatden typischen Einbruch in der Intensitätskurve

Umgedreht wird auch ein Schuh draus, leider: Die für das blosse Auge nicht sichtbare starke Spitze im Blaubereich führt zur Anregung von Pigmenten (Orbiliomycetes p.p.; Ascomycota, Fungi)  durch LEDs die bei Halogen nicht sichtbar sind. Da wird ein intensives Gelb vorgetäuscht das aber bei Sonnenlicht - oder Halogen so krass nicht existiert. Thomas liegt doppelt richtig mit seíner Anmerkung!

Ciao,
Guy

Peter V.

Hallo!

ZitatIch frage nur weil ich an einem pathologischen Referenzzentrum arbeite und es hier seit 2-3 Jahren nur noch Mikroskope MIT LED gibt und die Leitung für viel Geld alle Leuchtmittel hat tauschen lassen....

Vielleicht wird Euer Referenzzentrum von einem besonders eloquenten und übrzeugenden "Umrüster" mikroskoptechnisch betreut?  ;)

Aber im Ernst ( und primär @ Herrn Jülich ): Was wird denn aktuell von Pathologen und ggf.  in ( biolog. ) Instituten bevorzugt? Halogen oder LED?

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Werner Jülich

Das Zeiss Axio Scope.A1 wird wahlweise mit LED oder mit Halogenlicht angeboten.
Die Pathologen, die bei uns kaufen, ordern etwa zur Hälfte LED und zur Hälfte Halogenlicht. Wenn das Thema Farbwiedergabe im Vordergrund steht, also bei vielen Mineralogen, Geologen, Kriminalämtern und der farbverarbeitenden Industrie, auch bei vielen Mikrofotografen, wird nach wie vor die Halogenlampe bevorzugt, auch oder gerade nach einem direkten Vergleich.
Die Schwäche der LED in der derzeitigen Ausprägung ist das Fehlen glättender Filter. Die darf man aber erst erwarten, wenn nicht mit jeder neuen LED auch wieder eine neue, andere Emissionskurve geliefert wird.
Das bedeutet bitte nicht, dass die LED keine entscheidenden Vorteile hat, aber die reichen halt nicht in jedem Fall aus.
Werner Jülich

TPL

In dieser und in anderen LED-Diskussionen komme ich mir vor wie Waldorf oder Stattler aus der Muppetshow. Dabei bin ich selber ein begeisterter Nutzer von LED als Mikroskopbeleuchtung! Die Vorteile moderner LED gegenüber den verschiedenen 'klassischen' Leuchtmitteln sind - je nach Anwendung und persönlichem Geschmack - teilweise so groß, dass ich mich manchmal wundere, warum es nicht mehr Anwender gibt.
Andererseits verblüfft mich immer wieder, dass die prinzipiellen Unterschiede zwischen 'klassischen' Leuchtmitteln und LED ignoriert oder verharmlost werden. Diese Unterschiede sind erheblich und können im ungünstigen Fall dazu führen, dass die Vorteile von LED durch deren prinzipbedingte Nachteile wieder ausgeglichen werden. Umso wichtiger ist bei der Wahl der Beleuchtung eine sorgfältige Information (besonders zu den Spektren - darum kommt man nicht herum!) oder aber eine gute Beratung, wie sie z.B. Herr Jülich oder andere Anbieter von hochwertigen LED-Beleuchtungen (S. Hiller, Bernd/Nomarski) leisten. Ansonsten kann die Enttäuschung groß sein.

Begeisterte LED-Grüße, Thomas

Florian Stellmacher

Hallo LED-Freunde und Skeptiker!

Z Zt. hospitiere ich in einem Institut, das derzeit noch mit hammerschlaglackierten Leitz Dialux und SM-Lux ausgestattet ist. Jetzt steht offenbar die Anschaffung neuer Mikroskope ins Haus, und es wurde ein Demogerät mit LED-Beleuchtung aufgestellt, das derzeit getestet wird. Die Resonanz ist eindeutig: schreckliche Farben, viel zu blaustichig, das Grün in der Papanicolaou-Färbung geht total unter! Die Erklärung ist wohl recht simpel: Wer Jahrzehnte an die gelbstichige Glühbirnenbeleuchtung in Verbindung mit der leicht grünlichen Oberflächenvergütung alter Leitz-Mikroskope gewöhnt ist, tut sich mit der Umstellung auf die LED recht schwer. Entsprechend soll nun das gleiche Mikroskop mit Halogenbeleuchtung getestet werden - ich kann mir gut vorstellen, mit welchem Ausgang!

Auch ich habe LED und Halogen parallel am Orthoplan adaptiert; zur Fotografie nehme ich inzwischen immer die Halogenleuchte, ebenso zur Polarisation. Zur Beobachtung besonders feiner Strukturen bevorzuge ich die LED - vielleicht gibt es dafür keine wirklich rationale Erklärung, aber ich empfinde das Bild als kontrastreicher und besser aufgelöst. Hinzu kommt bei der Fotografie das Problem, dass die gepulste LED bei normaler Helligkeit zur Entstehung von "Bildzeilen" führt, die erst bei sehr dunkler oder sehr heller Beleuchtung verschwinden. Das gleiche Phänomen kenne ich auch vom Zeiss Standard, das mit einer kommerziellen LED ("Starlight") nachgrüstet wurde.

Beste Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)