Liebe Pflanzenfreunde,
jetzt im November findet man noch wenige Rainfarnpflanzen mit gelben
„ Soldatenknöpfen". Ich habe ein Individuum ausgegraben und es mir genauer angesehen.
Rainfarn (Tanacetum vulgare)
Ordnung: Asternartige (Asterales)
Familie: Korbblütler (Asteraceae)
Unterfamilie: Asteroideae
Gattung: Tanacetum
Art: Rainfarn
Wissenschaftlicher Name : Tanacetum vulgare
Volksnamen: Wurmkraut, Drusenkrud, Dreifuß, Jesuswurz, Kraftkraut, Matkraut, Milchkraut, Muttergottesrute, Peerknöppe, Pompelblume, Pressblume, Rainfeldblume, Regenfan, Rehfarn, Revierblume, Revierkraut, Rainfart, Sauersaat, Tannkraut, Weinwermut, Wurmkraut, Wurmsamen .
Bild 1 Illustration (Tanacetum vulgare)

Quelle: Original book source: Prof. Dr. Otto Wilhelm Thomé Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz 1885, Gera, Germany
Der Rainfarn ist in ganz Mitteleuropa weit verbreitet und kommt häufig vor. Er ist oft an Weg- oder Feldrändern, Ruderalflächen (nicht mehr vom Menschen genutzten Flächen )zu beobachten. Der Rainfarn erreicht eine Wuchshöhe von 80 – 120 cm. Die gelben, ca. 1 cm großen, scheibenartigen Blütenköpfe sind zu Doldenrispen angeordnet. Auf dem aufrechten, kantigen Stängel trägt er gelbe, knopfartige Blütenköpfchen- im Volksmund „Soldatenknöpfe“ genannt, die trugdoldenförmig angeordnet sind. Die Blüten sind halbkugelig und oben abgeflacht; die Kronblätter fehlen. Alle Blüten sind röhrenförmig. Die Hüllblätter sind hellgrün und kahl. Die Achänen sind ca. 1 - 2 mm lang. Der Blütenboden besitzt keine Spreublätter. Der Fruchtknoten ist unterständig. 5 Staubblätter; die Staubbeutel sind miteinander verklebt. Die Randblüten haben eine kurze gelbe Zunge.
Die doppelt gefiederten Laubblätter sitzen wechselständig am Stängel und können im unteren Bereich ca. 25, nach oben hin nur 10 cm lang werden. An jeder Seite der Blätter sitzen 7 – 12 Fiedern. Der Blattrand ist gesägt. Der aufrechte, nach oben verzweigte Stängel ist nur wenig behaart und sehr dicht beblättert. Die Blätter riechen leicht herb-aromatisch (campferartiger, aromatischer Geruch).
Volkstümlich wurde der Rainfarn früher als Mittel gegen Würmer verwendet. Er wurde äußerlich auch gegen Flöhe, Läuse und Krätze eingesetzt. Die Pflanze vertreibt, getrocknet als Strauß im Zimmer aufgehangen lästige Insekten, in ein Kissen eingenäht unter das Katzen- oder Hundekissen gelegt verjagt es Flöhe. Auch Schädlinge auf Pflanzen können mit einem Absud aus Rainfarn erfolgreich bekämpft werden.
Wegen der großen Vergiftungsgefahr wird die Pflanze heute allerdings kaum noch verwendet. Diese Vergiftungsgefahr besteht übrigens auch schon bei bloßem Hautkontakt.
Auch Hautallergien können durch ihn ausgelöst werden. Er enthält u.a. etherische Öle und einige Bitterstoffe.
Sie blüht von Juli bis September. In dieser Zeit können die Blüten gesammelt werden, von Juli bis Oktober kann das Kraut gesammelt werden.
In Russland nutzte man schon vor langer Zeit den Rainfarn als Hopfenersatz bei der Bierherstellung.
Eine erste Erwähnung des Rainfarn findet sich bereits im 9. Jahrhundert in der Landgüterverordnung - Capitulare - Karls des Großen. Mehr als 200 Jahre später schreibt die Äbtissin Hildegard von Bingen in ihrer "Physica" über den Rainfarn und empfiehlt ihn zur Behandlung von Schnupfen. "Der Rainfarn ist warm und etwas feucht, und er ist gut gegen alle überfließenden und ausfließenden Säfte. Denn wer den Schnupfen hat und dadurch hustet, der esse Rainfarn, entweder in Suppen oder in Kuchen oder mit Fleisch oder auf irgendeine Weise. Er unterdrückt die Säfte, dass sie in ihm nicht überhandnehmen, und so werden sie weniger. Und wer trockenen Husten hat, der bereite mit feinem Mehl und Rainfarn Suppen und esse sie oft, und so werden die Trockenheit und die inneren Geschwüre seines Hustens gelöst, so dass jener Mensch, der Auswurf hat, diesen ausspeit, und es wird ihm besser gehen.
- Wegen des Giftes ist von Selbstversuchen aber dringend abzuraten -
Im Spätmittelalter schreibt Hieronymus Bock in seinem "New Kreuterbuch" über den Rainfarn:
"Der Samen von dem Rainfarn ist ins geschrei kommen, daß er mit Honig und Wein eingedruncken die würmer sol außtreiben, den bauchschmerz stillen und den Schweiß austreiben. Andere krafft und vermögen des Rainfarns seindt wie der Chamillenblumen und Metterkraut."
Neben dieser recht sachlichen Beschreibung zur nützlichen Anwendung des Rainfarns, wurde dem Rainfarn, im vom Hexenwahn und Aberglauben geprägten Spätmittelalter, auch ein anderer Ruhm zu Teil. Aus den Gerichtsakten der Hexenprozesse erfährt man, dass aus Rainfarn, Nießwurz, Haselwurz, Ei und Butter eine Salbe bereitet worden wäre, mit der sich die Hexen die Fußsohlen einrieben, um der Buhlschaft mit dem Teufel fröhnen zu können.
Rainfarn enthält in großen Mengen das Nervengift Thujon.
Kneipp empfahl den Rainfarn -Tee in Verbindung mit Heidelbeerblättern bei Diabetes.
Arbeitsanleitung:
Original Färberezept siehe Seite von Herrn Armin Eisner
http://www.aeisner.de/W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau) modifiziert
Arbeitsablauf :
1. (Querschnitte 45 µm) mit 70 % Ethanol
2. Fixieren in 70 % Ethanol 24 Stunden
3. Alkoholreihe bis zum 30%igen Ethanol
4. Wasser entmin. 3x wechseln je 1 Minute
5. Vorfärbung Acridinrotlösung 10 Min.
6. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
7. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen- Lupenkontrolle) ca. 30 Sekunden.
8. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
9. Nachfärbung Astrablaulösung 40 Sek.
Bei der Nachfärbung mit Astrablau eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis 5:1 verwendet.
10. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben
11. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol ( 99,9 % )
12. Als letzte Stufe vor dem Eindecken Xylol einsetzen
13. Einschluss in Entellan
Ergebnis :
Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot. Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb. Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot, Suberin hellrosa.
Fotos erstellt mit Nikon D5000.
Die Übersichtsaufnahmen wurden mit „MagniFlash“ erstellt.
Bild 2 (Tanacetum vulgare) Schnittstelle Wurzel

Bild 3 (Tanacetum vulgare) Übersicht Wurzel

Querschnitt 45 µm
Bild 4 (Tanacetum vulgare) Vergrößerung Wurzel

Bild 5 (Tanacetum vulgare) Schnittstelle Stängel

Bild 6 (Tanacetum vulgare) Übersicht Stängel

Querschnitt 45 µm
Bild 7 (Tanacetum vulgare) Vergrößerung Stängel

Bild 8 (Tanacetum vulgare) Schnittstelle Blattstiel

Bild 9 (Tanacetum vulgare) Übersicht Blattstiel

Querschnitt 45 µm. Da der Blattstiel eine feine eigentümliche Form hat, hatte ich Probleme beim Schneiden. Zum Einsatz kam die Glycerinseife. Umschließungsmittel (= Ersatzstoff für "Möhren).
Bild 10 (Tanacetum vulgare) Vergrößerung Blattstiel

Bild 11 (Tanacetum vulgare) Leitbündel Blattstiel

Bild 12 Beschreibung Leitbündel Blattstiel

Das Bild zeigt ein Leitbündel eines Blattstiels.
Beschreibung:
SkL Sklerenchymatische Leitbündelscheide
Ph Phloem
Xy Xylem
T Trachee
P Protoxylem
Blattstiele haben kein Kambium.
Danke an Detlef, für die Hilfe bei der Beschreibung des Leitbündels.
Bild 13 Übersicht – Von der Wurzel bis zum Blattstiel

Freundliche Grüße
Hans-Jürgen