Dünnschliffe auf der Diamantsäge schneiden und von Hand schleifen

Begonnen von Udo Maerz, November 26, 2010, 03:00:29 VORMITTAG

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Udo Maerz

Liebe Dünnschlifffreunde,

natürlich ist für die Dünnschliffherstellung die Anschaffung einer Nass-Fliesenschneidemaschine (Baumarkt Qualität reicht vollkommen aus) eine lohnende Investition.  Das Diamantsägeblatt muss einen Vollrand haben! Spritzschutz nach oben und zur Seite  ist vorteilhaft und wurde hier im Forum auch schon beschrieben. Kleine Stücke können aber mit dem hier beschriebenen Hilfsmittel auch von Hand plan geschliffen werden.

Und jetzt die Schritte im Einzelnen, wie ich sie seit einiger Zeit praktiziere.

1.Gesteinsklötzchen in ausreichender Stärke (>1 cm) auf der Fliesenschneidemaschine zurecht sägen, so dass der Gesteinsklotz möglichst die ganze Objektträgerfläche (Gießener Format, mattiert  28x48 mm und 1,55 mm stark; Bezugsquelle: http://www.micro-kern.de  ) bedeckt.


2. Den Rohblock zunächst mit dem Diamantschleifklotz (siehe dazu weiter unten) nass grob plan schleifen, anschließend weiterer Feinschliff mit Siliziumkarbidpulver in 400er und 800er-Körnung auf einer  dicken Glasplatte. Der vormattierte Objektträger wird ebenfalls noch kurz mit  800er Korn  etwas feiner mattiert.


3. Aufkleben des Blocks mit der Planseite auf den Objektträger mit 2K-Epoxidharz, am besten Körapox.  Lässt sich sehr gut verarbeiten, Aushärtezeit aber zwischen 24 und 36 h (man ist ja geduldig!). Bezugsquellen: in Kleinmengen aufgezogen auf Einmal-Spritzen über Georg Abele hier im Forum; größere Mengen ab 1 Liter bei:  http://www.fema-salzgitter.de

4. Zur Vorbereitung für den 2. Schnitt auf der Fliesenschneidemaschine wird der Objektträger mit doppelseitigem Klebeband (Tesa Spiegelband, wasserbeständig !) auf ein Aluminium-Doppel-T-Profilstück (gibt es als Meterware im Baumarkt) aufgeklebt.



Bild 1: Alu-Doppel-T-Träger mit Präparat (hier schon nach dem Schnitt)


5. Auf der Arbeitsfläche der Fliesenschneidemaschine wurde ein kleiner Anschlagwinkel dauerhaft fest verschraubt. Er ermöglicht es, den Alublock mit dem aufgeklebtem Objektträger sicher und in definiertem Anstand zwischen Sägeblatt und mit leichtem Druck gegen den Anschlagswinkel durchzuziehen.



Bild 2: Der Block auf der Fliesenschneidemaschine mit Anschlagschiene


Ergebnis:



Bild 3: Nach dem Schneiden beträgt die verbleibende Schichtdicke auf dem Objektträger ca.   0,8-0,9 mm !(Die Höhe des Alublocks ist 22,0 mm)



6. Nach dem Schnitt verbleibt der Objektträger mit dem Präparat auf dem Aluträger und wird an allen 4 Ecken mit einer Schieblehre (auf 0,1 mm genau ist ausreichend) vermessen, um so grob festzustellen, ob im nachfolgenden Schleifvorgang von Hand an einer Ecke mehr Material abgeschliffen werden muss. 
Zum Vorschleifen (natürlich nass) benutze ich seit einiger Zeit einen Diamantschleifblock , der  4 verschiedenen Schleifflächen unterschiedlicher Körnung  besitzt, bezeichnet mit 200, 300, 400 und 600. Das Diamantkorn ist auf die Flächen aufgesintert.Die Flächen sind  ausreichend groß, steif und plan. Das Schleifen kann so in einer kleinen Kunststoffschüssel  z.B. auf dem Küchentisch durchgeführt werden.
Der Diamantblock ist  über einen Ebay Versand zu beziehen (Suchbegriffe: ProBuilder Diamantschleifblock; Preis 22,50 Euro + Versand); es gab vor kurzem ein ähnliches Produkt von Topcraft bei Aldi Nord für ca. 5 Euro !!!).Der Schleiffortschritt wird mit der Schieblehre kontrolliert und auf einem Vordruck protokolliert.



Bild 4: Der Diamantschleifblock



7. Der Übergang zum Feinschliff erfolgt, wenn die Dicke des Präparats zusammen mit dem Alublock den Wert von ca. 24,8 mm erreicht, das entspricht einer Dicke von ca. 1,8 mm für Objekträger+Präparat.  Dazu wird zunächst der doppelseitige Klebestreifen mit einer Trapezklinge mittig durchtrennt und es werden die Klebereste vom Objektträger und vom Alublock  entfernt.  Bevor mit  400 er und 800er Siliziumkarbid  auf der Glasplatte weitergearbeitet wird, beschleife ich mit dem Diamantschleifblock die scharfen Kanten  und Ecken des Objektträgers. Das schont beim Weiterschleifen die Fingerkuppen.  Während des Schleifens mit dem 400er Siliziumkarbid kann die Schichtdicke bis ca. 1,65 .mm noch mit der Schieblehre kontrolliert werden. Spätestens jetzt  wechsele ich auf das 800er Korn, die Kontrolle auf typische Dünnschliffdicke von 25-30 µm erfolgt jetzt über das Polarisationsmikroskop (Quarz und Plagioklas mit grauen Interferenzfarben unter gekreuzten Poarisatoren).

8. Wer es besonders schön haben will, beschneidet danach den Dünnschliff  randlich auf Deckglasgröße; das geht am besten, wenn man mit einer Trapezklinge entlang eines Stahllineals die Schlifffläche schräg von oben bis auf den Glasträger einritzt und anschließend von der Seite her Präparat und Klebstoff  abschabt.

9. Zum Abdecken des Dünnschliffs bringt man 1-2 Tropfen Körapox  mittig auf die Präparatfläche auf und deckt mit einem Deckglas (24x40 mm) in gewohnter Weise ab.




Bild 5: Beispiel aus dem Schleifprotokoll


Das Protokollieren des Schleifvorgangs empfinde ich als sehr hilfreich. Es hält gesammelte Erfahrung fest und hilft bei ähnlichen Gesteinen den zu erwartenden Zeitbedarf für die jeweilige Schleifstufe und den Gesamtvorgang besser abzuschätzen.
Einige Vergleichswerte für das Schleifen von Hand mit 400er und 800 er Korn auf der Glasplatte
(als Zeitbedarf in min für den Materialabtrag von 0,1mm)
___________________________400er   _________800er
Epidot-Chloritschiefer.................7....................30
Dazit.....................................10....................45
Basalt , Ätna..........................15....................60
Ostseeporphyre......................25...................110

Die kleine Tabelle zeigt, dass sich der Zeitaufwand für den gleichen Materialabtrag vom 400er zum 800er Korn vervierfacht.  Nachmessen lohnt sich also, um nicht zu früh auf die feinere Körnung zu wechseln. Der Wechsel vom festgesinterten Diamantschleifmittel zum lose rollend abtragenden Schleifpulver sollte aber auch nicht zu spät erfolgen, damit es zu keinen Ausrissen in der dünnen verbleibenden Präparatschicht kommt.

Zum Abschluss ein Leucit-Tephrit vom Kaiserstuhl im linear polarisierten Licht und unter gekreuztren Polarisatoren (Bildgröße=Deckglasgröße=24x40 mm)





Porphyrisches Gefüge, wie es sich für ein vulkanisches Gestein gehört, mit großen Titanaugiten, die ihre typische Sanduhrstruktur zeigen. Die Plagioklase sind mit ihren leistenförmigen Anschnittspuren inder feinkörnigen Grundmasse noch zu erkennen, die Leucit-Kristalle sind in dieser Ansicht nicht mehr zu erkennen.


und wer es noch versuchen will,
manchmal hat Aldi auch noch günstige Restposten ....

diamantene Grüße
von
Udo Maerz




olaf.med

Hallo Udo,

prima Methode, perfekte Dokumentation, sehr schönes Gestein :) :) :)

Danke, Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Werner

Hallo Udo!
Genial einfache Methode - sehr gut präsentiert!
aber:
Beim I-Profil ist der Steg biegsam und kann schwingen. Ein Stück Alu-Vierkantrohr ist da stabiler und winkelhaltig.
Vielleicht geht das Schleifen damit besser.
I-Profilstücke nehme ich, um flache Keile in einen Maschinenschraubstock zu spannen, sie schmiegen sich dem Keil schön an (für nicht zu grobe Arbeiten).
viele Grüße   -   Werner

Bernhard Lebeda

Hallo Udo

ich kannte Deine Methode ja schon und habe auch fast alles übernommen!!

Zum Schleifblock. Letzte Woche lag z.B. ein grosser Restbestand bei Aldi Nord (Do-Lütgendortmund) für 4 € das Stück!!  Die Leute wissen wohl nicht so recht was sie mit dem Teil anfangen sollen und kaufen es nicht. Für uns Hobbyschleifer ist das Ding genial!!

Viele geschliffene Grüsse

Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

Udo Maerz

Hallo Bernhard,

.. hast Du gleich alles aufgekauft ???


Hallo Werner,

.. danke für den Tip !!!


Hallo Olaf,

..dito für die Lobeshymne :-)


Udo Maerz

Bernhard Lebeda

Zitat von: Udo Maerz in November 26, 2010, 16:06:09 NACHMITTAGS
Hallo Bernhard,

.. hast Du gleich alles aufgekauft ???



Nein natürlich nicht. Aber einen Zweitblock hab ich mir gegönnt.  ;)


Viele Grüsse auf den Hügel

Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

Ragin

Hallo Udo,
Deine Diamantschleifblöcke sehen von den diamantbeschichteten Oberflächen genau so aus, wie meine Schleifplatten, die ich mal im Set als Billigangebot im Baumarkt gekauft habe. Die sind nur einzeln auf Kunststoffplatten aufgeklebt. Sie halten halt nicht so ewig aber bei dem Preis ist das auf jeden Fall noch sehr günstig. Das mit dem doppelseitigen Klebeband hab ich auch mal getestet. war aber kein wasserfestes, ist schnell abgegangen. Du hast das alles sehr schön erklärt, vielen dank, Mit den angegebenden Zahlen bezüglich der Dauer, die man zum Abtrag von 0,1mm braucht komme ich ja nicht so ganz klar, erscheint mir alles etwas lange aber ich muss gestehen, dass ich natürlich das gröbste auch mit gröberen Körnungen abtrage. Dann spielt der Anpressdruck und die Geschwindigkeit beim Schleifvorgang halt eine wesentliche Rolle. Ich komm da schon ziemlich in´s schwitzen wenn ich mich da reinsteigere.
Schöne Grüße,
Rainer
Ich pflege das bayrische Du, von Mensch zu Mensch

Horst Isele

Kann mir jemand so einen Schleifblock besorgen?
Hier bei mir gibt's das nicht.   >:(

Gruss  Horst
das freundschaftliche Du ziehe ich vor

±  µ ∞ λ ¼  ½  ¾   ν  δ  π  σ  φ  ψ  Փ ‰  ‱ ℃  Ω   √  ∛  ∜  ∑  ≤  ≥  ⋲  ♀  ♂

Bernhard Lebeda

Zitat von: Horst Isele in November 26, 2010, 18:30:18 NACHMITTAGS
Kann mir jemand so einen Schleifblock besorgen?
Hier bei mir gibt's das nicht.   >:(

Gruss  Horst

Hallo Horst

ach, hat sich ebay in der Schweiz noch nicht rumgesprochen?  ;D ;D

http://cgi.ebay.de/ProBuilder-Diamantschleifblock-schleifen-Messer-Schere-/150510136905?pt=DE_Haus_Garten_Heimwerker_Handwerkzeug&hash=item230b1a6e49


Ich kann am Montag noch mal zu Aldi pilgern und mich eindecken. Päckchen in die Schweiz kostet halt 13,90€, soo viel billiger wird es dann nicht. Aber sag einfach Bescheid!

Viele Grüsse

Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

Stefan_O

Hi Horst,

doch, so etwas gibt es (bei uns) in der Schweiz, nur eben teurer. Diamant-Schleifpads gibt es zum Beispiel bei Michel Keramikbedarf, um Glasuren abzuschleifen. Selbstklebende Diamant-Scheiben gibt es bei der Prüfmaschinen AG (Prüfag), die das komplette Buehler Angebot in der Schweiz vertreiben. Ich kaufe dort mein ganze Material für die Erzmikroskopie. Sehr teuer, aber auch sehr hochwertig. Bei Billig-Ware traue ich der Korngrössenverteilung nicht.

Die selbstklebenden Scheiben kann man auch auf eine gebrauchte Töpferscheibe kleben. Ich benutze das zum Vor/Grobschleifen und für handgrosse Erzscheiben. Endschleifen und Politur erfolgen auf einer Poliermaschine.

Grüsse aus dem Wallis,
Stefan

olaf.med

Hallo Bernhard,

wenn Du auf Deiner Pilgerreise zu Feinkost A... erfolgreich bist, kannst Du mir bitte auch so ein Teil besorgen. Ich bin bis Dienstag offline und weg, sonst würde ich es selbst versuchen.

Viel Glück und herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Bernhard Lebeda

Zitat von: olaf.med in November 27, 2010, 09:36:36 VORMITTAG
Hallo Bernhard,

wenn Du auf Deiner Pilgerreise zu Feinkost A... erfolgreich bist, kannst Du mir bitte auch so ein Teil besorgen. Ich bin bis Dienstag offline und weg, sonst würde ich es selbst versuchen.

Viel Glück und herzliche Grüße,

Olaf

Hallo Olaf

kein Problem..andere stellen sich da morgens um sieben wegen Computer und co an, wir sind halt anders.. ;D ;D


Ich mailde mich


Bernhard
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Vorstellung

Udo Maerz

Hallo Ragin,

vielleicht waren meine Erklärungen zum Schleifprotokoll und zu den daraus gewonnenen Ergebnissen nicht so ganz deutlich.

Das Schleifprotokoll dient zur eigenen Kontrolle (z.B. wenn man mal die Arbeit für einige Tage unterbricht, weiß man sofort, wo man aufgehört hat). Macht man von einem Gestein später noch einmal Schliffe, kann man abschätzen, mit welchem Zeitaufwand man zu rechnen hat. Wenn es beim letzten Mal Ausrisse gegeben hat, kann man den Wechsel zur feineren Körnung eher vornehmen, oder wenn es Beschaffenheit und Härte des Materials zulassen, kann man vielleicht noch etwas weiter mit der aktuellen Körnung herunterschleifen.

Aus dem Protokollbeispiel für den Ätnä-Basalt:
mit dem Diamantblock und den 300/400/600-Körnungen wurden in 20 min 0,2 mm abgeschliffen (entspricht 10 min/0,1 mm)

mit dem 400er Korn auf der Glasplatte wurden im nachfolgenden Schritt in 15 min 0,15 mm abgeschliffen (entspricht 10 min/0,1 mm); der Vergleichswert aus der Tabelle liegt bei 15 min/0,1 mm.
mit dem 800er Korn auf der Glasplatte wurden dann noch in 185 min 0,12 mm abgetragen (entspricht 154 min/0,1 mm); der Vergleichswert aus der Tabelle liegt bei 60 min/0,1 mm.
Die große Diskrepanz zum Durchschnittswert liegt wahrscheinlich darin begründet, dass dieser zufällig ausgewählte Schliff noch nicht ganz plan war, was demzufolge einen höheren Kontrollaufwand durch das Mikroskop erforderte - und so die Bearbeitungszeit in der letzten Stufe erheblich verlängert hat.

Für alle, die ohne perfektionierte Diamantschleifgeräte (egal ob Eigenbau oder kommerziell)auskommen wollen, ist die letzte Feinbehandlung mit 400er und 800 Korn auf der Glasplatte eigentlich nicht zu umgehen. Arbeitszeit lässt sich hier nur einsparen, je weniger Material man in dieser Stufe der Präparation abtragen muss. Unter Einbeziehung der eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten hilft das Protokoll bei der Klärung der Frage: "Wie weit kann ich gehen..."

in der Hoffnung
mit den Erläuterungen nicht zu weit gegangen zu sein...

endet hier und jetzt
Udo Maerz

Ragin

Hallo Udo,
Ich muss gestehen, Deine Herangehensweise mit den Protokollen macht durchaus Sinn. ich sollte das vielleicht auch mal in´s Auge fassen.
ich mache das immer so nach meinem Gefühl, so aus dem Bauch heraus, musste aber auch schon viel Frust verdauen, wenn ich zu entschlossen geschliffen hatte und dann ganz plötzlich alles hinüber war. So bin ich auch vorsichtiger geworden und schleife lieber etwas früher mit feineren Körnungen auch wenn´s dann länger dauert.
Vielen Dank für die Erklärung,
Schöne Grüße und viel Erfolg noch beim schleifen,
Rainer
Ich pflege das bayrische Du, von Mensch zu Mensch