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Frage an die Köhlerer

Begonnen von Diana1982, Februar 04, 2022, 15:11:52 NACHMITTAGS

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Diana1982

Hallo Zusammen,

Ein Leica DM750, das mit einfachen 10x, 40x und 100x Objektiven, so wie einem Hellfeldkondensor ausgestattet ist, lässt sich laut Eigentümer, für den ich es richten soll, nicht "schön köhlern".

Da ich nun selbst nicht die Köhlerin schlechthin bin UND, weil das Thema Köhlern derzeit in meinem persönlichen Mikroskopikerumfeld sehr aktuell zu sein scheint  ;) wende ich mich an Euch.

Nun habe ich das Gerät vor mir und stelle folgendes fest:

1. Leuchtfeldblende mit dem 10x-Objektiv schön scharf abgebildet.
2. Leuchtfeldblende ab dem 40x-Objektiv mit starken Säumen, keine scharfkantige Abbildung möglich. Erst bei (zu) starkem Zuziehen der Aperturblende werden diese Säume weniger.
3. Der Kondensor lässt sich ausreichend hoch fahren, man kommt sogar über den max. LFB-Schärfe-Punkt drüber.

Das Gerät ist mit einer LED-Beleuchtung im Stativfuß ausgestattet. Dabei sitzt die LED ohne Umlenkspiegel und jeglichen "Schnickschnack" direkt unterhalb einer Mattscheibe, gefolgt von der Leuchtfeldblende, die auf dem Stativfuß montiert ist.
Die LED kann nicht in Ihrer Ausrichtung (X-Y-Z) verstellt werden.

Meines Erachtens sind die Säume wie auf den Fotos unten gezeigt bei diesem Mikroskop, bzw. einem dieser Bauart, als völlig normal anzusehen. Sie sind auch gleichmäßig, was darauf hindeutet, dass LFB, Kondensor etc. nicht schief sitzen.

Ich habe diese Säume schon oft beobachtet, aber mir, sofern sie schön gleichmäßig waren - und nicht etwa z.B. oben im Bild extrem stark ins Orange und gleichzeitig unten stark ins Blaue gehend - keine außerordentlichen Gedanken darüber gemacht.

Wie seht ihr das? Kann ich den Eigentümer dieses Gerätes beruhigen, dass das so gehört? Ich denke ja, aber vielleicht sieht das jemand hier anders. Bin gespannt und danke Euch im Voraus!

1. Bild: LFB mit Objektiv 10x
2.+3. Bild: LFB mit Objektiv 40x

(Handyfotos durchs Okular - "in echt" überstrahlt es beim 40er Objektiv noch etwas mehr.)

Viele Grüße
Diana
Leitz Orthoplan
Leitz Diavert
Leica DMR
Olympus SZX12

www.microscopia.de

MikroMicha

Hallo Diana,

das ist ein völlig normales "Köhlerbild" mit den Farbsäumen. Das ist bei meinem AxioLab A1 auch so. Ich habe noch einen achromatischen/aplanatischen Kondensor, da ist das Bild natürlich lupenrein. Aber bei einem "einfachen" Abbe-Kondensor ist das Bild völlig normal. Du kannst den Besitzen also beruhigen  ;).
Herzliche Grüße sendet

Michael (MikroMicha)

Flagellate

Hallo Diana,
sehe ich auch so.
Das "Bilderbuch-Köhlern" wie bei dir das erste Bild klappt nicht bei jedem Kondensor mit allen Objektiven. Warum das genau so ist, habe ich selbst noch nie hinterfragt.

Grüße,
Tobias

Detlef Kramer

Liebe Diana,

ja das ist so völlig normal. Du musst bedenken, dass der Kondensor in dem Fall als abbildendes System dient und von seiner Zusammensetzung zu mehr garnicht fähig ist. Etwas anders sieht es mit einem apl.-achr. Kondensor aus. Das Bild der LFB dient wirklich nur dazu den Kondensor in die richtige Höhe zu bringen und zu zentrieren.

Noch eine Anmerkung: das ist ja nur der halbe "Köhler". August Köhler hat das Verfahren entwickelt, um das inhomogene Licht des Leuchtmittels mittels des Kollektors und des Kondensors so abzubilden, dass das Bild in der Objektebene im Unendlichen liegt und damit homogen erscheint. Das spielt heute nicht mehr Die Rolle, vor allem, wenn man eine LED mit einer Mattscheibe kombiniert. August Köhler hatte übrigen in seiner Darmstädter Wohnung eine Gaslaterne.

Herzliche Grüße
Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

Vorstellung: Hier klicken

Florian D.

Hallo Diana,

ich würde auch mal mit einem Phako-Einstellfernrohr das Bild der Kondensorblende überprüfen.

Viele Grüsse
Florian

Lupus

Hallo Diana,

wie es Detlef schon beschrieben hat, ist der Effekt ganz normal weil bei einem relativ einfachen Mikroskop mit üblichem Kondensor die Farbsäume unvermeidlich sind. Diese "Standard"-Kondensoren sind nicht achromatisch, meist nur zweilinsig, und bilden die Leuchtfeldblende verkleinert in die Objektebene ab. Natürlich ist dann bei höherer Objektivvergrößerung wie beim 40x der Farbsaum entsprechend stark vergrößert im Okular sichtbar. Dazu kommt dass bei höherer Objektiv-NA die Aperturblende weiter geöffnet wird und sich die Abbildungsfehler des Kondensors zusätzlich stärker auswirken.

Eine Anmerkung zur Anmerkung "das ist ja nur der halbe "Köhler"": Die Art der Beleuchtung mit lediglich LED und Mattscheibe ist grundsätzlich keine Köhler-Beleuchtung. Der werbewirksame Begriff "Köhler-Feldblende" von Leica für die schlichte Leuchtfeldblende über der Mattscheibe ist eigentlich nicht sachgerecht (auch wenn er leider unter Praktikern im Jargon üblich ist), denn eine Leuchtfeldblende gab es auch schon vor der Entwicklung der speziellen Köhlerbeleuchtung.

Hubert

Diana1982

#6
Zitat von: Florian D. in Februar 04, 2022, 15:41:04 NACHMITTAGS
Hallo Diana,

ich würde auch mal mit einem Phako-Einstellfernrohr das Bild der Kondensorblende überprüfen.

Viele Grüsse
Florian

Lieber Florian, danke für den Hinweis,
Das geht hier gar nicht so einfach...die Okulare sind fest im Tubus integriert.
Ich habe dazu aber einen anderen Leica-Tubus hernehmen können, auch wenn dieser sich nicht so gut in die geschwungene Passform des DM750 einbringen lässt. Die Aperturblende sitzt schön mittig, es gibt keinerlei Auffälligkeiten.

An alle anderen ebenfalls besten Dank!

Ich hatte übrigens auch den Versuch gewagt und die LFB lose geschraubt, um zu sehen, ob sich irgendetwas ergibt, wenn man daran kippelt, sie höher setzt usw.
Ergebnis: Ich kann sie krumm und schief oder höher stellen wie ich will, die Farbsäume bleiben immer gleich, es gibt auch keine unregelmäßigen Verschiebungen (z.B. rot oben und gleichzeitig unten blau).
Das "Problem" sofern es eins gewesen wäre, wäre also tatsächlich nicht hier zu suchen gewesen.

Ein weiterer Test:
Den Effekt kannte ich zwar schon (natürlich egal ob beispielsweise am DMR, Orthoplan oder einfachem Mikroskop), aber ich habe es nun bewusst noch einmal ausprobiert.
Wenn ich den Kondensor etwas schief drücke, ändert sich die Farbe der Farbsäume. Man hat dann den Effekt, dass der Saum auf einer Seite größer wird als auf der anderen. Bzw. sich die Farbe des Saums ändert. An der LFB-Kantenschärfe ändert man aber auch so nichts.

Viele Grüße
Diana
Leitz Orthoplan
Leitz Diavert
Leica DMR
Olympus SZX12

www.microscopia.de

Jürgen Boschert

Hallo Diana,

die Farbsäume sind m.E. im Vgl. zu den einfachen Kondensoren anderer Provenienz sogar recht gering, viel besser wird das mit einem achromatisch-aplanatischen Kondensor auch nicht.
Beste Grüße !

JB

plaenerdd

Hallo Diana,
wenn sich die Okulare nicht entfernen lassen, kannst Du einfach ein möglichst stark vergrößerndes anderes Okular verkehrt herum über eines der festen Okulare halten und ein wenig den Abstand variieren, bis Du die Aperturblende zu sehen bekommst. So kann man auch ohne Phasenfernrohr die Justierung von Phasenkontrasteinrichtungen kontrollieren.
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Peter Reil

Hallo Diana,

die gleiche Verwunderung hatte ich auch bei meinen ersten Köhlerversuchen.  ;)

Nachdem ich durch einige Mikroskope geschaut und geköhlert hatte, war mir klar, "das gehört so".

Liebe Grüße
Peter

PS: Das sagt natürlich nichts darüber aus, ob/wann es etwas bringt.  ;D
Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, Olympus CHK, Olympus SZ 30

plaenerdd

Hallo Diana,
wenn es so starke Farbeffekte und keine scharf abgebildete Feldblende gibt, ist im Moment des Farbumschlags die optimale Kondensorhöhe erreicht.
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

SNoK

Liebe Diana,

ich glaube, es ist vielleicht doch etwas komplizierter. Roli hatte bei seinem DMR auf Farbsäume aufmersam gemacht und Peter V. und mich, die wir auch ein DMR haben, gefragt, ob wir die Säume auch sehen. Wir haben also auch mal geschaut und Bilder gemacht. Peter hat auch Säume, ich fast überhaupt keine. Du hattest mir den Kondensor ja auch noch mal korrekt eingestellt. Wir haben das mit den Säumen beim Hellfeld und bei DIK getestet mit ähnlichem Resultat. Ich kann bei Bedarf gerne Bilder von meinem Kondensor schicken. Entweder Rolis und Peters DMRs sind anders eingestellt als meins, oder es gibt noch weitere Gründe.

Grüße
Stephan
Mikroskope: Leica DMRB, Leitz Dialux (beide mit DIK)
Stemis: Zeiss 508, Wild Heerbrugg M5
Kameras: Sony alpha 6500 und 6400
Webseite: https://kralls.de
Vorstellung: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=41749.msg308026#msg308026

MikroMicha

Liebe Diana,
Liebe Mitforisten,

Ich wiederhole mich noch einmal: Diese farbigen Säume um die Leuchfeldblendenränder sind bei einem normalen Kondensor (Abbe-Kondensor) normal!
. Bei einem (leider auch teureren) achromatisch/aplanatischen Kondensor wird es besser bis vernachlässigbar mit den Farbsäumen. Öffnet man die Leuchtfeldblende, bis ihr Rand kurz hinter dem Gesichtsfeldrand verschwindet, hat man in beiden Fällen ein korrekt ausgeleuchtet und farbreines Bildfeld, egal ob einfacher Abbe-Kondensor oder achromatischer/aplanatischer Kondensor.
Herzliche Grüße sendet

Michael (MikroMicha)