Liebe Mitmikroskopiker,
Gestern habe ich neue Schnitte des Abdomens der Hausfliege gefärbt und eingedeckt. Daraus möchte ich den Querschnitt des Mitteldarms zeigen.

Der Mitteldarm befindet sich offenbar in einem eigenen durch eine Membran (MG) abgetrennten Kompartiment, das mit der Hämolymphe (Häm), dem Blut der Insekten, gefüllt ist. Außen ist der Mitteldarm von einem Gewebe dünner Muskelstränge (Mus) umgeben, die für die Peristaltik sorgen. In das Darmlumen ragen die einzelnen Darmzellen zottenartig hinein, die Zellkerne (ZK) sind auffällig groß. Die Darmzellen schnüren apikal ganze sekretbeladene Zellteile ab, bei (AA= Apikale Abschnürung) schön zu sehen. Die abgeschnürten Zellteile bleiben offenbar zunächst als Sekretbündel oder Sekretkugeln (SK) selbständig, bevor sie zerfallen. Im Darmlumen selbst befinden sich die sogenannten peritrophischen Membranen (PM) Sie durchziehen schlauchähnlich den gesamten Mitteldarm und teilen das Darmlumen in den endoperitrophen Raum, in dem die Nahrung durch den Darm wandert und den ektoperitrophen Raum zwischen Darmepithel und peritropher Membran.
Nahrung als gefärbte Partikel habe ich im endoperitrophen Raum in meinen Schnitten nicht finden können. Gut zu sehen ist jedoch, dass sich die Sekretkugeln ausschließlich im ektoperitrophen Raum befinden.
Die peritrophischen Membranen können verschiedene Funktionen haben. Zum einen können feine Nahrungsteile die Membran in Richtung des Darmepithels durchdringen und - nach weiterer Verarbeitung im ektoperitrophischen Raum - vom Epithel aufgenommen werden. Zum zweiten können die Membranen Schutzfunktion haben: Das Epithel wird gegen grobe Nahrungspartikel geschützt, auch gegen eine Beschädigung durch quellende Nahrungsteile. Zum Dritten können die Membranen Schutz gegen Parasiten bilden, die mit der Nahrung aufgenommen werden, aber nicht in der Lage sind, die Membranen zu durchdringen.
Die Fliege wurde in AFE fixiert und in Paraffin eingebettet. Schnittstärke etwa 8 µ. Färbung (Leider etwas überfärbt) in Azan Geidies. Vergrößerung mit dem 40er Objektiv.
Mikrogrüße
Jürgen