Standardausrüstung für Anfänger ( Zeiss )

[Pommbaer]

Ich habe mich nach meinem letzten Thread, wo es primär um die Bewertung der verschiedenen Hersteller und deren Geräte ging mittlerweile auf gebrauchte Geräte von Zeiss eingeschossen.
Zu meinem Leidwesen bin ich immernoch von der Flut an Informationen überwältigt. Die Ausstattung bezüglich Body, Binokulartubus und Durchlichtquelle, Kreuztisch und Revolver ist klar.
Bleibt noch offen, was man so an sonstiger Ausstattung dringend benötigt.

Meine Zwecke - um das rauskramen des anderen Thread zu ersparen:
-> Gewässeranalysen ( wohl vergleichbar mit dem "Tümpeln" ): Hauptsächlich Qualifizierung von Zoo- und Phytoplankton zur Bestimmung der Gewässergüte
-> Mikroanalysen: Mikroorganismenbestimmung in Wasser, Suspensionen, gewässerten Bodenproben

Da hier hauptsächlich Leute unterwegs sind die schon ein breites Basiswissen haben und schon länger mit ihren Mikroskopen umgehen wird hier mir verschiedenen Objektivbezeichnungen, Beleuchtungen, Kontrasteinstellungen etc um sich geworfen, dass ich vor lauter Bäumen den Wald nicht sehe.
Ich möchte erstmal relativ einfach Mikroskopieren, also Probe nehmen und loslegen. Öl-Immersion scheint mir eher das letzte Quäntchen zu sein, was mit viel Aufwand verbunden ist ( wie reinigt man die feine Öffnung des Objektives anschließend ? ). Fotographie und Auflichtmikroskopie stehen erstmal nicht zur Debatte, ebensowenig Phasenkontrast. Eventuell werde ich mich noch zu Dunkelfeldaufnahmen hinreissen lassen, da sich so die Kontraste zwischen Plankton und Wasser wesentlich besser darstellen lassen.

Macht es für die relativ einfache Mikroskopie ohne Aufnahmen etc Sinn sich über Planar, Achromatisch usw Gedanken zu machen ? Lassen sich bei einem - beispielsweise - Zeiss Standard 14 alle zeiss-Objektive mit identischem Gewinde einfach nachrüsten oder gibt es noch mehr zu beachten ?

[reblaus]

Hallo Pb. -

ja, das ist ja das Schöne: Du kaufst dir ein Stativ mit einer Basis-Ausrüstung dran. Nehmen wir an, ein Standard 14 (wenn's geht ein Standard 16 - dessen 5er-Revolver ist im Verhältnis zum 4er Revolver des Standard 14 weit nützlicher als als anfänglich aussieht, und den kannst du später nicht so einfach wechseln wie die übrigen Teile!).
Du kannst jetzt das Gerät mit 4 achromatischen Objektiven ausrüsten (das sind die, welche keinen zusätzlichen Adelstitel wie Plan, Neofluar, Planapo, PlanNeofluar führen) - kosten dich 80.- wenn sie nicht sowieso schon dran sind und die Weihnachtshysterie bei eBay vorüber ist. Deren Qualität ist in der Bildmitte völlig identisch mit den Adeligen und zum Tümpeln völlig ausreichend, weil letztere ihre Vorteile in dem quirligen Leben gar nicht ausspielen können - du folgst ja dem Objekt deiner Begierde in der Bildmitte.
Diese preiswerten Objektive machen sich auch gut an einem Forschungsmikroskop (WL, Universal, Phomi), wenn du nicht gerade einen histologischen Schnitt bis in die Ecken scharf fotografieren willst.
Wenn du aber z.B. vom Opa einen Planapochromaten 63/1,40 im Gegenwert deiner ganzen Ausrüstung erben solltest, so macht der genau so prächtige Bilder an deinem kleinen Standard 14/16-Stativ  wie am Universal, wenn der Kondensor o.k. ist und du alles richtig eingestellt hast!
Wenn du dann beim Millionenspiel 500.- € erlangen solltest, kannst du dir überlegen, wie du dein Mikroskop aufrüsten willst: Edlere Objektive - oder doch lieber ein besseres Stativ? Egal wie du dich entscheidest - fast alles ist kompatibel und was du nicht mehr benötigst bekommst du (im statistischen Schnitt) im Mikromarkt oder bei eBay ohne Verlust wieder los, falls es noch in Ordnung ist.
In die höheren Regionen will ich jetzt mal nicht vordringen - aber im Prinzip kannst du alles an deinem ersten Stativ aufrüsten - solange bis die Zusätze den 10fachen Preis deines ursprünglichen Mikroskops erreicht haben: Tritubus, Foto, Phasenkontrast, Auflichtfluoreszenz, Interferenzkonstrast .... - es passt  alles!
Und wenn du jetzt ein ganz edles Stativ für diese edlen Teile erwerben willst (Standard WL, Standard Universal) musst du nichts davon wegwerfen - sie passen auch an das Neue!

Viele Grüße

Rolf

[Pommbaer]

Ja die kompatibilität und die Verfügbarkeit der Teile war mit der Hauptgrund mich für Zeiss zu entscheiden.

Gibt es denn Unterschiede bei der Verwendung der Objektive von zB Zeiss-West und Zeiss-Jena ? Oder sind die auch kompatibel untereinander ?

Achromaten sind also die günstigsten Objektive.

Stimmen folgende Aussagen?

Neofluare benötige ich erst wenn ich Fluoreszenzaufnahmen machen möchte ?
"ph" im Namen deutet auf ein Objektiv hin das mit Phasenkontrast verwendet werden muss ?
Für Dunkelfeldaufnahmen spielt das Objektiv keine Rolle ?

Gruß

Philipp

[reblaus]

Hallo Philipp -

Zeiss-West und Zeiss-Jena sind nicht richtig kompatibel - ich würde sie nicht mischen. Vor allem müssen sie jeweils mit Okularen der gleichen Firma benutzt werden.

"Achromat" wird in der Beschreibung gewöhnlich nicht extra erwähnt. I. A. handelt es sich dann um einen Achromaten, wenn nicht zusätzlich "Plan", "Neofluar" etc. dabei steht (es sei denn der Anbieter versteht nichts von der Materie).

"Ph" wird vor die übrige Bezeichnung gesetzt. Das ist ein Objektiv, das für Phasenkontrast (mit einem geeigneten Kondensor) bestimmt ist, aber i.A. auch gut für ganz normales Hellfeld verwendet werden kann - es muss nicht für Phasenkonstrast eingesetzt werden. Der Anfänger wird kaum Unterschiede feststellen. Es hängt ein wenig von der Firma und dem Objektivtyp ab, ob ein Phasenkonstrastobjektiv sich im Hellfeld merklich schlechter verhält als ein normales Objektiv.
Falls du z.B. ein Standard 14/16 mit Ph-Objektiven ergattern kannst - greife zu, auch wenn noch kein Phasenkontrast-Kondensor daran sein sollte - den kannst du nachrüsten und vorher ganz normal mit den Objektiven arbeiten! Es stört auch nicht, wenn sie am Revolver gemischt mit normalen sind.

Ph-Objektive gibt es in jeder Preisklasse - vom Achromaten bis zum PlanApochromaten oder PlanNeofluar

Neofluare gelten als etwas brillianter als andere Objektive und sind bei gleicher Vergrößerung etwas lichtstärker und oft etwas besser durchlässig für sehr kurzwelliges Licht. Deshalb werden sie für Auflichtfluoreszenz empfohlen. Blaulichtanregung kann man aber mit allen Objektivtypen machen.

Für Dunkelfeldaufnahmen sind die Daten des Objektivs (Apertur) und des Kondensors ganz essentiell, vor allem müssen sie zusammenpassen. Die Behauptung, dass das Objektiv keine Rolle spiele ist also völlig blödsinnig!

Gruß

Rolf

[Pommbaer]

Okay das mit dem Dunkelfeld war eine Vermutung meinerseits. Also nicht unbedingt blödsinnig, aber leichtsinnig.

Dass ich für Dunkelfeld einen entsprechenden Dunkelfeldkondensor benötige habe ich schon überall lesen können - welche Einschränkung bzw Bedingung gibt es dann bei der Apertur ?

[reblaus]

Aha -

und schon steigen die Wunschvorstellungen!
Für Dunkelfeld sind zwar Einzelkondensoren erhältlich, das ist aber für den Anfänger sehr unbequem und nicht sehr wirtschaftlich, denn zwei bis drei Einzelkondensoren (einer für Hellfeld, einer oder eventuell zwei für Dunkelfeld) kosten schon so viel (je etwa 20 bis 100 €) wie ein Revolverkondensor (bei eBay oder im Mikromarkt zwischen 100 und 180 €). Dieser hat i.A. neben Hellfeld auch zwei Ringe für Phasenkontrast und eine Dunkelfeldstellung. Außerdem lassen sich die Phasenringe auch als Dunkelfeldbeleuchtung benutzen, wenn auch nur für die schwächeren Objektive, so etwa bis 16x.

Gruß

Rolf

[Pommbaer]

Kann man sich einen Dunkelfeldkondensor mittels eines Schiebers nicht auch selbst bauen ? Ich meine hier schon derartige Versuche gesehen zu haben.

Am handwerklichen Geschick und dem Werkzeug soll es bei mir nicht scheitern.

[Dr. Jekyll]

Hallo Philipp,

richtig, für schwächere Objektive bis etwa 25X (im besten Fall 40x) kannst Du dir mit einer runden, schwarzen Pappscheibe im Filterhalter des Kondensors ein gutes Dunkelfeld erzeugen.
Die Größe der Pappscheibe ermittelst Du durch Ausprobieren.

Gruß
     Harald

[Pommbaer]

Gut jetzt habe ich schonmal eine Grundvorstellung von dem was ich benötige.