Schieflicht für Zeissianer - Tipps von Gunther Chmela

Begonnen von ***, Oktober 18, 2008, 09:32:55 VORMITTAG

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Die schiefe Beleuchtung ist eine probate Methode, um bei nativen Proben - beispielsweise Tümpelwasser - sehr plastische Bilder zu erzeugen. Gunther Chmela hat beschrieben, wie  man dieses Beleuchtungsverfahren an älteren Zeiss-Mikroskopen (West) auf einfachste Weise realisieren kann. Erprobt ist das bei ihm allerdings nur am Standard WL, er ist jedoch fast sicher, dass es am Standard GFL und am Universal ebenso funktioniert – nicht allerdings am alten Standard Junior, das ja einen Kondensor mit Schiebehülse hat.

Die Details hierzu finden sich im Archiv des alten Forums. Hier Gunther Chmelas Text, der auch im Archiv des alten Forums mit allen zugehörigen Antworten nachgelesen werden kann:

Bei den oben genannten Mikroskopen kann man sich jede Art von Blendenbastlerei für Schieflicht sparen, wenn man einen Phasenkontrast-Kondensor besitzt, der ja einen drehbaren Blendenrevolver hat. Wenn man das Präparat im Hellfeld einstellt, und dann mittels Optovar oder Einstellfernrohr Stellung und Öffnung der Aperturblende betrachtet, kann man durch leichtes Drehen des Blendenrevolvers aus der Rastung heraus die Aperturblende zum linken oder rechten Rand hin verschieben. Wenn die Aperturblende genau die Öffnung der Objektivapertur hat, kann man so das Bild der Kreutz-Blende exakt imitieren. Man kann aber jetzt auch experimentieren, indem man z.B. die Blendenöffnung kleiner oder größer macht. Interessant: Auch eine eng gestellte Aperturblende, ganz an den Rand verschoben, liefert ein gleichmäßig ausgeleuchtetes Feld! Unbedingt ausprobieren sollte man, ob ein zusätzliches Mattfilter sich günstig auswirkt oder nicht!

Das Manko, dass die Blende auf diese Weise nur nach links oder rechts, nicht aber nach oben oder unten verschiebbar ist, lässt sich beheben, wenn das Mikroskop mit einem Drehtisch ausgerüstet ist. Wenn man die Blende nicht drehen kann, dann dreht man eben das Präparat!

Es fasziniert mich geradezu, mitzuerleben, dass – zumindest in diesem Kreis hier – ein Kontrastverfahren unter Amateuren im 21. Jahrhundert eine Renaissance erlebt, das einmal DAS Kontrastverfahren einer ganzen Epoche der Mikroskopiegeschichte gewesen ist, ein Verfahren, das aber nach dieser Epoche fast nur geschmäht wurde – wegen Nachteilen, die andere, modernere Verfahren aber auch haben!

Nebenbei: Der Blendenrevolver des Phako-Kondensors eignet sich noch für andere ,,primitive" Kontrastverfahren. Doch davon in einem anderen Beitrag!


Hier der Links ins Archiv des alten Forums, unter dem auch alle Antworten auf Gunther Chmelas Beitrag nachzulesen sind:
http://www.mikroskopie.de/mikforum/read.php?1,52428,52428#msg-52428

Stephan Hiller

Hallo zusammen:

Vielleicht als Querverweis nochmal der Hinweis auf das alte Forumsarchiv, wo ich zu dieser Technik ein Bildbeispiel eingestellt habe (nur so zur Anschauung):

http://www.mikroskopie.de/mikforum/read.php?1,52428,52555#msg-52555

Stephan Hiller

TPL

#2
Zitat– nicht allerdings am alten Standard Junior, das ja einen Kondensor mit Schiebehülse hat.

Lieber Gunther,
das Carl Zeiss STANDARD Junior gab es sowohl mit solchen fest montierten, als auch mit einer beweglichen Kondensorfassung, die über Zahn und Trieb in der Höhe verstellbar ist. Praktisch alle (!) Standard Junioren (das sind so etwa 40), die ich bisher in natura gesehen habe, bis auf Eines, waren mit dieser beweglichen Kondensorfassung ausgestattet. Davon unabhängig gab es für beide Kondensorfassungen zentriebrare Phasenkontrast-Kondensoren, mit denen die schiefe Beleuchtung sich auf die hier beschriebene Weise einstellen lässt. Das "Junior" wird gerne unterschätzt...
Beste Grüße, Thomas

Gunther Chmela

Zitat von: TPL in März 25, 2011, 22:24:35 NACHMITTAGS
Praktisch alle (!) Standard Junioren (das sind so etwa 40), die ich bisher in natura gesehen habe, bis auf Eines, waren mit dieser beweglichen Kondensorfassung ausgestattet.

Lieber Thomas,

ich glaube Dir gerne! Aber waren das alles "Junioren" der alten schwarzen Bauart? Die nämlich habe ich gemeint - ohne daran zu denken, dass es später auch andere Ausführungen gab. Die "Schwarzen" hatten meines Wissens immer einen Kondensor mit Schiebehülse. Oder irre ich mich?

Beste Grüße!
Gunther


TPL

#4
Lieber Gunther,
das ist richtig, aber diese Schiebehülse war bei den allermeisten alten, schwazen Junioren, die ich kenne (einschließlich zweier Zeiss-Winkel Junioren und einem Opton Junior) in einer mit Zahn und Trieb verstellbaren Kondensorfassung montiert, und nicht wie bei den (gleichzeitig angebotenen) ganz einfachen Versionen, fest am Tisch verschraubt.
Über die tatsächliche Häufigkeit der verschiedenen Versionen kann ich nichts sagen - ich war zu deren Zeit gerade mal in Planung. Aber zumindest ist der aktuelle Gebrauchtmarkt voller schwarzer "Junioren" mit in der Höhe verstellbarer Kondensorhalterung. In deren Schiebehülse passen mindestens 10 verschiedene serienmäßige Kondensoren, darunter besagter zentrierbarer Phako-Kondensor und ein Ultrakondensor mit Zentrierfassung.
Beste Grüße, Thomas

Nomarski


liftboy

Willst Du mir den Hals lang machen, oder was soll das Bild? :-)
Gruß
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

Nomarski

Zitat von: liftboy in April 09, 2011, 22:22:38 NACHMITTAGS
Willst Du mir den Hals lang machen, oder was soll das Bild? :-)
Gruß
Wolfgang
don't dream it, do it! ;D




Frank D.

#8
Zitat von: liftboy in April 09, 2011, 22:22:38 NACHMITTAGS
Willst Du mir den Hals lang machen, oder was soll das Bild? :-)
Gruß
Wolfgang

Lieber Wolfgang,
das kriegen wir mir mit unseren Lomo-Schätzchen doch auch hin! ........... Naja, fast .........
Liebe Grüße
Frank


Gunther Chmela

Lieber Frank!

Na also bitte! Die Auflösung der Struktur einer Pinnularia zu vergleichen mit der gleichen Aufgabe bei einer Amphipleura ... ? Das ist, als würde man mit einem Trabi an einem Sportwagenrennen teilnehmen, nur um zu beweisen, dass der auch fahren kann.  ;D ;D ;D

Nichts für ungut!
Gunther

Frank D.

Zitat von: Gunther Chmela in April 12, 2011, 18:49:16 NACHMITTAGS
Lieber Frank!

Na also bitte! Die Auflösung der Struktur einer Pinnularia zu vergleichen mit der gleichen Aufgabe bei einer Amphipleura ... ? Das ist, als würde man mit einem Trabi an einem Sportwagenrennen teilnehmen, nur um zu beweisen, dass der auch fahren kann.  ;D ;D ;D

Nichts für ungut!
Gunther


Um Himmels Willen, nein!
Wolfgangs Giraffenhals bezog sich doch auf Bernds schöne Pinnularia.

Es sollte doch nur ein Opulenta-Opulenta-Rennen sein.
(Ziehe mich ja schon von der Poleposition zurück!)

Einen schönen Abend
Frank


Nomarski

Zitat von: Gunther Chmela in April 12, 2011, 18:49:16 NACHMITTAGS
Lieber Frank!

Na also bitte! Die Auflösung der Struktur einer Pinnularia zu vergleichen mit der gleichen Aufgabe bei einer Amphipleura ... ? Das ist, als würde man mit einem Trabi an einem Sportwagenrennen teilnehmen, nur um zu beweisen, dass der auch fahren kann.  ;D ;D ;D

Nichts für ungut!
Gunther

http://www.youtube.com/watch?v=PjfGacY1paY

;D :D ;D

Monsti

Servus, Ihr Lieben,

für mich als Technik-Idiotin ist es fast unmöglich, Eurer Fachsimpelei zu folgen.

Nachdem heute mein delaminiertes KPL-Okular repariert zurück kam, begann ich mit meinem Standard 14 zu arbeiten. Ich arbeite gerne mit leichtem Schieflicht. Diese Art der Beleuchtung gefällt mir von allen Variationen immer noch am besten. Stephan Hillers Foto vom Wasserfloh ist für mich DER Hit. Leider kriege ich die schiefe Beleuchtung am Standard nicht gebacken. Nun bin ich auf der Suche nach einer ähnlich simplen Lösung, wie ich sie am Müller habe, wo ich mit einer selbst angefertigten Kreutz-Blende arbeite.

Übrigens fällt mir bei sehr vielen Fotos mit Schieflicht auf, dass das Licht nicht von links oben (Nordwesten) einfällt. Das menschliche Auge ist beim plastischen Sehen auf diese Beleuchtungsrichtung programmiert, weshalb z.B. die Schummerung der meisten topographischen Karten diese Beleuchtungsrichtung einhält. Dreht man eine solche Karte, wirkt alles plötzlich weit weniger plastisch.

Danke für verständliche Tipps und liebe Grüße
Angie

Rolf-Dieter Müller

Bernd Nomarski hat hier eine interessante Lösung beschrieben: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=10763.msg77820#msg77820

Vielleicht funktioniert das auch mit einem Standard 14, einfach mal ausprobieren.

Viele Mikrogrüße
Rolf-Dieter Müller

Monsti

Hallo Rolf-Dieter,

vielen Dank für diesen Link! Morgen probiere ich das aus.

Herzliche Grüße
Angie