Leuchtfeldblenden-Lamellen vergnasselt...

Begonnen von einAuge, Januar 13, 2011, 11:29:45 VORMITTAG

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einAuge

Hallo Mikroskopiker,

ich bin durch einen Kuhhandel an ein Standard RA in brauchbarem Zustand gekommen. Da ich lange Jahre mit der analogen Fotografie meine Freizeit verbraucht habe, sind optische Grundkenntnisse und vielleicht auch etwas mehr, vorhanden.
Bei dem Mikroskop sind zwei Lamellen der Leuchtfeldblende ineinander verhakt (gewesen). Ich habe das ganze auseinandergebaut und in mit Benzin gereinigt. Es war alles total verharzt und verklebt. Die beiden Lampellen konnte ich wieder hindengeln, sie sind leider nicht 100% im originalzustand, aber alle flutscht wieder. War ne ganz schöne fummelei die letzten zwei Lammelen "einzufädeln".

Nun meine Frage: Auf den ersten Blick funktioniert alles, gibt es da eurerseits böse Erfahrungen mit einmal verbogenen Blendenlammelos? Bekomme ich die irgendwo nachgekauft?
Ich habe mal bei eine alte Kodak Retinette den Verschluss und die Blende entharzt. Danach habe ich je einen Tropfen Balistol als Schmierung drauf gegeben, was gut funktioniert hat. Es verharzt nicht. Hier las ich jedoch, dass man gar nichts schmieren soll. Also auch kein Tröpfchen?

Der Verstellmechanismus war in Fett gelegt. Soll ich das wieder tun? Ich würde es intuitiv ja machen... Habe hier allerdings nur das gute "Lagermeister EP" von Fuchs, mit dem ich meinen Trecker abschmiere :-) Ich habe im Forum gelesen, dass man das Askania-Fett nehmen soll. Auch an dieser Stelle?

Viele Fragen, alles sehr spannend, ich freu mich, an das Gerät gekommen zu sein!

Viele Grüße,
Matthias

Dieter Stoffels

Hallo Matthias,

bitte schau doch mal den Katalog bei optik-online.de durch. Ich meine dort gibt es eine entsprechende Blende, ich glaube aber mit Spiegelstuhl, zu kaufen. Ansonsten würde ich Herrn Woitzik eimal direkt ansprechen.

Viele Grüße!

Dieter

Nomarski

Hallo Mathias,

die Blendenlamellen baue ich nach dem Benzinbad wieder trocken ein. Solange die Lamellen alle plan sind und keine dabei ist, die sich wie eine alte Schuhsohle wölbt, gelingt das auch. Nun ist dir der Einbau aber scheinbar doch gelungen trotz der Vergnasselung und es bleibt die Frage der restlichen Abschmierung.
Fett wird im Bereich der Gleitflächen aufgetragen, das auch sehr dünn, damit sich nix zu den Lamellen drücken kann.
Die Viskosität sollte nicht zu dünn sein, sonst hat man beim Betätigen immer das Gefühl, daß etwas reibt.
Immer wenn ich bei den Händlern nach Ersatzteilen gefragt hatte, wollte man mir immer gleich ganze Mikroskope andrehen oder bekam keine Antwort.

Viele Grüße
Bernd

einAuge

#3
Zitat von: Nomarski in Januar 13, 2011, 12:15:31 NACHMITTAGS
Hallo Mathias,
Arrghg  ;)


Zitat von: Nomarski in Januar 13, 2011, 12:15:31 NACHMITTAGS
Die Viskosität sollte nicht zu dünn sein, sonst hat man beim Betätigen immer das Gefühl, daß etwas reibt.
Also ich verwende dieses hier für so ziemlich alles. Laut dem Produktkatalog hat es eine Grundölviskosität
bei 40°C von 200 mm²/s. Ich würde es als "streichzart" bezeichnen.

Danke jedenfalls für eure Antworten. Ich baue das ganze dann erstmal wieder komplett zusammen und schmiere es ganz leicht mit dem Lagermeister. Versulzen tut das eigentlich auch nach langer Zeit nicht. Radnarben die ich vor ca. 10 Jahren damit gefettet habe, laufen immer noch geschmeidig. Da gibt es wirklich ganz andere Fette, die nach einem Jahr schon "dehydriert" sind und einem entgegenbröseln, wenn man den Schmiernippel rausdreht.

Eine weitere Frage dann gleich noch. Bei meinem Standard RA ist wie hier auf Seite 7 ein anderer Tubus montiert als auf den Standards die ich hier so im Forum sehe. Damit meine ich den, der auf Seite 7 bei den "normalen Standards" drauf ist. Wo lieg da der Unterschied, ist einer besser als der andere?
Bei meinem war die Linse in Richtung Okular total mit Fungus überzogen. Das konnte ich mit Benzin und etwas Druck auf den Wattebausch gut abbekommen. Auf einem Prisma im Inneren scheint aber auch noch etwas Pilzgeflecht zu sitzen. Kann ich den Tubus unbedenklich öffnen oder sollte Mensch das vermeiden? Ich scheue mich im Allgemeinen nicht, an sowas rumzubasteln, bisher hab ich alles immer wieder gangbar  bekommen  ;D

Viele Grüße,
Matthias

Viele Grüße,
Matthias


Klaus Herrmann

Hallo Matthias,

das abgebildete Standard RA hat den Schiebetubus, das 16er und das 18er haben hier den Knicktubus nach Siedentopf.
Die Tuben sind austauschbar.

Der Siedentopf hat den Vorteil, dass er bei Veränderung der Augenabstands keine Lichtwegveränderung erfährt, beim Schiebetubus muss man streng genommen den Abstand an den Okularstutzen nachstellen. Zeitaufwand 4 1/2 sec ;) wer langsam ist braucht vielleicht ne sec mehr!
Will man allerdings eine Kamera adaptieren ist der Siedentopf besser geeignet, weil der Überwurf-Klemmer dort passt, beim Schiebetubus stört der Rändelring zum Veränderung des Lichtwegs.
Ist hier auf dem 3. Bild von oben gezeigt: http://www.mikroskopie.de/mikforum/read.php?4,33431
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

einAuge

Hallo Klaus,
alles klar, danke für die Klarstellung. Ich habe diesen Nachstellmechanismus gesehen und in auch an meinen eingestellten Abstand angepasst. Aber irgendwie habe ich da gar keinen so riesigen Unterschied gesehen. Aber jetzt weiß ich, dass man es so machen sollte, wie ich es getan habe.

Danke für den Hinweis mit der Kameradaption. Aber davon bin ich noch eine Weile entfernt, ich muss mich erstmal mit dem Gerät anfreunden. Es ist mir ja, wie oben gesagt, eher "zugelaufen". Es ist aber in der Tat ein sehr spannendes Hobby :)

Viele Grüße,
Matthias


reblaus

Hallo -

dafür ist der alte Schiebetubus auch sehr viel weniger für Prismenschäden anfällig, sehr viel zierlicher und mit dem Standard-Design harmonierend. Der Siedentopf ist ein klobiger Klotz und hat öfter mal einen vergammelten Strahlenteiler.
Aber über Geschmack lässt sich natürlich streiten ....

Gruß

Rolf

Frank D.

Hallo Matthias,

von einem nachträglichen Öl-Zusatz -auch in geringen Mengen- möchte ich abraten.
Auch wenn er die Gängigkeit der Blende geschmeidiger wirken lässt, Öl- und Staubrückstände werden mit der Zeit in den zentralen Bereich geschoben und bleiben dann an den inneren Blendenkanten haften.
Dort nehmen sie Einfluss auf den beleuchtenden Strahlengang.

Mit freundlichen Grüßen
Frank


Nomarski

Hallo Matthias,

ZitatArrghg 

Man kann sich aber auch anstellen, vergnasselte Lamellen sind viel schlimmer! ;D

Was den Bino-Tubus anbelangt, so kannst du prinzipiell jede Schraube lösen, wo kein Lack dran ist, der auf eine Justage hindeutet, die man nur wieder mit Sachkenntnis und speziellen Hilfsmitteln wieder eingestellt bekommt.
Um nun an die Prismenflächen im Okularstutzen besser ranzukommen, kann man diese vom Gehäuse abschrauben.
Wenn sie aber nach der Prismenreinigung wieder angebaut werden, sollten sie vor dem Anziehen der Schrauben so hingerückt werden, daß das Bild keinen Höhenversatz gibt. Zur Einstellung ist ein Okular mit Fadenkreuz ganz hilfreich, das auf denselben Punkt des Objektes zielen muß.

ZitatAuch wenn er die Gängigkeit der Blende geschmeidiger wirken lässt, Öl- und Staubrückstände werden mit der Zeit in den zentralen Bereich geschoben und bleiben dann an den inneren Blendenkanten haften.
...werden beim Öffnen der Blende abgestreift, es fallen dann die Fettlumpen auf den Umlenkspiegel.. ::)

ZitatDort nehmen sie Einfluss auf den beleuchtenden Strahlengang.

Ein neues Kontrastverfahren ist damit geschaffen. ;D

Viele Grüße
Bernd

einAuge

Okay, danke für die Antworten und Tipps!

Ich fette dann erstmal nur die Drehfläche mit einem dünnen Film. Der Umlenkspiegel war auch total siffig. Überhaupt waren alle flächen sehr matt. Ich bin echt froh, dass sich bis jetzt alles so gut reinigen ließ.

Kann ich mir anstelle des Fadenkreuzokulares nicht auch einnen Punkt mit einem wasserlößlichen Edding auf das Okular machen und den dann entsprechend ausrichten? Oder ist es so, wie ich gerade vermute (sitz am PC im Büro, nicht am Mikro), dass dieser Punkt nicht scharf erkennbar ist?

Aber gut zu wissen, dass ich noch etwas weiter explorieren und reinigen kann. Kann man den Fungus eigentlich irgendwie abtöten? Also gründlich reinigen und dann für ne Stunde in den Backofen oder sowas? Nicht, dass ich in drei Wochen wieder Champignons auf der Linse hab'.

Viele Grüße,
Matthias

Nomarski

ZitatKann ich mir anstelle des Fadenkreuzokulares nicht auch einnen Punkt mit einem wasserlößlichen Edding auf das Okular machen und den dann entsprechend ausrichten? Oder ist es so, wie ich gerade vermute (sitz am PC im Büro, nicht am Mikro), dass dieser Punkt nicht scharf erkennbar ist?

Dieser Punkt müßte wenn überhaupt, in der Zwischenbildebene sein, wo normalerweise auch die Strichplatte untergebracht wird.
Aber diesen Vorgang kannst du jederzeit nachholen, richte die Stutzen erstmal so aus, daß du vom längeren hineinsehen keine Kopfschmerzen bekommst. Die Behelslösung wäre eine passende Lochblende.

ZitatAber gut zu wissen, dass ich noch etwas weiter explorieren und reinigen kann. Kann man den Fungus eigentlich irgendwie abtöten? Also gründlich reinigen und dann für ne Stunde in den Backofen oder sowas? Nicht, dass ich in drei Wochen wieder Champignons auf der Linse hab'.

Nach der Backofenbehandlung wird  auch die Verkittung zwischen den Prismen dahinschmelzen. Also nicht zu empfehlen.
Wenn du nach der Pilzentfernung nicht das Mikroskop wieder im feuchten Keller lagerst oder in der Waschküche, sind die Aussichten gut, daß der pilzfreie Zustand anhält.

VG
Bernd


einAuge

So,
Operation erfolgreich! Das Ding sieht fast aus wie neu. Nach ganz dünnem fettauftrag (ich lad gleich mal ein Bild hoch) und politur der lackierten Teile mit "CeraClen" (sicherlich wäre jede Politur mit feinen Schleifpartikeln gegangen) gleitet die Blende geschmeidig im edlen Gehäuse. Alle optischen Flächen sind sauber und fuselfrei... Herrlich. Allein schon wegen der Bastelei ist das ein super Hobby :)

Viele Grüße,
Matthias

einAuge

So, hier noch ein paar Bilder von meiner ersten Operation.

Pilz auf einer Linse des Tubus:


Nach reichlich Fungizid "Benzin":


Verharzte Blende:


Politur bringt was (überall bis auf 10-20 eingerieben):


Schönen Abend noch,
Matthias :)