Uraltes Zeiss-Mikroskop - Zubehörteil?

Begonnen von Werner Pflaum, Januar 14, 2011, 10:24:59 VORMITTAG

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Werner Pflaum

Hallo,

ein englischer (Internet-)freund von mir hat sich eine "Antiquität" von Zeiss zugelegt. http://www.girolle.co.uk/minimised/

Ich persönlich habe ja so meine Zweifel, ob es für die Pilzmikroskopie geeignet ist. Wenn jemand dieses Mikroskop im Speziellen kennt, wäre ich für einen Kommentar diesbezüglich dankbar.

Dies ist aber nicht die Hauptfrage. Dem Mikroskop beiliegend befand sich folgendes Teil:

http://www.girolle.co.uk/minimised/zeiss_04a.jpg
und
http://www.girolle.co.uk/minimised/zeiss_04.jpg

Alle anderen verfügbaren Infos befinden sich auf der o.g. Hauptseite.

Mein erster Gedanke war, daß es eine "camera lucida" (Zeichentubus) sein könnte, was auch ein Kollege aus sci.techniques.microscopy meinte. So ganz sicher bin ich mir nicht, da ich das Teil nicht selbst in die Hände nehmen kann und der etwas merkwürdige "Schraubverschluß" angeblich nicht direkt auf das Mikroskop schraubbar ist.

Wenn jemand Genaueres sagen kann ... vielen Dank im Voraus. Auch zur eventuellen Verwendbarkeit des Mikroskops für die Pilzmikroskopie - soweit ich das sehen kann, muß man es per Spiegel beleuchten (deshalb habe ich die größten Zweifel). Mein englischer Kollege würde sich freuen.

Mit freundlichen Grüßen,

Werner G. Pflaum

Jürgen H.

#1
Hallo Herr Pflaum,

ich denke, es handelt sich um eine Vorrichtung zur Einspiegelung von Auflicht, wäre also zwischen Tubus und Objektiv einzuschrauben. Hier gibt es aber einige Zeissianer, die werden das genauer wissen.

Wenn ich recht habe, Glückwunsch! Das wird ausgesprochen selten sein. Für mein altes Leitzmikroskop würde ich so etwas sofort erwerben....

Ich habe übrigens keine Bedenken, dass das Mikroskop besser für die Pilzmikroskopie geeignet ist, als jedes neue Billigkaufhausmikroskop, wenn es in Ordnung ist. Mein altes Leitz würde jedes "modernes" Bresser schlagen.

Zur besseren Beleuchtung könnte man eine externe Leuchte mit Trafo erwerben. Damit ließe sich aller Wahrscheinlichkeit nach sogar eine Köhlerbeleuchtung herstellen.

Mikrogrüße

Jürgen

Klaus Herrmann

Hallo Werner,

wenn die Schraubanschlüsse RMS-Gewinde sind, dann könnte ich mir denken, dass das ein Koaxiales Auflicht ist.

Allerdings etwas eigenartig das an dieser Stelle zwischen Objektiv und Revolver zu plazieren.

Wäre nur mit unendlich-Objektiven sinnvoll!
Pilzmikroskopie kann man wenn die Optik ok ist sicher damit machen.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

beamish

Hallo Werner und Klaus,

ich glaube auch, daß das für Auflicht ist. Allerdings denke ich, daß es anstelle des Tubusstückes oberhalb des Revolvers eingesetzt wird.

Grüße,

Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

Jürgen H.

#4
Schaut einmal hier:

http://www.musoptin.com/zeiss_vertikal_1.html

Da ist das Prinzip gut erkennbar. Der Rest ist nur noch eine seitliche Verlagerung mit Spiegel.

Mikrogrüße

Jürgen


olaf.med

#5
Hallo,

das ist tatsächlich eine einfache Auflicht-Einrichtung, die man zwischen Objektiv und Tubus einschraubt. Über den Spiegel und ein Umlenkprisma, das einen Teil der Apertur abschattet, wird das Licht durch das Objektiv senkrecht auf die Probenoberfläche gelenkt, dort reflektiert und durch den freien Teil der Apertur der Beobachtung zugeführt.

ZitatWäre nur mit unendlich-Objektiven sinnvoll!

Keineswegs, Klaus ;D, das geht auch mit den normalen Objektiven, da ändert sich nur der Arbeitsabstand. Allerdings ist es nur mit niedrigen Vergrößerungen sinnvoll, da stärkere für den Gebrauch mit Deckgläsern korrigiert sind, und die ja bei Auflicht-Untersuchungen nicht benutzt werden dürfen.

Gruß, Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Jürgen H.

Hallo Olaf,

Zitat
Keineswegs, das geht auch mit den normalen Objektiven, da ändert sich nur der Arbeitsabstand.

Nicht unbedingt. Die alten Mikroskope waren ja, wie auch das gezeigte Zeiss, mit einem Auszugtubus versehen. Man kann also die untere Tubusverlängerung durch das Auflichtteil wieder kompensieren.

Eine schöne simple und trickreiche Konstruktion, einfach den Teil des Strahlengangs auszuschalten, in dem das Prisma sitzt. Schon ist jede weitere Linsenkonstruktion überflüssig. Die Ergebnisse, die man so erzielt, würden mich schon interessieren...

Mikrogrüße

Jürgen


olaf.med

Hallo Jürgen,

ZitatNicht unbedingt. Die alten Mikroskope waren ja, wie auch das gezeigte Zeiss, mit einem Auszugtubus versehen. Man kann also die untere Tubusverlängerung durch das Auflichtteil wieder kompensieren.

Du hast natürlich völlig recht. Man kann die Differenz in der Tubuslänge natürlich auch so kompensieren. Später wurden dafür aber sogar eigene Objektivserien gerechnet. So waren die Leitz Auflicht-Objektive zunächst (vor der ∞-Optik) auf 215 mm Tubuslänge korrigiert, um der Verlängerung durch den Opak-Illuminator Rechnung zu tragen.

Gruß, Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

ortholux

...und 185 mm für den Ultropak.

Euer Streber aus der ersten Reihe.

Werner Pflaum

Erst mal vielen Dank. Das hilft enorm weiter, mein englischer Kollege wird sich freuen.

Was die Pilzmikroskopie angeht - nun, wir nutzen sicher keine Billig-Kaufhausmikroskope oder Bresser etc. Ich kam mit meinem Will schon an die Grenzen und selbst mein Zeiss Axioscope ist nicht in der Lage alle Feinheiten optimal zu zeigen ... es handelt sich da teilweise um Sporenornamente von 0,5 µ und weniger, ähnlich sieht es z.B. bei Mycena-HDS aus. Mit meinem Will hatte ich auch immer ein Beleuchtungsproblem bei 1000x, trotz elektrischer Beleuchtung.

Ansonsten, ich finde das Teil hochinteressant - habe sowas noch nie gesehen. Ich frage mal später nach, ob er das funktionsfähig hinbekommen hat ... wenn ich was dazu erfahre, sage ich hier auch Bescheid.

Viele Grüße und Dank,

Werner

Werner Pflaum

Ich wollte mich noch mal bei allen bedanken - mein englischer Freund hat mir Bilder zugesandt, wie das ganze zusammengebaut aussieht - interessiert vielleicht den einen oder anderen.



Jürgen H.

Hallo Werner,

Stimmungsvoll....

Allerdings kann ich jetzt gut verstehen, dass Du meinst, dieses Mikroskop eigne sich für die Pilzmikroskopie nicht. Die Pilzmikroskopikerin im Hintergrund wendet sich nicht umsonst lieber dem Buch als dem Mikroskop zu. Vielleicht forscht sie aber auch in Zeiss Listen nach, ob es sein kann, dass diese Objektive tatsächlich von Zeiss Jena stammen....

Die Auflichtbeleuchtung hat allerdings etwas. Ob das Umlenkprisma wohl noch intakt ist? Die Spiegelstellung dieses Teils ist etwas eigen   Ich frage mich allerdings auch, wie man mit dem Spiegel korrekt Licht einspiegeln soll. Wo ist hier die Beleuchtungsquelle zu denken? Ist das Teil, an dem der Spiegel hängt, um seine Längsachse drehbar?

Mikrogrüße

Jürgen


Werner Pflaum

Hallo Jürgen,

nun, was die Pilzmikroskopie und dieses Mikroskop angeht - ich persönlich betrachte ein Bino und elektr. Beleuchtung als Minimalanforderung. (Besitze 2 Will-Mikroskope und 1 Zeiss Axioscope A.1). Ich weiß aber, daß es sicher unter diesen Minimalanforderungen auch noch geht ... nur, z.B. die Hutdeckschicht von Mycena ist so fein, daß man beste Auflösung und beste Beleuchtung bei 1000x braucht und da habe ich so meine Bedenken.... selbst meine beiden Wills sind da manchmal fast überfordert.

Was das Auflichtgerät angeht - mein Freund hat mir gerade geschrieben, daß er es mit Hilfe von LEDs bereits nutzen konnte. Wie gesagt, ich kann das alles nicht beurteilen, da ich hier in M sitze und er in England.

Ich habe die Bilder nur eingestellt, weil ich selber es auch immer als unbefriedigend erachte, wenn Leute in Foren zwar die anderen Löcher in den Bauch fragen, aber nie mehr eine Rückmeldung nach Lösung des "Problems" kommt. Leider kann ich in diesem Fall aber nur umständlich die Infos einholen und bitte deshalb zu entschuldigen, daß ich nicht alle Rückfragen präzise beantworten kann.

Für Interessierte hat er aber noch ein paar Bilder auf der Webseite (unten) eingestellt:

http://www.girolle.co.uk/minimised/

Viele Grüße,

Werner


olaf.med

Hallo Jürgen,

ZitatDie Auflichtbeleuchtung hat allerdings etwas. Ob das Umlenkprisma wohl noch intakt ist? Die Spiegelstellung dieses Teils ist etwas eigen   Ich frage mich allerdings auch, wie man mit dem Spiegel korrekt Licht einspiegeln soll. Wo ist hier die Beleuchtungsquelle zu denken? Ist das Teil, an dem der Spiegel hängt, um seine Längsachse drehbar?

Du hast völlig recht: das äußere Rohr mit dem Spiegel ist um die Längsachse drehbar und steht normalerweise so, daß die Drechachse des Spiegels senkrecht steht. So kann man von einer Lampe, die neben dem Mikroskop steht (meinetwegen auch vom schwedischen Discounter) das Licht einspiegeln.

Die Prismen sind meist intakt, da sie aus einer Komponente bestehen (also keine Kittschicht aufweisen) und nicht verspiegelt sind. Die Strahlumlenkung erfolgt einfach durch Totalreflektion.

Gruß, Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Werner Pflaum

#14
Wenn ich Euch noch mal belästigen darf:

Das, was ich befürchtet habe, ist wohl eingetreten. Mein englischer Freund schrieb, daß er folgende Aufschriften auf seinen Objektiven gefunden hat: 4x, 15x und K.20x. Das 4x und 15x dürfte klar sein. Ich ging bisher immer davon aus, daß er nach meiner Vorabberatung nur ein Mikroskop mit einem 100x Öl kauft, das K.20x scheint aber was anderes zu sein. Ausserdem schreibt er, daß es wohl durch offensichtliches Quetschen von Deckgläsern/Objektträgern wohl beschädigt ist. Hmm - ich denke die Pilzmikroskopie entfernt sich immer mehr von dieser Antiquität.

Trotzdem aber noch eine Frage: er schrieb, daß das K.20x 60 (!!) mm lang ist - hmm. Klingt etwas lang für ein 20fach-Objektiv, oder ist es doch eins?

Anmerkung: auf allen Objektiven steht "Zeiss". Er meinte, das Mikroskop müsste etwa von der Jahrhundertwende 18/19 sein.

Gruß,

Werner

P.S.: er schrieb auch, daß "Mobimi" auf dem/den Objektiven steht.

P.P.S: nun habe ich weitere Infos, scheinbar hat der Gute so seine Schwierigkeiten mit Mikroskopen. Er las folgende Daten noch auf dem K.20x Objektiv:

A                  9
  (CARL ZEISS)
   \  JENA  /             0.2
      60078

Und wenn ich es richtig verstehe, steht auf den anderen beiden:

C 21   0.40 Tubus 190mm

und

40   0.65   Tubus 190mm

Wobei mir das C21 und 40 nicht ganz klar ist - 21x und 40x passt ja wohl kaum? N.A. und Tubuslänge sind klar.