Botanik: Epidermis einer Tulpenhybriden (Tulipa spec.) *

Begonnen von Fahrenheit, Januar 15, 2011, 19:14:51 NACHMITTAGS

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Fahrenheit

Liebe Pflanzenfreunde,

heute fand ich in einem Blumenstrauss ein abgeknicktes Tulpenblatt, von dem man die Epidermis einfach abziehen konnte. Schon ein einfaches, ungefärbtes Stück in Wasser lässt sehr schön die Stomata erkennen, die ich hier zeigen möchte.

Bild 1: weil sie so schön sind: eine Tulipa-Illustration aus "Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz" von Prof. Dr. Otto Wilhelm Thomé (1885, public domain)


Präparation: abgezogene Epidermis von der Blattunterseite des Tulpenblattes in Wasser (Frischpräparat).

Bild 2a/b: Die Stomata des Tulpenblattes, Vergrößerung 200x, Stapel aus 26 Bildern, Bild 2b mit Maßstab.



Die Stomata haben eine Länge von durchschnittlich 58 µm, bei einer durchschnittlichen Breite von 42µm. Der Spalt selbst ist ca. 32 µm lang und geöffnet 8 µm breit.
Man erkennt Blattspalte in unterschiedlichen Öffnungsstadien und auch die Chloroplasten in den Schließzellen sowie die Zellkerne der Epidermiszellen sind gut zu erkennen. Diese sind deutlich größer wie die Stomata und rund 400µm lang und 26 µm breit.

Ein gutes Stück der Epidermis habe ich noch in AFE, mal sehen, ob sich daraus schöne Dauerpräparat erstellen lassen.

Viel Spaß beim Betrachten, Anregung und Kritik sind wie immer willkommen.

Herzliche Grüße
Jörg
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Rawfoto

Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Klaus Herrmann

Hallo Jörg,

schön Deine frischen Abzüge, die die Stomata natürlich zeigen!

Ich habe vor Jahren in der Schule mit den Schülern Epidermisabzüge gemacht und die gleich nach kurzer Anfixierung mit BKB gefärbt, das geht sehr schön und unkompliziert.

Wir haben dabei bemerkt. dass auf der Blattoberseite - wenn ich recht erinnere - noch so Haare-Zipfel waren:

Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Fahrenheit

Lieber Gerhard, lieber Klaus,

vielen Dank für Euer Lob!

Lieber Klaus,

ah, dann werde ich es mit dem Rest in AFE auch mal mit BKB probieren. Sehr schön, besonders, da die Kerne so kräftig angefärbt sind.
Du schreibst von einem Haar auf der Blattoberseite. Ich denke, es ist die Epidermis der Blattunterseite (wegen der Stomata) und damit ein Haar der Blattunterseite. Allerdings schauen wir vom Blattinneren auf die Epidermis, sodass das Haar unter den Epidermiszellen liegt.

Herzliche Grüße
Jörg
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rhamvossen

Hallo,

Und wenn man keinen lust hat zu färben dan ist der Epidermus von lila Basilikum eine gute Alternative:



Objektiv Neofluar 25/0.60.

Grüsse,

Rolf

Fahrenheit

Lieber Rolf,

danke für das schöne Beispiel! Und noch dazu so lecker.  ;D

Ich sehe gerade, dass wir hier drei unterschiedliche Typen von Schließzellenapparaten haben und wage einen Bestimmungsversuch:

Bei der Tulpe ohne erkennbare Nebenzellen: anomocytische Stoma
Bei Klaus' unbekannter Pflanze mit zwei parallelen Nebenzellen: paracytische Stoma
Beim Basilikum mit zwei senkrecht liegenden Schließzellen: diacytische Stoma.

Wenn ich hier falsch bestimmt habe, bitte ich um Korrektur! Und vielleicht hat ja jemand noch Beispiele für die anderen Typen, mit ringförmig angeordneten Schließzellen (cyclocitische bzw. aktinocytische Stoma) oder 4 schließzellen (tetracytische Stoma).

Herzliche Grüße
Jörg
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Mila

#6
Guten Tag,

das sind ja tolle Fotos von den Stomata. Violettes (Modefarbe!) Basilikum muss ich auch mal mit den Schülern angucken. Viele Heilpflanzen gehören zu den Lippenblütlern und weisen diese diacytischen Stomata als typisches Identifikationsmerkmal auf.

Ich kann noch paracytische Stomata bieten: Sennesblätter, gemörserte Droge, aufgehellt mit Hilfe von Chloralhydrat-Lösung (also so, wie wir Drogen bei der Prüfung auf Identität betrachten)
Foto mit einem Handy im Unterricht gemacht!



Viele Grüße
Mila

P.S.: hier gibt es u.a. eine Übersicht zu den verschiedenen Stoma-Typen: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=3788.0

Lieber Klaus, was war das für ein Pflänzchen? So richtig paracytisch sehen die Spaltöffnungsapparate nicht aus...




Klaus Herrmann

Liebe Mila,

also die Blätter sind aus dem Garten und ich bin eigentlich sicher, dass es Tulpenblätter sind. Möglich noch Narzissen. Aber eher nicht.
Ich habe damals einen Artikel für die Schülerzeitung geschrieben. Den schick ich Dir und mein diesjähriger Fotokalender liegt hier schon eingetütet und mit Adresslabel drauf, aber aus Schlamperei meines Personals nicht abgeschickt ::) Alles muss man selber machen! ;D

Ich kann noch mit Clivie dienen:

Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Mila

Lieber Klaus,

vielen Dank, ich freue mich sehr! :)

Herzliche Grüße
Mila

Frank Fox

Hallo lieber Jörg,

wie immer ein sehr schöner Beitrag von Dir.  :)

Herzliche Grüße aus Trier
Frank Fox
Mikrofotografie
www.mikro-foto.de
www.fotofind.eu

Faszination Mikroskopie
www.dustri.com/nc/de/hachinger-verlag/category/sachbuch.html

Zeitschrift Mikroskopie
http://www.mikroskopie-journal.de/

YouTube - Kanal
www.youtube.com/channel/UC32f7n_zGHMphTHSTC5wylg

Fahrenheit

Liebe Freunde,

schön, da entwickelt sich ja ein Stoma-Sammelthread. Vielen Dank für die Bilder und das Lob! Wer noch Bilder hat: immer nur angehangen.

Lieber Klaus,

Haare habe ich auf der Tulpen-Epidernmis nicht gefunden. Auch sind die Zellen bei der Tulpe im Schnitt gestreckter und länger, als auf Deinem Bild.
Damit erscheint mir Narzisse wahrscheinlicher ...

Herzliche Grüße
Jörg
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Für draussen: Leitz HM

Klaus Herrmann

#11
Lieber Jörg

aus der damaligen Bilderserie noch 2 Übersichten - das 2. leider ohne korrekten Weissabgleich.

Ich habe gerade meinen kleinen Bericht von damals nochmals durchgelesen und das Ergebnis unserer "wissenschaftlichen" Untersuchug gefunden:

ZitatNach  14 Tagen gings dann endlich ans Mikroskopieren und um den Austausch der Gruppenergebnisse : Das Tulpenblatt besitzt Schließzellen  auf  beiden Seiten des Blattes! Die Erklärung dafür  hat die Diskussion ergeben: Tulpenblätter stehen fast senkrecht,so dass es keine grossen Unterschiede geben muss.

was nochmals zu überprüfen wäre!

Zur Erläuterung: wir haben in einer Doppelstunde Einführung und Herstellen der Dauerpräparate gemacht und dann die Präparate 14 Tage liegenlassen zum Aushärten des Euparals. Nach 14 Tagen war diese Gruppe wieder dran (Die Klasse war halbiert, was sehr angenehm ist) und jeder durfte sein Präparat mikroskopieren, zeichnen und diskutieren. Die Gruppe war dann noch unterteilt in Blatt Ober- und Unterseite. Wir haben schon sehr systematisch gearbeitet ;)

Dann hat jeder für sein Berichtsheft ein Fotoblatt bekommen und alle waren stolz auf die schönen Ergebnisse.



Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Peter V.


Lieber Klaus,

Zitataus der damaligen Bilderserie noch 2 Übersichten - das 2. leider ohne korrekten Weissabgleich.

Aber das ist doch gar kein Problem....1 Klick im "Photoladen", und schon ist Versäumtes nachgeholt  ;)



Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Jürgen H.

Liebe Epidermisforscher,

Bei den tollen Bildern rätsele ich ein wenig darüber, ob die Verteilung der Schließzellen völlig zufällig erfolgt oder doch einer gewissen Regelmäßigkeit unterliegt. Nehmen wir das letzte Bild: Es scheint möglich zu sein, dass sich Schließzellen ohne "Zwischenzelle" bilden. Es scheint auch möglich zu sein, Bereich unten rechts, im Bild, dass sich nicht unerhebliche Abstände ausbilden, wobei man allerdings gerade den Bereich unten rechts nicht vollständig genug sieht, um das beurteilen zu können. Insgesamt macht das Bild einen Eindruck als herrsche eine gewisse Regelmäßigkeit vor die weiter reicht als eine zufällige Verteilung. Möglicherweise gibt es einen chemischen Mechanismus, der bei entsprechenden Abständen von weiteren Schließzellen für die Bildung einer neuen Schließzelle sorgt? Gibt es dazu Erkenntnisse?

Mikrogrüße

Jürgen

Detlef Kramer

Lieber Jürgen.

ja, dazu gibt es Erkenntnisse. Die Abstände sind einmal Art-spezifisch, aber auch von den ökologischen Bedingungen beeinflusst, z.B. Luftfeuchte oder/und CO2 - Konzentration. Ein schönes Beispiel für diesen Regelmechanismus musste ich im vergangenen Jahr für ein neues Lehrbuch dokumentieren. Es handelt sich um Kalanchoe daigremontiana, das "Brutblatt". Man erkennt deutlich, wie in dem wachsenden Blatt (Blätter der höheren Pflanzen wachsen "interkalar", d.h. nicht an der Spitze, sondern überall in der Spreite) immer wieder neue Stomata gebildet werden, wenn ein bestimmter Abstand überschritten wird.


Herzliche Grüße

Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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