Botanik: Epidermis einer Tulpenhybriden (Tulipa spec.) *

Begonnen von Fahrenheit, Januar 15, 2011, 19:14:51 NACHMITTAGS

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Mila

Lieber Detlef,

das ist ja ein tolles Foto! So habe ich die Stomata, d.h. deren Bildung, noch nie gesehen, Danke :)

Viele Grüße
Mila

Fahrenheit

#16
Liebe Freunde,

schön, die Sammlung wächst. Vielen Dank für die tollen Bilder!

Lieber Detlef,

Milas Meinung kann ich mich nur anschließen. Ist das eine Wacker-Färbung? Wenn mich nicht alles täuscht, sollten das cyclocitische bzw. aktinocytische Stoma sein.

Lieber Jürgen,

als Ergänzung zu Detlefs Antwort möchte ich auf die Funktionelle Pflanzenanatomie von Eschrich verweisen: im Kapitel 3.4 Verteilungsmuster der Spaltöffnungen (S. 81 ff.; erste Auflage 1995) geht er recht breit auf das Thema ein.
Neben der Abhängigkeit von der jeweiligen Pflanzenart und den Umwelteinflüssen beschreibt er einen physiologischen Regelmechanismus: die sich bildenden  Spaltöffnungen scheiden Hemmstoffe - wohl pflanzliche Hormone - aus, die bis zu einer gewissen Konzentration im Gewebe (Hemmzonen) die Bildung neuer Stoma unterdrücken. Durch das von Detlef angesprochene "flächige" Wachstum der Blattspreite rücken diese Hemmzonen immer weiter auseinander und schließlich entstehen Lücken, in denen sich wieder Stoma bilden können. Siehe dazu auch Abb. 3.18 auf Seite 84 der selben Ausgabe.

Vor dem Hintergrund dieser Erläuterung finde ich Detlefs Bild spannend: ein gleichmäßiges Wachstum vorausgesetzt, würde man eine regelmäßige Verteilung der jungen Stoma zwischen den ausgewachsenen Stoma erwarten. Und vor allem mehr oder weniger im gleichen Entwicklungsstand. Hier zeigt sich aber ein recht großes Areal mit einem Ring fast ausgewachsener Stoma und im Zentrum einige, die gerade erst in der Bildung begriffen sind.
Ist eventuell die stillschweigende Annahme des gleichmäßigen Wachstums falsch?

Lieber Klaus,

dank Eurer akribischer Protokolle bleibt mir nur der Schluß, dass sich die vielen verschiedenen Tulpenarten und -hybriden auch in der Anatomie ein wenig unterscheiden. Mein Exemplar hat keine Blatthaare an der Unterseite. Ist dann aber mein Bestimmungsversuch korrekt? Ich hatte ja auf unterschiedliche Stoma-Typen erkannt ...

Allen herzliche Grüße
Jörg

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Jürgen H.

Lieber Detlef,

danke für die Information und das schöne Bild! Wobei der Lückenschluss hier besonders eigenartig ist.  Denn die Stelle etwa im rechten unteren Quadranten des Bildes ist weitflächig schließzellenfrei, an anderen Stellen liegen hingegen zwei Schließzellen fast unmittelbar nebeneinander. Erst wenn man die Neubildungen hinzunimmt, die anscheinend fast simultan erfolgt ?, ergibt sich wieder ein ziemlich regelmäßiges Bild.

Mikrogrüße

Jürgen

Jürgen H.

Hallo Jörg, da hast Du parallel die gleiche Verwunderung geäußert wie auch ich. Fast sieht es so aus, als hätten an dieser Stelle der Blattspreite - Quadrant rechts unten - besondere Verhältnisse geherrscht.

Mikrogrüße

Jürgen

Detlef Kramer

Liebe Mila,

vielen Dank! Ein Foto aus dieser Serie findest Du in "dem Buch".

Lieber Jörg,

ich gehe davon aus, dass Deine stillschweigende Annahme des gleichmäßigen Wachstums in dem Fall nicht stimmt, daher die ungleichmäßige Verteilung. Aber, die Abstände stimmen in etwa und das ist ja das Entscheidende. Zu dem Typ kann ich nichts sagen, da müsste mir Mila helfen; darum habe ich mich nie gekümmert, denn das hat mit der Funktion wohl nichts zu tun.

Vielen Dank für das Zitat aus dem Eschrich. Da hat bei mir mal wieder die Faulheit gesiegt.

Lieber Jürgen,

das ist doch das Wichtige: dass da, wo Lücken entstanden sind, neue Stomata gebildet werden, so dass am Ende die Abstände wieder stimmen.

Herzliche Grüße

Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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Mila

Lieber Detlef,

leider finde ich die Abbildungen im Lüttge, Kluge, Thiel nicht :-[

Die Stomata des Brutblattes würde ich am ehesten als anisocytisch bezeichnen.

Hier nochmal Abbildungen der Stoma-Typen:





Viele Grüße
Mila

Detlef Kramer

Liebe Mila,

vielen Dank für das Schema. Ich werde versuchen, es auf meine alten Tage noch zu verinnerlichen.

Das besagte Foto findest Du auf Seite 985.

Herzliche Grüße

Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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Mila

Lieber Detlef,

oh ja, vielen Dank!
Ich hatte unter "Brutblatt" und seinem lateinischen Namen und beim Kapitel Blatt gesucht...

Mir sind auch nicht alle Stoma-Typen geläufig, es sind halt immer die üblichen Verdächtigen bei den H.-Pflanzen ;)
Deswegen habe ich für uns alle die Bildchen gepostet :)

herzliche Grüße
Mila

P.S.:nein, wir schreiben keinen Stomata-Test ;D


Eckhard

Liebe Botaniker,

ein schöner Thread mit tollen Bildern. Detlef, die sich bildenden Stoma finde ich klasse. Danke für die Erklärung. Jörg, Du wirst bald zum Botaniker h.c. ernannt.

Mangels feinmotorischer Fähigkeiten bin ich auf kleine Helferlein angewiesen um Stomata von oben betrachten zu können  ;)





Herzliche Grüsse
Eckhard
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Fahrenheit

Lieber Eckhard,

vielen Dank für die Blumen!  ;D

Was zeigst Du uns denn da schönes: DIK? Und welche Pflanze hattest Du unter der Linse?

Herzliche Grüße
Jörg
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Eckhard

Lieber Jörg,

ZitatWas zeigst Du uns denn da schönes: DIK? Und welche Pflanze hattest Du unter der Linse?

Welche Pflanze weiss ich nicht - den Blattrest fand ich in einer Tümpelprobe. Kontrastverfahren ist DIK.

Herzliche Grüsse
Eckhard
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Fahrenheit

#26
Liebe Pflanzenfreunde,

heute sind die Dauerpräparate fertig geworden und daher gibt es noch ein paar Bilder. Gefärbt habe ich wie üblich nach Wacker W3A.

Bild 3: Übersicht bei 50-facher Vergrößerung, Stapel aus 16 Bildern

Wie man sieht, ist die Verteilung der Stoma unregelmäßig. Es gibt Stellen mit dichterem Besatz und Stellen mit weniger Stomata, beide scheinen abwechselnd in Streifen vor zu kommen und unterscheiden sich auch in der Färbung der umgebenden Epidermiszellen.

Bild 4 a/b: Einzelaufnahmen höherer (Bild 4a) und geringerer Stomadichte (4b), Vergrößerung jeweils 100x, Stapel aus 10 bzw. 8 Bildern.



Im Bild 4a sind 55 Stoma, Bild 4b umfasst 48 Stoma, also über 10% weniger als im ersten Bild.

Bild 5: Doppelstoma bei einer Vergrößerung von 200x, Stapel aus 10 Bildern

Manchmal versagt der Abstandhalter. Solche Doppelstoma sind im Präparat erstaunlich häufig.

Bild 6 a/b: Einzelnes Stoma, Vergrößerung 400x, Stapel aus 10 Bildern. Bild 6b mit Maßstab.



Im Vergleich zu Bild 2 aus dem Eingangsposting des Threads fällt auf, dass das Stoma etwas unter der Entwässerung gelitten hat, es ist nicht mehr so prall.
Nebenzellen sind keine Vorhanden (anomocytischer Typ), aber in den umgebenden Epidermiszellen sind die Zellkerne gut zu erkennen.

Viel Spaß beim betrachten, Anregungen und Kritik sind wie immer willkommen.

Herzliche Grüße
Jörg

p.s.
Lieber Eckhard, danke für die Infos zu Deinen Bildern. Wenn Blätter sich im Wasser zersetzen, bleibt oft die Epidermis und die Leitbündel am längsten erhalten. Auch solche Fragmente lassen sich färben und präparieren. Ich hatte da Anfang letzuten Jahres mal ein schönes Blättchen von einem Büschelfarn.
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Mila

Lieber Jörg,

schön sind Deine Präparate und die Fotos dazu geworden.

Bild 5 ist ja wirklich interessant, auch bei den Pflanzen scheint es zu geben...

herzliche Grüße
Mila

Frank Fox

Hallo lieber Jörg,

das sind sehr schöne Präparate geworden und
dazu ein interessantes Thema.

Herzliche Grüße
Frank
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rhamvossen

#29
Hallo,

Ich habe hier noch ein Blatt von Tradescantia zebrina.



Das Blatt ist nicht prepariert, also ich habe ein kleines Stück des ganzen Blattes in Wasser gelegd mit Deckglas. Das Preparat is dan natürlich sehr dick und kan nur mit Objektive bis ca 20x observiert werden. Man braucht viel Licht, also das Kondensor Diafragma soll ganz geöffnet werden. Die Aufname ist gemacht mit ein Achromat 20/0.40. Es bietet ein ganz anderes Bild als ein prepariertes Blatt, aber nicht weniger schön.
Leider noch ein bischen zu dunkel. Beste Grüsse,

Rolf