Botanik: Längsschnitte, Spross der Birkenfeige (Ficus benjamina) *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, Januar 22, 2011, 18:42:08 NACHMITTAGS

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Hans-Jürgen Koch

Liebe Pflanzenfreunde,

Längsschnitte werden hier im Forum selten gezeigt. Ich habe es einmal versucht.
Mit Hilfe der einfachen,, Klebemethode" sehen wir ja  vielleicht demnächst mehrere Längsschnitte. Auf dem ,,Wohldenberg Treffen" 2008 hat Klaus Herrmann Nadelblätter auf Holzklötzchen geklebt und Querschnitte hergestellt. Diese ,,Klebemethode" habe ich bei dem Spross der Birkenfeige angewandt.
Reichert - Jung Schlittenmikrotom Hn 40 - Schnittstärke beträgt 35 µm.

Systematik
Ordnung: Rosenartige (Rosales)
Familie: Maulbeergewächse (Moraceae)
Gattung: Feigen (Ficus)
Untergattung: Urostigma
Art: Birkenfeige
Wissenschaftlicher Name : Ficus benjamina

Der in AFE 1 – Gemisch fixierte Spross (24 Stunden) wurde mit Pattex  ,,Blitz Matic"  auf einen Holzklotz geklebt.

Bild 01 aufgeklebter Spross


Probe beim Schneiden gut mit Ethanol 70 % benetzen.

Bild 02  Schnitte in Ethanol 70 %  



Arbeitsablauf :

1. (Längsschnitte) mit 70 % Ethanol
2.  Alkoholreihe bis zum 30%igen Ethanol
3 Wasser entmin. 3x wechseln je 1 Minute
4.  Vorfärbung  Acridinrotlösung      9 Min.
5.  Auswaschen mit Aqua dest.  15 Sek.
6.  Acriflavinlösung     10 Sekunden
7.  Auswaschen mit Aqua dest.  15 Sek.
8.  Nachfärbung  Astrablaulösung    40 Sek.
Bei der Nachfärbung mit Astrablau habe ich etwas Acrflavin   beigemischt.
9.  Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben
10.  Entwässern mit 3x  gewechseltem Isopropylalkohol   ( 99,9 % )
11.  Als letzte Stufe vor dem Eindecken Xylol einzusetzen
12.  Einschluss  in Entellan

Ergebnis :
Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot. Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb. Zellwände der innenliegenden Hypodermis  tiefrot, Suberin  hellrosa.
Fotos erstellt mit Nikon D5000.

Bild 03 Radialer Längsschnitt; Spross  Ficus benjamina


Einsetzen des sekundären Dickenwachstums

Bild 04 Radialer Längsschnitt mit Beschriftung  Ficus benjamina



1 = Phellem, 2 = Phellogen, 3 = Phelloderm,  4 = primäre Rinde,
5 = Sklerenchymkappen, 6 = Phloem (keine typischen Siebröhren  sichtbar),
7 = Parenchym,  8  = Xylem (keine Tracheen sichtbar),  9 = Stahl
Das luftfreie Xylem dient der Wasserleitung und dem Transport von Mikro- und Makronährstoffen. Es ist auch recht dickwandig, da der Transport fast ausschließlich durch ,,Sog" in Gang gehalten wird. So können sie auch bei sehr angespannten Wasserverhältnissen nicht kollabieren und der Wasserfaden reißt nicht ab.

Bild 05 Parenchym Ficus benjamina , starke Vergrößerung



Bild 06 Übersicht , tangentialer Längsschnitt  Ficus benjamina



Bild 07 Vergrößerung  aus der Übersicht  Ficus benjamina



Bild 08 Vergrößerung  aus der Übersicht  Ficus benjamina



Bild 09 Vergrößerung  aus der Übersicht Ficus benjamina



Dank an Detlef für die Hilfe bei der Anatomie dieser Pflanze.


Ein schönes Wochenende wünscht

Hans-Jürgen








Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

Mila

Lieber Hans-Jürgen,

superklasse, dass Du Längsschnitte präsentierst, vielen Dank dafür und bitte mehr davon :)

Nun ist der Ficus ja wirklich komplett dargestellt!

Herzliche Grüße
Mila

Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

auch von mir vielen Dank für die schönen Längstschnitte, die sieht man ja nicht sehr häufig.

Vielleicht kannst Du die "Klebemethode" noch ein wenig erläutern, das würde ich gerne einmal nachvollziehen.

Herzlichen Dank!
Jörg
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Rawfoto

Lieber Hans-Juergen

Die Schnitte sind toll geworden!

Wie tief dringt denn der Kleber in den Stamm, mich wundert das der nicht zurfaellt. Beim Schneiden wird der Teil ja doch genz schoen belastet ...

Werden die Schnitte eigentlich am Objekttraeger mit Eiweislasur angeklebt, die drehen sich ja nach dem Schneiden doch deutlich.

:-)

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Detlef Kramer

Hallo Hans-Jürgen, liebe Pfl.-Anatomie-Interessierte,

ich habe schon mehrfach appelliert, auch einmal Längsschnitte zu probieren. Ich weiß, dass das schwieriger ist, als Querschnitte und vor allem die Interpretation hat es so in sich.

Hans Jürgen hatte mir nur Bild 4 geschickt. Aber in den folgenden Fotos ist auch noch etwas drin:


und


Ohne oberlehrerhaft sein zu wollen: so lernt man, die Anatomie in Bezug auf die Funktion der Pflanze zu verstehen.

Vielen Dank, Hans Jürgen!

Herzliche Grüße

Detlef

Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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beamish

Hallo Hans-Jürgen,

auch ich danke Dir ganz besonders für diese Längsschnitte! Ich stehe selbst noch ganz am Anfang Gehölze mikroskopisch zu bestimmen. Also eigentlich der umgekehrte Weg: "hier ist ein Ast und jetzt krieg mal raus, was das ist" statt "hier hab ich z.B. Viburnum und wie sieht das dann mikroskopisch aus"... Deshalb speichere ich mir Eure schönen Dokus regelmäßig ab.
Was ich aber schon gelernt habe ist, daß der Transversalschnitt, also quer durch den Stängel/Ast/Stamm zwar sehr hübsch aussieht aber oft nicht zur Bestimmung reicht. Oft muß hier eben ein tangentialer oder radialer Schnitt aushelfen. Und die sieht man eben seltener.
Dank auch an Detlef für die Erläuterung weiterer Details!

Herzliche Grüße

Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

Hans-Jürgen Koch

#6
Danke für die Antworten und die lobenden Worte.

@ Jörg,

Die  ,,Klebemethode" ist ganz einfach. Einen passenden, trockenen Holzklotz sägen. Die Oberfläche (Längsholz)  mit Sekundenkleber versiegeln.
Der Kleber dringt nicht ein.
Schnittprobe mit Pattex  ,,Blitz Matic"  aufkleben und trocknen lassen.
Nicht auf das Hirnholz kleben!
Hirnholz nennt man die Querschnittsfläche, die entsteht, wenn man einen Holzstamm quer zur Länge (also quer zur Faser) durchschneidet (Hirnschnitt), so dass die Jahresringe als Kreise zu sehen sind. Da die Kapillare des Holzes durchschnitten sind, kann bei Hirnholz die Feuchtigkeit leichter eindringen als bei Längsholz, es nimmt deshalb sehr viel Feuchtigkeit auf und quillt stark.

@ Gerhard,

ob der Sekundenkleber in die Schnittprobe eindringt kann ich nicht sagen. Ich vermute nicht. Den Spross konnte ich bis auf  ¾ seines Durchmessers problemlos schneiden.  Vom Kleber keine Spur.
Die fertigen Schnitte (35 µm) hatten eine Länge von 2 cm. Einige hatten sich etwas gedreht. Aufgeklebt wurden die Schnitte nicht, die fast planen Stellen habe ich mit einem Skalpell  herausgeschnitten und gefärbt.

@ Detlef,

herzlichen Dank für die interessanten Details.

Mit freundlichem Gruß
Hans-Jürgen
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Rawfoto

Danke fuer die Rueckmeldung Hans-Juergen, das muss ich auch versuchen wenn ich mein Grundschlittenmikrotom abgeholt habe ...

:-)

Gerhard

Ps, da das noch dauern wird wuerde ich mich natuerlich ueber weitere Bilder von Dir freuen. Die machen einfach Lust auf mehr!
Gerhard
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Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

vielen Dank für die Erläuterungen! Wie lange braucht der "Blitz Matic" denn zum Aushärten?

Herzliche Grüße
Jörg
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Hans-Jürgen Koch

Lieber Jörg,

nach ca. 2 Minuten kannst Du mit dem Schneiden beginnen.

Gruß

Hans-Jürgen
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Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

abermals danke! Sorry, eine Frage habe ich noch: nimmst Du die Probe dabei direkt aus dem AFE oder überführst Du vor dem Aufkleben in Wasser oder Ethanol?

Herzliche Grüße
Jörg
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Hans-Jürgen Koch

Lieber Jörg,

den Spross direkt aus dem AFE-Gemisch entnehmen. Die Flüssigkeit abtupfen und aufkleben.

Gruß

Hans-Jürgen
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Fahrenheit

Lieber Jürgen,

vielen Dank! So grüstet werde ich das auch mal in kleinerem Maßstab auf dem Zylindermikrotom probieren.

Herzliche Grüße
Jörg
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Jan Kros

Lieber Jürgen
Wunderbare Schnitt und schön gefärbt.
Ich habe eine Frage, wie schräg stand dein Messer (nehme an ein Einmalklingen) beim schneiden von der Querschnitt .
Ich habe versucht Linde zu schneiden aber bei der Querschnitt geht der Epidermis kaput und löscht sich vom Schnitt.
Der Linde Zweig wurde 1 Stunde gekocht in eine Mischung von Wasser und Glycerine
Gerne mal einen auskunft was ich falsch mache
Herlichen Gruss
Jan

Hans-Jürgen Koch

Lieber Jan,

danke für Dein Lob. Den Spross habe ich nicht weichgekocht - schlechte Erfahrungen. Verwende bitte eine neue Einwegklinge; Spross und Klinge mit Ethanol 70% benetzen;  ziehender Schnitt - Winkelstellung 20 Grad .

Gruß in die Niederlande

Hans-Jürgen
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