Polmikroskopie an einem pyramidalen Kristall

Begonnen von Miner, November 09, 2010, 20:51:36 NACHMITTAGS

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Klaus Herrmann

Ei natürlich lieber Herr Husemann,

das ist absolut korrekt!

Und für die Anglophilen: diammonium hexafluorogermanate (NH4)(2)[GeF6]

gibt es trotzdem nicht bei Mila, heute am 11. 11. schon gar nicht, da sind auch die Bonner jeck!

Aber nebenbei gesagt: die Verbindung ist heftig untersucht und es wäre schon mal interessant zu hören, warum und wo sie eingesetzt wird!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Miner

Schönen Abend.
Zum Namen: Diammoniumhexafluorogermanat(IV) ist soweit ich weiß in der Tat der korrekte Name, und es ist das Ammonium-Salz der Hexafluorogermanium-Säure, H2GeF6. Ob die Verbindung sooo gut untersucht ist, weiß ich nicht. Immerhin kannte man von ihr diese hexagonale kristalline Phase noch nicht, oder zumindest steht die hexagonale Phase nicht in der Inorganic Crystal Structure Database (ICSD), und das heißt für mich: nicht veröffentlicht oder in keiner gescheiten Zeitschrift veröffentlicht.
Soweit ich das beurteilen kann sind die Kristalle zu nichts praktischem gut. Ich habe sie jedenfalls nur gezüchtet, weil noch niemand die Kristallstruktur veröffentlicht hat, und ich das gerne machen wollte. Ausserdem kann man sich an ihnen erfreuen, weil sie ein eher seltenes Bespiel einer dihexagonalen Pyramide sind (wenn ich "dihexagonal pyramid" oder "dihexagonale Pyramide" google finde ich kein Foto einer gut entwickelten dihexagonalen Pyramide). Es scheint so, als möge Mutter Natur diese Kristallform nicht besonders, aber vielleicht kennt Olaf Beispiele von Mineralien, die die dihexagonale Pyramide ausbilden?
Ammoniumhexafluorogermanat kann man fix und fertig kaufen, z.B. bei Strem Chemicals Inc., aber vermutlich kann dies nicht jeder. Ich habe es von der Uni kaufen lassen. Giftig war es nach meiner Erinnerung nicht, sondern nur reizend, aber das gilt ja wohl für fast alles heutzutage. Essen würde ich es natürlich trotzdem nicht.
Viele Grüße
Ole
P.S. Ich habe dafür nicht viel Zeit geopfert, aber sollte jemand anders nun hartnäckig nach Fotos von dihexagonalen Pyramiden googlen und fündig werden, würde ich mich über den entsprechenden Link sehr freuen.

olaf.med

Lieber Ole,

Kristalle mit einer so entwickelten Morphologie sind tatsächlich auch im Mineralreich nicht häufig. Ich kenne sie nur von Wurtzit (die hexagonale Modifikation von ZnS, kubisch als Zinkblende - Sphalerit -  bekannt), und Greenockit, die entsprechende Cadmium-Verbindung CdS. Zinkit (Rotzinkerz, ZnO) kristallisiert genauso, aber ich kenne keine guten Kristalle aus der Natur. Jedoch bilden sie sich in überragender Qualität bei manchen Hochofenprozessen und werden dann auch auf den Mineralienbörsen angeboten.

Ich persönlich finde ja die hemimorphe Entwicklung noch viel aufregender als die Tatsache, dass zwei verschiedenen hexagonale Pyramiden, also 12 Pyramidenflächen insgesamt, vorhanden sind. Für die Nichtkristallographen: Hemimorph bedeutet einfach "Halbflächner", d.h. dass zu den Flächen keine Gegenflächen auf der anderen Seite des Kristalls vohanden sind. Bei diesem hemimorphen Kristall hat man eine Basis - die glatte "Standfläche" und die Pyramidenflächen. Einen Vollflächner würde man erhalten, wenn man den Kristall auf einen Spiegel stellt, er hätte dann auf beiden Seiten spitze Flächen. (Der Spiegel dient nur der Didaktik - eigentlich hat man ein Symmetriezentrum, einen gedachten Punkt im Zentrum des Krisatlls, an dem die einzelnen Flächen gespiegelt werden).

Ole, mit Deiner Deutung als Zwilling bin ich nicht einverstanden.  Ich glaube, dass die kleinen Brüderchen an Deinem, aber auch an Bernds großem Kristall, willkürlich aufgewachsen sind. Ich kann mir jedenfalls kein Zwillingsgesetz vorstellen, das zu einer solchen Verwachsung führt.

Vollflächige Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Miner

Hallo Olaf,
du hast Recht, den Begriff Zwilling habe ich ohne nachzudenken gebraucht, im vorliegenden Fall handelt es sich wohl einfach um eine Aufwachsung, fertig.
Mag ja sein, dass in Hochöfen wunderhübsche Zinkitkristalle und in der Natur schöne Wurtzit- oder Greenockitkristalle wachsen, aber meiner oberflächliche Google-Recherche hat halt keine schönen Fotos zutage gefördert. Ich werde später nochmal gründlicher suchen.
Zur Deutlichkeit: Es handelt sich nicht um zwei hexagonale Pyramiden, sondern um eine dihexagonale Pyramide, d.h. alle 12 Flächen sind symmetrieäquivalent. Seit gestern weiß ich auch was die Indizees der Pyramide sind: {313}.
Viele Grüße
Ole

Miner

schönen Abend.
Jetzt habe ich mal erste Gehversuche mit Picolay unternommen, und zum einen mal eine Charge Ammonium-Hexafluorogermanat-Kristalle geknipst, zum anderen einen einzelnen Kristall (mit Anhang), der auf der Basisfläche steht. So kann man hübsch eine Anzahl der 12 unteren Kanten sehen.


Ole