neues aus der Kahmhaut (3): neues von Clathrulina elegans

Begonnen von Michael Plewka, Februar 06, 2011, 13:06:59 NACHMITTAGS

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Oliver S.

Hallo Michael,
es ist immer wieder erstaunlich, wie detailreich und klar deine Bilder sind. Würdest du verraten, welchen Anteil daran die Bildbearbeitung hat und welche Software du verwendest?
Gruß, Oliver
(gern per "Du" )

Michael Plewka

hallo Oliver,

ich hoffe du erwartest hier keine Prozentangabe zu dem Anteil der Bildbearbeitung!

Ich fang mal bei der 2. Frage an: ich verwende seit mehr als 10 Jahren Photoshop. Mit diesem Programm habe ich gelernt, die relevanten Bildparameter so zu beeinflussen, wie es mir angemessen erscheint.  Ich habe deshalb eine gewisse Erfahrung, was funktioniert und was nicht. Das ist auch der Grund, weshalb ich nicht auf andere Programme umgestiegen bin. Ich bin mir sicher, dass mit z.B. GIMP vergleichbare Resultate möglich sind. Wenn nun zu meinen hier gezeigten Bildern eine positive Rückmeldung aus dem Forum erfolgt, so ist das wahrscheinlich genau dieser Erfahrung mit den Parametern der Bildbearbeitung geschuldet. Klar ist aber auch: die Software kann keine biologischen Details herbeizaubern, die im Präparat nicht vorhanden waren. Man muss also sehr genau darauf achten, dass  die Software keine Artefakte produziert. Vielleicht kann man ja dazu mal einen Workshop machen....
Ich bin auf der anderen Seite aber auch erstaunt zu sehen, wie wenig manche Forumsmitglieder aus ihren wertvollen Bildern machen. Ein bisschen an den Parametern geschraubt, und das  Bild würde deutlich an Aussagekraft gewinnen. Aber vielleicht ist das ja extra gewollt....

Bernhard Lebeda hat mich dann noch auf das Plug-In "NeatImage" aufmerksam gemacht, das ich ebenfalls verwende. Das wars.


Ich kann den Anteil der Bildbearbeitung schlecht abschätzen. Bei näherer Analyse ist der Anteil so hoch nicht. Am Anfang muss ja erst mal was auf den SensorChip kommen.

Präparat/ Motivauswahl
Ein gutes Präparat ist dabei das wichtigste. Bei der Auswahl der Objekte habe ich natürlich als Biologe den Vorteil, gut abschätzen zu können, was ist interessant, was eher nicht. Wer viel mikroskopiert, sieht auch mehr interessante Aspekte. Auch hier zählt also Erfahrung aus der Praxis.

Opt. Ausrüstung
Während die Bildbearbeitung sich in den letzten Jahren nahezu gleich geblieben ist, hat sich die optische Ausrüstung geändert. Das kann man auch erkennen, wenn man die Bilder, die ich anfangs in diesem Forum gezeigt habe, mit den aktuellen Bildern vergleicht. Dann kann jeder abschätzen, wieviel die Bildbearbeitung dabei ausmacht. Interessant ist dabei vielleicht gerade das letzte Bild in diesem Thread, das noch mit einer Coolpix 4500 an einem Laborlux-Mikroskop aufgenommen wurde, dessen Marktwert komplett mit Kamera deutlich unter 1000€  liegt.  Dennoch kann man wesentliche Details erkennen. Eines muss allerdings deutlich gesagt werden: Je besser farbkorrigiert die Optik ist, desto besser das Bild und umso besser gelingt die Bildbearbeitung.

Beleuchtung/ Kontrast.
Nur soviel: bei schwacher Vergrößerung (20x-100x)  ein gutes Hellfeld-Foto zu machen ist wegen des hohen Kontrasts extrem schwierig.
Besser: Dunkelfeld mit schwarzer Pappe. Ich persönlich mache gern Aufnahmen mit Schieflicht, weil mir die reliefartige Anmutung  der Fotos gut gefällt.
Mittlerweile arbeite ich auch viel mit DIK, der aber auch seine Grenzen hat. Durch Ausklappen des Schiebers mache ich zusätzlich Kontrollaufnahmen im Hellfeld.
Beim Verfolgen von schnell schwimmenden Organismen sind kurze Belichtungszeiten unabdingbar. Bei der Coolpix 4500 kam ich ohne Blitz auf 1/1000 sec. Wegen des größeren Chips braucht die Canon 450 einen Blitz. Durch den STAHLSCHMIDTschen Doppelkollektor ist das Bild sehr gleichmäßig ausgeleuchtet, auch bei DIK.

Kamera.
Als Faustregel gilt, je größer die Sensorelemente, desto weniger rauscht die Kamera und umso größer ist der Spielraum bei der anschließenden Bildbearbeitung, da dort das Bildrauschen mitverstärkt wird.

Anzahl und Auswahl der Fotos
Als nächstes kommt die Anzahl der Fotos. Ich habe mir die Mühe gemacht und die  Clathrulina-Fotos zu diesem Thread gezählt: es sind ca. 1600 Bilder, verteilt über mehrere Tage. Es ist erstaunlich, wieviel neue Details man nachher auf den Bildern wahrnimmt, die man vorher nicht gesehen hat. Aus dieser großen Menge an Bildmaterial wähle ich dann die Bilder aus, die das, was ich zeigen will, am besten unterstützen.

Wie schon an anderer Stelle ausgeführt, macht jede Kamera Bildbearbeitung automatisch - nach dem Verfahren, das die Kamerahersteller für richtig halten. Dank RAW-Format habe ich Einfluss auf diesen Prozess und kann  dadurch  individuelle ästhetische Entscheidungen treffen.

beste Grüße Michael Plewka

Oliver S.

Hallo Michael,
vielen Dank für diese sehr ausführliche interessante Schilderung!
Wäre es dir vielleicht noch möglich, das wunderschöne letzte Bild dieses Threads in der unbearbeiteten Version zu zeigen?
Gruß, Oliver
(gern per "Du" )

Bernhard Lebeda

Zitat von: Oliver S. in Februar 12, 2011, 12:08:29 NACHMITTAGS
Hallo Michael,
vielen Dank für diese sehr ausführliche interessante Schilderung!
Wäre es dir vielleicht noch möglich, das wunderschöne letzte Bild dieses Threads in der unbearbeiteten Version zu zeigen?
Gruß, Oliver

Sach mal Oliver, Du wolltest doch den Ball flach halten? Du wirst doch nicht am Ende doch noch in die Bildbearbeitung einsteigen? Ich werde Deine bunten Bilder vermissen  ;D ;D

Sorry, aber DIE Steilvorlage musste versenkt werden.  Ich zähhl auf Deinen Humor!!


Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

Oliver S.

Aus Spöttern werden oft Propheten.  ;D
(William Shakespeare)
(gern per "Du" )

Bernhard Lebeda

Zitat von: Oliver S. in Februar 12, 2011, 17:07:16 NACHMITTAGS
Aus Spöttern werden oft Propheten.  ;D
(William Shakespeare)


erstklassiger Konter!!  8)

Ich stehe für Fragen zur Bildoptimierung gerne zum Austausch per Mail oder PN bereit!!

Viele Grüsse

Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

Michael Plewka

hallo Oliver,
hier also die "rohe" JPG-Version des Bildes, welches die Coolpix geliefert hat (allerdings verkleinert auf 800x600).
Die Optimierung ist nicht schwer....




beste Grüße Michael Plewka

Oliver S.

Vielen Dank das war sehr nett und lehrreich!
Gruß, Oliver
(gern per "Du" )

Ferry

Hallo Michael,

Ja, vielen Dank!!! Ich hatte genau gedacht das etwas mit meine DIC-Einrichtung nicht ok war. Pfffff.... :o Aber es ist gut ab und zu solch ein Vergleich zu sehen. Und das deine Aufnahmen auch im Grund nicht so Kontrastreich sind. Das halt mich niedrig  ;D Mit recht herzlichen Dank! Trotzdem sind deine Bildbearbeitungen klasse!

Ferry
www.arcella.nl
www.natuurfotografie.info

Oliver S.

Zitat von: Michael Plewka in Februar 12, 2011, 09:40:11 VORMITTAG
... Wenn nun zu meinen hier gezeigten Bildern eine positive Rückmeldung aus dem Forum erfolgt, so ist das wahrscheinlich genau dieser Erfahrung mit den Parametern der Bildbearbeitung geschuldet. Klar ist aber auch: die Software kann keine biologischen Details herbeizaubern, die im Präparat nicht vorhanden waren. Man muss also sehr genau darauf achten, dass  die Software keine Artefakte produziert. Vielleicht kann man ja dazu mal einen Workshop machen...

Wie stellst Du dir eigentlich einen solchen Workshop vor?
Gruß, Oliver

(gern per "Du" )

Michael Plewka

hallo zusammen,

@ Ferry: auf Deinem Bild sind doch alle Details zu sehen! Insofern ist das Foto doch sehr gelungen! Nur noch ein kleiner Hinweis: das Foto mit den "Stachelcysten" ist kein DIK, sondern einfaches Schieflicht bzw. Keutz-Blende.

@ Oliver:
ich habe mir dazu bisher keine großen Gedanken gemacht. Möglich wäre vielleicht, auf einem Treffen mit "GIMP" und Klapp-Komputern  Bilder zu "optimieren"...... Ich bin auf jeden Fall zu faul ("fehlt mir die Zeit"), einen Workshop in der Art von Holger Adelmann hier im Forum zu machen
beste Grüße Michael Plewka