Ascorbinsäure: Periodische Strukturen

Begonnen von Ernst Hippe, Februar 21, 2011, 09:14:41 VORMITTAG

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Ernst Hippe

Hallo Kristalliker,
bei der Kristallisation aus unterkühlter Schmelze von Ascorbinsäure sind mir periodische Streifen aufgefallen mit einer Periodenlänge von 3 bis 5 µm. En Beispiel:



Wie kann man sich die Entstehung solcher Strukturen vorstellen?

P.S. Bei einem anderen Präparat beträgt die Periodenlänge 8 µm.
Gruß Ernst Hippe
Vorstellung:Hier klicken

Jan Kros

Hallo Ernst
Schönes Bild
Danke für zeigen
Herzlichen Gruss
Jan

rekuwi

Lieber Ernst,

keine Ahnung. Hängt das mit der Struktur des VitaminCs zusammen? Solche Streifen habe ich immer bei den Askorbinsäurekristallen.
Starkes Foto!

Liebe Grüße
Regi

Steppenwölfin

wenn es im Winter zu kalt ist, dann ziehen sich auch die Kristalle einen Strickpulli an  ;)

Zumindest sah es auf den ersten Blick so aus...

Fachlich kann ich leider nichts dazu sagen... - interessantes Foto ist es aber!

Schönen Abend,
Caroline

treinisch

Zitat von: Ernst Hippe in Februar 21, 2011, 09:14:41 VORMITTAG
Hallo Kristalliker,
bei der Kristallisation aus unterkühlter Schmelze von Ascorbinsäure sind mir periodische Streifen aufgefallen mit einer Periodenlänge von 3 bis 5 µm. En Beispiel:



Wie kann man sich die Entstehung solcher Strukturen vorstellen?

P.S. Bei einem anderen Präparat beträgt die Periodenlänge 8 µm.

Hallo Ernst,

könnte es sein, dass es sich um unterschiedliche Mischkristalle handelt? Was ist das denn
für Ascorbinsäure (Welche Reinheit?) Wie wäre es, die Ascorbinsäure mal aus Isopropanol oder Aceton / Wasser auszukristallisieren? Oder zu testen ob vielleicht zweimal umkristallisierte Ascorbinsäure anders auskristallisiert?

Viele liebe Grüße

Timm
Gerne per Du!

Meine Vorstellung.

Klaus Herrmann

#5
Lieber Ernst,

schöne Farben wie immer bei Dir!

Diese rhytmischen Strukturen beobachte ich immer wieder. Hippursäure zeigt sie regelmäßig. Ich vermute eine Orientierungsänderung, vielleicht auch Änderung der Schichtdicke der nadelförmigen Kristalle.

Sowohl Ascorbinsäure, als auch Hippursäure kristallisieren nicht schlagartig, sondern so, dass man schön zuschauen kann, wie die Rosetten sich ausbilden. Man müsste mal die Feinstruktur ansehen um zu überprüfen, ob die Kristallite immer nach einer Periode enden und direkt wieder epitaktisch weiterwachsen, dann aber in gering anderer Ausrichtung.

Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

olaf.med

Hallo Klaus,

ZitatIch vermute eine Orientierungsänderung, vielleicht auch Änderung der Schichtdicke der nadelförmigen Kristalle.

Chapeau - Du hast das Problem erkannt und fast vollständig richtig gelöst. Eigentlich wollte ich das Phänomen schon mal als Rätsel einstellen, aber es schien mir dann doch zu speziell zu sein.

Bei dieser Erscheinung handelt es sich um sogenannte gedrillte Kristalle. Ihre Dicke bleibt während des Längenwachstums etwa gleich - sie ist durch den Abstand des Deckglases vom Objektträger vorgegeben. Die Interferenzfarbe (= Gangunterschied) ändert sich aber rhytmisch zwischen zwei Extremwerten, daraus folgt zwangsläufig, dass die wirksame Doppelbrechung sich genauso rhytmisch ändert. Die Erklärung ist, daß die Kristalle spiralförmig wachsen, man also in der Wachstumsrichtung bei Drehungen um jeweils 180° sinusmäßig zwischen zwei Extrema der wirksamen Doppelbrechung (und damit der Interferenzfarbe) pendelt. Meine Güte, wie schräg formuliert, aber ich hoffe, es ist trotzdem verständlich ;D.

Gruß, Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Ernst Hippe

#7
Hallo Olaf und alle Vorredener,
danke für die interessanten Erklärungen! Inzwischen habe ich noch ein altes Präparat mit Ethanol-Lösung und ein neues mit Wasser untersucht. Beide haben nicht diese Perioden gezeigt, wenn auch ähnliches (Wasser):



Diese Kristalle habe ich später mit farblosem Nagellack (Acetongeruch!) überstrichen, wobei sich noch einiges gelöst hat und merkwürdig kristallisiert ist:



Nur das Scmelzpräparat hat ein Deckglas, was Olafs Erklärung unterstützt. Wie chemisch rein meine A. ist, kann ich nicht sagen, Sie stammt aber aus einem Labor und ist sicher keine Mischung mit etwas anderem.
Gruß Ernst Hippe
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