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Verharzte Objektiv-Federung

Begonnen von Gunther Chmela, Februar 22, 2011, 21:12:32 NACHMITTAGS

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Gunther Chmela

An alle. die hier vielleicht konkrete Tipps geben können!

Ich besitze seit vielen Jahren ein Zeiss (West) 100/1,25 Öl 160/- (Achromat). Das Objektiv ist optisch und auch äußerlich einwandfrei - bis auf einen einzigen Schönheitsfehler. Die Federung (Präparatschutz) ist verharzt. Ich habe das Objektiv sehr lange Zeit selbst  benützt. Insofern bin ich wahrscheinlich an der Verharzung selbst schuld, denn da ich vorher jahrzehntelang mit völlig ungefederten Objektiven gearbeitet habe, hat mich das natürlich überhaupt nicht interessiert, ob bei diesem Objektiv die Federung funktioniert oder nicht.

Der Zustand könnte meinetwegen auch so bleiben. Da ich aber das Objektiv einem Freund geben möchte, der mikroskopisch noch nicht so erfahren ist, wäre es schön, wenn ich vorher die Federung wieder in Gang bringen könnte. Nur - ich weiß nicht wie.

Es handelt sich um einen der älteren Zeiss-Achromaten. Blanke Metallfassung mit schwarzem "Kragen". Die hinterste Blende, die das Objektiv am Gewinde abschließt, lässt sich nicht abschrauben (obwohl ich weiß, dass das grundsätzlich möglich sein müsste), doch mit der Rohrzange will ich da nicht drangehen. Aber selbst wenn man sie entfernen könnte - wie geht's dann weiter?

Natürlich - wenn alles zu schwierig oder gefährlich für die Optik sein sollte, dann lass ich die Finger davon. Doch wenn es einen einfachen Weg geben sollte, dann bin ich dankbar für jeden Hinweis!

Grüße an alle!
Gunther Chmela

Alfons Renz

Lieber Herr Chmela,

Die hintere Blende lässt sich mit Hilfe eines griffigen Gummis abschrauben: Ich nehme einen gut gewaschenen Fleck von einem Fahrradreifen (oder besser: Schlauch von einem Autoreifen). Das Objektiv mit seiner hinteren Blende darauf drücken und drehen. Ein Latex-Handschuh tut es wohl auch. Dann lässt sich das Objektiv weiter zerlegen, bis die Gleithülse frei liegt. Wenn innen noch weitere Gewindebuchsen zu entfernen sind, so geht dies mit passenden Unterlegscheiben, die hochkant genau in die Gewindeschlitze passen.

Viel Erfolg!

Alfons

Klaus Herrmann

Lieber Gunther,
ich hab das schon ein paar mal gemacht. Die schwarze Abdeckplatte über der Hinterlinse ist mit einem Gewinde versehen. Sie ist Blende und Gegenlager für die Feder zugleich.
Man muss für hohe Reibung sorgen - Gummistück dazwischen legen - wenn man mit dem Daumen kräftig draufdrückt und gleichzeitig nach links dreht ("Schraube rausdrehen"). Früher war da auch noch ein Schlitz (bin aber nicht sicher, ob das nicht bei Oly war), damit gings einfacher. Aber es soll ja nicht einfach sein, sonst hat die Reparaturabteilung nix zu tun! ;D

Der Rest ist einfach: Feder rausholen Optikteil aus der Hülse, alles sauber machen, leicht fetten, zusammensetzen.

Und dann wird es spannend: die Feder muss zusammengedrückt werden und die "Schraube" ohne verkanten wieder gegen den Schraubendruck eingeschraubt werden!

Gute Verrichtung!


Gruß

Klaus
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Gunther Chmela

Lieber Herr Renz, lieber Klaus,

das mit der hohen Reibung und mit dem Gummi war mir schon klar. Aber während es mit allen anderen Objektiven dieser Baureihe funktioniert - bei diesem leider nicht. Ich fürchte, da ist wohl auch das Gewinde festgebacken, aus welchem Grund auch immer.

Ich werde es aber trotzdem auf die empfohlene Weise weiter probieren.

Beste Grüße!

Gunther Chmela

Nomarski

Guten Abend,

bei sowas muß man immer mit Bedacht zuwerke gehen. Das Rausschrauben der Blende mit dem Gummi als Reibhilfe ist zwar schon der richtige Schritt, aber um den gefederten Optikeinsatz ausbauen zu können, muß die Schraube der Längsführung herausgedreht werden, nachdem die Schlitzmutter, Druckfeder und Blende ausgebaut ist, Und diese sitz unter der Chromhülse mit der Gravur, die zuvor auch noch abgeschraubt werden muß! Und diese läßt sich nur lösen, wenn die Versiegelung an der Frontlinsenfassung entfernt wurde. Viele Objektive haben diese Versiegelung auch nicht.
Wenn sich dann noch nichts bewegt, muß vorsichtig mit Kriechöl behandelt werden, das nach der Demontage zu entfernen ist.

Klaus Herrmann

Lieber Gunther,

Du siehst: die Äxpärten sind sich einig ohne vorherige Absprache! :D

Da wir halt ebbes Leberkässaft reingelaufen sein.

Versuchs mal mit Einweichen. Erst Wasser mit etwas Detergenz. Nur ein paar mm als "Fußbad". Wenn das nicht hilft; nach gutem Trocknen mit Xylol probieren.

Bis zum Aschermittwoch sollte es dann ein Ergebnis geben!

Viel Erfolg!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Gunther Chmela

Zitat von: Nomarski in Februar 22, 2011, 22:21:49 NACHMITTAGS
Guten Abend,

bei sowas muß man immer mit Bedacht zuwerke gehen. Das Rausschrauben der Blende mit dem Gummi als Reibhilfe ist zwar schon der richtige Schritt, aber um den gefederten Optikeinsatz ausbauen zu können, muß die Schraube der Längsführung herausgedreht werden, nachdem die Schlitzmutter, Druckfeder und Blende ausgebaut ist, Und diese sitz unter der Chromhülse mit der Gravur, die zuvor auch noch abgeschraubt werden muß! Und diese läßt sich nur lösen, wenn die Versiegelung an der Frontlinsenfassung entfernt wurde. Viele Objektive haben diese Versiegelung auch nicht.
Wenn sich dann noch nichts bewegt, muß vorsichtig mit Kriechöl behandelt werden, das nach der Demontage zu entfernen ist.

Lieber Nomarski,

so etwas in der Art hab ich mir schon gedacht, nachdem ich mir andere, analog gebaute Objektiver angesehen habe, bei denen ich besagte hinterste Blende mühelos abschrauben konnte. Vielen Dank für die Hinweise! Also denke ich, dass ich die Operation lieber bleiben lassen werde. Das Objektiv leistet optisch ja das, was man von ihm erwartet.

Es dürfte auch letztlich kein großes Problem sein, meinen Bekannten darüber aufzuklären, wie man ein Immersionsobjektiv ohne Federung handhabt.

Beste Grüße!
Gunther Chmela

Nomarski

#7
ZitatAlso denke ich, dass ich die Operation lieber bleiben lassen werde. Das Objektiv leistet optisch ja das, was man von ihm erwartet.



Wie Sie meinen, Herr Chmela. Es ist Ihr Objektiv, Sie entscheiden, was unternommen wird, um es wieder gängig zu kriegen oder nicht.
Es gibt Fälle, da geht es einfach und schnell, andere Objektive können dagegen sehr hartnäckig sein, bis sich da was löst, so daß auch das Kriechöl seine Einwirkzeit braucht.
Bleibt nur zu hoffen, daß das Objektiv keinen Schlag abbekommen hat, der zur Eindellung in dem relativ dünnen Material geführt hat.
Es könnte aber auch durchaus sein, daß durch die Köhlerei mit der Zigarettenfolie einige Fetzen in das Objektivinnere gelangt sind und nun die Führung für die Federung blockieren...

Nachtrag:
ZitatEs dürfte auch letztlich kein großes Problem sein, meinen Bekannten darüber aufzuklären, wie man ein Immersionsobjektiv ohne Federung handhabt.

Ich habe es mir gerade am eigenen Exemplar nochmal angeschaut. Wenn die Federung gängig ist, kann man es sogar im eingefederten Zustand noch arretieren! 8) Aber es hilft nichts, um die federnde Hülse auszubauen zu können, muß zuvor die Verkleidung mit der Gravur abgeschraubt werden, die kann mitunter sehr fest sitzen.

Jürgen Boschert

Haloo Bernd,

bist Du sicher ? Gunther spricht von den älteren Achromaten, die nur chromfarben sind und deren obere Hülse nirgends eine Solltrennstelle hat.Bei diesem Objektiv kann das gefederte Ende definitiv nicht in der eingefahrenen Stellung arretiert werden. Soweit ich mich erinnere kann es tatsächlich durch Abschrauben des oberen Blendenringes zerlegt werden.

Beste Grüße !

JB
Beste Grüße !

JB

Nomarski

Halloooooo Jürgen,

Zitatbist Du sicher ? Gunther spricht von den älteren Achromaten, die nur chromfarben sind und deren obere Hülse nirgends eine Solltrennstelle hat.Bei diesem Objektiv kann das gefederte Ende definitiv nicht in der eingefahrenen Stellung arretiert werden. Soweit ich mich erinnere kann es tatsächlich durch Abschrauben des oberen Blendenringes zerlegt werden.


In dem Fall wäre das so, die ganz blanken Dinger haben keine Arretierung.

Aber:
ZitatEs handelt sich um einen der älteren Zeiss-Achromaten. Blanke Metallfassung mit schwarzem "Kragen".
Diese Varianten haben eine Arretierung! Zumindestens bei mir.

VG
Bernd

TPL

Hallo zusammen,
ZitatEs handelt sich um einen der älteren Zeiss-Achromaten. Blanke Metallfassung mit schwarzem "Kragen". Die hinterste Blende, die das Objektiv am Gewinde abschließt, lässt sich nicht abschrauben (...)

Die hinterste Blende ist nicht bei allen Zeiss-Achromaten auch das Widerlager der Objektschutzfeder. Bei meinem Zeiss-Winkel 40/o,65 ist vor dieser Blende noch eine Scheibe mit Drehschlitz eingeschraubt, welche die Feder nach hinten begrenzt. Die Optik in ihrer Hülse lässt sich dagegen - nach vorne - genau so entnehmen und gängig machen, wie es Bernd/Nomarski beschrieben hat.

Gunther, lässt sich denn die Hülse, die den federgespannten Teil umgibt, drehen?

Beste Grüße, Thomas

Gunther Chmela

Zitat von: TPL in Februar 23, 2011, 11:30:13 VORMITTAG
Gunther, lässt sich denn die Hülse, die den federgespannten Teil umgibt, drehen?

Lieber Thomas,

es lässt sich gar nichts drehen oder abschrauben. Das Objektiv befindet sich in seiner korrekten Arbeitsstellung und wurde so auch jahrelang mit Erfolg benützt.

Beste Grüße!
Gunther

-JS-

Lieber Gunther,
das Abschrauben der hinteren Blendenkappe mittels Latexhandschuh-, Gummistopfen- oder Leder-Hilfe wurde ja
bereits beschrieben.
Wenn das alles nichts hilft, hätte ich noch einen Tipp:
Du brauchst dazu eine plane Fläche (z.B. dickere Glasplatte, Metallwürfel). Diese beklebst Du mit drei
Schichten Doppelklebeband luftblasenfrei übereinander und lässt die Angelegenheit 24 h ablüften.
Nun setzt Du die widerspenstige Blendenkappe mit festem Druck auf die äussere Klebebandschicht und drehst
anschliessend das Objektiv von oben gesehen gegen den Uhrzeiger, dabei aber den Druck nicht weniger
werden lassen. Irgendwann macht es dann 'KNACK' und die Kappe kann abgeschraubt werden.
Der Tipp ist übrigens nicht neu: Die primären Linsenhalterungen vieler Leitz-Objektive aus der Analog-Zeit
besaßen keine Stirnlöcher oder -schlitze. Oftmals war (und ist) der Einsatz von Doppelklebeband und
entsprechend geformter Ausdreh-Hilfe hier die einzige Möglichkeit, den Ring zu entfernen.
Gruß
Joachim
... bevorzugt es, ge_Du_zt zu werden ...

Nomarski

Hallo Gunther,


Kennst du dieses Objektiv?  ;D


Der erste Schritt ging glücklicherweise Problemlos. Die Hülse mit der Gravur ließ sich nach gutem Zureden losdrehen.
Warum dabei nicht zu viel Gewalt angewendet werden darf, sollte man erkennen können. Wenn nicht, Finger von sowas lassen!


Bis dahin war es dann auch nicht weiter schwer. Die Federung war übrigens nicht verharzt, sondern eher eingetrocknet und zusammengebacken und bedurfte gewisser Nacharbeit.


Jedenfalls funktioniert auch wieder die Arretierung und federt wie am ersten Tag.


Bitteschön. Deine Diatomeen wirst du bald wieder auflösen können...

Viele Grüße
Bernd


Gunther Chmela

Hallo Bernd,

saubere Arbeit! Dabei hab ich das Objektiv erst gestern zur Post getragen. Außerdem hab ich Dir gesagt, Du sollst Dir Zeit lassen...   Auf jeden Fall hier schon das erste Dankeschön!

Beste Grüße!
Gunther