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Karbonate im Dünnschliff

Begonnen von Bernhard Lebeda, März 10, 2011, 17:53:26 NACHMITTAGS

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Bernhard Lebeda

Hallo Dünnschlifffreunde

ich zeige hier einen Schliff, der mir zu Bestimmungsübezwecken zur Verfügung gestellt wurde. Er zeigt farbenprächtige Calcitkristalle in einem mikrokristallinen Karbonatgefüge. Oder auch was anderes...so recht weiss ich nämlich nicht was ich davon halten soll  ???  Die kleineren Kristalle im Gefüge sehen rekristallisiert oder gar evaporiert aus. Als was könnte man das Gestein ansprechen? Als Karbonatit? Oder ein Zwischenstadium auf dem Weg zum Marmor?


Hier zunächst drei Übersichten, die unter dem Stemi bei gekeuzten Polarisatoren entstanden









Unter dem Polmik dann bei 40x und 100x XPL  (z.T. leider etwas unscharf, aber man sieht wohl worauf es ankommt und die Schönheit der Interferenzfarben kommt hoffentlich auch rüber



Mikrokristallines Gefüge mit kleinen Kristalleinschlüssen










Und die grossen Calcitkristalle



















Viele Mikrogrüsse

Bernhard




Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

Fahrenheit

Lieber Bernhard,

bei der Bestimmung kann ich leider nicht helfen - aber es ist ein schönes, interessantes Präparat, das Du sehr gut ins Bild gesetzt hast.

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

TPL

#2
Hallo Bernhard,

"Karbonatit" würde ich ausschließen, denn mit diesem Begriff werden nur karbonat-dominierte Vulkanite bezeichnet. Die vielen kugeligen, feinstkristallinen ("mikritischen") Körner machen mir eher einen sedimentär-biogenen Eindruck - aber das kann natürlich auch durch meine Sedimentologen-"Brille" kommen. Das wäre dann mal ein Peloidkalk gewesen. Der sedimentär-biogene Eindruck wird außerdem von Bild 4 (wo sind die Nummern?) bestätigt, in dem zwei ovale Körner eine konzentrische Struktur erkennen lassen. Das wären dann einmal Ooide gewesen.

Wie Du richtig schreibst, ist das Gestein stark rekristallisiert. Es ist nicht nur der ehemalige Porenraum zwischen den kalkigen Rundkörpern mit grobem ("sparitischem") Karbonat zementiert, sondern auch die Rundkörper selbst werden von spätigem Karbonat durchsetzt.

Ein Steinmetz würde dieses Gestein sicher als Marmor ansprechen. Für den Petrographen gehört zu diesem Begriff allerdings auch eine (durch starke Aufheizung bedingte) vollständige Rekristallisation, die in diesem Gestein offensichtlich nicht realisiert ist.

Glückauf! Thomas

moräne

Hallo Bernhard

Die Kristalle die Du da zeigst, sind sehr bunt - also erste ,zweite Ordnung während Kalzit ja höhere Farbordnung hat und jedenfalls in meinen Schliffen viel blasser ist.
Manche sichtbaren Spaltwinkel würden Kalzit entsprechen.
An Kalzit könnte ich bei den rundlichen - ooidförmigen -Gebilden denken, aber von Sedimenten verstehe ich nichts
Also ich halte das vielleicht für Kunststein - und - es gibt da die ausgefallendsten Sachen, ich selber habe einige
5 mal 10 cm Muster von Architekten, bei denen viele Mineralstücke und anderes zusammengemixt sind
grüße
   Gerd

Nomarski

Hallo Bernhard,

das ist zwar ein schöner Schliff mit interessanten Kristallen, aber die Schärfe läßt in den Ecken doch etwas nach.
Liegt das an der Adaption oder handelt es sich dabei um einen Hohlschliff?

Viele Grüße
Bernd

Ronald Schulte

Bernhard,

Auch diese Bilder beeindrucken mich. Zeige auch mal wie dein Schliff Maschine aussieht.

Grüße Ronald
Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

olaf.med

Hallo Bernhard,

also, das ist sicher kein "Kunststein", und der Schliff ist auch viel dünner als die Normdicke von 25 - 30 Mikron (Klaus, wo ist Dein Mikron-Zeichen zum Runterkopieren ???) - daher ist er ja auch so schön.

Thomas hat wohl ganz recht, es handelt sich um einen Kalkoolith, ein sedimentäres Gestein aus marinem, gut durchbewegtem Flachwassermilieu. Man könnte nun allenfalls noch klären, ob es sich bei dem rekristallisierten Karbonat um Calcit oder Dolomit handelt. Letzterer entsteht bei metasomatischen Prozessen häufig in solchen Gesteinen (Magnesium-Zufuhr durch Lösungen). Die Unterscheidung wäre durch spezifische Anfärbemethoden oder über die Bestimmung der Orientierung der Druckzwillingslamellen relativ zur Spaltbarkeit möglich ( vergl. ftp://ftp.min.rub.de/pub/Medenbach/Mineraloptik/ und dort unter Polmi II, Teil 5).

Herzliche Grüße, und weiter so!

Nachbar Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

moräne

Hallo Olaf med
das dieser Schliff zu dünn sein könnte hatte ich mir auch schon gedacht.
wenn ich die Michel Levy Tafel richtig verstehe, und dem schwarzen Strichlein zu denn bunten Farben folge, denke ich, das die Schliffdicke ja bei 5 bis 10 my meter liegen müßte
Oder noch weniger.
Zwar habe ich schon mal was von Ultradünnschliffen gehört, gesehen aber habe ich so was noch nicht
also habt ihr so was zum Test für Anfänger hier mal vorgestellt?
grüße
gerd

olaf.med

Hallo Gerd,

die Abschätzung der Schliffdicke auf ca. 10 µ ist völlig richtig. Aus welchem Grund dieser Schliff so dünn gemacht wurde, kann ich natürlich nicht beantworten. Oft macht man das bei sehr feinkörnigen Gesteinen um die Einzelkristalle nebeneinander erkennen zu können. Vielleicht war es aber auch nur der sportliche Ehrgeiz des Präparators. 

Gruß, Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
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Bernhard Lebeda

Zitat von: olaf.med in März 11, 2011, 13:05:31 NACHMITTAGS
Hallo Gerd,

die Abschätzung der Schliffdicke auf ca. 10 µ ist völlig richtig. Aus welchem Grund dieser Schliff so dünn gemacht wurde, kann ich natürlich nicht beantworten. Oft macht man das bei sehr feinkörnigen Gesteinen um die Einzelkristalle nebeneinander erkennen zu können. Vielleicht war es aber auch nur der sportliche Ehrgeiz des Präparators. 


Hallo Olaf

..und ich war ja nicht der Präparator, was mich auf Ronalds Nachfrage bringt: ich hab auch einige selbstgefertigte Schliffe fertig, ich möchte noch ein wenig darüber nachsinnen, bevor ich sie hier zeige. Dann auch noch mal ein Wort zur Schleiftechnik, die sich im wesentlichen an der von Udo Maerz vorgestellten Methode orientiert!

http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=7537.0



@Bernd: von wegen Randunschärfe hättest Du mal die unbeschnittenen Bilder sehen sollen!  ;)

wie ich ja schon öfter dargestellt habe, besitze ich kein sehr hochwertiges Polarisationsmikroskop. Es ist mir aber in letzter Zeit immerhin gelungen, das Gerät so einzustellen und vor allem so zu zentrieren, dass Grundlagenmineralogie möglich ist. Da die Zentrierung hier sehr wichtig ist, bin ich gezwungenermassen den gewaltsamen Weg gegangen, will sagen ich musste Konzessionen am optischen Strahlengang und vermutlich auch der absoluten Planität des Tisches zulassen! Allerdings spielt vermutlich in der Tat auch die Planität der Schliffe eine Rolle, das kann man nicht so genau sagen. Obendrein gibt es leider auch wegen des nicht optimal passenden Fremdtubus Abschattierungen im Strahlengang, die zu Beugungserscheinungen und Unschärfen am Bildrand führen.

Bevor ich das Kleingeld für ein ordentliches Polmik zusammen habe, muss ich damit leben. Ich werde jedenfalls an dem Ding nicht mehr rumschrauben. Drei relativ gut zentrierte Objektive sind hier mehr wert als planes Sehfeld!



Viele Mikrogrüsse

Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

moräne

Nochmals an alle die hier mitlesen

Das Rätsel ist ja jetzt geklärt, zumindest zum Teil.
Ein sehr dünner Schliff.
Was mich  darüberhinaus noch interressiert, ist, warum die kugelige Grundmasse diese niedrigen Interferenzfarben nicht besitzt.
Besteht sie nicht mehr aus Kalzit?...
Bernhard, Du könntest, um das weiter aufzuklären, noch LPL - Aufnahmen davon zeigen, damit man eventuell mehr sehen kann - wenn es nicht zu schwer fällt.
Grüße
Gerd

TPL

#11
Hallo Gerd,
die kugeligen Gebilde (von Grundmasse würde ich hier nicht sprechen; das waren einmal Kalksand-Kügelchen in einem Flachmeer) sind so fein kristallin, dass man sie lichtmikroskopisch nicht, oder nur so gerade eben, auflösen kann. Das nennt man bei sedimentären Karbonaten "Mikrit". Diese Partikel haben die gleichen Interferenzfarben, aber man erkennt sie nicht, weil sich die extrem kleinen Flächen mit diesen verschiedenen Farben unterhalb der mikroskopischen Auflösung zu einem unspezifischen Krem-Weiß vermischen.
Karbonatische Grüße, Thomas

PS: nicht jeder Schliff, den man geliehen oder geschenkt bekommt ist ein handwerkliches Meisterwerk oder ein "Produkt des reinen Willens". Gerade beim Dünnschleifen von reinen Karbonaten fällt es manchmal schwer, den richtigen Moment abzupassen, wann man mit der Schleiferei aufhört. Ruckzuck - hat man dann entweder nichts, sehr wenig sehr Dünnes, einen Keil oder ein sogenanntes "Uhrglas" auf dem Objektträger (das Gegenteil eines Hohlschlifs, Bernd ;). Wer weiß - vielleicht war das hier auch so...

Bernhard Lebeda

Zitat von: TPL in März 11, 2011, 20:30:52 NACHMITTAGS

einen Keil oder ein sogenanntes "Uhrglas" auf dem Objektträger (das Gegenteil eines Hohlschlifs, Bernd ;). Wer weiß - vielleicht war das hier auch so...


Hallo Thomas

das wär sehr zu wünschen, dann läge die Bildquali nämlich gar nicht an meiner PolMik Attrappe!  ;D

Gerd, sind damit Deine Fragen beantwortet? Ich komme nämlich heute und morgen nicht mehr zum fotografieren (komme gerade vom Mond beobachten- bis 250X bei sehr gutem Seeing!!  Ich bin noch völlig high und brauch erstmal nen Cognac!)


Viele Mikrogrüsse

Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

TPL

#13
Erstmal Prost, Bernhard.

Mach Dir wegen der Randunschärfe nicht so große Sorgen: das ist eine Plage, die ich selber nur zu gut kenne. Selbst hochwertige (Gebraucht-) Objektive, die speziell für die Pol-Mikroskopie gemacht sind, hatten im allgemeinen keine gute Bildfeldebnung!
Aus technischen und physikalischen Gründen (Olaf kann das besser begründen, aber ich nenne hier mal Spannungsdoppelbrechung und kleine Linsenradien) "ging" früher bei Pol-Objektiven eine Plan-Korrektur nur mit ganz erheblichem Aufwand. Das kostete nicht nur noch einmal zusätzlich Geld (Pol-Objektive waren ohnehin immer schon teurer), sondern musste sich auch auch gegen ein eher auf bewährte, konsistente Messtechnik ausgerichtetes Klientel durchsetzen.

Meines Wissens kamen die beiden großen westdeutschen Hersteller erst Ende der 1960er Jahre mit solcher spannungsfreien Plan-Optik auf den Markt. In dieser Zeit und danach hat sich aber viel getan, weil für Durchlicht- und Auflicht-DIK (nach Nomarski 8)) spannungsfreie Plan-Optiken gefordert waren.

In den Mineralogie-Kurssälen habe ich diese "Schätzchen" aber selbst in den 1980ern noch nicht gesehen und auch heute dürfte die Priorität bei Petrographie-Kursen eher auf der guten Zentrierung und der Spannungsfreiheit zum erschwinglichen Preis sein, als auf der Eignung für ein wohlgeebnetes Foto. Ein Pol-Mikroskop (mit seiner Optik) ist und bleibt ein Messgerät.

Und wie sacht man bei Euch: aus Sch...e kannze keine Bongbongs machen.

Beste Grüße, Thomas

moräne

Hallo Bernd
Hallo Thomas
Alles beantwortet.
Und in der nächsten Zeit werde ich mit dem von Thomas beschriebenen Problem zu tun haben.
Einer meiner nächsten Schliffe kommt vom magischen  marmornen Untersberg bei Bad Reichenhall.
er ist aufgeklebt und bis auf ca. 1,10 ( mit Mikrometer gemessen )mm geschliffen.
Das Glas ist 1,01 .
Es ist nie genau zu sagen wie dick das Klebemittel unter dem Steinplättchen ist, ich hatte vo 0,02 bis 0,04 mm
Ich gehe dazu über an einem Eck eine " Sollbruchstelle " einzukerben, vo der ich ein Stück abmachen kann um die Dicke des Balsams zu messen.
Hoffentlich wird es nicht zu bunt
Grüße
Gerd