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Coleps mit Haube

Begonnen von Nomarski, März 11, 2011, 21:22:15 NACHMITTAGS

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Nomarski

Hallo Planktonfreunde,

bei weiteren Beobachtungen aus Gartenteichproben bin ich zwar häufig auf das Wimpertier Coleps hirtus gestoßen, aber bei einem fiel mir dieser Anhänger auf:





Kann jemand etwas dazu sagen?

Viele Grüße
Bernd

Monsti

Hallo Bernd,

dieses Phänomen beobachte ich i.d.R., wenn die Tierchen aufgrund des Deckglasdrucks kurz vor dem Platzen sind.

Liebe Grüße
Angie

Nomarski

Hallo Angie,

richtig, einige laufen nach einiger Zeit aus und zerfallen regelrecht. Aber dann sind sie auch schon schlapp und bewegen sich nicht mehr. Dieses Exemplar war jedenfalls noch munter am Taumeln, deswegen nur mit Blitz und einigen Versuchen so zu fotografieren.

Viele Grüße
Bernd

Monsti

Hallo Bernd,

ja, meistens ist es so, dass die stark beengten Tierchen ihre Aktivität vor dem Exidus einschränken, aber das ist nicht immer so. Ich sah schon vermeintlich putzmuntere Viecher mit diesen Blasen, die dann im nächsten Moment ausliefen. Leider kann ich Dir nicht mehr dazu sagen.

Liebe Gutenachtgrüße
Angie

Klaus

Hallo Bernd,

ich stimme Angie zu, auch ich habe dieses Phänomen bei Coleps beobachtet, meine aber, dass es sich nicht um Deckglasdruck handelt, sonderm um Sauerstoffmangel/Wärme.

Euch im Süden/Westen geht es gut, mein Teich im Garten hat 5 cm Wasser, darunter ist noch alles gefroren....

Gruß

Klaus

schmidt

Tierquäler !

ja dass passiert leider öfters bei längerer Beobachtung, aber es ist so wie Klaus schreibt, dass nicht nur Deckglasdruck, sondern auch Milieuänderung ind der Probe das Regulationsvermögen beeinträchtigen. Ich hatte auch schon mal allerdings nicht bei einem Ciliaten, sondern bei Ämöben den Eindruck, dass sie auf intensive Beleuchtung mit physiologischen Störungen reagieren.

Grüße Steffen
Mikroskope:
Lomo Biolam Ph+; DF; HF-Abbe; Epi HF/DF/Pol; Epi-Fl; //Biolar DIK, IK, Ph variabel+-//
Nikon Eclipse -U  HF; DIK, Ph+, Epi-Fl//
MBS 10

Monsti

Hallo Steffen,

fast alle Ciliaten fühlen sich durch die Beleuchtung und die Wärme sehr gestört und weichen dem massiven Eingriff sofort aus - sofern es ihnen möglich ist. Sicher spielen da mehrere Faktoren eine Rolle: Deckglasdruck, Licht, Wärme, Sauerstoffmangel und vielleicht auch noch anderes. Bei genügender Wassermenge unter dem Deckglas erlebt man solchen Exidus aber fast nie, also scheint dies doch eine große Rolle zu spielen.

Liebe Grüße
Angie

Nomarski

Liebe Tierfreunde,

wo ihr recht habt, habt ihr eben recht. Das arme Tierchen scheint wirklich in den letzten Zügen gewesen zu sein. :-[
Aber auf das Deckglas habe ich nun nicht gedrückt, auch nicht solche Beimengungen gemacht wie Acridinorange oder Tapetenkleister und was es sonst noch so gibt.
Die schonendere Methode wäre halt die Beobachtung mit dem Planktonmikroskop, aber an dem lassen sich leider so schlecht größere Kameras anbringen ohne, daß es alles zu sperrig wird.

Viele Grüße
Bernd

Monsti

Lieber Bernd,

aus diesem Grund beobachte ich Einzeller, Rädertiere, Würmer und Krebstiere möglichst mit etwas "Dreck" unter dem Deckglas. Dieser verhindert zwar "sehr" gute Fotos, sorgt aber für eine Minderung des Deckglasdrucks, sorgt aber oft auch dafür, dass die Tierchen an einer Stelle beschäftigt sind und man sie gut ablichten kann. Möglich ist es auch, Abstandshalter auf den Objektträger zu kleben (z.B. Lochverstärker). Natürlich gibt es auch Objektträger mit minimaler Vertiefung zu kaufen.

Herzliche Grüße
Angie

Michael Plewka

hallo Bernd,

ZitatDie schonendere Methode wäre halt die Beobachtung mit dem Planktonmikroskop, aber an dem lassen sich leider so schlecht größere Kameras anbringen ohne, daß es alles zu sperrig wird.

das kann ich jetzt mal nicht so stehen lassen. Es ist ganz einfach eine Sache der Präparation. Nimmt man einfach einen Fetzten Toilettenpapier, pfriemelt es zu einer spitzen "Wurst", so kann man das Wasser in einem Präparat mit dieser Spitze quasi nanoliterweise unter ständiger Kontrolle durchs Mikroskop entfernen. Gehört halt ein wenig Übung dazu. So kann man sehr präzise die Schichtdicke erreichen, die ausreicht, das Viech festzuklemmen, ohne dass es gequetscht bzw. verletzt wird.  Es gibt genügend Beispiele hier im Forum von Leuten, die das beherrschen.
Zu Coleps nur mal das hier als Beispiel:
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=7640.0

beste Grüße Michael Plewka


Nomarski

Danke für den Tipp,

und so habe ich mal etwas geübt:






Monsti

Hallo Michael,

hier wäre aber auch erwähnenswert, dass es robuste Einzeller gibt, die sogar regelrechtes Plattquetschen überleben, während sich andere schon sehr frühzeitig in Wohlgefallen auflösen. Es hat noch nicht mal etwas mit der Größe der Tierchen zu tun, denn kleine Arten gehen mitunter schneller zugrunde als große. Hat man viele unterschiedliche Arten unter dem Deckglas, wird's mitunter schwierig, eine Untersuchung abzuschließen, ohne dass dabei eine Reihe von Tieren hops geht.

Liebe Grüße
Angie

Michael Plewka

hallo Angie,
Zitathier wäre aber auch erwähnenswert, dass es robuste Einzeller gibt, ........
volle Zustimmung! Die Konsequenz, die sich jedoch für mich daraus ergibt, ist folgende:
ist es das Ziel, eines dieser Viecher fotografisch zu dokumentieren, dann ist es sinnvoll, sich ganz und ausschließlich auf dieses Viech zu fokussieren (es sei denn, die Interaktion mit einem anderen Viech ist das Entscheidende, z.B. fressen und gefressen werden).  Ich sauge also z.B. das Wasser so ab, dass es für dieses  Viech passt. Gehen dabei andere Viecher kaputt, nehme ich das mittlerweile billigend in Kauf. 
(Dem liegt die Einsicht zugrunde, dass z.B. im Fall einer Planktonprobe  ein Großteil der  Organismen selbst den Transport schon nicht überlebt. Ein weiterer Teil geht am ersten Tag ein, da ich nicht die natürlichen Lebensbedingungen anbieten kann (und will: schließlich wird durch das Planktonnetz die Organismendichte erheblich erhöht, was ja das Ziel dieses Netzes ist). Somit werden die Organismen typischerweise in und ab dem Moment, in dem ich sie untersuche, ihrer natürlichen Rolle im Ökosystem entzogen. Diese Funktion wieder herzustellen ist zumeist illusorisch.)

Die alternative Möglichkeit, nämlich mehrere Viecher in einer Probe zu beobachten und auch gut zu fotografieren, funktioniert bei mir nicht. Während ich das eine fotografiere, macht sich das andere aus dem Staub , verschwindet unter Detritus,  oder es ist sonstwie nicht  mehr fotogen. Meine Devise: ein Viech pro Präparat, das aber richtig!

beste Grüße Michael Plewka

Nomarski

Inzwisch habe ich weitere Beobachtungen machen können:


Eine weitere Form der Beulen- und Blasenbildung als Ankündigung des Absterbens.


In diesem Fall scheint sich der Körper in der Mitte einzuschnüren. Ob es sich dabei um eine
Teilung handelt?


Und hier scheint das Innere aus dem netzartigen Mantel schlüpfen zu wollen.

Manfred Melcher

Hallo Bernd,

zu Deiner letzten Aufnahme habe ich eine mögliche Erklärung. Bei der Teilung teilt sich der Panzer in zwei Hälften und es dauert wohl einige Zeit bis die jeweils fehlende Hälfte ergänzt ist. So interpretiere ich zumindest meine Aufnahme von einer Coleps-Teilung. Aber vielleicht können wir von berufener Seite mehr erfahren.



Liebe Grüße

Manfred