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Gelenk einer Mücke

Begonnen von Jürgen H., Dezember 29, 2008, 20:36:12 NACHMITTAGS

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Fahrenheit

Hallo Jürgen,

ja, das klingt plausibel!

Wenn der Bewegungsspielraum des Krallenapparates bei der Florfliege allerdings genau so groß ist, wie bei Deinen Bildern von der Stelzmücke, dann könnte die schuppige Struktur durchaus auch Bodenkontakt bekommen und somit würden die Schuppen auch den Halt auf dem Untergrund verbessern.

Wie hast Du die beiden Bilder mit angezogenen bzw. gestreckten Krallen hinbekommen? Das sieht so aus, als ob Du das Präparat entsprechend manipuliert hättest. Super! So versteht man leicht, wie die anatomischen Details eines Insektenfußes zusammenwirken.

Photoshop - das habe ich befürchtet. Ich hatte gehofft, Du hättest nicht dieses Feature-Monster benutzt, um das Bild zu beschriften. Sieht fast so aus, als müsste ich mich auch mal damit auseinandersetzen.

Schöne Grüße
Jörg
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Jürgen H.

ZitatWenn der Bewegungsspielraum des Krallenapparates bei der Florfliege allerdings genau so groß ist, wie bei Deinen Bildern von der Stelzmücke, dann könnte die schuppige Struktur durchaus auch Bodenkontakt bekommen und somit würden die Schuppen auch den Halt auf dem Untergrund verbessern.

Ja, wenn die schuppige Struktur ventral liegen würde, was man vielleicht beim Durchfokussieren erschließen kann. In diesem Fall würden die Schuppen ein Vorwärtsrutschen des Tarsus verhindern können. Sie erinnern ja so ein wenig an die schuppige Struktur von Langlaufskiern für Anfänger. Dort dienen die Schuppen unter dem Ski, umgekehrt gerichtet, ja dazu, dass der Ski leicht vorwärts gleitet, aber nicht zurückrutscht.

ZitatWie hast Du die beiden Bilder mit angezogenen bzw. gestreckten Krallen hinbekommen?

Ganz einfach: Es handelt sich um zwei verschiedene Tarsen, wobei der eine halt gestreckt, der andere angezogen ist. Ich vermute, dass in meinem Fall die Rückbewegung nur dem Hämolymphdruck zuzuschreiben ist. Irgendwelche Anzeichen für Ligamente habe ich nicht entdecken können. Ich suche immer noch nach einer Möglichkeit, so ein zierliches Füßchen mal möglichst definiert längs oder quer unters Mikrotom zu bekommen. Vielleicht gibts da eine Lösung?

Photoshop ist bei mir nicht mächtig. Ich hab eine Sparvariante. Die kam damals mit der Kamera, der coolpix, wenn ich das recht in Erinnerung habe.

Die Seiten kann ich wohl erst heute abend einscannen....

Mikrogrüße

Jürgen





Fahrenheit

Hallo Jürgen,

ja, so wie ich es gesehen habe, handelt es sich um die Unterseite des Unguitraktors und damit wäre die ventrale Lage gegeben.

Zur definierten Lage der 'Füßchen': ich glaube, dazu gibt es nur eine Chance, wenn man lediglich den Tarsus präpariert. Das gesamte Bein passend zu drehen, dürfte so gut wie unmöglich sein.
Eventuell ginge es mit einer recht frei beweglichen maserierten Chitinhülle, aber soweit noch Gewebe vorhanden ist, treten unweigerlich Rückstellkräfte in den Gelenken auf.
Der Tarsus alleine lässt sich vielleicht - je nach Größe mit zwei Nadeln oder Borsten - in die gewünschte Lage bringen.

Dann werde ich doch mal schauen, was Canon seiner Camera an SW beigelegt hat - die nachträgliche Beschriftung der Bilder zur Erläuterung oder gezielten Ansprache von Detaills ist schon praktisch.

Laß' Dir ruhig Zeit mit den Scans - das ist kein Problem.

Schöne Grüße
Jörg
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Jürgen H.

Hallo, liebe Mitmikroskopiker,

Im Zusammenhang des Threads noch ein schöner Link zur Vielfalt des Insektenfußes u n d  den Hafteinrichtungen, die in der Aufnahme von Jörg (Fahrenheit) schon so schön deutlich wurden:

http://www.famu.org/mayfly/pubs/pub_b/pubbeutelr2001p177.pdf

Wunderbare EM Aufnahmen sind in diesem Artikel zu betrachten.

Mikrogrüße

Jürgen Harst

Fahrenheit

#19
Hallo zusammen!

Die Diskussion zum Bau des Tarsus bei der Florfliege finde ich sehr interessant und nach der Lektüre des Aufsatzes von Beutel und Gorb (Link von Jürgen Harst im letzten Beitrag: Feinstruktur der spezialisierten (Fuß-)Anhänge der Hexapoden - was ist Englisch doch für eine elegante Sprache, den zweiten Teil des Titels - im Aufsatz geht es ja um die evolutionäre Herleitung - spare ich mir mal) habe ich geschaut, ob meine Probensammlung noch ein schönes Beispiel hergibt.

Im AFE schwamm noch eine Nymphe der australischen Gespenstschrecke (Extatosoma tiaratum), die beim Umsetzen aus dem Schlupfbehälter leider etwas zu vorwitzig war und das nicht überlebt hat.

Vom Vorderbein dieses Tieres stammen nun die folgenden Bilder. Tarsus und Tibia habe ich nach einer Spülung in Isopropanol und entsprechender Ausrichtung auf dem Objektträger (Praetarsus mit der Seite der Unguitractorplatte nach oben) in Euparal eingeschlossen. Dies ging mit zwei Sonden recht einfach - siehe mein Vorschlag weiter oben.

Im Vergleich zur Kontrolle in Isopropanol ist die Auflösung im Einschlussharz wesentlich besser - die feinen Einzelheiten treten erst unter Euparal richtig hervor. Technik wie bei meinen Bildern zur Florfliege.

Bild 1: Überblick über den Tarsus von unten betrachtet


Bild 2: Unguitractorplatte zwischen Praetarsus, Klauen und Haftplatte

Man erkennt schön die hier freiliegende Unguitractorplatte (UT) mit der gleichen Strukturierung wie bei der Florfliege. Auch die rot pigmentierten Gelenkhäute zwischen der UT und den Klauen sind gut zu erkennen. Die Haftplatte (AR - Arolium) ist wegen Ihrer Lage außerhalb der Fokusebene unscharf. Praetarsus (PT).

Aus meiner Sicht wäre somit gezeigt, dass unsere Interpretation der Bilder von der Florfliege korrekt gewesen ist.

Schöne Grüße
Jörg
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Günther Langer

Hallo Herr Harst,

wie ist dieses Zitat gemeint: "Ich vermute, dass in meinem Fall die Rückbewegung nur dem Hämolymphdruck zuzuschreiben ist."

Beinbewegung durch Hämolymphdruck (nur  strecken) gibt es eigentlich nur bei Spinnen. Daher die Frage.

Viele Grüße

Günther Langer

PS: Entschuldigung - meine Antwort auf Ihre Mail habe ich unter Entwürfe gefunden. Ich war der Meinung, die Mail abgeschickt zu haben...
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Suche: Leitz Photar 12,5 mm

Jürgen H.

Hallo Herr Langer,

Ja, mit meiner Vermutung meinte ich das Strecken des letzten Tarsusgliedes durch Hämolymphdruck. Ich dachte, ich hätte so etwas auch einmal hinsichtlich der Insekten gelesen. Die Annahme ist aber wohl falsch.

Weber, Lehrbuch der Entomologie schreibt, nach der Erörterung, wie die Kralle samt Haftapparaten gebeugt werden: "Die eigene Elastizität des Prätarsus macht die Bewegung rückgängig, wobei ein elastisches Ligament, das von der Dorsalseite... oder von der Ventralseite.... des letzten Tarsalgliedes an den Unguitractor geht, mitwirken kann.

Seifert, Entomologisches Praktikum, beschreibt einen Versuch an periplaneta americana und bemerkt in diesem Zusammenhang: "Als Antagonist, also als Heber des Prätarsus fungiert die dorsale Syndes zwischen dem letzten Tarsusglied und Klauenbasis."

Im Dettner, Lehrbuch der Entomologie habe ich leider nichts gefunden.

Mikrogrüße

Jürgen Harst

P.S.

Vielleicht könnten Sie mir aber Ihre Mail noch zuschicken? Ich bin nach wie vor interessiert....

Fahrenheit

Hallo Zusammen!

Da Jürgen Harst den Thread mit einer Zeichnung eröffnet hat, möchte ich hier zu meinen letzten Bildern auch noch eine Zeichnung nachreichen:



Bisher habe ich hauptsächlich pflanzliche Zellen gezeichnet und ich muss gestehen, dass ich mit dem Insektenfuß so meine Probleme hatte. Gerade deshalb sind Hinweise und Kritik wie immer willkommen.

Vielen Dank!
Jörg
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Jürgen H.

Liebe Mitmikroskopiker,

anschließend an Jörgs Bild vom 13. Januar möchte ich zwei Bilder des ariolums im Querschnitt zeigen. Zunächt eine Übersicht, mit dem 40er aufgenommen:



Und etwas größer, nicht unbedingt detailreicher mit einem ein wenig veränderten Focus, mit dem 100er:



Kein hervorragender Schnitt: Aber man sieht doch die feinen "Brübbelchen", leicht rose gefärbt, zu denen durch den blau gefärbten Untergrund feine dunkelblaue Linien hinlaufen. Die durch die "Brübbelchen" vergrößerte Oberfläche dient als Haftpolster, schmiegt sich sowohl an glatten wie an rauen Untergrund an. Ob die feinen tiefblauen Linien, die zu den "Brübbelchen anscheinend hinführen, feine in Poren mündende Kanäle sind, vermag ich nicht zu entscheiden. In der Literatur wird jedenfalls das Vorkommen solcher Poren beschrieben, mit denen ein Sekret abgegeben werden soll, das die Haftfähigkeit durch Adhäsion vergrößern soll.

Die Präparate entstanden in Paraffintechnik mit einer zwischengeschalteten Methylbenzoat/Celloidinstufe.

Ich suche noch nach einer Methode, einzelne Beine gerichtet in einen Paraffinblock zu bringen, um eine definierte Schnittrichtung zu gewinnen. Die Orientierung eines einzelnen Beines, das ich mit meinen bebrillten Augen kaum sehe, gestaltet sich in der kurzen Zeit bis zum Erstarren des Paraffins doch etwas schwierig. Ein Versuch, ein Bein an ein Stück Zigarettenpapier mit einem Sekundenkleber zu befestigen, scheiterte. Der Kleber wird im Methylbenzoat/Celloidinbad gelöst. Für Tipps/Vorschläge bin ich dankbar, ebenso für sonstige Kommentare.



Jürgen Harrst

Günther Langer

Hallo Herr Harst,

um Präparate zu orientieren, hat Dr. Streble flache Schalen(ca. 4x5 cm) verwendet. Die Paraffinschicht war nach Erkalten nur ca. 1/2 cm stark und hatte wegen der größeren Oberfläche auch keine Nabelbildung. Ich könnte mir vorstellen, das folgende Methode funktioniert: Eine dünne "Lage" Paraffin abkühlen lassen und in die noch weiche Masse die Beine einlegen und ev. mit Nadeln (gerade oder gekreuzt) fixieren. Danach mit Paraffin auffüllen. Zum Schneiden ist wahrscheinlich eine Temperatur von 16-18° hilfreich. Das Ganze geschieht unter Beobachtung mit dem Bino.
Der Vorteil einer Paraffinplatte gegenüber einem Block ist die leichtere und genauere Orientierung der Präparate und die Möglichkeit mehrere Präparate gleichzeitig einzubetten. Unter dem Präparat muss ja nicht viel Paraffin sein. Wie gesagt, ich selbst habe die vorgeschlagene Methode noch nicht probiert.

Viele Grüße
Günther Langer   
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Jürgen H.

Guten Tag Herr Langer

und ganz herzlichen Dank für Ihre Tipps. Das Auflegen des Präparates in weiches Paraffin und anschließende Auffüllen mit flüssigem Paraffin habe ich schon einmal versucht, allerdings in einem engen Stanniolkästchen. Bei mir führte das zu einem Misserfolg: Es bildete sich eine "Sollbruchschicht" an der Grenze zwischen dem halb erstarrten und dem neu hinzugefügten flüssigem Paraffin. Da der Tipp ursprünglich von Herrn Streble stammt, werde ich wohl irgendeinen Fehler begangen haben. Es mag jedoch auch daran liegen, dass sich Chitin  nicht sehr gut mit Paraffin zu einer einheitlichen Masse verbindet, weshalb an der Chitinoberfläche auch sonst schnell beim Schneiden Abrisse vorkommen können.

Die nächsten Schnitte werde ich wohl in unserem Keller fertigen müssen, um die erforderlich niedrigen Temperaturen zum Schneiden zu erhalten.  :( Ihr Tipp scheint mir aber sehr sinnvoll zu sein: Denn Chitin ist leider ausgesprochen hart, beim Schneiden ist daher ein durch niedrige Temperatur etwas gehärtetes Paraffin sicher gut.

Schöne Grüße

Jürgen Harst

Günther Langer

Hallo Herr Harst,

ich gehe davon aus, dass das ganze Bein gerade ist. Es müsste doch eigentlich auch funktionieren, wenn man in einen größeren Paraffinblock einbettet und den dann entsprechend trimmt. Andererseits ist Chitin ein widerspenstiges und hartes Zeug. Bei meiner nächsten Schneidesitzung wollte ich mal ein frisch geschliffenes und abgezogenes Messer verwenden, das ich so schräg wie möglich am Schlitten anbringen möchte. Alternativ das Material entschrechend schräg aufblocken. Wenn das immer noch nicht geht, müsste man über eine Kunststoffeinbettung nachdenken, die die selbe Härte wie Chitin mitbringt - denk' ich mal.
Ich habe bisher keinen Schnitt geschafft, der die Stelle, auf die es mir bes. ankam, glatt geschnitten hat. Das Zeug ist zerbröselt, gebrochen und gerissen, aber das kennen Sie ja. Interessant war auch, dass ich mit dem Rotationsmikrotom und 1x-Klinge immer wieder mal bessere Schnitte hatte als mit dem Schlittenmikrotom - warum auch immer. Wahrscheinlich muss man erst ein paar tausend Schnitte mit unterschiedlichen Bedingungen gemacht haben, um zu guten Ergebnissen zu kommen.

Viele Grüße und "Gut Schnitt"

Günther Langer

PS: Ev. könnte man mit der Temperatur beim Schneiden noch weiter runtergehen - ev. bis zur Gefrierschranktemperatur (-19°) ?
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