Hauptmenü

Hilfe bei Mikrotomkauf

Begonnen von Ralf Feller, März 23, 2011, 13:59:55 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Ralf Feller

Liebe Kollegen,
angeregt durch die vielen schönen Histologiebeiträge der letzten Zeit treibt es mich meine Histologieausrüstung zu ergänzen. Bisher arbeite ich mit einem alten Leitz Rotationsmikrotom (schwarze Reihe), doch braucht es bei jedem Messerwechsel, besonders wenn ich auf Einmalklingen wechsele, langes Pröbeln bis der richtige Winkel gefunden ist. Eigentlich wollte ich nun ein Ultramikrotom für Semidünnschnitte kaufen. Nun habe ich gerade ein Sorvallgerät mit Messerbrecher zur Ansicht, aber der Messerbrecher ist defekt.
Nun meine Frage, ein Händler bietet mir nun folgendes nicht motorgetriebenes Rotationsmikrotom an
Shandon Finesse 325:
http://bmercl.uh.edu/documents/equipment/4-Histology/Microtome.pdf
Obwohl ohne Motor, aber mit Retraktion, sollen damit sowohl Kunststoffschnitte (es gibt einen Glasmesserhalter) wie auch gute Paraffinschnitte möglich sein. Das Gerät kommt über Thermo Fischer, ein Unternehmen welches wohl hauptsächlich Chinaware umlabelt (ist also nicht Leica), soll aber inklusive Messerhalter "nur" 800 Euro kosten. Hat Jemand Erfahrungen mit diesem Gerät?

Gruss aus Mülheim, Ralf

Ronald Schulte

Ralf,

Die Histologie beiträgen werden immer mehr aber mir auch viel zu wenig. Warum nicht mehr Histologie gezeigt wird weise ich auch nicht. Es kann nicht liegen an die Technische aufwand weil Pflanzen Material ja auch nicht einfach ist und Mann braucht für Tierisches Gewebe wirklich kein Labor.

Für einige zeit her hatte ich die Möglichkeit um zu schneiden mit ein Ultra- und ein Rotations Mikrotom weil ich auch interessiert bin an Kunststoff-Schnitte.
Ich habe versucht um ein Kunststoff Block zu schneiden an mein A&O 820 Mikrotom (Handtrieb und keine retraktion). Fazit: "das geht nicht"!
Mann soll unbedingt eine retraktion haben und Motortrieb ist vielleicht nicht absolut notwendig aber sehr wunschlich. Wo Mann mit Paraffin noch mal ein Fehler machen kann, mit Kunststoff wird das bestraft mit Gewebe Ausbruch.
Ich habe da geschnitten mit die Kulzer einweg-klingeln und das Gewebe könnte Mann schneiden wie Butter. Schnitte schön flach und dünn. Zwei oder Drei µm war überhaupt kein Problem. Ein µm musste Mann eben warten auf ein guten schnitt aber der kam dann auch und das ist wirklich dünn genug.
Am Utra Mikrotom geht es mit Glasmesser noch dünner aber die Blocke sind dann auch recht klein. Da wurden die Glasmesser selbst hergestellt aber die Technik ist nicht so einfach und mit ein Glasmesserbrechgerät auch nicht billig für ein Hobby Histologe. Auch ein Ultra Mikrotom ist nicht gerade billig.

ZitatHat Jemand Erfahrungen mit diesem Gerät?

Leider nicht!


Grüße Ronald
Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

Ralf Feller

Hallo Ronald,
es waren natürlich auch Deine Schnitte die mich dazu gebracht haben einmal Rattengewebe zu schneiden. Ich habe schon viele Monate nicht mehr geschnitten und zuletzt nur Insekten. Irgendwie hat es nicht funktioniert. Ich habe nach der Isopropanolmethode gearbeitet, gut entwässert, aber mit meinem alten  bekomme ich nur solche Ergebnisse. Das Schneiden geht schlecht und die Zotten des Rattendarms sind ausgerissen.
1.

2.

3.

4.


Gruß aus Mülheim, Ralf

Ronald Schulte

Ralf,

Ja da sieht nicht gut aus!
Nur kann ich nicht beurteilen ob irgendwas beim entwässern oder Durchtränkung mit Paraplast schief ist gegangen oder das Schneiden am Mikrotom.
Die Zotten sind gebrochen so den schnitt ist wahrscheinlich auch etwas zu dick.
Geben andere Blöcke auch so ein Resultat oder ist es nur dieses Darmen-Block?
Lasse bitte den Mut nie sacken; eine Losung ist immer da nur muss du den suchenund das kann eben dauern.

Grüße Ronald
Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

Jürgen H.

Lieber Ralf,

Liegen die Fehlstellen wirklich am Mikrotom?

Wahrscheinlich machst Du doch auch Serienschnitte. Sieh Dir doch einmal zwei aufeinander folgende Schnitte an. Sind die Sprünge und Lücken in den Schnitten mehr oder weniger identisch? Dann wären die Schrumpfungen schon im Block.

Selbst wenn das nicht der Fall ist: Kommen Deine Schnitte krumpelig, knitterig oder ähnlich vom Messer?  Neigen die Präparatstellen dazu, aus dem Paraffin zu fallen? Wie gelingen Dir die Schnitte, wenn das Präparat noch nicht im Block erscheint - sprich: wie kommen reine Paraffinschnitte?

Denkbar ist auch, dass der Freiwinkel des Messers nicht stimmt.


Schöne Grüße

Jürgen

Jürgen H.

Kleiner Nachtrag: Dass Du bei jedem Messerwechsel pröbeln musst bis der richtige Winkel eingestellt ist, verstehe ich nicht ganz. Der Messerhalter bleibt doch im Mikrotom?

Mikrogrüße

Jürgen

Dieter Stoffels

Hallo Ralf,

Deine Schnittprobleme sind sicher nicht auf das Messer oder Mikrotom zurückzuführen, sondern auf die Längs- und Ringmuskulatur, die Du als Bestandteil des Rattendarmes mitschneiden musst. Im Unterschied zum epithelialen Gewebe zeichnet sich die Muskulatur durch Härte nach einem Paraffineinschluss aus und wird beim Schnitt häufig gestaucht. Wenn Deine Schnitte in Wasser gestreckt werden, wirkt sich die Quellung vor allem auf die Muskulatur aus, was eine starke Volumenausdehnung zur Folge hat. Der Gesamtschnitt wird dadurch während des Klebens wellig fixiert und die Stauchungen bleiben im Schnitt konserviert. Eine gewisse Abhilfe kann dadurch erreicht werden, dass Du während des Schneidens nach jedem Schnitt Dein Objekt leicht mit einem gekürzten Pinsel "anfeuchtest". Strecken solltest Du direkt auf dem Objektträger auf einem möglichst geringem Wasservolumen.Wasserüberschuss ist nach dem Strecken sofort abzuziehen. Die Strecktemperatur sollte 50 Grad Celsius nicht übersteigen.

Viel Erfolg!

Dieter

Jürgen H.

Lieber Dieter Stoffels,

ganz herzlichen Dank für diesen Tipp. Ob er auch bei meinen chitingepanzerten Insekten hilft? Hier ist der Effekt, den Du beschreibst oft deutlich spürbar: Schnitte zerreissen, weil sie sich beim Strecken ungleichmäßig ausdehnen.

Eine allgemeine Frage an alle, die mit einem Mikrotom arbeiten, hätte ich noch: Ist das Rotationsmikrotom ähnlich unverwüstlich, wie das Schlittenmikrotom? Mein Schlittenmikrotom ist ja nun schon ein recht altes Semester. Aber weil eigentlich nur ein Schlitten über mehrere Ölbahnen gleitet, kann da kaum etwas defekt werden. Allenfalls könnten sich die Stahlbahnen ungleichmäßig abnutzen oder Rost ansetzen. Beim Rotationsmikrotom ist demgegenüber doch einige Mechanik vorhanden, oder? Wie sieht es dort mit der Langlebigkeit aus?


Mikrogrüße

Jürgen

Ronald Schulte

Jürgen,

Ob mein, auch schon älteres A&O 920, unverwüstlich ist weise ich nicht aber was sehr viel dabei hilft ist, wie immer, Pflege.
Meines ist ziemlich mechanisch. Ik könnte mal ein Bild machen wenn du das gerne möchte.
Nach jeden Schneide-sessie ist es von außen sauber machen aber auch mal rein schauen und ab und zu (1x pro Jahr) die vorgeschrieben Öl-punkte mit Maschinen-Öl schmieren und die Vorschubs Platte (Deutsches Wort kenne ich nicht) leicht einfetten.
Es rostet da gar nichts und es bleibt tadellos.

Grüße Ronald
Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

Ronald Schulte

Jürgen,

Hier dann welche aufnahmen von mein Mikrotom.

Die vorschubsplatte ist da gut zu sehen.
Das Schmier-Plan ist am Deckel des Mikrotoms geklebt.










Grüße Ronald
Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

Jürgen H.

Hallo Ronald,

beeindruckende Photos, herzlichen Dank!

Bewegt sich der "Dorn" rechts unten im letzten Bild mit jeder Umdrehung des Handrades ein winziges Stück über die Platte (also nach links oben im Bild), und schiebt so das Präp. ein Stück nach vorne? Dann ist die sichtbare Feder im zweiten Bild etwa in der Bildmitte eine Druck und keine Zugfeder?

Letztlich geht mein Interesse an der Funktion dahin zu erfahren, wie riskant es ist, in der Bucht ein derartiges Teil zu ersteigern....

Mikrogrüße

Jürgen

Ronald Schulte

Jürgen,

ZitatBewegt sich der "Dorn" rechts unten im letzten Bild mit jeder Umdrehung des Handrades ein winziges Stück über die Platte

Genau so ist es. Es sollte dann auch logischerweise ein Druckfeder sein aber es sieht eigentlich aus wie ein Zugfeder. Weise ich also nicht sicher. Der Feder-Mechanik konnte auch umgekehrt arbeiten.

Das Risiko um ein derartiges gerät von z.B. EBay zu erworben ist mir auch zu groß. Preisgünstig kann ab und zu sein aber was ist wenn sie nicht richtig funktioniert? Ein Ersatz teil ist nicht einfach zu bekommen und so muss Mann schnell zur Fabrikant für eine Überhöhung und das wird nicht recht billig sein. Ich bin eigentlich mehr geneigt um ein funktions-sicheres Mikrotom zu beschaffen. Mein A&O z.B. habe ich von Jan Kros erworben. Dann kann Mann ruhig auf 'seine Blaue Augen' kaufen (kennt ihr den Ausdruck auch?). Dann bist du sicher das es ein gutes Apparat ist. Manche EBay Händler kann Mann schon an seine Antwort auf eine frage merken das es ihm nur ums Geld geht und er gar nichts davon versteht.

Grüße Ronald
Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

Jürgen H.

Lieber Ronald,

vielen Dank für Deine Einschätzung.

Lieber Ralf,

wenn Du diesen Thread noch mit verfolgst: Hier gibt es eine m.E. schöne Zusammenstellung von Fehlerquellen beim Mikrotomschneiden mit Bildern von falsch geschnittenen Präparaten:

http://www.leica-microsystems.com/fileadmin/img_uploads/histology_systems/2010/Microtomy_booklet_german_online.pdf

Interessant fand ich vor allem auch die Hinweise auf sinnvolle Schnittrichtungen durch das Präparat.

Mikrogrüße

Jürgen

Ralf Feller

Lieber Jürgen,

danke für den Hinweis, ich habe dieses Skript gestern erst gefunden und mit Interesse gelesen. Ich glaube mein Problem ist die Raumtemperatur. Seit ich in diesem Jahr wieder schneide steht mein Mikrotom in einer Ecke mit Halogenleuchten. Jeder Schnitt war gestaucht und zerrissen. Nun habe ich gestern aus dem Leicaskript erfahren, dass das Kühlen von Paraffinblöcken wohl eine übliche Angelegenheit ist. Habe direkt meine Blöckchen vor dem Schneiden auf ein Kühlelement gelegt, und so wie es aussieht, sind die Schnitte viel besser geworden. Ich werde davon berichten wenn alles gefärbt ist.

Gruß Ralf

Werner

Hallo Ronald!

Vielen Dank für Deine Bilder!

Jetzt kann ich endlich erkennen, wie ein Rotationsmikrotom im Inneren arbeitet.
Sonst sieht man ja nur das Gehäuse.

viele Grüße   -   Werner