Botanik: Spitzwegerich ( Plantago lanceolata) eine d. bekanntesten Heilpflanzen*

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, April 07, 2011, 14:00:59 NACHMITTAGS

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Hans-Jürgen Koch

Liebe Pflanzenfreunde,

die interessante Form von einen sehr jungen Spross vom Spitzwegerich   Plantago lanceolata ist es wert genauer untersucht zu werden.

Systematik:
Ordnung: Lippenblütlerartige (Lamiales)
Familie: Wegerichgewächse (Plantaginaceae)
Gattung: Wegerich (Plantago)
Art: Spitzwegerich
Wissenschaftlicher Name: Plantago lanceolata
Alternative Bezeichnung:
Heilwegerich, Heilblärer, Heufressa, Hundsrippen, Lägenblatt, Lämmerzunge, Lügenblatt, Lungenblattl, Rippenkraut, Rossrippen, Schafzunge, Schlangenzunge, Siebenrippen, Spiesskraut, Spitzfederich, Spitz-Wegeblatt, Wagentranenblatt, Wegbreite, Wegreich, Wegtritt, Wundwegerich
Englischer Name: Ribwort

Der Spitzwegerich wird nach seinem Vorkommen an Wegen und ähnlichen Stellen auch Wegbreite oder Wegtritt genannt. Er hat sehr tief gehende Wurzeln sowie Blätter, die oberseits mit Rinnen versehen sind. Die Blätter (mit 3 – 7 parallele Hauptnerven) sind lineal-lanzettlich, bis 30 cm lang und bis 2 cm breit, gelblich grün bis bräunlich grün und mit ganzrandigen Flächen, die sich in einem kurzen, undeutlichen Stiel verschmälern.
Der botanische Name ,,Plantago" leitet sich vom lateinischen ,,Planta" was soviel heißt wie ,,Fußsohle" ab  ( vincula plantae = Sandale). In dem Zusatz ,,lanceolata" verbirgt sich das Wort ,,lancea" für Lanze, das die spitzen Blätter des Spitzwegerich gut beschreibt.
Fallen die Samen der Pflanze auf Wegen aus, so werden sie von Menschen und Tieren leicht verschleppt. Die aus der Kapselfrucht fallenden Samen werden bei Befeuchtung klebrig, bleiben daher am Schuhwerk hängen und werden so auf Wegen verbreitet. Die Art ist auf diese Weise sogar weit in Nordamerika eingedrungen. Da dies zur Zeit der ersten Ansiedler erfolgte, wurde sie von den Indianern als der ,,Fußtritt des weißen Mannes" bezeichnet.
Die Blätter des Spitzwegerichs werden schon seit alten Zeiten in der Volksheilkunde verwendet. Die Pflanze ist ein viel gebrauchtes Mittel gegen Erkrankung der Atemorgane. Die Blätter des Spitzwegerichs sind vielerorts als Hausmittel gegen Insektenstiche und kleine Wunden bekannt. Der frische Presssaft wirkt antibakteriell und verhindert Entzündungen.

Bild 01 Illustration

Deutschlands Flora in Abbildungen (1796)

Bild 02 Schnittstelle, Plantago lanceolata


Arbeitsanleitung:

Original Färberezept siehe Seite von Herrn Armin Eisner http://www.aeisner.de/
W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau) modifiziert

Arbeitsablauf :

Sehr junger Spross - Querschnitt
Reichert - Jung Schlittenmikrotom Hn 40 - Schnittstärke beträgt 45 µm.

Probe lag in AFE – Gemisch
Fixiergemisch auswaschen in 70 % Ethanol 5 Minuten
1. (Querschnitte) mit 70 % Ethanol
2. Alkoholreihe bis zum 30%igen Ethanol
3. Wasser entmin. 3x wechseln je 1 Minute
4. Vorfärbung Acridinrotlösung 8 Min.
5. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
6. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen- Lupenkontrolle) ca. 15 Sekunden.
7. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
8. Nachfärbung Astrablaulösung 1 Minute.
Bei der Nachfärbung mit Astrablau eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis 5:1 verwendet.
9. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben
10. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol ( 99,9 % )
11. Als letzte Stufe vor dem Eindecken Xylol einsetzen
12. Einschluss in Entellan

Ergebnis :
Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot. Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb. Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot, Suberin hellrosa.

Fotos erstellt mit Nikon D5000.

Bild 03 Übersicht, Stängel , Plantago lanceolata

Die Übersichtsaufnahme wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.

Bild 04 Vergrößerung aus der Übersicht, Plantago lanceolata


Bild 05 Vergrößerung mit Beschriftung, Plantago lanceolata

Ep = Epidermis, R = Rindenparenchym, SK = geschlossener Sklerenchymring  um die Leitbündel, X = primäres Xylem, P = Protoxylem,  M = Metaxylem, p Ph = primäres Phloem, s M = Mark, sklerenchymatisch verdickt, p M = Mark parenchymatisch, M = Mark.
Kein Kambium
Als primäres Xylem (Proto- und Metaxylem) wird jenes Xylem bezeichnet, das in den Vegetationskegeln der Sprossachse entsteht.

Bild 06 Mark, sklerenchymatische verdickt, Plantago lanceolata


Bild 07 Rindenparenchym, Plantago lanceolata


Bild 08 Mark, sklerenchymatische, Plantago lanceolata

Verdickte Zellwand (Festigungsgewebe).

Bild 09 Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Plantago lanceolata


Literatur:

Essbare Wildpflanzen Europas
von Eva-Maria Dreyer
herausgegeben im Kosmos Verlag, 2010

Medizin der Erde
von Susanne Fischer-Rizzi
herausgegeben im AT Verlag, 2005

Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen
Spektum Verlag, Heidelberg

Mit freundlichem Gruß

Hans-Jürgen





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Gerne per "Du"

Günther Langer

Hallo Hans-Jürgen,

dass Du ganz exzellente Dokumentationen und Fotos machst ist ja schon toll!! Wenn Du jetzt noch die dazugehörenden Pollen abbilden würdest, wäre das Spitze und Deine Dokumentation wäre komplett  ;D ;D

Viele Grüße

Günther L.
Zeiss Standard WL, 14 und Phomi II
Zeiss DRC und SV 8
Leitz Laborlux 12
Makro-Setup: Leitz Aristophot mit Balgen u. StackShot
Nikon D90, D700, Canon EOS 600D, EOS 5D Mark III
Suche: Leitz Photar 12,5 mm

Jan Kros

Hallo Hans Jürgen
Wieder schöne Arbeit.
Ich habe es mir ausgedruckt.
Wir sehen uns bald auf den Wohldenberg.
Gruss
Jan

Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

vielen Dank für die schöne Dokumentation! Das ist wirklich ein interessanter Querschnitt.

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Rawfoto

Gratulation Hans-Juergen, ich finde Diese Arbeit wieder spitze ...

:-)

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Hans-Jürgen Koch

#5
Liebe Freunde,

danke für Euer Interesse an meiner Arbeit und für das Lob.

@Günther,

mit Pollen habe ich mich noch nie beschäftigt, ist sicher ein interessantes Gebiet.

@ Jan,

genau 4 Wochen noch bis zum " Wohldenberg - Treffen ". Denke an den "Astenbecker" .

Gruß

Hans-Jürgen
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Gerne per "Du"

Martin Schneider

Hallo Hans-Jürgen,
ich schließe mich dem Lob für Deine Bilder der vorherigen Schreibern an.
Da ich selten Pflanzenschnitte mache, fände ich einen kleinen Maßstab in deinen Bildern hilfreich. Ich habe oft keine Vorstellung wie groß diese wundervollen botanischen Details sind.
Das ist nur als Anregung gemeint, die ich immer wiedermal bei vielen anderen Beiträgen anbringen möchte. Du zeigst so viele gut dokumentierte Beiträge, dass ich mich hier mal traue, dies anzumerken.
Beste Grüße
Martin



Hans-Jürgen Koch

 Guten Morgen Martin,

danke für Deine lobenden Worte.
Mit dem Thema "Maßstab im Bild" muss ich mich erst beschäftigen.
Für Anregungen bin ich dankbar.

Gruß

Hans-Jürgen
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Gerne per "Du"

Mila

Lieber Hans-Jürgen,

ein schöner Beitrag zu dieser wichtigen Heilpflanze :)

Zitat von: Hans-Jürgen Koch in April 07, 2011, 14:00:59 NACHMITTAGS
Die Blätter des Spitzwegerichs sind vielerorts als Hausmittel gegen Insektenstiche und kleine Wunden bekannt. Der frische Presssaft wirkt antibakteriell und verhindert Entzündungen.

Spitzwegerich ist ein Klassiker in Hustentees: die Droge enthält Schleimstoffe, die sich auf die gereizten Schleimhäute legen und so "den Hals und Rachen beruhigen".
Bei Verletzungen am Finger kann man ein frisches Blatt in der Handfläche zusammen knüdeln und etwas quetschen, bis der Saft austritt und das Blatt dann wie ein "pflanzliches Pflaster" um den Finger wickeln. Und man kann, so wie Du auch schreibst, mit dem gepressten Blatt und dem austretendem Saft kleine Verletzungen betupfen (z.B. Erste Hilfe für gestürzte Skater ;)).

Viele Grüße
Mila

Hans-Jürgen Koch

Liebe Mila,

danke für die Ergänzungen zur Heilpflanze.

Gruß

Hans-Jürgen
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König K.

Hallo,

ich bin Schülerin und werde meine Seminararbeit über den mikroskopischen Aufbau des Spitzwegerichs schreiben.
Ich hätte dabei eine Frage zur Ihrer Abbildung Nr.05: Sind die Leitbündel des Blütenstängels des Spitzwegerichs
dann bikollateral?; Warum ist hierbei das Xylem auch blau gefärbt?

Hans-Jürgen Koch

Guten Morgen  liebe Schülerin ,, König K."

das Bild 05 zeigt einen sehr jungen Spross vom Spitzwegerich  ,, Plantago lanceolata".
Die Pflanze gehört zur Familie der  Wegerichgewächse (Plantaginaceae).
Bei dem Xylem handelt es sich hier um (X = primäres Xylem, P = Protoxylem)
Als primäres Xylem (Proto- und Metaxylem) wird jenes Xylem bezeichnet, das in den Vegetationskegeln der Sprossachse entsteht.
Dieser Link zeigt die dir die drei Formen vom kollateralen Leitbündel.
http://www.medizinalpflanzen.de/systematik/ergaenz/Leitbkol.htm
Nach meiner Meinung  sind die Leitbündel  des hier abgebildeten Sprosses vom Spitzwegerich  nicht bikollateral.
Der Kürbis z. B. hat offene  bikollateral Leitbündel.
Viel Erfolg bei Deiner Seminararbeit.

Mit freundlichem Gruß

Hans-Jürgen
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