Botanik: Alpen – Goldregen ( Laburnum alpinum) *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, April 14, 2011, 14:43:00 NACHMITTAGS

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Hans-Jürgen Koch

Liebe Pflanzenfreunde,

bei mir zu Hause nennt man diese giftige Pflanze ,,Goldrausch".

Systematik:
Ordnung:  Schmetterlingsblütenartige (Fabales)
Familie:  Schmetterlingsblütler (Fabaceae)
Gattung : Laburnum
Art: Alpinum
Wissenschaftlicher Name :  Laburnum alpinum
Volkstümliche Bezeichnung: Bohnenbaum, Goldrausch oder Gelbstrauch

Der heutige Gattungsname Laburum soll vom lateinischen alburum abstammen. Der deutsche Name Goldregen und Bohnenbaum weisen auf die goldgelben Blütentrauben bzw. auf die bohnenähnlichen Früchte hin.
Der Alpen-Goldregen stammt, wie der Name schon sagt, aus den Alpen. Auch im Südlichen Mittel-Europa, Italien und West-Balkan ist die Pflanze heimisch . Dort erreicht er eine Wuchshöhe von bis zu 8 Metern. In unseren Breiten erreicht er lediglich 3 bis 5 Meter (Zierpflanze). An viel verzweigten Trieben bilden sich zahlreiche lange Blütentrauben, die sowohl mit ihrer, hellgelben Farbe als auch mit ihrem angenehmen, leicht süßlichen Duft den Mittelpunkt eines jeden Gartens bilden. Merkmale: Baum oder Strauch, Rinde glatt, graugrün, Holz hell, im Alter bräunlich, Blüten goldgelb (April - Juni), Geschmack süßlich.  Die Blätter des Laburnum alpinum sind dreiteilig und hellgrün glänzend. Er unterscheidet sich vom gewöhnlichen Goldregen (Laburnum anagyroides) dadurch, dass seine Blätter nicht silbrig behaart sind.
Alle Teile (vor allem die Samen) des Goldregens sind stark giftig. Die Pflanzung sollte in der Nähe von Kinderspielplätzen unterbleiben. Vergiftungen mit Goldregen nehmen bei den Giftberatungsstellen einen vorderen Platz in der Anfragenhäufigkeit ein. Im Goldregen finden sich viele giftige Alkaloide vor allem Cytisin und Pyrrolizidin-Alkaloide (z.B. Larburnin). Die Inhaltsstoffe wirken zunächst erregend auf das zentrale Nervensystem, später lähmen sie dies aber, was zum Atemstillstand und Tod führen kann.
Goldregen ist auch für Tiere giftig.
 
In der Homöopathie wird bei Depressionszuständen, bei krampfartigen Zuständen und zur Förderung der Gallenblasentätigkeit eine Essenz aus dem Goldregen verwendet.
In früheren Zeiten sind die Blätter auch als Tabakersatz genommen worden.
Ein Farbstoff ist aus den Blüten und jungen Blättern gewonnen worden. Der Goldregen ist eines der wenigen einheimischen Hölzer mit einem grünlichen Kernbereich. Dieser verfärbt sich zudem nach Lufteinfluss in zwei Bereiche: innen mit einem sehr dunklen, fast ebenholzartigen, außen mit einem mittelbraunen Grundton. Dieser Kernbereich ist scharf abgesetzt vom hellgelben und sehr schmalen Splintholz. Die Gefäße sind ringporig angeordnet. Die Jahrringgrenzen verlaufen girlandenförmig, was bei exakten Radialschnitten eine dekorative Maserung ergibt. Die Holzart wird sehr selten angeboten und ist bei Möbelrestauratoren und im Musikinstrumentbau stark nachgefragt. Aus dem sehr harten Holz stellte man unter anderem Armbrustbogen her.

Arbeitsanleitung:

Original Färberezept siehe Seite von Herrn Armin Eisner http://www.aeisner.de/
W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau) modifiziert

Arbeitsablauf :

Spross mit Ansatz einer Knospe - Querschnitt
Reichert - Jung Schlittenmikrotom Hn 40 - Schnittstärke beträgt 30 µm.

Probe lag in AFE – Gemisch
Fixiergemisch auswaschen in 70 % Ethanol 5 Minuten
1. (Querschnitte) mit 70 % Ethanol
2. Alkoholreihe bis zum 30%igen Ethanol
3. Wasser entmin. 3x wechseln je 1 Minute
4. Vorfärbung Acridinrotlösung  8 Min.
5. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
6. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen- Lupenkontrolle)  15 Sekunden.
7. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
8. Nachfärbung Astrablaulösung  1 Minute.
Bei der Nachfärbung mit Astrablau eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis  5 : 1 verwendet.
9. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben
10. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol ( 99,9 % )
11. Als letzte Stufe vor dem Eindecken Xylol einsetzen
12. Einschluss in Entellan

Ergebnis :
Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot. Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb. Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot, Suberin hellrosa.
Fotos erstellt mit Nikon D5000.
Die Übersichtsaufnahmen wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.

Bild 01 Ilustration , Alpen-Goldregen

Bild © Professor Herbert Schliefsteiner

Spross – Querschnitt

Bild 02 Schnittstelle, Spross mit Knospenansatz

Die hellgraue Rinde der Äste ist glatt. Die natürliche Farbe wurde durch Lagerung in AFE – Gemisch entfernt.

Bild 03 Übersicht  Spross mit Knospenansatz (Laburnum alpinum)


Bild 04 Übersicht  Spross mit sich bildendem Knospenansatz (Laburnum alpinum)

Dieser Schnitt liegt unterhalb der Knospe, interessant der dunklere Streifen durch den Spross, ich habe dafür keine Erklärung.

Bild 05  Älteres Periderm mit mehrschichtigem Korkgewebe ( Laburnum alpinum)


Bild 06 Vergrößerung (Laburnum alpinum)

Periderm quer. Die Zellen des Phellems sind stark verdickt. Darunter die plasmareichen , abgeflachten Zellen des Phellogens.

Bild 07 kristallführende Zelle Steinzelle (Laburnum alpinum)


Bild 08 Sklerenchymring ( Laburnum alpinum)

Sklerenchymring
Goldregen entwickeln zahlreiche Sklerenchymfasern (dickwandige, häufig verholzte Zellkomplexe, die hauptsächlich mechanische Funktion haben) im Phloem. Wenn der Spross im Verlaufe des sekundären Dickenwachstums immer mehr an Umfang zunimmt, wird der außen gelegene Sklenenchymzylinder an einigen Stellen aufgesprengt. In die so entstandenen Lücken wachsen parenchymatische Zellen ein.

Bild 09 Leitbündel (Laburnum alpinum)


Bild 10 (Laburnum alpinum)

Querschnitt, direkt unterhalb der Knospe.
Cuticula und mehrschichtige Korkzellen.

Bild 11 Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED und Pilotlicht mit Grünfilter (Laburnum alpinum)


Spross – Längsschnitt
Der in AFE 1 – Gemisch fixierte Spross wurde mit Pattex  ,,Blitz Matic"  auf einen Holzklotz geklebt.

Bild 12  aufgeklebter Spross  (Laburnum alpinum)

Probe beim Schneiden gut mit Ethanol 70 % benetzen.
Mikrotomschnitt,  Spross, längs, 30 µm (ziehender Schnitt - Winkelstellung 15 Grad)


Bild 13  gefärbte Schnitte in Xylol  (Laburnum alpinum)


Bild 14  Übersicht (Laburnum alpinum) Radialschnitt 30 µm

Die Übersichtsaufnahmen wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.
Der Spross hat im Original einen Durchmesser von 3 mm.

Bild 15  Tüpfel  (Laburnum alpinum)


Bild 16  Vergrößerung aus der Übersicht  (Laburnum alpinum)


1 = Phellem, 2 = Phellogen, 3 = Phelloderm , 4 = primäre Rinde

1 = Epidermis, mit ein wenig primärer Rinde, 2 = Phellem, 3 = Phelloderm

Bild 17  Vergrößerung  (Laburnum alpinum)

Von links nach rechts: Markzellen, im primärem Xylem – mit Schraubenbändern versehene Tracheiden, Holzparenchym



LITERATUR:
Alpen-Goldregen: Detailmerkmale Baum Bestimmung
(Laburnum alpinum Baum Details, 0191)
Mikroskopisch-Botanisches Praktikum, ISBN 3 13 440310 2
Wilhelm Nultsch

Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Drogen
ISBN 978-3-89996-508-7

Mit freundlichem Gruß
Hans-Jürgen












Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

Detlef Kramer

Lieber Hans-Jürgen,

wieder schöne, aussagekräftige Schnitte bzw. Fotos.

Zwei kleine Korrekturen:

Bild 7 ist eine Steinzelle; der vermeintliche Kristall ist das sehr stark reduzierte Lumen mit den Tüpfelkanälen.

In Bild 16 sind die äußeren schichten ein wenig durcheinander geraten. 1 = Epdermis, evtl. mit wenig primärer Rinde, 2 = Phellem, 3 = Phelloderm und dazwischen, nur ein oder zwei Schichten und grünlich das Phellogen.

Herzliche Grüße

Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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Hans-Jürgen Koch

Lieber Detlef,

danke für Dein Lob und die Korrekturen. Ich habe meinen Beitrag berichtigt.

Gruß

Hans-Jürgen
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Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

wie immer eine interessante Dokumentation mit tollen Schnitten und Bildern!
Wie Du sicher ahnst, gefallen mir die Längstschnitte am besten.

Der trapezförmige Streifen im zweiten Schnittbild könnte auf eine ungleichmäßige Schnittdicke hinweisen. Woher das kommen könnte - insbesondere in so regelmäßiger Form - weiß ich allerdings nicht zu sagen.

Herzliche Grüße
Jörg 
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Mila

Lieber Hans-Jürgen,

wieder eine sehr schöne Dokumentation von Dir. Wie immer gefallen mir die Längsschnitte besonders gut!

Herzliche Grüße
Mila

Hans-Jürgen Koch

Liebe Mila, lieber Jörg,

danke für Eure netten Worte.

Der dunklere Streifen in diesem Bild läßt mir keine Ruhe. Ich kann mir die Ursache nicht erklären. Der Spross ist extrem hart.



Wie kann ich den Fehler vermeiden ?

Gruß

Hans-Jürgen
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Jan Kros

Hallo Hans-Jürgen

Wieder eine wunderschöne Arbeit an Viburnum und wie immeer schön dokumentiert.
Ich habe alles ausgedruckt und habe mittlerweile eine ganz schöne Dokumentation.
Herzlichen Dank dafür.
Die Schnitte die du am letzten zeigst ist ungleich dick deswegen gibt es dann dunkele (dicke) und lichte Stücken in der Schnitt.
Ich habe das auch mal öffters erfahren bei sehr harte Stengelstücke.
Da kan man wenig machen.
Ich hoffe ich habe dich helfen können.
Herzlichen Gruss und bis bald
Jan

Hans-Jürgen Koch

Hallo Jan,

danke für Deinen Hinweis.

Gruß

Hans-Jürgen
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Anatol

Lieber Hans-Jürgen,


sehr interessante und nützliche Arbeit!
Vielen Dank!

Herzliche Grüße
Anatoly
Herzliche Grüße

Anatoly

Hans-Jürgen Koch

Lieber Anatoly,

danke für Dein Lob.

Gruß

Hans-Jürgen
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Muschelbluemchen

Hallo Hans-Jürgen

Auch wenn ich nicht immer was dazu schreibe - ich bin immer bei Deinen Beiträgen dabei - immer sehr interessant, informativ und Anregung zu eigenen Versuchen!
Was die ungleiche Schnittdicke betrifft - versuche einfach in der AFE-Fixierlösung den Essigsäureanteil auf 10% zu erhöhen und bewahre die Pflanzenteile einfach länger darin auf
- so mindestens 2 Wochen - wenn geht auch länger - damit sollten die Pflanzenteile weicher werden und leichter zu schneiden sein!

mit herzlichen Mikrogrüßen
Leopold

Rawfoto

Hallo Hans-Juergen

Ich bin ja zur Zeit Spezialist fuer Fehler, Aehh, ich meine natuerlich Erfahrung sammeln ...

Ich habe solche Phaenomene auch, bei mir sind die Schnitte dann unterschiedlich dick! Den Grund habe ich bei mir gefunden, die finale Loesung aber leider noch nicht ...

Wenn ich harte Materialien schneide gibt es Bewegung im Einspannmedium (Styropor, ...). Das Problem ist wenn das Material haerter ist wie das Medium mit welchem es eingespannt ist. Wenn man die Kompression bis kurz vor der Deformation erhoeht ist das Problem weg. Ich muss dann aber nachspannen ...

Die theoretische Loesung des Problems ist den Stamm einzugiessen und ca. 2mm stehen zum Schneiden raus ...

Ich habe aber wie schon gesagt noch keine Idee mit was man den Stamm am besten eingiesst ... Paraffin ist da zu weich, es mueste ein Kunstharz sein ...

Ich spanne harte Hoelzer in meiner Verzweiflung schon direkt in den Minischraubszock und richte diesen so aus, dass der Druch des Messers abgefangen wird ...

:-)

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Hans-Jürgen Koch

Guten Abend Leopold,

ich habe heute ein AFE - Gemisch mit einem Essigsäureanteil von 10% hergestellt und einige Proben darin fixiert. Nun heißt es Geduld und warten. Ich bin gespannt wie sich hartes Material schneiden läßt.
Danke für Deinen Tipp.

Gruß

Hans-Jürgen
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Hans-Jürgen Koch

Hallo Gerhard,

wir versuchen ja immer aus unseren Fehlern zu lernen und sind erst zufrieden, wenn das Problem gelöst ist.

Gruß

Hans-Jürgen
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