Was greift die Oberflaeche des Mikrotommessers an?!?

Begonnen von Rawfoto, April 17, 2011, 07:41:20 VORMITTAG

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Rawfoto

Liebe ForumskollegInnen

Auf dem Weg zum Schneidenlernen kein Fettnaepfchen auslassen ist mein Motto :-))

Erfahrung ist ja bekantlich die Summe aller Fehlschlaege und ich bin in den letzten Monat wirklich gut darin Erfahrung zu sammeln ...

Gestern habe ich das erste Mal am 1300er Leitz Grundschlittenmikrotom mit einem echten Mikrotommesser geschnitten, eine Wurzel von einem Ahornbaemchen. Das war so ca. 35 cm hoch ...

Ich habe ein altes, gebrauchtes Mikrotommesser aus der Bucht selbst geschliffen und dann abgezogen. Der Messertyp ist "C" . Das schleifen gabe ich auf der Glasscheibe mit unterschiedlichen Granulat gemacht, mit dem 180er habe ich begonnen und mich bis zum 1200er hochgearbeitet. Dann ging es ueber einem Schleifstein zur Schlemmkreide und von dort auf die Lederbloecke mit roter und schwarzer Oelmischung und im letztem Schritt auf das geoelte Leder ...

Das Ergebnis war besser wie erwartet, einfach scharf :-)) Die Scharten waren weg und ich habe eine noch nie gehabte Ausbeute (von 40 Schnitten haben 36 der Rissekontrolle unter dem Mikroskop stand gehalten und das bei 40x) ... Das hatte ich mit den Leitz Einmalklingen noch nie - Zufall oder nicht ....

Die Wurzel wurde vor Ort sofort in AFE eingelegt und ist dort exact eine Woche lang geblieben. Ich habe ein Stueck entnommen und direkt in den Schraubstock des Mikrotoms fixiert und vor jedem Schnitt die Klinge mit 70 prozentigen Alkohol (Ethanol) bestrichen und beim Schnitt mit dem Alkohol befeuchteten Pinsel verhindert das sich die Schnitte rollen (draufgehalten) ...

Nach dem Schneiden von jeweils 5 erfolgte unmittelbar die Kontrolle unterm Mikroskop. In der Zeit war die Wurzel natuerlich mit einem feuchtem Tuch (selbe Loesung wie beim Schneiden) bedeckt ...

Und jetzt kommt meine "Erfahrung", beim Reinigung des Messers war die Oberflaeche des Messers "verfaerbt"?!?

Und zwar an der Stelle wo der Schnitt ueber die Messeroberflaeche geglitten ist. Da ich einen ziehenden Schnitt gemacht habe auf ca. 4cm. Da geht es nicht um die Fasette!!!

Welche chemische Reaktion verfaerbt ein Messer? Die Frage ist natuerlich nur auf AFE, 70 prozentiges Ethanol, destiliertes Wasser und die Inhaltsstoffe der Ahornwurzel bezogen. Natuerlich sind mir Chemikalien bekannt wo z.B. Gewehrlaefe z.b. In Richtung Braun verfaerbt werden ...

Wo liegt der Fehler bei der beschriebenen Vorgehensweise???

Eine, aus meiner Sicht wichtige Zusatzinformation, auf den veraenderten Stellen am Messer wurde NICHT geschliffen, es ist dort noch originale Oberflaeche. Da sollte ich doch besser das Woertchen "war" verwenden ...

Habt Ihr so etwas auch schon gehabt?!?

:-)

Gerhard

Ps, da das Messer aus der Bucht ist kann ich nicht sagen wie alt es ist oder von welchem Hersteller. Es steht keiner drauf, nur das "C", also der Messertyp. Es hat einen abgerundeten Ruecken was bei mir die Vermutung aufkommen lies, dass es damit doch schon min. 30 Jahre am Buckel hat ...
Gerhard
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Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Alfons Renz

Hallo Gerhard,

Das Problem liegt wohl beim "E", dem Eisessig im Gemisch (Alkohol, Formol, Eisessig: AFE). Dieser ist äusserst aggresiv für alle Metalle. Deshalb sehen Objektive von Mikroskopen aus der Botanik, wo viel mit Eisessig gearbeitet wird, auch immer sehr schlecht aus. Das Metall ist korrodiert. Den Linsen macht es weniger.

Deshalb das Messer nach Benutzung mit destilliertem Wasser reinigen und leicht ölen.

Einen schönen Sonntag noch,

Alfons

Rawfoto

Hallo Alfons

Danke fuer den Tipp mit dem "E", das wuerde bei mir den Rueckschluss aufkommen lassen ==> zuerst kommt der zu schneidende Teil un 70 prozentigen Alk und erst eine Stunde spaeter zum Schneiden ...

Bis zum Reinigen bin ich ja gar nicht gekommen, allerdings habe ich schon eine halbe Stunde fuer das Schneiden und die Zwischenkontrollen benoetigt ...

Reinigt man die Messer nicht besser mit Spezialbenzin, ich bilde mir ein das gelesen zu haben und mache es daher so. Zum Einfetten kommt Vasiline zum Einsatz und auch die wird vor dem Einsatz mit dem Spezialbenzin gereinigt. Mit Aquadest wuerde man doch das Fett nicht weg bekommen ...

Wie seht Ihr das ...

:-)

Gerhard
Gerhard
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Fahrenheit

Lieber Gerhard,

ich glaube, Alfons hat recht: es wird wohl der Essig sein. In der Ahornwurzel selber sind jedenfalls keine Substanzen zu erwarten, die das Metall so angreifen können und Ethanol schadet der Klinge genau so wenig wie Formaldehyd.

Ich nutze zwar nur die Einmalklingen, lagere meine AFE-fixierten Proben aber vor dem Schneiden in aller Regel noch ein oder zwei Tage in Ethanol 70% - einfach, um das AFE nicht an den Fingern zu haben ... . Oder auch in höheren Konzentrationen zum Härten.

Das gibt zwar auch manchmal Flecke auf der Klinge (bei Einmalklingen egal ...), aber sicher nicht in dem von Dir beschriebenen Umfang.

Herzliche Grüße
Jörg

Uups, da war GErhard schneller ... eine Stunde wird aber nicht reichen ...
Hier geht's zur Vorstellung: Klick !
Und hier zur Webseite des MKB: Klick !

Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Rawfoto

Hallo Joerg

Guten Morgen:-)) Fuer mich bedeutet diese Erfahrung, ich gehe wieder zu meiner eingangs verwendeten Vorgangsweise zurueck ...

Damit wechsle ich vom AFE wieder in die Archivloesung ==> Strasburger Loesung

Ethanol 96 prozentig
Glycerin
Destiliertes Wasser

(jeweils zu gleichen Teilen)

Gehen um den Eisessig los zu bekommen ...

Ich werde mich gleich an die Arbeit machen und mit dem Chemie tauschen durchstarten, es liegen noch ueber 60 Praeparate nicht in der Strasburger Loesung ...

:-)

Gerhard
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Dieter Stoffels

Hallo Gehard,

ich gehe davon aus, dass die Verfärbung Deines Messers sekundär auf das Fixiergemisch zurückzuführen ist. Durch die ethanolische und essigsäure  Einlage werden verschiedene Stoffe des Pflanzenorganes mobilisiert. Hierzu gehören vor allem Gerbstoffe (Tanine) und sulfidische Verbindungen (schwefelhaltige Aminosäuren wie Cystin und Cystein) , die mit der Messeroberfläche reagieren. Wird nicht unmittelbar nach dem Schneiden die Klinge gereinigt bilden sich goldgelbe, später schwarzbraune Verfärbungen. Wird ein derartiges Messer ungereinigt und ungeschützt längere Zeit bei Luftfeuchtigkeit gelagert, führt dies an verfärbten Stellen zu Korrosion. Die Verfärbung des Messer während des Schnittes zeigt sich vor allem dann, wenn dass Messer zusätzlich einer gewissen Feuchte (z.B bei der Gefrierschnitttechnik) unterliegt.

Viele Grüße!

Dieter

Detlef Kramer

Hallo Gerhard,

ganz generell: Mikrotommesser sind, wie die asiatischen Messerträume aller Hobbyköche, aus Carbon-Stahl gefertigt. Der ist extrem hart und lässt sich daher scharf schleifen, aber die Oberfläche korrodiert leicht. Deshalb, immer sofort nach Gebrauch abspülen, abtrocknen und dann leicht einfetten; Vaseline müsste i.O. sein. Auf Essig zu verzichten ist bestimmt nicht falsch. Das Glycerin-haltige Medium verbessert zudem die Schneidfählgkeit - es wirkt ein wenig wie ein Schmiermittel.

Herzliche Grüße

Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

Vorstellung: Hier klicken

Muschelbluemchen

Hallo Gerhard

Es ist definitiv die Essigsäure im AFE die das Messer angreift - als ich um weicheres Material zu erhalten, den Essigsäureanteil auf 10% erhöhte und das Material
irgendwann am Mikrotom verarbeitete, begann das Messer noch beim Schneiden sich zu verfärben und selbst die Schnitte wurden langsam schwarz.
Nun wasche ich das AFE immer gut aus, indem ich das Material zwei Tage lang in mehrmals gewechseltem Leitungswasser aufbewahre und anschließend in
Strasburger aufbewahre, welches ich zur Sicherheit auch noch mehrmals tausche.

mit herzlichen Mikrogrüßen
Leopold

Rawfoto

Hallo Loepold

Danke, ich habe auch einen erhoeten Essigsaereanteil verwendet, 8 Prozent ...

Die Schnitte blieben unveraendert, das Messer hat sich aber auch innerhalb der 30 Minuten Schneiden bereits verfaerbt. Also vor dem Putzen wars bereits zu spaet. Ist aber zum Glueck nur kosmetisch. Nach dem erneutem Schleifen mit Schlemmkreide auf Glas und den Abziehschritten auf den drei Lederbloechen war kein Abfall an Schaerfe zu bemerken ...

:-)

Gerhard
Gerhard
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