Schliff einzelner Mikrofossilien

Begonnen von MH, April 26, 2011, 13:53:33 NACHMITTAGS

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MH

Hallo zusammen,

neben Dünnschliffen besteht auch die Möglichkeit einzelne Mikrofossilien zu schleifen. Ein Mitglied unserer AG Mikropaläontologie Hamburg hat hierzu eine preisgünstige Konstruktion mit Kühlelement entworfen. Die Mikrofossilie wird in einen kleinen Eisblock eingeschlossen und dann unter dem Binokular/Mikroskop heruntergeschliffen.

siehe hier eine so behandelte Nodosaria intermittens Roemer, 1838,
Ausschnitt und Detail
aus dem Sternberger Gestein, Oligozän.

Michael Hesemann
foraminifera.eu-Projekt und AG Mikropaläontologie Hamburg
*****aktuell: Workshop Mikropaläontologie in Hamburg 10./11. September 2011******



und

--
Michael Hesemann
Foraminifera.eu Project
www.foraminifera.eu

Holger Adelmann

Hallo Michael, das sieht ja sehr schick aus - die Technik liesst sich aber schwierig, oder?
Was macht man denn dann mit den Anschliffen? Werden die ganz gewoehnlich in einer Auflich-Zelle mit Klebegrund augfgeklebt?

Herzliche Gruesse
Holger

Dünnschliffbohrer

Ich möchte hier zwar niemandem auf die Füße treten, aber die vorgestellte Technik für die Schliffherstellung ist doch etwas exotisch. Und von den Ergebnissen (Schliff) bin ich ehrlich gesagt auch nicht ganz überzeugt (allerding durchaus von den Fotos, die hab ich in der Qualität seit ich vor kurzem auf Digital umgestiegen bin selbst noch nicht hingekriegt).
Das in der Paläontolügie zu diesem Zweck üblicherweise angewandte Verfahren sieht anders aus:
1) Mikrofossil in einem kleinen Tropfen geschmolzenen Kanadabalsam auf einem Objekträger aufkleben.
2) Danach die Lage unter dem Stereomik kontrollieren und mit einer heißen Nadel das Fossil so drehen, dass die gewünschte Schliffebene // zur Objekträgeroberfläche liegt.
3) Vorsichtig mit etwas Schleifpulver (800er Körnung reicht, nicht gröber, 1000er geht auch) in etwas Wasser aufgeschwemmt auf einer Glasplatte - ohne zu kippeln - das Fossil bis auf die gewünschte Ebene wegschleifen.
Vorsicht - verglichen mit flächigen Gesteinsdünnschliffen geht das sehr schnell, in ein paar Minuten, und wenn man nicht aufpasst ist das Fossil schnell ganz weggeschliffen.
4) Mit der heißen Nadel den Tropfen Balsam mit dem einseitig angeschliffenen Fossil schmelzen, das Fossil unter dem Stemi umdrehen, auf die flache Seite legen und von der anderen Seite bis auf die gewünschte Dicke herunterschleifen.
5) Schliff säubern, trocknen und mit gelöstem (!) dickflüssigem Kanadabalsam unter dem Deckglas eindecken.
- db.
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

MH

#3
Hallo zusammen,

vielen Dank für die Darstellung eines der möglichen Vorgehensweisen mit Kanadabalsam. Den wesentlichen Unterschied zum von mir vorgestellten Verfahren sehe ich im Einbettungsmittel und Verwendungszweck.

Wasser- und Eis hinterlässt keine Rückstände oder Blasen. Es kann z.B. eine Seite geschliffen werden und die andere Seite mit Ihrer Aussenstruktur so bleiben wie sie ist. Das kann für spätere Überprüfung der wesentlichen Merkmale sehr wichtig sein. Schleift man beide Seiten ist die Information über die Aussenstruktur weg. Die Aufbewahrung der halb geschliffenen Exemplare kann lose oder fixiert in einer Zelle erfolgen.
Der Verwendungszweck ist also nicht die Anfertigung von Dünnschliffen mit wenigen µm Durchmesser. Hier würde ich vor allem auf eine sehr präzise Führung der Schliffebene Wert legen und z.B. Kanadabalsam verwenden.

Das Einbettungsmittel Wasser/Eis läßt sich bei Positionierung und während des Schleifens nach Bedarf etwas oder ganz auftauen. Man reguliert dies einfach über die Stromzufuhr für das Kühlelement. Das kann z.B. wichtig sein, um grazile Wandstrukturen zu erhalten. Ist ein Öffnung da, wird Wasser eingefüllt, das dann als Eis die Innenräume verfestigt.

Wasser ist einfacher zu handeln und kostenlos. :)

Einen Vorteil sehe ich dann noch in der Positionierung. Wir schleifen von oben und sehen im Bino permanent das Schliffresultat. Es lassen sich so ohne Ummontagen in verschiedenen Stadien des Schliffs Fotos machen.

Das Ergebnis hängt wesentlich von der Schleifmittelverwendung und des geraden Schliffs ab, bei dem Exemplar auf den gezeigten Bildern mag dies suboptimal ausgeführt sein, da in ca. 20 Minuten gefertigt.  

Michael Hesemann
foraminifera.eu-Projekt und AG Mikropaläontologie Hamburg
*****aktuell: Workshop Mikropaläontologie in Hamburg 10./11. September 2011******

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Michael Hesemann
Foraminifera.eu Project
www.foraminifera.eu

micromax

Hallo Michael Hesemann,

ich finde die Möglichkeit mit Eis zu fixieren und dann kontrolliert zu schleifen interessant. Leider kann ich die Anleitung dazu nicht finden.
Ist es möglich einen link zu posten?

Vielen Dank und beste Grüße

micromax