Papaver rhoeas - Blütenknospe quer *

Begonnen von Muschelbluemchen, Mai 09, 2011, 14:58:44 NACHMITTAGS

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Muschelbluemchen

Schon als kleines Kind war ich fasziniert von den Blütenknospen am Klatschmohn http://de.wikipedia.org/wiki/Klatschmohn, großartig wie die
doch großen Blütenblätter in diese kleine Knospe hinein gepackt sind.
Für mich daher ein tolles Objekt um Paraffinschnitte zu erstellen.
Zuerst wurden die Blütenknospen für eine Woche in AGE (Äthanol - Glutaraldehyd -Essigsäure) fixiert, dann in der aufsteigenden
Alkoholreihe entwässert und über Terpineol in Paraffin eingeschlossen.
Geschnitten am Schlittenmikrotom bei 10Mikrometer Dicke.

Die Schnitte selbst hatte ich schon 1992 angefertigt und mit Eisenhämatoxylin gefärbt. Doch die Färbung wurde über die Jahre immer
schwächer. Daher entschied ich mich die Schnitte neu zu färben.
Die Objektträger wurden im Färbeglas in Terpineol eingestellt, nach 24Stunden war im Wärmeschrank bei 55Grad Celsius das Deckglas abgefallen
und nach der üblichen Prozedur: ->Isopropanol -> Äthanol 96% ->Äthanol 50% ->H2O konnte neu gefärbt werden.

Gefärbt wurde mit einer motifizierten Dujardin-Färbung http://www.mikroskopie-muenchen.de/rudbeckia.html:
Zuerst in einer Lösung nach W.H.Emig: Acridinrot 0,5 g, Chrysoidin 0,5 g, 10 ml 5%-ige wäss. Ammoniumalaunlösung, dest. Wasser 190 ml.
Da ich kein Ammoniumalaun hatte, musste ein Deostift daran glauben (sowas ähnliches wie der hier - Achtung: es ist nicht der hier abgebildete - also immer auf die Inhaltsstoffe achten: http://www.apodono.com/de/Kosmetik-und-Pflege/Deodorants/MURNAUERS-Mineral-Deo-Kristall-Mini-80g-DEO)
In der AC-Lösung nach Emig verblieben die Schnitte für mehrere Stunden (kürzere Zeitspannen eventuell möglich, doch zumindest 15 Minuten sollten es sein).
Dann Abspülen mit Aqua dest und Nachfärben mit Astrablau/Acriflavin für 1-2 Minuten.
Wieder Abspülen mit Aqua dest, dann kurz Eintauchen in Äthanol 96%, einige Sekunden in Isopropanol und weiter in Xylol.
Im Äthanol bzw. im Isopropanol differenzieren die Schnitte d.h. die ursprünglich sehr stark rot gefärbten Schnitte verlieren hier viel
Acridinrot, zu langer Aufenthalt verdirbt vermutlich die Schnitte.

Das Ergebnis:



Das Bild selbst kann über mein Album: https://picasaweb.google.com/linuxtrainer/MikrofotosBotanik?feat=directlink downgeloaded werden und ist von der Lizenz her frei,
wie alle Bilder dort.
Das Bild selbst hat 7000x6692 Pixel - wird das Bild über das Fotoalbum auf Picasa betrachtet, kann man die Zoomfunktion von Picasa
nutzen und auch die kleinen Details der Aufnahme studieren (für die Zoomfunktion einfach das Lupensymbol rechts oben anklicken, dann
den +/-Button links oben verwenden, oder den Schieberegler rechts unten).

Bei einigen der Präparate habe ich die Hämatoxylinfärbung nach Heidenhein http://www.aeisner.de/methoden/farb8.html nur erneuert - hier das Ergebnis:



mit herzlichen Mikrogrüßen
Leopold

Fahrenheit

#1
Lieber Leopold,

phantastisch! Vielen Dank fürs Zeigen.

Wenn Du nach dem Färben direkt in reines Isopropanol gehst und dieses schnell wechselst, fällt die Differenzierung ggf. nicht so stark aus, dazu muss nämlich immer noch etwas Wasser vorhanden sein. So könntest Du die Rottöne besser erhalten.

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Mila

Lieber Leopold,

das ist ja gigantisch gut! Klasse! Die Fruchtblätter, die später die Kapselfrucht bilden, habe ich so ja noch nie gesehen! Spitze! Kommt in meine Sammlung :)

Herzliche Grüße
Mila

Holger Adelmann

Lieber Leopold - das geht nicht mehr besser !!
Ich bin sehr beeindruckt von Deinem Können.

Was mich wundert ist dass die Färbbarkeit der ehemals eingedeckten Schnitte noch so gut ist.

Herzliche Grüsse
Holger


Rawfoto

Hallo Leopold

Da zeigst Du was unglaublich tolles, eine von mir hunderte Male fotografierte Pflanze einfach absolut anders dargestellt. Da muss man erst einmal draufkommen ...

Das Schoene liegt so nah trifft da voll zu, Gratulation

:-)

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Muschelbluemchen

Danke! Freut mich wenn der Schnitt und das Bild gefällt!
Die Aufnahmen sind übrigens am Lomo Biolam entstanden und nicht am MoticBA310.
Für das erste Bild habe ich 154 Bilder erstellt, für die zweite Aufnahme (Eisenhämatoxylin)
wurden 223Bilder verarbeitet.
Die Erstellung der Bilder, das Stitchen am Computer und die Nachbearbeitung mit GIMP verbrauchen da schon
mal einige Stunden.

Immerhin kann man auch mit einem günstigen Mikroskop was vernünftiges Anfangen, ohne wirklich Unsummen
investieren zu müssen:

Kostenfaktor:
Mikroskop Biolam: 70Euro (ebay - eigentlich 120Euro, aber bei der Selbstabholung runtergehandelt da total verharzt)
Mikroskopleuchte Olympus: 60Euro (ebay)
C-Mount Kamera 3Mpx: 230Euro
Lomo Objektiv 9/0.2: 30Euro (war nicht bei diesem Mikroskop dabei, ebay)

Einziges Problem - das Okular für die c-mount Kamera, ist eigentlich bei der Moticam 2000, 2300 and 2500 dabei, kann
aber auch eventuell separat gekauft werden - wirklich taugliches Ding, natürlich nur für Objektive die keine
Kompensationsokulare brauchen, da die Kamera mit dem Motic-Okular statt des Originalokulars eingesteckt wird.
(siehe auch: http://www.tedpella.com/cameras_html/camera1.htm, suchen nach: "Motic B&S Adapter Kit")

mit herzlichen Mikrogrüßen
Leopold

Fahrenheit

Lieber Leopold,

da sag' noch mal einer was gegen die Lomos!

Stellst Du über den Monitor scharf und musst Du die Schärfe bei jedem Bild nachjustieren?
Bei mir wäre schon die etwas ungleichmässige Ausleuchtung des Bildes ein Problem beim anschließenden Stitchen.

Herzliche Grüße
Jörg
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Muschelbluemchen

Hallo Jörg

Zitat von: Fahrenheit in Mai 10, 2011, 22:10:38 NACHMITTAGS
Stellst Du über den Monitor scharf und musst Du die Schärfe bei jedem Bild nachjustieren?
Bei mir wäre schon die etwas ungleichmässige Ausleuchtung des Bildes ein Problem beim anschließenden Stitchen.
Ich stelle über den Computermonitor scharf, was eigentlich prima funktioniert, vorallem wenn das Bild bei 100% Größe angezeigt wird.
Die Schärfe sollte dann eigentlich für die 223 Bilder passen, die dann erzeugt werden, und es dauert sicherlich eine
Stunde um die 223 Einzelbilder zu erstellen - in dieser Zeit darf sich die Schärfejustierung des Mikroskop nicht selbstständig verändern
(z.B. durch das Gewicht des Tubus) - sprich eigentlich auch etwas für die Qualität der Lomos.

Die ungleichmässige Ausleuchtung des Bildes war beim Verwenden des Lomo Plan Objektivs 9/0.2 eigentlich nicht zu bemerken.
Beim Lomo Planobjektiv 3.2/0.1 ist es tatsächlich ein Problem!

mit herzlichen Mikrogrüßen
Leopold