Dicke Objektive für "Dicke Hose"?

Begonnen von Peter V., Mai 12, 2011, 17:50:20 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Peter V.

Hallo!

"Auf dicke Hose machen" ist bekanntlich ein Synonym für Angebertum. Bedarf es dazu auch "dicker" Objektive? Was auffällt, ist, dass in der Regel - die durch Ausnahmen bestätigt wird - ein Objektiv umso "dicker" wird, je hochwertiger es ist. Grundsätzlich sind ja auch zumeist selbst einfache moderene Unendlichachromate deutlich "dicker" als ihr endlichen Vorgänger, wobei man aber z.B. bei den  C-Planen von Leica sieht, dass es offensichtlich nach wie vor auch sehr "dünn" geht.
Schaut man sich nun aber mal Schnittzeichnungen von diesen dicken Objektiven an, stellt man fest, dass der Durchmesser der Linsen nicht nennenswert größer ist als bei alten ( und zum Teil ja auch schon sehr komplex aufgebauten ) hochwertigen Endlichobjektiven. Hingegen ist die Umhüllung oft außerordentlich materialstark, manchmal sind es auch auch vom Material her dünnere Umhüllungen mit viel "Luft" dazwischen, hier hat man schon der Eindruck einer gewissen "Mogelpackung".
Nun meine Frage: Hat das ( auch ) verkaufspsychologische Gründe oder ist diese Dicke wirklich immer notwendig?
Was für eine technische Notwendigkeit spräche, ist die Tatsache, dass die CF-250-Objektive von Zeiss Jena mithin die dicksten und schwersten "Trümmer" waren, die je gebaut wurden, und dort ist man ja bekanntermassen mit Ressourcen eher schonend umgegangen.

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Georg Abele

Einerseits können sich Lichtstrahle wohl in einem dicken Gehäuse wesentlich geborgener fühlen und deshalb ein ruhigeres Bild erzeugen. Andererseits erzeugt Angabe bekanntlich einen Brechreiz, den wohl die Optik-Konstrukteure hier ausnützen um ansonsten unerreichbare Brechungsindizes zu generieren.

Grüße aus Aalen

Georg Abele


www.duennschliff.com  www.thin-section.com  Gute Ideen sind fast immer einfach.

Peter V.

Zitat von: Georg Abele in Mai 12, 2011, 22:10:30 NACHMITTAGS
Einerseits können sich Lichtstrahle wohl in einem dicken Gehäuse wesentlich geborgener fühlen und deshalb ein ruhigeres Bild erzeugen. Andererseits erzeugt Angabe bekanntlich einen Brechreiz, den wohl die Optik-Konstrukteure hier ausnützen um ansonsten unerreichbare Brechungsindizes zu generieren.

Grüße aus Aalen

Georg Abele




Lieber Georg,

absolut logische und einleuchtende Erklärung!
Dennoch deucht mir, dass hier ein gewisser Herr Abele möglicherweise ein Späßele treiben möchte?
Wird hier etwa meine absolut weltbewegende Frage nicht gebührend ernst genommen  ???  :'(  ;)

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Winfried Todt

Hallo Peter,
welch sprachliche Gewandtheit, mich däucht (oder auch deucht) ich bin im 15. Jahrhundert.
Deine Frage mag zwar nicht weltbewegend sein, was bewegt schon die Welt, aber wissen möchte ich es auch schon gern.
Liebe Grüße
Winfried

reblaus

Hallo Peter -

mich dünkt, dass sich große Teile von ungeübten Arbeitskräften leichter und daher billiger herstellen und justieren lassen und wenn dabei die weltbewegende Frage: Wer hat den größten (Durchmesser) gleichzeitig mit gelöst wird - umso besser.

Gruß

Rolf

Nomarski

Das kann ich bestätigen. Größere Teile lassen sich besser bearbeiten als kleinere Teile. Außerdem bieten dickere Wandstärken bessere Möglichkeiten für den Einbau von Mechanismen wie die Deckglaskorrektur, Iris und Präparateschutz durch Einfederung.
Außerdem sind solche Objektive auch reparaturfreundlicher. ;)

Georg Abele

Guten Morgen!

Das bei dickeren Objektiven günstigere Verhältnis von Masse zur Projektion der Oberfläche verleiht diesen auch wesentlich bessere ballistische Eigenschaften. Sowohl die Flugbahn wird, durch den zur Masse relativ geringeren  Luftwiderstand bedingten kleineren Geschwindigkeitsabfall gestreckter, wie auch die Zielballistische Wirkung beim Auftreffen auf einen unliebsamen Mitarbeiter heftiger wird.  Außerdem verleiht ein pekuniär mächtigeres Geschoß der Geste einen weit größeren psychologischen Nachdruck. Wir sehen: Alles spricht für dicke Objektive!

Viele Grüße aus Aalen

Georg Abele
www.duennschliff.com  www.thin-section.com  Gute Ideen sind fast immer einfach.

Fahrenheit

Liebe Objektivballistiker,

könnt Ihr die dicken Dinger bitte bevorzugt in meine Richtung werfen?

;D ;D ;D
Jörg

p.s.
Könnte es sein, dass die größere Masse die Objektive weniger anfällig für thermische Einflüsse macht?
Hier geht's zur Vorstellung: Klick !
Und hier zur Webseite des MKB: Klick !

Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

pa3gmi

Hallo,

Was die Zeiss Jena CF 250 dick macht ist die werkweise jeder Optik Gruppe in ein Messing ringe zu fassen, ich denke zum einfachere Montieren.

Gruß
Rien.
Rien

Frank Fox

Hallo,

das ist wie bei den Foto-Objektiven.
Desto größer, desto teurer, desto besser, desto mehr Eindruck hinterlässt man.  :D

Nur dumm, wenn dann nebendran jemand mit einer "kleinen Knipse" steht, und annähernd so gute Fotos schießt.  :(
und dann stellt man sich die Frage: "Warum schleppe ich hier die schweren Objektive rum?"

Aber trotz allem, ich bin mit meinen dicken Zeiss Jena CF 250 - Objektiven sehr zufrieden.  8)

Herzliche Grüße
Frank
Mikrofotografie
www.mikro-foto.de
www.fotofind.eu

Faszination Mikroskopie
www.dustri.com/nc/de/hachinger-verlag/category/sachbuch.html

Zeitschrift Mikroskopie
http://www.mikroskopie-journal.de/

YouTube - Kanal
www.youtube.com/channel/UC32f7n_zGHMphTHSTC5wylg

Frank D.

#10
Hallo,

ich hoffe, ich werde nicht gleich erschlagen wenn ich dieses Bild aus der Zeiss Broschüre "Objektive von Carl Zeiss" https://www.micro-shop.zeiss.com/?s=3583116792a41a&l=de&p=de&f=o abbilde,
aber es zeigt doch sehr schön den verschachtelten Aufbau eines Objektives mit Präparateschutz und Korrektionsring.
Das Verhältnis von Aussendurchmesser zur sichtbaren Frontlinse beträgt ca. 30:1.

Diese "Matroschka" mal zu öffnen, wäre (m)ein Traum  ::)  .... der Zusammenbau wohl ein Albtr. .....  :'(



Liebe Grüße
Frank

Eckhard F. H.

Boah - beeindruckend! Vielen Dank, sowas interessiert mich ungemein.
Gruß - EFH

reblaus

Hallo Frank -

früher ging's auch dünner - hier ein Planapo 100/1,3 Oel mit immerhin 12 Linsen aus der Zeiss-Broschüre "Optical Systems for the Microscope" aus dem letzten Jahrhundert. Das Planapo 63/1,4 war dann auch gleich viel dicker ...




Viele Grüße

Rolf

derda

Hallo Peter,

wirklich interessante Frage, zu der Antworten zwar nicht ausblieben, die Erklärung aber schon.

Bei gleichen Randbedingen verfügt eine Linse mit größerem Durchmesser auch über eine größere numerische Apertur. Gleichzeittig nimmt der Anteil an achsennahen Strahlen, mit denen man eine Bleistiftrechnung machen kann, ab. Heute simuliert man numerisch am Rechner und kann deshalb auch achsferne Strahlen, Beugungserscheinungen und asphärische Linsenflächen in die Betrachtung einbeziehen.

Klar, daß sich dann auch das Objektivdesign ändert oder?

VG, Erik