Unbekanntes Tier aus Sphagnum-Schlenke

Begonnen von Holger Adelmann, Mai 22, 2011, 01:10:16 VORMITTAG

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Holger Adelmann

Liebe Kollegen,

ich habe heute mit Kollegen von dem MKB (Bonn) einen tollen Ausflug in ein Naturschutzgebiet nahe Siegburg gemacht und in einer Sphagnum Schlenke das folgende Tier gefunden.
Es steckte offenbar in einer Eihülle und bewegte sich nicht. Vielleicht ist es eine Insektenlarve? Die Mundwerkzeuge, die Segmentierung des Leibes...
Irgendwer eine Idee? Eine Libellenlarve vor dem Schlüpfen??

Leitz Orthoplan, DIC, Objektiv 40:1




7an

Guten Morgen,

für mich sieht das verdächtig nach einem Insekten-Embryo aus. Erinnert ein wenig vom aussehen an Drosophila. Sieht stark nach der Organogenese aus. Dorsal mittig (im Bild oben) der eingedellte Bereich ist meines erachtens nach die Amnioserosa, ein Bereich der erst später von der Epidermis geschlossen wird. Anterior (rechts) sieht man gut das Stomodaeum. Ventral beginnt die Segmentierung des Mesoderms und Neuroektoderms. Eventuell sind relativ posterior kleine Blässchen zu sehen, das könnten die invaginierten Polzellen sein, aus denen die Gonaden entstehen. Die äußere Hülle ist noch das Chorion, die äußere Schicht der Eihülle.

Schöner Fund und schöne Aufnahme,

Gruß
Jan

Monsti

Lieber Holger,

das Gebilde erinnert mich ein wenig an einen Fund von gestern (Pillersee-Niedermoor). Was meinst Du?



Liebe Grüße
Angie

Holger Adelmann

Liebe Angie,

die Granulationen sind sicher aehnlich, das koennten vielleicht noch undifferenzierte Zellen sein.
Allerdings ist die Koerpersegmentierung bei Deinem Fund nicht zu sehen, sodass ich nicht weiss ob es sich um einen Insektenembryo oder etwas anderes handeln koennte.
Allerdings sieht mir Dein Fund ebenfalls irgendwie unfertig aus - also ebenfalls irgendwas in Entwicklung...

Herzliche Gruesse
Holger


7an

#4
Hallo nochmals,

Auch das Bild von Angie ist ein Insektenei, allerdings in einem früheren Stadium, dem sogenannten zellulären Blastodermstadium. Die äußere Hülle ist auch hier das Chorion, die größeren Blässchen innen sind Dotterschollen. Die gut erkennbaren, leicht Ziegelsteinförmige Zellen, die innere Umrandung quasi, sind die Blastodermzellen. Rechts im Bild ist vermutlich der posteriore Pol mit Polzellen, dafür würde ich allerdings nicht meine Hand ins Feuer legen, da es schwer erkennbar ist.

Bei Insekten handelt es sich zumeist um eine meroblastische Furchung, im speziellen liegt hier eine centrolecithale superfizielle Furchung vor. Der Zygotenkern vermehrt sich über mehrere Teilungsrunden im Plasma ohne neue Zellen zu bilden, nach einer gewissen Anzahl von Teilungen wandern die Kerne nach außen und induzieren eine Plasmamembranbildung um sich herum. Aus diesem syncytialem Blastoderm bildet sich dann das hier vorliegende zelluläre Blastoderm, in dem sich die Plasmamembranen schließen. Es folgt dann die Gastrulation...

Beste Grüße,
Jan

Monsti

Lieber Holger, lieber Jan,

vielen Dank für Eure interessanten Ausführungen. Dass ich bei meinem Exemplar um das Frühstadium eines Eis handeln muss, war mir klar. Also ebenfalls ein Insektenei. Wieder was hinzugelernt ...

Herzliche Grüße
Angie