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Stacking bald unnötig?

Begonnen von Stefan_O, Juni 22, 2011, 13:31:56 NACHMITTAGS

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Stefan_O

Salü Zusammen,

frisch vom Mineralienatlas-Forum aufgegabelt: die Firma Lytro wird demnächst eine Kamera auf den Markt bringen, die ein Fokussieren vor dem Fotografieren unnötig macht. Fokussiert wird erst mit den Daten hinterher. Möglich wird das durch einen Sensor, der neben der Lichtmenge auch den Einfallsvektor des Lichtes aufnimmt. Hier ein paar Links:

Die Homepage: http://www.lytro.com

Übersichtsartikel: Light Field Photography with a Hand-held Plenoptic Camera http://graphics.stanford.edu/papers/lfcamera/lfcamera-150dpi.pdf

und die Doktorarbeit des Firmengründers: http://www.lytro.com/renng-thesis.pdf

Man darf gespannt sein, ob es ein neuer Meilenstein wird, oder nur eine Seifenblase. Vielversprechend ist es auf alle Fälle.

Gruss,
Stefan

Heribert Cypionka

#1
ZitatStacking bald unnötig?

Lieber Stefan,

die Antwort ist: Nein. Ich habe mir die schöne Doktorarbeit mit Interesse angesehen - vielen Dank für Ihren Hinweis!

Die Grundidee ist simpel, genial und sicher keine Seifenblase: Vor dem Sensor-Chip werden zahlreiche kleine Linsen platziert. Diese empfangen das Licht vom Objekt aus verschiedenen Winkeln und liefern jeweils leicht unterschiedliche Bilder. Sie bilden auf dem Chip sowohl nah als auch fern gelegene Objektpunkte ab. Aus den nebeneinanderliegenden Linsenbildern lassen sich durch Verwertung jeweils geeigneter Bildpunkte mit geeigneter Software Bilder aus verschiedenen Fokusebenen rekonstruieren.

Dabei gibt es (neben der Korrektur der Linsenbilder, die in der Arbeit ausführlich besprochen wird) zwei Probleme:

1. Jede Linse beansprucht einen Teil des Sensorchips. Dadurch geht die Auflösung dramatisch zurück.

2. Ein Mikroskop-Objektiv liefert nur Informationen aus einem sehr kleinen Tiefenbereich. Auch wenn ich noch so viele Linsen dahinter platziere - wir werden weiterhin den Fokus verstellen und Bilderstapel aufnehmen müssen. Immerhin geht das durch Filmen einer Durch-Fokussierung mit 2 Megapixeln in wenigen Sekunden (siehe http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=9190.0).

Mit bestem Gruß

Heribert Cypionka

www.picolay.de



Kurt Wirz

Hallo Stefan

Diese Technik mit einer  sechsfachen Schärfentiefe ist genial, so auch das Prinzip der längst bekannten und äusserst billigen Lochkamera mit ihrer unendlichen Schärfentiefe, auch hier mangelt es aber an der eigentlichen Schärfe.
In der "normalen" Fotografie ist eine hohe Schärfentiefe oft auch aus gestalterischen Gründen unerwünscht, falls sie dennoch benötigt wird, kann die Blende geschlossen werden und die Schärfentiefe kann sich dadurch um einiges mehr wie um das Sechsfache erhöhen!

In der Makrofotografie, um eine optimale Schärfe zu erhalten, kann die Blende nicht beliebig geschlossen werden, bei einer hohen Schärfe resultiert eine geringe Schärfentiefe, diese ist oft erwünscht.
Mit einer 3MegaPixel Lichtfeld-Kamera (Kosten etwa 25'000.- Euro) wird nur eine geringe Schärfe erzielt und die damit verbundene hohe Schärfentiefe ist oft nicht erwünscht.
Ist in der Makro Fotografie eine sechsfache Schärfentiefe erwünscht, dann verwendet man das Stacking, 6 Bilder zu vereinen ist sehr einfach und die Bilder sind optimal scharf!
Ist eine sehr hohe Schärfentiefe erwünscht dann sind beim herkömmlichen Stacken ohne weiteres 100 Aufnahmen (100 fache Schärfentiefe) notwendig, eine 6 fache Schärfentiefe reicht nicht.
Eine Lichtfeld-Kamera eignet sich jedoch für bewegte Objekte!

Verzichtet man bis zu einem Abbildungsmasstab von etwa 100:1 auf eine absolut hohe Schärfe, dann eignen sich Lupenobjektive, sie weisen eine höhere Schärfentiefe auf, wie superscharfe Mikroskop-Objektive.
In der Mikroskopie, bei Vergrösserung über 100 X, bei Dünnschnitten und flachen Objekten in der Auflicht-Mikroskopie ist eine 6 fache Schärfentiefe eventuell dienlich, hier eignet sich vermutlich der Einsatz einer Lichtfeld-Kamera am ehesten, wenn sie schärfer wäre!?

In der Auflicht-Mikroskopie bei Objekten die nicht flach sind, ist eine sechs fache Schärfentiefe oft viel zu wenig, da werden oft 100 Aufnahmen die gestackt werden benötigt.

Die Lichtfeld-Fotografie hat also ihre spezifischen Anwendungsbereiche, die selten beim Hobby Fotografen anzutreffen sind.

Gut Licht

Kurt

wolf-stefan

Liebe Kollegen,

mittlerweile verkauft die Firma LYTRO in USA für 399 $ die ersten "Lichtfeld-Kameras".
https://www.lytro.com/#.
Die Makrobeispiele in der Bildergalerie können zwar noch lange nicht mit gestackten Aufnahmen mithalten, aber verblüffend finde ich diese Technik dennoch.
Wer weiß, was noch daraus werden wird.

viele Grüße
Stefan

Stefan_O

Testbericht auf Spiegel-Online zur Lytro:
http://www.spiegel.de/netzwelt/gadgets/lytro-im-test-das-kann-die-lichtfeldkamera-a-912925.html

Ich schliesse mich da meinem Vorredner an:
ZitatWer weiß, was noch daraus werden wird.
Immerhin war jemand so mutig, den Anfang zu machen.

Gruss,
Stefan

Rawfoto

Liebe LeserInnen

Dieses Thema geht in wiederkehrenden Wellen durch die unterschiedlichen Fotozeitschriften, bisher sind mir nur Tests von einem Fotografen bekannt der das auch in einer brauchbaren Qualität umgesetzt hat (Kosten für den Testaufbau in Bereichen das nicht einmal Zeiss eine Idee hat was man um dieses Geld für Mikroskopteile kaufen kann). Zur Zeit befindet sich das Thema seit Jahren in den Kinderschuhen ...

Aber wer kann schon sagen was daraus wird ...

Liebe Grüße

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Michael L.

Dear All,

Also ganz ehrlich das ist der unötigste Marketinghype den man sich vorstellen kann. Wer fotographieren kann, kann auch mit digitalen Kameras die Tiefenschärfe kontrollieren. Was der Mehrwert einer Softtware gestützen Schärfenenbenenselektion auf Betrachtseite sein soll ist echt rätselhaft. Reine Spielerei wird sich niemals durchsetzen.

Gruß

Michael

derda

Guten Morgen liebe Stackingfreunde,

was ich an der Kamera gut finde ist die Software zur Betrachtung der Bilder am Rechner. Mit ihr bestimme ich, was ich scharf sehen möchte und bekomme so einen guten 3D-Eindruck vom Objekt.

Viele Grüße

Erik

schuppi

Hallo zusammen,

der Ansatz ist hochinteressant und ich bin sehr gespannt, ob da noch mehr draus wird.

Das derzeitige Zielszenario soll ja wohl auch sein, dass man Handykameras damit ausrüstet, um so schnell mal einen Schnappschuss zu machen (irgenwas wird ja scharf sein).

Insofern gibts schon jetzt dafür eine Anwendung und ich halte es für gar keine Spielerei.

Futuristische Grüße
Rainer
DFK 72AUC02 an
- Motic BA310 Trino LED
- Motic SMZ-168 Trino LED
Web-Site: http://www.mikroskopie-bilder.de

Peter V.

Hallo,

Zitat von: Michael Lüttgen in Juli 27, 2013, 00:08:12 VORMITTAG
Dear All,

Also ganz ehrlich das ist der unötigste Marketinghype den man sich vorstellen kann. Wer fotographieren kann, kann auch mit digitalen Kameras die Tiefenschärfe kontrollieren. Was der Mehrwert einer Softtware gestützen Schärfenenbenenselektion auf Betrachtseite sein soll ist echt rätselhaft. Reine Spielerei wird sich niemals durchsetzen.
Gruß

Michael


Das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung. Ich glaube ans Pferd.(Kaiser Wilhelm II)

;)

Herzliche Grüße
Peter

Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Michael L.

Na dann erklärt man mir mir mal was der Sinn davon sein soll bei einer Radiolarienaufnahme durch die einzelnen Schärfenebenen zu zoomen? Selbstvertändlich wird das Stacking nur dann ersetzt wenn diese Aufnahmen zu einem Gesamten zusammengeführt werden und dann ist es wieder Stacking. Um bei den Zitaten zu bleiben halte ich es dann eher mit Einstein "Zwei Dinge sind unendlich: Das Universum und die Dummheit der Menschen. Aber beim Universum bin ich mir noch nicht so sicher" :-)  ;D
Nichts für ungut in zehn Jahren sprechen wir uns zum Thema wieder.

Viele Grüße

reblaus

Na ja, es wäre aber doch ein Fortschritt, die ganze Stäckerei mit einem Schuss erledigen zu können -
es ist schließlich noch nicht so lange her, dass man sagte:
Die Digitalfotografie ist zwar im Prinzip möglich, aber für ein Kleinbild würde man dann 10 MByte Speicher benötigen und das ist doch utopisch ...

Gruß

Rolf

Peter V.

Hallo Michael,

es geht um etwas Grundsätzliches: Ich würde bei jedem auch noch in den Kinderschuhen steckenden Entwicklungsansatz niemals behaupten, dass sich etwas "niemals druchsetzen werde" (auch, wenn ich mittlerweile beim Thema Elektroauto ganz persönlich nahe daran wäre  ;)).
Es ist erstaulich, in welch rasanten Tempo sich manche zunächst kurios erscheinenden Entwicklungen innerhalb weniger Jahre zum Massenartiel entwickeln, ohne den die Welt kaum noch denkbar wäre. Man denke nur an Tablets und Smartphones. Und wer hätte vor 20 Jahren geglaubt, dass Digitalkameras sich derart entwickeln würden, dass mittlerweile eine komplette und über reinen Zeitraum von ca. 150 Jahren sehr weit entwickelte Technologie (eben der Fotografie auf Film) praktisch nur noch musealen Wert hat?

Man sollte in solchen Dinge niemals "nie" sagen!

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Bernd Kaufmann

Zitat
Es ist erstaulich, in welch rasanten Tempo sich manche zunächst kurios erscheinenden Entwicklungen innerhalb weniger Jahre zum Massenartiel entwickeln, ohne den die Welt kaum noch denkbar wäre. Man denke nur an Tablets und Smartphones. Und wer hätte vor 20 Jahren geglaubt, dass Digitalkameras sich derart entwickeln würden, dass mittlerweile eine komplette und über reinen Zeitraum von ca. 150 Jahren sehr weit entwickelte Technologie (eben der Fotografie auf Film) praktisch nur noch musealen Wert hat?

Man sollte in solchen Dinge niemals "nie" sagen!

Lieber Peter,

grundsätzlich stimme ich dem ja schon zu. Aber bei der Entwicklung der Digitalfotografie hat sich prinzipiell an den optischen Gesetzen so furchtbar viel nicht geändert. Eigentlich hat sich nur der Film zum Sensor weiterentwickelt. Es wird anders aufgezeichnet, was das Objektiv sieht. In der Licht-Mikroskopie ist es doch auch so, dass sich optische Grundsätze nicht einfach auf den Kopf stellen lassen, oder ist das ein Denkfehler?
Viele Grüße
Bernd ©¿©
www.aquamax.de
Lieber per Du.

Peter V.

Lieber Bernd,


ZitatIn der Licht-Mikroskopie ist es doch auch so, dass sich optische Grundsätze nicht einfach auf den Kopf stellen lassen, oder ist das ein Denkfehler?

Och - da gibt es schon einige Leute, die das zumindest versucht und angeblich auch geschafft habe, allein - sie hüten ihre Methode wie ihren Augapfel. Alles gaaaanz geheim  ;)

Aber bei meiner Aussage ging es mir doch nicht um physikalische Gesetze, sondern menschliche "Entwicklungen". Und da läßt sich das Potential nie absehen. Es gab sogar einige großartige Erfindungen (mir fallen jetzt leider konkrete Beispiele nicht ein), die schon 50 Jahre vor ihrem vermeintlich Erstentdecker entwickelt wurden, dann aber jahrzehntelang wegen zunächst scheinbarer Unbrauchbarkeit in der Versenkung verschwanden.

Herzliche Grüße
Peter




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