was braucht ein Biotop ?

Begonnen von Jens Jö, Juni 26, 2011, 12:21:17 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Jens Jö

Hallo zusammen,

um nicht ständig zum Teich laufen zu müssen, habe ich in ein Einmachglas (500 ml) eine Riesenprobe entnommen. Insbesondere Schlamm vom Grund und grundnahes Wasser. Und erwartet habe ich, daß dieses ohne Deckel stehende Glas ein lebensfähiges Biotop darstellt.
Pustekuchen: nach 7 Tagen schwimmt der Schlamm an der Oberfläche (Gärprozeß ?), das Wasser stinkt nach Fäulnis und mit Ausnahme von kleinen Einzellern unter 10um lebt da nichts mehr.

Was mache ich falsch? Wo ist für dieses Aquarium der Unterschied zu unserem echten Teich ? Ich habe mal unter "Biotop" gegoogelt, aber keine passenden Antworten gefunden.

Mit traurigen Grüßen
Alfred

Bernd

Hallo Alfred,

dein Ansatz enthielt viel zu viel Schlamm. In der Bodenschicht überwiegen Fäulnissprozesse. Als du den Faulschlamm in dein Glas gepackt hast, hast du das entsprechende Biotop bekommen. Also nur ganz(!) wenig Faulschlamm und möglichst keine Fadenalgen, die kommen von ganz alleine und entwickeln sich meist prächtig.

Viele Grüße
Bernd

Jens Jö

Hallo Bernd,

vielen Dank, ich versuchs nochmal.
Alfred

Dr. Jekyll

Hallo Alfred,

der Begriff "Biotop" bedeutet zunächst nur Lebensraum. Welcher Lebensraum ist durch den Begriff nicht definiert!
Also stellt dein Einmachglas durchaus ein Biotop dar, allerdings eins was optimal für Fäulnisbakterien ist.
Mit dem Ausdruck Biotop ist umgangssprachlich häufig ein Feuchtbiotop gemeint. Aber auch Feuchtbiotope sind sehr unterschiedlich in ihrer Beschaffenheit (chemiche, physikalische und klimatische Verhältnisse e.t.c.)
Du mußt schon wissen was in deinem "Biotop" herumschwimmen soll um es entsprechend zu strukturieren.
Eine Biozönose (Lebensgemeinschaft) wie sie im Gartenteich anzutreffen ist, ist im Einmachglas nicht realisierbar.

Viele Grüße
                 Harald
Beste Grüße
Harald

Peter V.

Zitat von: Dr. Harald Maage in Juni 26, 2011, 17:55:10 NACHMITTAGS
Hallo Alfred,

der Begriff "Biotop" bedeutet zunächst nur Lebensraum. Welcher Lebensraum ist durch den Begriff nicht definiert!
Also stellt dein Einmachglas durchaus ein Biotop dar, allerdings eins was optimal für Fäulnisbakterien ist.
Mit dem Ausdruck Biotop ist umgangssprachlich häufig ein Feuchtbiotop gemeint. Aber auch Feuchtbiotope sind sehr unterschiedlich in ihrer Beschaffenheit (chemiche, physikalische und klimatische Verhältnisse e.t.c.)
Du mußt schon wissen was in deinem "Biotop" herumschwimmen soll um es entsprechend zu strukturieren.
Eine Biozönose (Lebensgemeinschaft) wie sie im Gartenteich anzutreffen ist, ist im Einmachglas nicht realisierbar.

Viele Grüße
                 Harald

Hallo,

bringt denn ein Miniteich in Form eines großen Speiskübels etwas?

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

liftboy

Hallo Peter,
allerdings!
Einige meiner Kunden haben an ihren Vordächern Regenabläufe über Ketten in Speiskübel. Dort haben sie mit großen Kieseln und Zwergbinsen ansprechende Miniteiche (incl.Mücken :-)  )
Dortselbst darf ich nach Belieben Proben entnehmen; es hat bisher immer gelohnt.
Gruß
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

Dr. Jekyll

#6
Hallo Peter,

bringt denn ein Miniteich in Form eines großen Speiskübels etwas?

ja sicher, dort finden sich mitunter Zahlreiche, lohnende Objekte für uns Mikroskopiker.
Ich wollte auch nicht behaupten man könne in einem Einmachglas keine interessante Flora und Fauna heranzüchten.
Ein solches Glas mit etwas Heu oder Gras, im Halbschatten abgestellt, bringt nach einiger Zeit auch schon eine erstaunliche
Vielzahl an Organismen hervor.
Allerdings bilden sich mit zunehmender Größe eines Biotops oft auch mehr unterschiedliche Habitate aus. Somit nimmt die Artenvielfalt gewöhnlich zu.
In solch kleinen Gefäßen wie einem Einmachglas erzeugt man allerdings sehr schnell Extrembedingungen. In diesem Falle von Alfreds Minibiotop wurde offenbar durch zu viel Schlamm-Eintrag ein sehr Sauerstoff zehrendes Umfeld geschaffen. Hierdurch wird das Wachstum anderer Organismen, welche im Gartenteich umherschwimmen, unterdrückt.
Aber es gibt immer wieder Mikroskopiker , besonders im Frühstadium, welche gern Bakterien sehen möchten.
Die werden hier fündig.
Leider hat man unter solchen Bedingungen oft nur eine oder wenige Bakterien-Arten welche man antrifft.
Aber auch das kann recht interessant sein. Ich hatte vor einiger Zeit ein solches Glas in der Sonne stehen lassen (Gartenteichwasser). In ihm hatte sich eine Population sehr großer Spirillen breit gemacht. Die waren auch recht schön anzusehen.

Gruß
         Harald
Beste Grüße
Harald