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Schwefelbakterien?

Begonnen von Mattes., Juli 06, 2011, 11:59:15 VORMITTAG

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Klaus Herrmann

Hallo Mattes,

Zitates ist heute ein Päckchen für dich auf die Reise gegangen!

Ich fege mein Labor schon mal mit eisernem Besen durch! ;D
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Klaus Herrmann

#16
Hallo zusammen, hallo Mattes,

wohlverpackt kam das Paket heute an. Labor und alle Gerätschaften fleißig mit Stahlwolle  ;D geputzt. Lösungen angesetzt.

Und nach dem Abendessen noch gewerkelt. Die "Röhren" sind etwa 2 µm dick leicht doppelbrechend.

Erst eine Aufnahme im DIC der gelben "Flusen" im Fundortwasser,

danach spülen mit H2O dest und 10 min imprägnieren in einer 2%igen Lösung von K-Ferrocyanid (Verzeihung lieber Herr Husemann  ;) ) also "gelbem Blutlaugensalz" und nochmal spülen mit H2O dest. Davon dann die 2. Aufnahme. Die Bakterien wurden etwas dunkler.

Dann HCl 2%ig durchgezogen. Die Reaktion setzt sofort ein. Nach 30 Sekunden wieder gespült und Aufnahme 3 und 4 gemacht.

Der Vorteil der Berliner Blau-Reaktion ist, dass die Farbe da entsteht, wo auch das Eisen III sitzt. Die Pathologen kennen diese Reaktion gut!








Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Mattes.

Hallo Klaus,

meinen besten Dank für die Verifizierung. Also FE III.

Ist jemand in der Lage mir mit einfachen Worten zu erklären, welcher Prozess denn nun dort abläuft?

Für Thomas:

Ich habe den Besitzer noch einmal befragt. Er äußerte sich wie folgt:

Man hatte dort auf dem Grundstück einmal einen Brunnen gebohrt. 8 Meter tief. Das Wasser, welches zu Tage befördert wurde, war rostbraun. Es hinterließ nach dem Gießen des Rasens einen braunen Teppich auf selbigen.

Als man sich einmal entschlossen hatte, den vorhandenen "Kriechkeller" zu erweitern, kamen bei den Baggerarbeiten rostbraune Strähnen im Erdreich zu Tage. Wie Ader rostiger Schichten. Es scheint einer dieser Schichten zu sein, die auch bei der Ausbaggerung der Kiesgrube offen gelegt wurde und an deren Stelle ich nun die Probe vorgefunden habe.

Nochmals vielen Dank an Klaus für die Bereitschaft sich meines kleinen Rätsels anzunehmen. Allen anderen Aufklärern gilt das Gleiche.
Gruß

Mattes


Zuhause ist da, wo das Land platt ist, Kühe und Pappeln rumstehn, der Nebel wabbert und Diebels getrunken wird.

Klaus Herrmann

#18
Hallo Mattes,

war mir ein Vergügen die Anfänge meines Chemiestudiums wieder auszugraben und auf die Mikroskopie zu übertragen.
Dieser Nachweis ist simpel und eindeutig, wenn man rasch arbeitet.

Ich werde noch mehr damit machen. Die Reagenzienlösungen sind stabil und unkritisch. Falls jemand Bedarf hat: ich könnte liefern!  ;)

Was meinst Du damit:

ZitatIst jemand in der Lage mir mit einfachen Worten zu erklären, welcher Prozess denn nun dort abläuft?

Die Reaktion zum Berliner Blau? Da würde ich mich locker zurücklehnen und die Frage weiter reichen  ;D  ;D
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Mattes.

Hallo Klaus,

wir hatten gemutmaßt, dass ich dort Eisenbakterien gesichtet habe. Diese können aber nur unter bestimmten Voraussetzungen auftreten, die dort nicht vorhanden sind.

Sind die "gelben Wolken" nur eine Auswaschung jener Adern, die sich nun auf dem Gewässergrund ablagern oder findet dort noch ein aktiver Wandlungsprozess statt?
Gruß

Mattes


Zuhause ist da, wo das Land platt ist, Kühe und Pappeln rumstehn, der Nebel wabbert und Diebels getrunken wird.

Klaus Herrmann

Hallo Mattes,

also ich würde sagen, dass Eisenionen  in der Natur unter nicht reduzierenden Bedingungen eher in Oxidationsstufe III als in II vorkommt.

Die Sulfide mit -II oxidieren auch mit der Zeit und an der Luft letztlich zu Fe³+

Der Nachweis ist eindeutig und Michael Plewka hat ja Leptothrix ochracea bestätigt.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Klaus Herrmann

Noch ein kleiner Nachtrag:

ich habe noch was gefunden:

http://de.wikipedia.org/wiki/Eisenoxidierende_Mikroorganismen

In dem Artikel werden die neutrophilen Bakterien behandelt, zu denen auch Leptothrix ochracea gehört, die hier wohl vorliegt.
Die Bakterien leben in diesen feinen Röhren, die sie schützen vor Umkrustung durch ausfallende Fe-Oxide/Hydroxide.

Das bedeutet also, dass die neutrophilen Bakterien im PH 7 -Bereich immer noch erfolgreich arbeiten können -
obwohl da die chemische Oxidation Fe ²+ -->  Fe³+ mit Luftsauerstoff als Konkurrenzreaktion sehr schnell abläuft!
Wenn die O2-Konzentrationen im Wasser aber niedrig sind, haben die Bakterien doch eine Chance aus dieser Reaktion die nötige Energie für ihren Stoffwechesl zu gewinnen.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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treinisch

Hallo,

vielleicht noch eine kleine Anmerkung:

lt. Bergey´s Manual of Systematic Bacteriology
ist Leptothrix ochracea incertae sedis und

ZitatImpregnation and covering of the sheaths with iron probably take place after the cells have left the envelopes.

Viele liebe Grüße

Timm
Gerne per Du!

Meine Vorstellung.