Botanik: Acker - Vergissmeinnicht (Myosotis arvensis) *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, Juli 18, 2011, 11:00:39 VORMITTAG

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Hans-Jürgen Koch

Liebe Pflanzenfreunde,

Das Ackervergissmeinnicht ist ein ein- oder zweijähriges Unkraut.

Systematik:

Familie:  Raublattgewächse (Boraginaceae)
Gattung:  Vergissmeinnicht (Myosotis)
Art:  Acker  – Vergissmeinnicht
Wissenschaftlicher Name:  Myosotis arvensis
Volkstümlicher Name: Mäuseohr
English: Field Forget-me-not
Français: Myosotis des champs
Nederlands: Middelst Vergeet-mij-nietje

Bild 01  Illustration, Acker - Vergissmeinnicht (Myosotis arvensis)


Der ebenfalls verbreitete Name ,,Mäuseohr" entspricht dem wissenschaftlichen Gattungsnamen (griech. Mys = Maus, otis = Ohr). Der Blüteneingang ist durch Schlundschuppen (Hohlschuppen) so verengt, dass unzuverlässige kleine Insekten ferngehalten werden und nur Bienen und einige Falter ihre langen Rüssel einführen können. Die ausdauernde Pflanze hat einen kriechenden Wurzelstock Der Stängel ist kahl. Das Vergissmeinnicht war im Märchen die ,,Blaue Blume", mit deren Hilfe man Felsen öffnen und Schätze heben konnte.
Blätter und Stängel dieses bis 40 cm hohen Raublattgewächses sind dicht behaart. Die nur 3 - 4 mm großen, dunkelblauen Blüten stehen in einem dichten, unbeblätterten Blütenstand. Die Pflanze zeichnet sich durch seine lange Blühdauer aus. Jede Einzelblüte wird von einem waagerecht abstehenden Stiel getragen und von einem in langen Zipfeln (halbe Kelchlänge) auslaufenden, behaarten Kelch umschlossen. Die Behaarung ist in erster Linie ein Schutzmittel gegen zu starke Verdunstung. Die Haare sind nicht hakig. Der Blütenstiel ist doppelt so lang wie der Kelch. Zur Fruchtzeit neigen sich die Kelchzipfel zusammen und umschließen vier 1 samige  Nüsschen. Die unteren Blätter sind gestielt und oval, im oberen Stängelbereich verschmälern sie sich lanzettlich und sitzen dem Stängel an. Die Blütezeit ist von Mai bis August.
Das Kraut der Pflanze wurde volksheilkundlich bei schweren Atemwegserkrankungen (Bronchitis, Lundentuberkulose) angewand. Auch bei Tuberkulose des Darms kam es zum Einsatz.


Mein Reichert - Jung  Schlittenmikrotom Hn 40 ist mit einer Gefriereinrichtung erweitert worden. Der Konstrukteur möchte leider nicht erwähnt werden. Danke noch einmal für diese perfekte Arbeit.
Auch dir lieber Jürgen Dank für deine  Hilfe.

Gefriereinrichtung am Reichert - Jung Schlittenmikrotom Hn 40

Bild 02  Gefriereinrichtung am Reichert - Jung Schlittenmikrotom Hn 40


Bild 03  Gefriereinrichtung, Gebläse für die Kühlung  -  Rückseite vom Mikrotom


Bild 04    gefrorener  Spross


Mit Hilfe des Peltier- Elementes wird minus 10 Grad Celsius erreicht.
Hier kann man mehr über das Peltier- Element erfahren:
http://www.deltron.ch/pdf/produkte/peltier/Peltier-Element_kurz_erklaert_d.pdf
Die Datei stammt aus einer vertrauenswürdigen Quelle.
Arbeitsanleitung:

Original Färberezept siehe Seite von Herrn Armin Eisner http://www.aeisner.de/
W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau) modifiziert

Arbeitsablauf :

Reichert - Jung Schlittenmikrotom Hn 40 - Schnittstärke beträgt 40 µm.

Probe lag in AFE – Gemisch
Fixiergemisch auswaschen in 70 % Ethanol 5 Minuten
1. Alkoholreihe bis zum 30%igen Ethanol
2. Wasser entmin. 3x wechseln je 1 Minute
3. Einen Wassertropfen auf die Kupferplatte, Probe in den Tropfen und  einfrieren -  jetzt  mit dem Mikrotom schneiden
4. Vorfärbung Acridinrotlösung 8 Min.
5. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
6. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen- Lupenkontrolle) 15 Sekunden.
7. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
8. Nachfärbung Astrablaulösung 2 Minute.
Bei der Nachfärbung mit Astrablau eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis 5 : 1 verwendet.
9. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben
10. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol ( 99,9 % )
11. Als letzte Stufe vor dem Eindecken Xylol einsetzen
12. Einschluss in Entellan

Ergebnis :
Rindenparenchym grün; Sklerenchymring rot;. Phloem blau; Epidermis hellrosa;
Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot.

Fotos erstellt mit Nikon D5000.
Die Übersichtsaufnahmen wurden mit ,,MagniFlash" erstellt.

Wurzel, Querschnitt

Bild 05  Übersicht, Wurzel, Querschnitt, Acker - Vergissmeinnicht (Myosotis arvensis)

Die Übersichtsaufnahme wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.

Bild 06  Vergrößerung aus der Übersicht mi Beschriftung, Wurzel, Querschnitt, Acker - Vergissmeinnicht (Myosotis arvensis)


P = Phellem
Ph = Phelloderm (Weichbast)
K = Kambium
sX = sekundäres Xylem

Bild 07  Floureszenzaufnahme, Wurzel Querschnitt, Acker - Vergissmeinnicht (Myosotis arvensis)

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Fagus sylvatica

Wurzel, Längsschnitt

Bild 08 Übersicht, Wurzel, Längsschnitt, Acker - Vergissmeinnicht (Myosotis arvensis)

Die Übersichtsaufnahme wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.

Bild 09  Vergrößerung aus der Übersicht, Wurzel, Längsschnitt, Acker - Vergissmeinnicht (Myosotis arvensis)


Bild 10 Vergrößerung aus der Übersicht, Wurzel, Längsschnitt, Acker - Vergissmeinnicht (Myosotis arvensis)


Bild 11 Hoftüpfel, Vergrößerung aus der Übersicht, Wurzel, Längsschnitt , Acker - Vergissmeinnicht (Myosotis arvensis)

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Fagus sylvatica

Junger Spross, Querschnitt

Bild 12  Schnittstelle, Acker - Vergissmeinnicht (Myosotis arvensis)


Bild 13  Übersicht, Acker - Vergissmeinnicht (Myosotis arvensis)

Schwarz-weiß Aufnahme

Bild 14  Vergrößerung aus der Übersicht, Spross, Querschnitt, Acker - Vergissmeinnicht (Myosotis arvensis)


Bild 15  Vergrößerung aus der Übersicht mit Beschriftung, Spross, Querschnitt, Acker - Vergissmeinnicht (Myosotis arvensis)



Junger Spross

Cu = sehr feine Cuticula
Ep = Epidermis
Ri = Rindenparenchym
Pa = typisches Parenchym ohne Differenzierung. Die Zellen sind lediglich kleiner, als die weiter außen.
Ph = Phloem
Xy = Xylem
Tr = Trachee im Xylem
Ma = Mark
H = Haar
Das Kambium ist nicht zu erkennen.

Literatur:

Werner Rothmaler: Exkursionsflora für die Gebiete der DDR und der BRD. Band 2: Gefäßpflanzen. 13. Auflage, Volk und Wissen VEB, Berlin 1987, ISBN 3-06-012557-0
Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen interaktiv (CD-Rom), Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2001/2002, ISBN 3-494-01327-6

Lieber Detlef, herzlichen Dank für Deine Unterstützung .

Mit freundlichem Gruß
Hans-Jürgen




Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

Jürgen H.

Lieber Hans Jürgen,

Wieder einmal: Was für schöne Schnitte! An erster Stelle, denn das schöne Mikrotom macht das ja auch nicht alleine.....

An zweiter Stelle aber möchte ich hinsichtlich der interessanten Kühlkonstruktion nachfragen, da ich mich selbst gerade mit dem Gedanken trage, meine Paraffinblöckchen nach dem Kühlen im Kühlschrank mit einem Peltierelement gekühlt zu halten. Was ich nicht ganz verstehe: Unten sitzt das recht voluminöse Gebläse, dann folgt das Peltierelement, eine Kork?ummantelung und dann noch eine Metallscheibe, die mir nicht zum Element zu gehören scheint? Ist die Ummantelung ein Schutz vor eindringendem Wasser? Die Metallscheibe ist offenbar nicht thermisch mit der Peltieroberfläche verbunden, sondern enthält eine Aussparung, in der ein Kupferstempel sitzt, der mit dem Peltierelement verbunden ist?? Mit was für einem Trafo fährst Du das Kühlelement?

Und: in welchem Stoff hast Du den Stengel eingebettet?

Schöne Grüße

Jürgen

Hans-Jürgen Koch

#2
Lieber Jürgen,

danke für Dein Lob.
Du hast Dir die Bilder gut angesehen.

Unten sitzt das Gebläse, dann folgt das Peltierelement, eine weiße Gummplatte, ein Korkring und dann noch eine Aluminiumplatte V2A-Druckplatte mit einer Bohrung für den Kupferstempel. Der schwarze Gummiring um den Kupferstempel ist ein Schutz vor eindringendem Wasser. Der Kupferstempel steht auf dem Peltierelement; dazwischen befindet sich Wärmeleitpaste.
Der Trafo hat 12 Volt Spannung.
Den Spross habe ich nicht eingebettet.

Um noch dünnere Schnitte zu erzielen werde ich neue Objekte in PEG (Polyethylenglycol 1500) einbetten und mit der Gefriereinrichtung schneiden. Die Vorgehensweise hat Ralf Wagner für Flechtenschnitte beschrieben. Es sind einfache Vorgänge. Objekte aus Wasser in verdünnter PEG-Lösung überführen, die Lösung infiltrieren und eindicken lassen, in Wärme schmelzen und dann in reinem geschmolzenen PEG überführen, 2x wechseln, ausblocken, schneiden. Das in den Schnitten enthaltene PEG wird in Wasser gelöst.
So erreiche ich eine gleichmäßige Härte von den Objektstrukturen.

Gruß
Hans-Jürgen
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Rolf-Dieter Müller

Hallo Herr Koch,

wie immer ein umfassender Beitrag mit viel Hintergrundinformation zu den gezeigten Schnitten.

Besonders interessant finde ich die beschriebene Gefriereinrichtung. Es ist jetzt schon in kuzer Zeit die zweite Peltierkühlung, die ich für ein Mikrotom sehen konnte. Die erste mit Wasserkühlung, ihre mit Luftkühlung zur Abwärmeableitung des Peltiers. Wirklich spannend, die unterschiedlichen Ansätze.

Viele Mikrogrüße
Rolf-Dieter Müller

Hans-Jürgen Koch

Guten Abend Herr Müller,

danke für Ihr feedback.

Die Peltierkühlung mit Wasser hat Anton Berg im Jahr 2009 auf dem "Wohldenberg -Treffen"  gezeigt.

Gruß
Hans-Jürgen
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Gerne per "Du"

Rawfoto

Hallo Hans-Juergen

Super was Du da wieder auf die Beine gestellt hast, Gratulation. Dieses Mal nicht nur fuer die Bilder und Schnitte ...

Verstehe ich das richtig, du hast direkt eingefroren, ganz ohne Einbettung ... Ist das nicht riskant fuer die Zellen wenn Du das direkt machst?

Ich bin schon auf Deine PEG-Ergebnisse gespannt!

Liebe Gruesse aus Wien :-))

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Hans-Jürgen Koch

Guten Abend Gerhard,

danke.

"ohne Einbettung" . Ein Versuch war es wert. Ich erkenne auf den Bildern keine Veränderungen der Zellen.

Hier noch eine Skizze des Konstrukteur  von der Gefriereinrichtung.


Gruß
Hans-Jürgen
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Jürgen H.

Vielen Dank, Hans Jürgen, für die Antwort und die Konstruktionszeichnung! Weißt Du, welche Stromaufnahme das Peltierelement bei 12 V hat? Ich frage, weil ich wissen möchte, welche Leistungsfähigkeit der Trafo haben muss.

Schöne Grüße

Jürgen

reblaus

Hallo -

ein kleines Peltierelement (40 x 40 mm) verträgt bei Kühlung der Warmseite gewöhnlich 4 A. Bei 12 V stellen sich etwa 3,5 A ein.

Gruß

Rolf



Hans-Jürgen Koch

#9
Hallo Jürgen,

auf der Trafo - 12V-Gleichstromversorgung - steht:

output DC 12 V = 8,3 A

Gruß
Hans-Jürgen
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Jan Kros

Lieber Hans-Jürgen

Das ist wieder eine schöne Arbeit die Du da gemacht hast.
Ich habe alles gespeichert und ausgedruckt.
So entsteht schon eine schöne Sammlung mit interessante Schnitten.
Da kann man viel von lernen.
Herzlichen Dank und Grüße
Jan

Hans-Jürgen Koch

Lieber Jan,

danke für Dein Lob.
Vielleicht wird aus der Sammlung der Schnitte mal ein kleines Heftchen.

Gruß in die Niederlande
Hans-Jürgen
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Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

vielen Dank für die tolle - diesmal auch technische - Dokumentation!
Schön, dass der Hub des HN40 so viel Platz für eigene Basteleien lässt.

Herzliche GRüße
Jörg
Hier geht's zur Vorstellung: Klick !
Und hier zur Webseite des MKB: Klick !

Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Rawfoto

Hallo Jörg

Den Platz hat sich Hans-Jürgen selbst geschaffen ==> siehe Bild, ich meine den Alublock unter dem Messerhalter ...

:-)

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

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reblaus

Hallo Hans-Jürgen -

du solltest vorsichtshalber deine 12V-Gleichstromversorgung nicht als "Trafo" bezeichnen, der liefert nämlich Wechselstrom! Nicht dass jemand auf die Idee kommt, deine Peltierkühlung unter Einsatz eines Regeltransformators nachbauen zu wollen - dann käme es zur Kernschmelze im Peltier-Element.

Viele Grüße

Rolf