Histologie Gehirn und Niere total

Begonnen von Klaus Herrmann, Juli 25, 2011, 23:00:25 NACHMITTAGS

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Klaus Herrmann

Hallo Histologen,

Florian brachte mich drauf: er hat mir gesagt, dass er ein paar Schitte waagrecht aufhebt, weil sie so groß sind. Da fiel mir ein...

"Mikrofoto" ist wohl nicht die richtige Rubrik  ;). Aber sicher auch mal interessant, weil man das nicht so oft zu sehen bekommt.

Die Dimension beim Hirn: 13x 10 cm; bei der Niere 8,5x 5 cm.

Das Hirn sicher versilbert, die Niere HE.

Editda habe ich mich wohl vertan: das ist die Markscheidenfärbung nach Weigert. Steht ja groß genug drauf! ;)

Einfach auf den Scanner gelegt.

Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Roderich Römhild

Guten Morgen!

Danke für den spaßigen Beitrag. Auf welchen Objekttisch passen denn solche großen Präparate? Ich glaube, dass mein Mikroskop erhebliche Probleme dabei hätte.

Gruß,

Roderich

Florian Stellmacher

Lieber Roderich,

Neuroanatomen und Neuropathologen brauchen schon ein Mikroskop mit großem Objekttisch und weit nach hinten gelegenem Stativrücken. Z.B. das LEITZ ORTHOPLAN ist hier recht gut geeignet. Bei den Hufeisenstativen gab es spezielle Gehirnschnitt-Mikroskope, bei denen der Stativrücken stark bauchig auf Tischhöhe ausgebuckelt war, um hierdurch möglichst viel Platz zum Verschieben des riesigen Objektträgers zu bekommen. Einen Präparatehalter verwendet man hierfür natürlich nicht.

Ein schönes Modell gibt es z.B. bei Timo Mappes zu bewundern: http://www.google.de/imgres?imgurl=http://www.musoptin.com/images/leitz_179569_06.jpg&imgrefurl=http://www.musoptin.com/leitz_179569.html&usg=__SuTOlV56_oE2ktK9e7FDqYwXBto=&h=520&w=365&sz=99&hl=de&start=0&zoom=1&tbnid=-9WBHY7kjA55IM:&tbnh=150&tbnw=105&ei=RmwuTsvxFoWLswaoyLUF&prev=/search%3Fq%3Dgehirnschnitt%2Bmikroskop%26hl%3Dde%26client%3Dfirefox-a%26hs%3DLKI%26rls%3Dorg.mozilla:de:official%26biw%3D1352%26bih%3D624%26tbm%3Disch&itbs=1&iact=hc&vpx=176&vpy=242&dur=4872&hovh=268&hovw=188&tx=115&ty=285&page=1&ndsp=18&ved=1t:429,r:12,s:0

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

ThomasJ

Hallo,

interssante Schnittführung bei dem Gehirnschnitt, da sowohl das Balkenknie vorne als auch Hippocampus und sogar Kleinhirn hinten angeschnitten sind muss der Winkel relativ steil (bezogen auf die Forel Achse) gewählt sein. Frage an die (Neuro)pathologen: Ist sowas üblich/hat diese Schnittachse einen eigenen Namen? Ansonsten wirklich sehr schöne Bilder. Frage an Klaus: Hast du auch Mikrofotos von den Schnitten? Wenn ja wäre es toll wenn du dem Thread ein paar davon anhängen könntest =) Wie dick/dünn kann man denn solche "Riesenscheiben" überhaupt schneiden?

Grüße Thomas

Jürgen Boschert

Hallo Thomas,

soweit mir bekannt ist anatomisch bei uns immer noch die sog. Deutsche oder Frankfurter Horizontale = auriculo-infraorbitale Bezugsebene / Linie "gültig". Dann käm´s ja ungefähr hin. Im Schädel-CT wird auf die Orbito-Meatal-Linie bezogen, die durch das Orbitadach führt, um mit möglichst wenig Schichten (=möglichst wenig Strahlenbelastung für die Augen) ein Maximum an Information zu erhalten. Diese Kippung um ca. 15 ° ist zumindest anfangs durchaus gewöhnungsbedürftig.

Beste Grüße !

JB
Beste Grüße !

JB

Ronald Schulte

Klaus,

Ich bin immer begeistert was du manchmal hier im Forum zeigst.
Vielleicht noch was tief weggesteckt aber ich bespure auch mehr und mehr deine histologische Gefühle.
Schau doch mal was länger in deine schöne Präparaten und entdecke was eine wunderbare Welt es da gibt.
Was muss noch geschehen um den Schalter endgültig um zu bewegen?


Grüße Ronald
Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

Klaus Herrmann

#6
ZitatWas muss noch geschehen um den Schalter endgültig um zu bewegen?

Ich kann mich ja begeistern, wenn ich deine traumhaften Schnitte sehe lieber Ronald und meine Heidenhain-Kästen sind auch immer wieder eine Freude.

Aber ich glaube die Länge der Tage müsste irgendwie gestreckt werden für alles das, was ich auch noch machen möchte - und manchmal auch muss!  ;)

Wir machen es, wie du vorgeschlagen hast! Nach deinem Urlaub!

# Thomas:
ZitatFrage an Klaus: Hast du auch Mikrofotos von den Schnitten
habe ich nicht gemacht. Der Hirnschnitt ist 40 µm dick, das gibt keine schönen Bilder. Und Niere habe ich in den Heidenhain-Kästen weit schöner.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Rawfoto

Hallo Klaus

Stark was Du da fuer Schnitte auf Lager hast. Damit kannst Du einen Stresstest fuer die Panoramasoftware machen ... Eine Bildserie in X, Y und Z-Achse gibt unvorstellbare Bildermengen :-))

Liebe Gruesse

Gerhard

Ps: auch mich wuerde ein Ausschnitt mit dem 10x aus dem Riesengehirn sehr freuen, ich kann mir die Qualitaet von so einem grossen Schnitt nicht vorstellen ...
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Klaus Herrmann

Hallo Gerhard,

ZitatAusschnitt mit dem 10x aus dem Riesengehirn

Groß- oder Kleinhirn? ;D Und welches Zentrum soll es sein? Sprach- Riechen, Sehen...?

Ich werd mal schauen, was ich zuwege bringe!  ;)
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Ronald Schulte

#9
Klaus,

Wenn du doch am Fotografiren bist mache bitte auch was von die Niere. Bin gespannt was Heidenhain so gemacht hat. Ein Bild von ein Glomeruli wurde mich interessieren (ob man die Podozyten gut unterscheiden kann).

Grüße Ronald
Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

ThomasJ

ZitatGroß- oder Kleinhirn? Und welches Zentrum soll es sein? Sprach- Riechen, Sehen...?

Hippocampus wäre schön. Das ist noch überschaubar im Aufbau und in Markscheidenfärbung bestimmt interessant^^

Klaus Herrmann

Hallo Thomas,

ZitatHippocampus wäre schön

sind das die beiden großen dunklen Bereiche, die zentral symmetrisch liegen?
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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TPL

Habe nun, Ach! Philosophie, ... und einige Monate sogar in der Markscheiderei zugebracht, ohne je von der Markscheidenfärbung zu hören ;D.

Hallo Klaus, hallo Histologen,
wenn solche Hirnschnitte mit 40 µm so dick ausgeführt wurden, dass man sie eigentlich kaum bei stärkerer Vergrößerung mikroskopieren kann, was war dann der Zweck solcher 'Kirchenfenster'? Schaustücke für die Lehre? Demonstration des handwerklichen Geschicks der Präparatoren? Beides fände ich keineswegs abwegig, aber gibt es vielleicht noch eine anderen Grund, präparativ und offensichtlich ja auch apparativ solchen Aufwand zu betreiben?

Rätselnde Grüße, Thomas

Alfons Renz

Hallo Thomas,

Eine interessante Frage - und eine möglicherweise überraschende Antwort:

Tatsächlich gibt es ein noch ziemlich unerforschtes Reich zwischen der Histologie (Schnittdicke 6 bis 10 µ) und der präparativen Anatomie (unter dem Stereomikroskop, ca. 500µ - ohne Möglichkeit, Dauerpräparate herzustellen!). Dazwischen klafft eine Lücke, die man mit 'Dickschnitten' füllen könnte - was aber kaum Jemand macht.

Bei Hirnschnitten kann man da den makroskopischen Feinbau studieren, den Verlauf von Nervensträngen verfolgen, die Blutgefäße etc. Also die Anatomie eines Organs (oder ganzen Organismus) mit der Auflösung unter einem Millimeter. Wichtig z.B. ist dies auch heute noch bei der Embryologie von Wirbeltieren. Etwa eines Nilpferds. Hier in der Tübinger Zoologie hat Prof. Maier dieses Gebiet mit großem Erfolg beackert. In einem einzigen Kasten mit übergroßem Format der Objektträger lässt sich eine ganzer Kopf eines Säugerembryos, ein Quastenflosser oder andere Raritäten sammeln und untersuchen. Dazu werden 3-D Rekonstruktionen aus Schichtstapeln von Styroporscheiben gemacht. Hunderte bis Tausende von Scheiben, die dann z.B. den Schädel und den Verlauf der Muskeln und Nerven rekonstruieren. Neuerdings auch am PC mit 3-D Rekonstruktion. Im Gegensatz zur 3-D Röntgen-Computer-Tomographie am Synchroton (mit ähnlicher Auflösung) kann man hier den Informationsgewinn der hoch selektiven histologischen Färbung nutzen.

Zur Herstellung solcher Großschnitte dien(t)en Tetrander-Mikrotome, hier ein ausrangiertes Modell, das sein Überleben nur seinem Mordsgewicht auf einem unzugänglichem Dachboden verdankte:



Herzliche Grüße,

Alfons

Florian Stellmacher

Liebe Großschnittfreunde,

in unserem Institut existieren noch alte Großschnitte, die in den 70er Jahren hergestellt wurden. Hierfür wurden ganze Lungenflügel oder -lappen in einer speziellen Gelatine eingebettet, auf dem Tetrander geschnitten und ungefärbt auf eine Pappunterlage geklebt. Die Präprate sind also nicht für die Mikroskopie sondern nur für die makroskopische Betrachtung geeigent.

Eben habe mal zwei Präparate mit der Digiknipse abgelichtet (falls ich einmal Zeit finde, werde ich einige Beispiele einscannen).

Bild 1: Ganzer linker Lungenflügel mit einem Bronchialkarzinom (Lungenkrebs)
Man erkennt im linken Bilddrittel einen umschriebenen graugelben Tumor des Unterlappens, der an den Lappenspalt angrenzt.


Bild 2: Ganzer rechter Lungenflügel mit einer Silikotuberkulose
Man sieht zahlreiche schwarze Herde, die z.T. Hohlräume (Kavernen) ausbilden, daneben graubraune entzündete Areale.


Vielleicht mal interessant. Zur Technik kann ich übrigens derzeit kaum etwas sagen, da muss ich mich erstmal bei den älteren Laboranten schlau machen  ;)

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)