Orthoplan-unerwünschte Farben im Bild

Begonnen von Stefan_O, Juli 30, 2011, 18:23:35 NACHMITTAGS

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Stefan_O

Hallo Zusammen,

ich habe es endlich geschafft, das Passwort zum ftp-Server meiner Homepage wiederzufinden und kann jetzt Bilder posten.

Ich habe ein Problem, dessen Ursache ich trotz eifriger Suche nicht finden kann. Bei meinem Orthoplan-Pol-Auflicht sind dem eigentlichen Bild violette Geisterbilder überlagert. Bei eingeschaltetem Planglas stört das nicht, man sieht (fast) keine Verfärbungen im Bild. Beim Prisma hingegen ist die untere Bildhälfte deutlich farbstichig. Anbei zwei Fotos, die den Effekt mit halb geschlossener Leuchtfeldblende demonstrieren sollen:

Mit Planglas:


Mit Prisma:


Die Bilder sind absichtlich überbelichtet, damit man den Farbschleier sieht. Mit der Kamera hat der Effekt nichts zu tun. Das Mikroskop (Lampe, Blenden) sind nach Anleitung frisch justiert.

Was sehe ich da? Eine Spiegelung im System? Wie bekomme ich das weg?

Als Dankeschön noch das richtige Bild, Cubanit (Cub) in Chalcopyrit (Ccp) mit etwas Magnetkies (Po) aus der berühmten Lagerstätte Kaveltorp (Kopparberg)/Schweden. Die letzte Politur ist leider schon ein paar Tage her:




Gruss,
Stefan

olaf.med

Hallo Stefan,

das sind Reflexe der Vergütungsschicheten der Linsen und eine typische Erscheinung bei diesen Objektiven.

Gruß, OLaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Holger Adelmann

Diese Reflexe solltest Du mit den NPL Auflicht-Immersionskontrast Objektiven von Leitz in den Griff bekommen, Stefan.
Ich habe ein 20x und 50x und das geht ohne Probleme bzw ohne Reflektionen.

Wenn ich mich richtig erinnere hat Wolfgang (Ortholux) hier schon mal etwas erwaehnt.

Herzliche Gruesse
Holger

TPL

Zitat von: Stefan_O in Juli 30, 2011, 18:23:35 NACHMITTAGSWie bekomme ich das weg?

Hallo Stefan,
erstmal Dankeschön für das Dankeschön. Ich freue mich, hier mal einen so schönen Erz-Schliff zu sehen!
Zur Ursache hat ja Olaf schon geschrieben. Wegbekommen, oder zumindest reduzieren, kannst Du solche Reflexe durch Immersion oder durch ein polarisationsoptisches Verfahren, dass auf der Einschaltung einer lambda/4-Platte zwischen gekreuzten Polariatoren beruht. Bei Leitz hieß das Reflektionskontrast und bei Zeiss Antiflex-Methode (s. auch hier: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=1356.msg7597#msg7597).

Mit solchen Objektiven ist die übliche Bestimmung der polarisationsoptischen Parameter natürlich beschränkt. Dann muss man wechseln...

Herzliche Grüße, Thomas

Holger Adelmann

Lieber Thomas,

da haben sich unsere Posts etwas ueberschnitten, wie? Hier vielleicht noch ein paar Anmerkungen zur Klaerung.
Das Verfahren zur Reflektionsverminderung im Auflicht wurde von Leitz zunaechst unter dem Namen "Immersionskontast" angeboten, so steht das auch auf den (NPL) Objektiven. Anwendung waren Kohle- und Erzmikroskopie im Anschliff.

Du hast Recht, der Objektivfrontlinse ist ein drehbares lambda/4-Plaettchen vorgeschaltet / wenn man es dreht findet man eigentlich immer eine Position mit minimalen bzw. keinen sichtbaren Reflexen. Die Objektive gab es mit Oelimmersion (schwarze Gravur), bzw. als Ausfuehrung zur Immersion mit Methyljodid (gelbe Gravur).

Aus diesem Verfahren hat sich dann bei Leitz spaeter erst das Reflektionskontrastverfahren fuer biologische Objekte, wie zB Anheftungstellen von Zellen in Kultur, entwickelt. Die Objektive sind nicht ganz diesselben da der Arbeitsbereich, Tiefenschaerfe etc andere Anforderungen hat. Wenn ich wieder Zuhause bin kann ich mehr Literatur dazu bereitstellen.

Stefan, jedenfalls sollten die Immersionskontrast Objektive Dein Problem loesen.

Herzliche Gruesse
Holger


olaf.med

Hallo Holger,

natürlich löst das Immersionskontrast-Verfahren das Reflexproblem, aber dann kann Stefan uns ja leider keine so schönen Bilder von Erzen bei gekreuzten Polarisatoren zeigen! Die Erfahrung zeigt, daß man die Reflexe einfach ignorien sollte, da sie bei normalem Arbeiten sowieso nicht stören und man sie nur sieht, wenn man es forciert - am besten übrigens ganz ohne Objekt.

Gruß, Olaf
Gerne per Du!

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Stefan_O

#6
Hallo Zusammen,

ich dachte schon, ich bekäme keine Antwort mehr. Vielen Dank! Für das erste bin ich mal froh, dass der Effekt "normal" ist und nicht durch Fehljustierung eines ahnungslosen Benutzers entstanden ist. Letzterer ist ja froh, überhaupt die gezeigte Anschliffqualität reproduzierbar hinzubekommen.

Danke für den Tip mit dem Immersionskontrast. Ich erinnere mich, das Thema hatten wir ja schonmal und ich hatte sogar den Ausschnitt aus den Leitz-Mitteilungen gespeichert. Allerdings: es ist schon ein Ding der Unmöglichkeit, NPL Fluotare P aufzutreiben. Nach einem halben Jahr suchen habe ich wenigestens eins bekommen. Wie soll ich da Immersionskontrastobjektive auftreiben können?

Holger, hast Du für diese Objektive Leitz-Katalog-Nummern? Leider stehen diese nicht in der Leitz-Mitteilung.

Auf der anderen Seite sind das Immersionsobjektive, und die Freunde mit dem REM-EDX können ziemlich fies werden, wenn man ihnen Öl in die Vakuumkammer schmuggelt.

Anbei noch ein Bild derselben Probe wie oben, diesmal mit Nic //. Schön sichtbar ist die "Chalcopyrite-Disease", bei der feine Chalcopyrit-Tröpfchen im Sphalerit verteilt sind. Der Kupferkies ist bereits etwas angelaufen, aber umso besser sieht man den Cubanit und seine Lamellen.



Gruss,
Stefan

Einen Artikel zur "Chalcopyrite-Disease" gibt es gratis hier:
http://www.minsocam.org/ammin/AM72/AM72_451.pdf

Kurzer Nachtrag: Kaveltorp eignet sich prima als Übungslagerstätte, da es eine sehr gute Dokumentation darüber gibt, inkl. schöner Mikroaufnahmen:

Olof H. Ödman: Erzmikroskopische Untersuchung der Sulfiderze von Kaveltorp in Mittelschweden. GFF 55 (1933) 563-611

Die Arbeit gibt es auch als eigenständiges Werk als Doktorarbeit veröffentlicht (z.B. über NEBIS von der ETH Zürich ausleihbar). Die Fundmöglichkeiten für massives Erz in Kaveltorp sind und bleiben gut.


Holger Adelmann

Toller Schliff, Stefan, kannst Du mir so ein Foto evt. mal in Originalauflösung ueberlassen?

Bzgl. der Objektiv-Nr melde ich mich noch.
Hast Du auch mal an Auflicht-Phasenkontrast gedacht? Da gab's auch eine Einrichtung fuer das Orthoplan, speziell fuer die Erzmikroskopie...

Das Oel kannst Du doch mit Benzin leicht entfernen fuer die REM Untersuchung!?

Herzliche Gruesse
Holger


TPL

Ja Freunde, was plagt Ihr Euch denn so mit der Suche nach Leitz-(oder Zeiss-) Katalog-Nummern u.ä.?

Solche Kataloge gibt es frei verfügbar im Netz: http://www.science-info.net/docs/leitz/LeitzImageForming-IlluinatingSystems.pdf. S. 81 & 85 ;).

Seht mal nach: es erinnert zwar ein bisschen an die Anfänge des WWW, aber unter www.science-info.net gibt es noch viel mehr schöne Sachen!

Schönen Gruß, Thomas

Stefan_O

Ups, stimmt, habe ich sogar schon in meiner Download-Sammlung. Gibt es eigentlich irgendwo Gesamtkataloge von Leitz-Mikroskopen aus dem Zeitraum 1980-85? Ich vermisse soetwas wie einen Orthoplan Zubehörkatalog, wo auch das Lampenhaus-Zubehör drin ist, z.B. zum Anschluss von zwei Lampen an eine Position mit Umschalter. Habe ich noch nirgends im Katalog gesehen und im Original bin ich nie sicher, ob es tatsächlich passt.

Gruss,
Stefan

Holger Adelmann

Danke, Thomas  ;)
Stefan, die Nummern der gesuchten NPL Objektive sind auf Seite 85 dieser Broschuere.

Viel Glueck
Holger