Vorticella - Fehleranalyse

Begonnen von peter-h, August 04, 2011, 17:26:05 NACHMITTAGS

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peter-h

Liebe Mikrofotografen/innen,

mit den folgenden Bildern bin ich absolut nicht zufrieden und hoffe ich kann einige Tipps erhalten, bzw. eine kleine Fehleranalyse bekommen. Erste Versuche waren mit Blitz und DIC, Canon 450D ,aber leider war die Qualität noch schlechter. Ob das Tierchen doch zuviel Wasser um sich hatte?
Dann Umbau und Schieflicht , Kamera DFK72 im Zeitbereich von 1/1000s bis 1/5000s. Objektive Planapo 25/0,65 , bzw CZJ Apo 40/0,95.
An der Belichtungszeit wird es wohl nicht liegen. Stacken geht nicht, also muß ich das Vieh platt machen?









Viele Fragen  ??? Grüße
Peter

Ernst Hippe

Lieber Peter,
das letzte Bild finde ich durchaus gut; den unscharfen Bereich wirst Du nicht vermeiden können, weil er bei diesem Objektiv out of focus liegt und Stacken nicht geht wegen der Bewegung.
Gruß Ernst Hippe
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Florian Stellmacher

Lieber Peter,

da muss ich Herrn Hippe recht geben: ich finde sogar die beiden letzten Bilder ganz wunderbar.

Bei den beiden ersten hast Du irgendwelche "Fehlfarben" an der Membran und im Plasma, aber der Zilienkranz ist bei Deiner kurzen Belichtungszeit sehr gut erkennbar. Bei mir tauchen Farbsäume im Schieflicht gerade bei größeren Objekten recht häufig auf, vor allem, wenn die Aperturblende relativ weit geschlossen werden muss. Ich habe das immer als gottgegeben angesehen  :-[.

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Klaus

Hallo Peter,

ich finde Deine Aufnahmen gut gelungen. Vorticella, die an Algen hängen sind schwer scharf auf's Bild zu bannen. Ich habe mal vor kurzem eine frei schwebend erwischt, aber nicht eingeklemmt (siehe Bild). Objektiv 50/0,95 CZJ Planachromat fl, DIK. Leider hatte ich damals noch keinen Blitz, da sind Deine Aufnahmen doch ein Stück besser, auch bei meiner Aufnahme ist die Tiefenschärfe zu bemängeln. Allerdings ist das bei den CZJ 50/0,95 Objektiven immer ein Thema....Vielleicht könntest Du beim Blitzen die ISO Zahl noch optimieren oder kommen die sichtbaren Pixel an den feinen Strukturen von der Bildbearbeitung?



Gruß

Klaus

G. Helbig

Hallo Peter,

das letzte Bild ist für ein 40er mit schiefer Beleuchtung doch sehr gut. Was mich irritiert ist das Rauschen um das Objekt, wärend der Hintergrund "weich" ist. Hast Du hier mit einer Bildbearbeitung nachgeholfen?

Bei meinem 20er Planapo habe ich immer unscharfe Bilder wenn die Schichtdicke zu hoch ist. Wenn die minimale Schichtdicke bei Deinem Präparat durch die Spirogyra bestimmt wird, dann wird sie noch viel zu dick für das Glockentierchen sein.

Viele Grüße

Gerald

Peter V.

Hallo Peter,

zunächst dachte ich auch: Was will er  ???  ???  ??? Die Bilder sind doch o.k.!
Unter den gegebenen Umständen (Schieflicht) muss ja mit Farbsäumen rechnen. Dann war vermutlich die Schichtdicke zu hoch - wenn die Viecher nicht ausreichend geplättet sind, liegt eben nicht alles in einer Fokusbene und verwäscht, besonders natürlich bei Planapos oder Apos.
So weit, so gut ( oder schlecht, wie Du ja findest ).
Dann fallen natürlich die deutlichen Artefakte am Objekt selbst auf, entweder ist das Rauschen oder JPG-Artefakte. Das kann man aber nur beurteilen, wenn man weiss, welche Schritte der EBV Du nacheinander getätigt hast. Hatte ursprünglich das ganze Bild dieses Rauschen und ist der Hintegrund nur deshalb homogener, weil Du ihn weichgezeichnet hast? Oder sind die rauschigen Bezirke erst nach dem Abspeichern aufgetreten?
Ich denke, Du hättest eifach irgendwann im Workflow ( noch vor dem Weichzeichnen des Hinteregrundes ) eine Entrauschung mit Neat Image o. ä. durchführen sollen. So mache ich es zumindest.

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

peter-h

Liebe Analysten / Analytiker,

vielen Dank für die Antworten zur möglichen Fehlerquelle. Nun gut, so ganz grauenhaft sind die Aufnahmen nicht, aber ich hatte mir einfach bessere Ergebnisse gewünscht. Wie sind die Bilder entstanden :

1. Schritt
Jeweils eine Aufnahmeserie von bis zu 20 Einzelbilder, immer am Trino das Vieh verfolgt, nachjustiert und dabei die Aufnahmen ausgelöst. Danach noch eine Leeraufnahme, also das Bildfeld ohne das Objekt (Vorticella).

2. Schritt
Das augenscheinlich beste Bild ausgewählt und das Leerbild als Flatfieldkorrektur abgezogen. Damit wird der durch die schiefe Beleuchtung sehr überbetonte Schmutz und Staubpartikel der Optik stark reduziert.

3. Schritt
Bildnachbearbeitung von Helligkeit, Kontrast, Schärfe usw. und weitere Säuberungsaktionen und Hintergrundglättung.

4. Schritt
Mit Neat Image das ges. Bild entrauschen. Durch die Flatfieldkorrektur wird das Farbrauschen erhöht und stört sehr. Daher ist die Glättung mit Neat Image unbedingt erforderlich.

5. Schritt
Bild auf die Größe fürs Forum pressen und JPG komprimieren.

Beleuchtet wurde mit der Cree XM-L T6 bei 2000mA. Die kleine ImagingSource Kamera schafft dann Belichtungszeiten von 1/1000s bis 1/5000s.

Zusammengefaßt wird es also wohl an der Schichtdicke und dem Bewegungsfreiraum liegen und nicht an falscher Optik oder zu langer Belichtung. Demnächst soll noch ein Versuch mit 1/10 000s und Beleuchtung mit der 45Watt LED Cree CXA bei voller Dauerleistung erfolgen.

Einen schönen Tag und Gruß
Peter

Stefan_O

Hallo Peter,

irgendwie irritiert mich der Punkt "Durch die Flatfieldkorrektur wird das Farbrauschen erhöht und stört sehr. Daher ist die Glättung mit Neat Image unbedingt erforderlich.". Rein von der Theorie der Flatfieldkorrektur habe ich Mühe das nachzuvollziehen und sehe den Effekt bei mir nicht. Kannst Du vielleicht mal das Originalbild und die Flatfield-Aufnahme posten?

Was Neat Image angeht, bin ich skeptisch. Ich habe es vor Urzeiten mal getestet und fand die Ergebnisse nicht berauschend. Seitdem bestand bei mir kein Bedarf für solche Programme.

Gruss,
Stefan

peter-h

Hallo Stefan,

es ist eine recht einfache Erklärung. Jedes Bild rauscht, aber zeitlich unterschiedlich. Addiere ich solch verrauschte Einzelbilder, so wird durch die Mittelung das Rauschverhalten geringer. Subtrahiere ich aber, so kann es sich im Extremfall verdoppeln. Nachfolgend Ausschnitte von:

Originalbild


Aus 2 Einzelaufnahmen mit zeitlichem Versatz das errechnete neue Bild.

Wird das zur Flatfieldkorrektur benutze Bild vorher geglättet, oder durch mehrere Bilder gemittelt, so ist auch das Resultat besser.
Originalbilder der Vorticella habe ich leider nichtmehr. Die werden gleich nach der Bearbeitung bei mir gelöscht. Ich mag keine Datenfriedhöfe.

Gruß
Peter

Ralf

Zitat von: Stefan_O in August 05, 2011, 11:42:10 VORMITTAG

irgendwie irritiert mich der Punkt "Durch die Flatfieldkorrektur wird das Farbrauschen erhöht und stört sehr. Daher ist die Glättung mit Neat Image unbedingt erforderlich.".

Hallo Peter und Stefan,

ich arbeite sehr viel mit der Flatfieldkorrektur von Picolay und bemerke oft, dass im Ergebnis ein höheres Rauschen vorliegt als bei den Einzelbildern.

Die vorherige Glättung des Ausgangsbilds werde ich mal testen, danke, Peter, für den Hinweis.



Peter V.

#10
Hallo!

ZitatWas Neat Image angeht, bin ich skeptisch. Ich habe es vor Urzeiten mal getestet und fand die Ergebnisse nicht berauschend.

Das ist ja auch richtig so - Neat Image dient ja dem Entrauschen!  ;)

Nun bin ich kein EBV-Profi und kenne bislang nur Neat Image für diese Funktion, finde es aber - für mich - schon überzeugend. Ich wende es zumeist vor den weiteren Bearbeitungsschritten wie Kontrastvertärkung, Nachschärfen etc. an, um die "Rauschpartikel" nicht durch diese Schritte noch weiter zu "verstärken". Auch, wenn ich mal irgendwo gelesen habe, dass das Entrauschen eigentlich immer am Ende des ganzen Bearbeitungsprozesses stehen sollte.
Seit ich Neat Image habe, weiss ich nicht mehr, wie ich ohne zurechrt gekommen bin - ich möchte es jedenfalls nicht missen. Aber jeder hat ja eine eigene Art und Weise, Bilder zu Bearbeiten.

Wenn die Flatfieldkorrektur das Rauschen verstärkt, würde ich diesen Schritt nicht durchführen und den Schmodder lieber händisch entfernen.

Herzliche Grüße
Peter
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Stefan_O

Hm! "Subtrahiere ich aber, so kann es sich im Extremfall verdoppeln" => Du subrahierst ja beim Flatfield nicht, sondern dividierst. Dabei sollte dir das Rauschen erhalten bleiben, aber nicht verstärkt werden, solange dein Weissbild auch weiss ist, also etwas höher belichtet als dein Originalbild. Ziel ist ja eine Normierung mit allen Pixelwerten < 1. Oder liege ich da einem Denkfehler auf? Im Auflicht ist das Target tatsächlich fast (physikalisch) weiss, mag sein, dass es da Unterschiede zum Durchlicht gibt.

Datenfriedhof hin- oder her: zur Analyse waren die Rohdaten schon gut. Die Helfer könnten dann schauen, was für ein Ziel sie mit ihren Workflows erreichen. Gäbe schon einen besseren Lerneffekt für alle Seiten.

Gruss,
Stefan

Peter V.

#12
Lieber Peter,

Ein nachrträgliches Entrauschen führt auch bei Deinem Foto noch zur Verbesserung:



Ehrlich gesagt - nochmal entrauscht, finde ich das Foto tadellos. Du hast bei diesem Motiv m. E. wirklich lediglich noch ein Schichtdickenproblem, ansonsten wäre das Bild doch einwandfrei ( wenn alle Strukturen in einer Ebene lägen ).

Herzliche Grüße
Peter
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peter-h

Hallo Stefan,

Du hast absolut recht, es wird nicht subtrahiert, sondern dividiert. Zudem habe ich festgestellt, dass jedes Programm zur Flatkorrektur ein etwas anderes Ergebnis liefert. Sollte nicht sein, aber ist so. Ich arbeite aus alter Gewohnheit meist mit GIOTTO.

Gruß
Peter

Monsti

Hallo Peter,

auch mich hat die Nachbearbeitung Deines Fotos interessiert. Zu folgendem Ergebnis bin ich gekommen:



Das Foto wurde mit Photoshop Elements 5.0 bearbeitet. Ich benutzte ausschließlich den Weichzeichner im Editor, und zwar für die Randbereiche (z.B. Stiel) 100%, für die strukturierten Bereiche 25%.

Liebe Grüße
Angie