Liebe Freunde der Histologie,
die Vermehrung von kollagenem Bindegewebe in einem Organ wird Fibrose genannt. Es gibt verschiedene Erkrankungen, die zu einer Bindegewebsvermehrung der Leber führen können, deren Endstadium man als Leberzirrhose bezeichnet. Neben Stoffwechselerkrankungen wie der Haemochromatose, die wir bereits kennengelernt haben, können z.B. auch Vergiftungen, eine schwere Herzerkrankung oder eine Virushepatitis zu einer Leberzirrhose führen. In Deutschland ist die Leberzirrhose zumeist Folge übermäßigen Alkoholkonsums und geht meist mit einer enormen Vermehrung von Fett in der Leber einher, das als Abbauprodukt des Alkohols deponiert wird und ein typisches Element der sog. ethyltoxischen Fettzirhose darstellt.
Die Leberzirrhose ist dadurch gekennzeichent, dass die ursprüngliche gleichmäßige Architektur der Leber mt Gliederung in Läppchen und Periportalfelder aufgehoben ist und durch eine vollständig andere Struktur ersetzt wird; neben unterschiedlich beiten Bindegewebssepten bilden sich sog. Regeneratknoten aus, die makroskopisch gelblich-orange imponieren, wodurch die Zirrhose ihren Namen bekommen hat (griechisch: gelb-orange). Im Vorfeld kommt es zum Untergang von Lebergewebe, in dessen Rahmen sich zunächst die einzelnen Läppchen umentwickeln, wobei sich zunehmend Bindegewebsbrücken ausbilden, in deren Verlauf sich z.T. die Zentralvenen am Rand und die Peiportalfelder im Zentrum der neunen Läppchen befinden. Im weiteren Verlauf wird die Architektur der Leber völlig zerstört und es bilden sich Knoten unterschiedlicher Größe aus.
Die Leberzirrhose hat wiederum Auswirkungen auf andere Organe. So kommt es vor der durch die Fibrose schlechter durchbluteten Leber zu einer Stauung der Blutes in der vom Darm kommenden Pfortader, wodurch sich das Blut einerseits in die Milz staut, die hierdurch riesig vergrößert sein kann (sog. portale Stauungsmilz), andererseits Umgehungskreisläufe der Leber stark beansprucht werden, wodurch sich die entsprechenden Gefäße stark erweitern und im Extremfall platzen können. Dies betrifft von allem die Venen an der Speiseröhre, die sich in Krampfadern umwandeln (Ösophagusvarizen) und mit lebensgefährlicher Blutung reißen können. Danebe entwickeln sich stark gewundene Krampfadern der oberflächlichen Venen des Bauches (Caput medusae) oder kräftige Hämorrhoiden.
Bild 1 zeigt eine Leberzirrhose makroksopisch: Man erkennt die typischen Regeneratknoten mit ihrer gelblich-oangen Farbe, die vom eingelagerten Fett herrührt, und die bindegewebigen Septen. Auch die Oberfläche der Leber ist höckering aufgeworfen. Dies verwundert nicht, wenn man die Pathophysiologie bedenkt: Die Leberzellen reagieren sowohl auf die voausgegangene Entzündung als auch auf die Fibrose, wodurch sie sich vergrößern und innerhalb ihrer bindegewebigen Einscheidund soweit wie möglich regenerieren, wodurch die Zellverbände der Form einer Kugel zustreben. Dies kann man recht gut erkennen.

Bild 2 zeigt einen histologischen Schnitt durch eine gesunde menschliche Leber. Man erkennt auf der rechten Seite sowie oben jeweils ein Periportalfeld mit einem kleinen Endast der Pfortader, der nährstoffreiches Blut vom Darm in die Leber transportiert, einem Ast der Leberarterie, der die Leber mit Sauertoff versorgt, und kleinen Gallengängen, die die in der Leber gebildete Galle aufnehmen. Von hier aus gelangt das Blut zwischen den Leberbälkchen hindurch, wo es entgiftet wird, und gelangt danach in die Zentralvene, die man links unten erkennen kann. Von dieser Vene aus fließt das Blut dann in die untere Hohlvene und dann zum Herzen. Die Leber wirkt quasi wie die BASF des Körpers. Sie hat allerdings noch zahlreiche weitere Aufgaben, die für uns lebenswichtig sind.

Zeiss Plan Neofluar 10x, HE
Bild 3 zeigt in Vergleich einen histologischen Schnitt durch eine zirrhotische Leber. Man erkennt einerseits die Bindegewebssepten, in denen man zudem neben etlichen Lymphozyten als Zellen der chronischen Entzündung auch kleine gutartige Gallengangsproliferate erkennen kann. Daneben sieht man knotiges Leberparenchym mit zahlreichen großen "Löchern". Dies sind Fettvakuolen in den Leberzellen, die nach der normalen histologischen Aufarbeitung leer erscheinen, da sich das Fett im Zuge der Einbettung herausgelöst hat.

Zeiss Plan Neofluar 2,5x, HE
Bild 4 zeigt ebenfalls eine Leberzirrhose, hier wurde mit der Masson-Goldner-Färbung das Kollagengewebe grün dargestellt, sodass die Septen und Knoten besonders gut erkennbar sind.

Zeiss Plan Neofluar 2,5x, Masson-Goldner
Dies ist nur eine recht grobe Darstellung der Leberzirrhose, die verschiedenen Gesichter haben kann und diagnostisch, zumal am Biopsat, gelegentlich eine Herausforderung ist.
Herzliche Grüße,
Florian